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Der kleine Fürst Staffel 13 – Adelsroman. Viola MaybachЧитать онлайн книгу.

Der kleine Fürst Staffel 13 – Adelsroman - Viola Maybach


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zwar streng, aber immer fair. Schludriges Arbeiten freilich ließ er niemandem durchgehen. Es hatte schon Pferdepfleger gegeben, die Schloss Sternberg nach weniger als einer Woche wieder hatten verlassen müssen, weil er mit ihnen nicht zufrieden gewesen war.

      »Aber?«, fragte die Baronin.

      »Florian selbst hat mir erzählt, dass er verliebt ist und dass es da noch etwas zu klären gibt. Ich nehme an, wenn die Sache gut ausgegangen wäre für ihn, hätte er uns abgesagt.«

      »Du meinst also, er kommt hierher und ist unglücklich?«

      »Ich fürchte, so ist es, Sofia, und das ist natürlich für die Arbeit nicht unbedingt gut.«

      »Vielleicht erkennt er aber auch, wenn er bei uns ist, dass die Frau nicht die Richtige für ihn ist und dass ihm nichts Besseres hätte passieren können als hier zu arbeiten.« Die Baronin unterbrach sich. »Hat er gesagt, um wen es sich handelt?«

      »Nein, er hat überhaupt nur vage Andeutungen gemacht. Es ist wohl so, dass er mit der betreffenden Frau gut befreundet ist, sich aber irgendwann in sie verliebt hat. Das wollte er ihr sagen, nehme ich an.«

      »Verstehe«, murmelte die Baronin. »Und das hat nicht zum gewünschten Ergebnis geführt, denkst du.«

      Der Baron nickte. »Pferde sind bekanntlich empfindsame Geschöpfe. Sie haben es auch lieber mit ausgeglichenen Menschen zu tun, genau wie wir.«

      »Vielleicht irrst du dich, Fritz. Du weißt doch gar nichts Genaues, das sind ja alles nur Vermutungen. Wir sollten uns freuen, dass Florian das Angebot angenommen hat und abwarten, was passiert, wenn er hier ist. Ich halte es für möglich, dass du eine Überraschung erlebst.«

      Der Baron nahm seine Frau in die Arme. »Nichts wünsche ich mir mehr, als dass du Recht behältst, Sofia.«

      *

      »Ich dachte, du hättest dich für Philipp entschieden?«, fragte Annina. »Aber das war doch eben ein Kuss, den ich da gesehen habe, oder? Robert hat dich geküsst.«

      Gabriela nickte unglücklich. »Du denkst auch, dass mit mir etwas nicht stimmt, oder? Ehrlich, Annina, ich war fast sicher, dass Philipp der Richtige ist, und das wollte ich Robert heute auch sagen, aber dann war er so aufmerksam und liebenswürdig und charmant, und er hat mich zum Lachen gebracht und …«

      »Dir ist nicht zu helfen«, stellte Annina fest. »Vielleicht solltest du dich für eine Weile mal mit keinem von beiden verabreden. Unter Umständen würde das ja Klarheit in deine Gefühlswelt bringen.«

      »Glaubst du?« Sie waren auf der Geburtstagsfeier einer gemeinsamen Freundin. Philipp hatte verwandtschaftliche Verpflichtungen gehabt, so war Gabriela mit Robert erschienen. Jetzt hatte sie sich mit ihrer Freundin in eine Ecke der Wohnung zurückgezogen, wo sie ungestört miteinander reden konnten.

      »Ich denke schon, das ist doch kein Dauerzustand so, Gaby.«

      Gabriela nickte. »Und zu allem Überfluss ist Flo auch noch so merkwürdig. Er hat kaum noch Zeit, es ist richtig mühselig geworden, sich mit ihm zu verabreden.«

      »Vielleicht hat er sich auch verliebt«, vermutete Annina.

      »Flo?« Gabriela zog die Stirn kraus. »Das hätte er mir ja wohl erzählt, oder? Er ist mein bester Freund.«

      »Bist du auch seine beste Freundin?«

      »Was meinst du denn damit?«

      »Na ja, ich schätze mal, dass ihr meistens über deine Probleme redet. Wenn es nicht so ist, erzähl mir doch mal, was ihn gerade so beschäftigt.«

      Gabriela wurde unsicher. »Ich …, also, genau weiß ich das tatsächlich nicht, er redet ja in letzter Zeit nicht mehr so viel …«

      »Hör mir mal zu, Gaby. Ich bin deine beste Freundin, aber ich muss dir ehrlich sagen, mich nervt es allmählich auch, dass wir ständig nur über deine Schwierigkeiten reden müssen, dich zwischen zwei Männern zu entscheiden. Ab und zu könntest du dich auch mal wieder für andere interessieren, so wie früher. Denk mal drüber nach, okay?«

      Mit diesen Worten ließ Annina ihre Freundin stehen und mischte sich unter die übrigen Partygäste.

      Gabriela kämpfte mit den Tränen. So wurde sie also gesehen? Als Egoistin, die sich nicht dafür interessierte, wie es in ihren Mitmenschen aussah, die ihre Freunde in gewisser Weise im Stich ließ? Das waren schwere Anschuldigungen, und am schlimmsten daran fand sie, dass sie nicht ganz unberechtigt waren.

      Sie tupfte sich hastig die Augen trocken, dann suchte sie das Badezimmer auf, wo sie ihren Tränen freien Lauf ließ. Mehrfach wurde die Türklinke heruntergedrückt, doch sie öffnete erst, als sie sicher sein konnte, dass man ihr die Tränen, die sie vergossen hatte, nicht mehr ansah.

      Eine halbe Stunde später verabschiedete sie sich unter einem Vorwand von der Gastgeberin, ohne Annina zu verständigen. Sie musste jetzt erst einmal allein sein und gründlich nachdenken. Denn wenn Annina so über sie dachte, taten andere es vielleicht auch. Florian zum Beispiel.

      Ohne nachzudenken schlug sie den Weg zu seiner Wohnung ein. Er war ihr bester Freund, er hatte sie noch nie angelogen. Sollte er sich von ihr vernachlässigt fühlen, würde er ihr das auch sagen, wenn sie ihn danach fragte.

      Sie klingelte bei Florian und erschrak beinahe, als sie sah, dass sie ihn offenbar aus dem Bett geholt hatte. »Was ist denn?«, fragte er verschlafen.

      »Ist es schon so spät? Tut mir leid, Flo, ich …«

      Er bat sie nicht in die Wohnung, wie er das normalerweise getan hätte, er stand einfach nur da und wartete auf ihre Erklärung, warum sie ihn nachts um zwei aus dem Bett geholt hatte. Das brachte sie aus dem Konzept, plötzlich fehlten ihr die Worte.

      »Was ist mit dir?«, fragte sie schließlich. »Du bist so verändert in letzter Zeit.«

      »Und diese Frage musst du mir mitten in der Nacht stellen? Hör mal, Gaby, ich bin müde, ich hatte eine anstrengende Woche, ich würde jetzt gern weiterschlafen. Wenn also nichts Dringendes ist …«

      »Kann ich kurz mit reinkommen? Bitte, Flo, ich …« Da waren die dummen Tränen schon wieder, die ihr jetzt gar nicht passten. Sie hatte schon öfter vor Florian geweint, aber in dieser Situation wäre sie lieber ruhig und souverän geblieben.

      Noch immer rührte er sich nicht. War das wirklich noch ihr Freund Florian, der immer für sie da war, zu jeder Tages- und Nachtzeit? Der frühere Florian hätte sie längst in die Wohnung gebeten, sie gefragt, warum sie so durcheinander war, sie getröstet, ihr etwas zu trinken angeboten …

      »Was willst du, Gaby?«, fragte er ruhig. »Hast du nicht gehört, was ich gesagt habe? Ich bin müde und würde gern weiterschlafen.«

      »Annina hat gesagt, dass ich mich verändert habe, dass ich immer nur von meinen Problemen rede, mich aber für die meiner Freunde gar nicht mehr interessiere«, stieß Gabriela hervor. »Siehst du das auch so, Flo? Ich …«

      »Du stellst mir diese Frage nachts um zwei«, erwiderte er. »Dir ist klar, dass du mich geweckt hast, ich habe dir jetzt schon mehrmals gesagt, dass ich müde bin und gern weiterschlafen möchte – aber du beharrst darauf, dass du mit mir reden willst. Was also soll ich dir auf deine Frage antworten? Ja, Gaby, ich sehe es genauso wie Annina! Hast du noch andere dringende Fragen, die sofort geklärt werden müssen?«

      Sie sah ihn an wie einen Fremden. Nie zuvor hatte er so mit ihr gesprochen. Nicht einmal das vertraute Gesicht ihres Freundes fand sie wieder. Die blauen Augen, die sonst immer mit freundlichem Lächeln auf ihr geruht hatten, blickten abweisend, die Wangenknochen traten deutlich hervor, Florians Mund war nicht mehr als ein schmaler Strich. Seine ganze Haltung drückte Abwehr aus.

      »Sind wir keine Freunde mehr?«, fragte sie mit dünner Stimme.

      »Freunde müssen sich ab und zu auch mal unangenehme Wahrheiten sagen, Gaby. Das hat Annina getan, und ich tue es jetzt auch: Freundschaften sind nichts Einseitiges, verstehst du? Was weißt du von Anninas derzeitigen Problemen? Oder von meinen?«


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