Der kleine Fürst Staffel 13 – Adelsroman. Viola MaybachЧитать онлайн книгу.
mehr lange, bis wir uns wiedersehen.«
»Nicht mehr lange, sagst du? Du willst doch noch eine ganze Woche wegbleiben.«
»Was ist schon eine Woche im Vergleich zu der Zeit, die vor uns liegt?«
»Du bist ein verrücktes Huhn. Und in Zukunft könntest du ruhig etwas weniger strahlen, wenn du einen anderen Mann anlächelst.«
»Ich werde darüber nachdenken«, versprach sie.
Als sie sich voneinander verabschiedet hatten, ging sie zum Fenster und sah hinaus in den vom Mond beschienenen Schlosspark. Eine schmale Gestalt kehrte gerade zum Schloss zurück, begleitet von einem Hund. Christian und Togo waren also so spät noch auf dem Hügel gewesen.
Und René hatte seine Eifersucht zugegeben …
*
»Aber wieso?«, fragte Philipp mit blassem Gesicht. »Und warum ausgerechnet jetzt?«
»Ich habe mich geirrt«, erwiderte Gabriela. »Es tut mir echt leid, Philipp, aber mir ist in letzter Zeit einiges klar geworden. Jedenfalls liebe ich dich nicht. Und Robert auch nicht.«
»Hast du schon mit ihm gesprochen?«
»Ja, wir waren gestern verabredet, da habe ich es ihm gesagt.«
Philipp zwang sich zu einem Lächeln. »Es klingt vielleicht komisch, aber es ist leichter zu ertragen, wenn du uns beiden den Laufpass gibst. Übrigens haben wir uns so etwas schon gedacht, du bist seit einiger Zeit ganz verändert.«
»Ja, ich weiß, das hat Robert auch gesagt.« Auch sie bemühte sich jetzt um ein Lächeln, das ihr freilich misslang. »Vielleicht bin ich endlich erwachsen geworden.«
»Erwachsen«, wiederholte Philipp. »Das klingt irgendwie so ernst. So, als wäre der Spaß jetzt vorbei. Und wir hatten doch eine Menge Spaß miteinander, oder?«
»Doch, ja, den hatten wir«, stimmte sie ihm zu.
»Und was nun?«, fragte er hilflos. »Sehen wir uns jetzt überhaupt nicht mehr oder wie hast du dir das vorgestellt? Ich meine, wir sind so lange zusammen ausgegangen, dass ich mir gar nicht vorstellen kann, dich von jetzt an nicht mehr zu sehen.«
»Es wird aber wohl so sein«, stellte sie fest, ohne näher zu erklären, was sie damit meinte.
Vorsichtig umarmte er sie. »Du wirst mir fehlen, Gaby. Bist du wirklich ganz sicher? Ich meine, wir sind doch ein super Team, und …«
Sie legte ihm eine Hand auf den Mund. »Nicht, bitte. Mach es mir nicht noch schwerer. Ich habe sowieso schon so viel falsch gemacht, aber diese Trennung ist richtig, das weiß ich ganz genau. Also lassen wir es doch dabei, ja?«
»Wenn du meinst«, murmelte er.
Sie küsste ihn zum Abschied auf beide Wangen, dann ging sie. Er sah ihr traurig nach. Wenn Gabriela erwachsen wurde, mussten sie es wohl auch werden, Robert und er. Irgendwie behagte ihm dieser Gedanke nicht. Lieber hätte er Robert noch länger als Rivalen akzeptiert, als plötzlich ganz allein dazustehen – ohne die Frau, in die er verliebt war und ohne den Mann, der ihm diese Frau streitig machte.
Er würde sein ganzes Leben neu ordnen müssen, und er ahnte bereits, dass das eine mühselige Angelegenheit werden konnte.
*
»Astreine Fotos«, sagte Anna, als sie ihrer Mutter über die Schulter sah. »Wenn ich in Flo oder in Annabelle verliebt wäre, würden mich solche Bilder total eifersüchtig machen. Sie sehen aus wie ein Liebespaar, oder?«
Sofia sah ihre Tochter fragend an. »Was willst du mir damit sagen, Anna?«
»Du hast ja gesagt, wir sollen uns da raushalten, Mama, aber Flo ist wirklich sehr unglücklich, das hast du doch auch schon gemerkt, oder?«
»Ja, allerdings«, gab die Baronin zu.
»Und du hast gesagt, dass Gabriela von Szanten nett ist, auch wenn sie sich Flo gegenüber egoistisch verhalten hat. Also könnte man die Fotos vielleicht benutzen, um zu sehen, ob sie sich nicht vielleicht doch etwas aus Florian macht.«
Nach diesen Worten war es einen Moment lang still. »Bevor du weitersprichst«, sagte die Baronin dann, »möchte ich dir etwas mitteilen. Gabriela wird uns besuchen.«
Anna sah ihre Mutter fassungslos an. »Sie kommt hierher?«
»Ja. Wir planen eine weitere Wohltätigkeitsveranstaltung, bei der sie mithelfen möchte, und sie hat hier in der Gegend sowieso etwas zu erledigen. Ich habe sie also eingeladen zu uns, und wenn es etwas gibt, das sie und Florian zu klären haben, dann können sie das ja bei der Gelegenheit tun.«
»Das ist ja ein Ding!« Anna war überwältigt.
Sofia lächelte ihrer Tochter zu. »Du siehst, zur Abwechslung habe ich einmal eure Rolle übernommen und mich eingemischt, obwohl ich nicht sicher bin, ob das Ergebnis gut sein wird für uns. Denn, wie neulich schon gesagt: Wir brauchen Florian hier. Und sollte sich das Blatt für ihn wenden, wird er nicht länger bleiben wollen, fürchte ich.«
»Kann ich mit Chris und vielleicht auch mit Konny und Annabelle darüber reden?«, stieß Anna hervor.
»Deshalb habe ich es dir erzählt«, erklärte die Baronin lächelnd.
Schneller hatte man Anna lange nicht das Schloss verlassen sehen. Sie wusste, dass Christian mit Togo unterwegs war. Florian arbeitete auf der Übungsbahn, Annabelle und Konrad waren gemeinsam ausgeritten.
Zuerst machte sie sich auf die Suche nach Christian, von dessen Reaktion auf ihre sensationelle Neuigkeit sie jedoch enttäuscht war. »Das ist gut, dann lernen wir sie auch kennen«, war alles, was er dazu sagte.
»Darum geht es doch überhaupt nicht, Chris!«, rief Anna. »Ich habe mir überlegt, dass sie bestimmt nicht wegen der Wohltätigkeitsveranstaltung kommt, sondern einzig und allein wegen Flo. Sie hat die Fotos gesehen und ist eifersüchtig, weil sie nämlich endlich erkannt hat, dass sie ihn liebt.«
Christian blieb stehen. Togo nutzte die Gelegenheit, sich eilig wieder aus dem Staub zu machen und interessanten Spuren nachzujagen. »Das ist reine Theorie, Anna. Sie kann ganz falsch sein.«
»Ja, aber sie kann auch richtig sein! Und wenn sie richtig ist, dann müssen wir sie noch ein bisschen eifersüchtiger machen, damit alles ganz deutlich herauskommt.«
»Und wie stellst du dir das vor?«
»Annabelle und Flo müssen so tun, als wären sie wirklich gerade dabei, sich ineinander zu verlieben.« Annas Stimme klang ungeduldig, weil Christian so lange brauchte, bis er verstand, was sie sagen wollte.
»Aber wozu? Entweder ist sie schon eifersüchtig – oder deine Theorie ist falsch, dann nützt ein bisschen Theaterspiel auch nichts.«
»Meine Theorie ist nicht falsch!« Anna sah ihren Cousin mürrisch an. »Sie kommt garantiert nur her, um zu sehen, ob an dem, was auf den Fotos zu sehen ist, etwas dran ist. Und wenn sie die beiden dann in trautem Einverständnis sieht, kommt viel schneller heraus, was sie fühlt. Wir müssen sie aus der Reserve locken.«
»Das kann schief gehen, Anna«, warnte Christian. »Außerdem glaube ich nicht, dass Flo mitspielt. Guck ihn dir doch an, wenn er nicht arbeitet. Er ist traurig und mit den Gedanken ganz woanders. Wenn man in einer solchen Stimmung ist, spielt man keine Komödie.«
»Annabelle wird ihn schon überreden«, sagte Anna hitzig. »Ich habe nämlich Recht!«
Er betrachtete sie, wie sie mit zornigem Blick und rotem Kopf vor ihm stand, und wieder einmal siegte die Liebe zu seiner Cousine über all seine Bedenken. Es war ihm schon immer schwergefallen, Anna einen Wunsch abzuschlagen. Außerdem musste er zugeben, dass sie mit ihren Vermutungen tatsächlich sehr oft richtig lag. Und hatten sie nicht schon etlichen Liebespaaren geholfen, denen Missverständnisse oder widrige Umstände den Weg zueinander schwer gemacht hatten?
»Es kann sein, dass du Recht hast, aber vielleicht irrst du dich auch«, sagte er ruhig. »Aber ich helfe dir trotzdem,