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Heliosphere 2265 - Der komplette Fraktal-Zyklus. Andreas SuchanekЧитать онлайн книгу.

Heliosphere 2265 - Der komplette Fraktal-Zyklus - Andreas Suchanek


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sich abschätzig. »Da spielt Ihr neues System wohl ein wenig verrückt. Sollten Asteroiden und Weltraummüll nicht gefiltert werden?«

      »In der Tat, Sir.« Tess nickte. »Doch die Automatik erwartet eine manuelle Bestätigung, was sehr ungewöhnlich ist. Irgendetwas an der Zusammensetzung des georteten Objektes scheint von der Norm abzuweichen; vermutlich eine Komponente der Materialzusammensetzung. Aber ohne detailliertere Analyse kann ich diese nicht benennen.«

      Harris winkte ab. »Glauben Sie mir, Lieutenant, eine derartige Fehleinschätzung kam auch ab und an mit dem alten System vor. Ich verbuche das unter Kinderkrankheit. Die ÜL-Plattformen hätten uns jedwede Annäherung eines Raumschiffes mitgeteilt.«

      »Falls ein solches Schiff sich nicht auf Schleichfahrt befindet und daher alle nicht lebenswichtigen Systeme abgeschaltet hat.«

      Der Commodore lachte auf. »Ein derartiger Anflug würde Monate dauern.« Er winkte ab. »Das halte ich für ausgeschlossen. Und selbst wenn es anders sein sollte: Wir besitzen eines der besten Verteidigungssysteme der Flotte.«

      »Aber Sir …«

      »Sie scheinen uns wirklich nicht viel zuzutrauen«, fuhr ihr Harris in die Parade. »Ich denke, Ihre Arbeit hier ist sowieso beendet. Alles Weitere kann Lieutenant Hatzenberg übernehmen. Die Ortungsstation mag mit Ihrem neuen System auf dem Interlink-Kreuzer nicht mithalten können, doch ich versichere Ihnen, wir verstehen unser Handwerk.«

      »Sir, ich wollte nicht …«

      »Ich habe verstanden, Lieutenant!« Die übrigen Offiziere waren mit einem Mal eifrig mit ihren Konsolen beschäftigt und niemand sagte ein Wort. Harris wandte sich an Zev. »Geleiten Sie die Lieutenant bitte von der Station, Commander.«

      »Mit Vergnügen, Sir.« Zev grinste hämisch, was er über die Jahre einstudiert und perfektioniert hatte.

      Erneut wünschte sich Tess, dass sie nicht auf dieses leidige Schauspiel angewiesen wären. Wie sehr hätte sie Zevs Fürsprache jetzt benötigt. Sie erhob sich, verabschiedete sich mit einem abgehackten Nicken und verließ die Konsole.

      *

      »Er macht einen Fehler.«

      Zev keuchte auf und sah sich hektisch um. »Willst du uns auffliegen lassen?!«

      Tess ignorierte die Panik in seiner Stimme und fuhr fort: »Dieses Signal, ich habe es schon einmal empfangen: auf dem Weg hierher. Unser System hat es aus irgendeinem Grund automatisch im Filter verschwinden lassen, hier ist das jedoch anders. Ich glaube, es ist ein Raumschiff.«

      »Warum sollte ein Raumer sich auf Schleichfahrt ins Systeminnere befinden?«

      »Verdammt, Zev!« Sie versuchte sich zu beruhigen und sprach leise weiter. »Wir besitzen das zweite Fraktal, haben es gerade an einen rentalianischen Raumer übergeben. Vielleicht haben die es darauf abgesehen.«

      Er schüttelte den Kopf. »Eine derartige Schleichfahrt dauert Monate. Zu diesem Zeitpunkt wusste noch niemand, dass ihr hierher kommen würdet, oder irre ich mich?

      Siehst du. Es kann nichts mit dem Artefakt zu tun haben!«

      »Dann ist es ein vorbereiteter Angriff der Parliden oder einer anderen Macht – Herrgott, ich habe keine Ahnung. Aber meine Instinkte sagen mir, dass etwas auf uns zukommt. Und gerade du solltest wissen, dass ich damit meist richtig liege.«

      Zev atmete schwer aus. »Okay, was willst du tun? Ich glaube kaum, dass Harris dich noch einmal auf die Kommandobrücke lässt. Du hast die Station beleidigt, das ist für ihn ein Sakrileg.«

      »Schalte mir eine Konsole frei.«

      Zev fragte nicht weiter nach, trat an die Wand und loggte sich über seinen Kommandoaccount ins System ein.

      Tess betätigte einige Icons, worauf das Gesicht einer jungen Frau mit braunen Locken erschien, die mit großen Augen in das Aufnahmefeld starrte. »Was kann ich für Sie tun, Commander? Oh, Tess! Wie kommst du an die Signatur vom I.O. der Station?«

      »Hi, Sarah. Ich habe eine wichtige Nachricht für Captain Cross.« Sie berichtete ihr in Stichworten von der Sensorauswertung und ihrer Vermutung, inklusive ihres Rauswurfs von der Kommandobrücke der NOVA-Station.

      »Der Captain ist gerade in der Sporthalle, Commander Ishida im Sicherheitsbüro. Akoskin ist der diensthabende Offizier. Soll ich ihm deine Vermutung weiterleiten?«

      »Nein. Der Einzige, der sich mit Harris anlegen kann, ist Cross. Und davor brauchen wir Beweise. Ich überspiele dir die Sensor-Logs der Station. Suche bitte die heraus, die ich auf dem Weg zur NOVA gemacht habe. Sobald du sie überprüft hast, geh zum Captain, leg ihm beides vor und berichte ihm, was ich herausgefunden habe.«

      »In Ordnung«, sagte Sarah zögerlich. »Aber warum machst du das nicht selbst?«

      »Ich habe hier nur eingeschränkten Zugang zum System. Aber der L.I. der Station hat trotz seiner Sturheit begriffen, dass etwas an meiner Vermutung dran sein könnte. Ich analysiere im Maschinenraum den Algorithmus. Aus irgendeinem Grund hat der die Signatur anders eingeschätzt als unser System. Ich muss herausfinden, woran das liegt.«

      »Okay. Ich gebe dir Bescheid, sobald ich mit dem Captain gesprochen habe.«

      »Danke, Sarah.«

      »Kein Ding. Wozu sind Freunde da?« Sie lächelte und beendete die Verbindung.

      »Ich hoffe, du weißt, was du tust. Wenn du Schwierigkeiten bekommst, wird auch deine Freundin mit drinhängen«, sagte Zev. »Harris ist ein Commodore. Der kann deinem Captain die Hölle heiß machen. Lieutenant McCall wirkt auf mich nicht so, als würde sie es gut wegstecken, wenn ihr kommandierender Offizier sie daraufhin zusammenfaltet.«

      »Sarah passiert nichts«, erwiderte Tess überzeugt. »Sie hat da so eine Art, mit ihren großen Augen zu kommandierenden Offizieren aufzusehen, die sie wie ein Schild vor sich herträgt. Glaub mir, die weckt noch jeden Beschützerinstinkt. Hat uns auf der Akademie oft geholfen, wenn wir in Schwierigkeiten gerieten.« Auf Zevs fragenden Blick fügte sie hinzu: »Wir waren im gleichen Jahrgang.«

      »Weiß Sie …«

      »Natürlich nicht!«

      »Gut, ich gehe zurück zur Kommandobrücke. Verschwinde du in den Maschinenraum, aber mach um Gottes willen keinen Ärger! Ich sorge dafür, dass der L.I. dir ein Gast-Account freischaltet. Beschränke dich aber aufs Recherchieren. Harris sollte nicht erfahren, dass ich dich frei auf der Station herumlaufen lasse. Wenn er sich wieder etwas abgekühlt hat, bist du als Besucherin, die ihre Freizeit hier verbringt, wieder willkommen. Er wird schnell sauer, aber das verraucht auch ebenso schnell wieder.« Mit diesen Worten wandte er sich um und kehrte zurück zur Kommandobrücke.

      Tess sah ihm nach, bis er um die Gangbiegung verschwunden war. Sie hatte ein ganz mieses Gefühl.

      *

      Jayden erhöhte den Widerstandswert mit seinem mobilen Controller, worauf die Schwerkraft im Bereich des Laufbands auf 1,5 G angehoben wurde. Noch 15 Minuten und er hatte sein heutiges Pensum erfüllt. Dann konnte er der nächsten medizinischen Bewertung durch Doktor Petrova – die in einer Woche anstand – lächelnd entgegenblicken.

      Die weitläufige Halle war übersät von Offizieren, die auf Laufbändern unterwegs waren, Elektrosuits zum gezielten Muskelaufbau trugen oder in Zweiergruppen ihre Nahkampftechniken verbesserten.

      Jemand direkt neben ihm hustete vernehmlich. »Sir?«

      Erst jetzt bemerkte Jayden Sarah McCall, die ein mobiles Pad fest umklammert hielt. »Lieutenant.« Er lächelte ihr zu. »Was gibt es? Sollten Sie nicht auf der Kommandobrücke sein, die Übergabe abschließen und sich ins nächste Shuttle Richtung Pearl setzen?«

      Auf den Wangen der Kommunikationsoffizierin bildete sich ein zarter Rotton.


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