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Sophienlust Staffel 15 – Familienroman. Elisabeth SwobodaЧитать онлайн книгу.

Sophienlust Staffel 15 – Familienroman - Elisabeth Swoboda


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Verzweiflung in seiner Stimme. »Es ist dein Unternehmen. Ich will nichts damit zu schaffen haben. Klar?«

      Er nickte. Gedemütigt und deprimiert. Nach ein paar Minuten stand er auf und ging aus dem Zimmer, weil er einfach nicht mehr zusehen konnte, wie unbekümmert sie vor dem Spiegel hin und her tanzte.

      »Wann bringst du Ulrike in das Kinderheim?«, rief sie ihm nach.

      »Morgen.« Ihre Antwort hörte er nicht mehr, weil er die Tür hinter sich zuschlug.

      Seit zwei Jahren hatten sie getrennte Schlafzimmer. In dieser Nacht war Daniel zum ersten Mal froh darüber. Keine Minute länger hätte er seine Frau ertragen. Ist es ihr denn wirklich völlig gleichgültig, was aus unserer Firma wird?, fragte er sich. Was aus unserem Kind wird? Und was aus unserer Ehe wird? Als er Carsta geheiratet hatte, war sie eine unbekannte kleine Schauspielerin gewesen. Sie hatte damals kaum etwas verdient. Er aber hatte gerade die Fabrik und die Villa in München geerbt gehabt und war stolz gewesen, seiner schönen jungen Frau all diesen Luxus bieten zu können. Vielleicht hätte ich sie gar nicht heiraten sollen, dachte er. Doch gleich darauf erschrak er über diesen Gedanken. Schließlich liebte er Carsta. Trotz all ihrer Launen. Nur dieser Egoismus machte ihn nachdenklich. So war sie doch früher nicht, überlegte er.

      Erschrocken zuckte er zusammen, als das Telefon läutete. Er hob ab, denn er erwartete trotz der späten Stunde noch einen Anruf seines kaufmännischen Direktors.

      »Ohne fremdes Kapital kommen wir aus den roten Zahlen nicht heraus«, hörte er den Mann sagen. Genau das hatte er befürchtet.

      »Auch nicht durch plötzlichen Auftragseingang?«, fragte er.

      »Auch dann nicht. Ich habe zusammen mit einem Wirtschaftsberater unsere Lage sehr genau überprüft, wie Sie es angeordnet haben, Herr Fernau.«

      Daniel bedankte sich und legte auf. Jetzt kann mich nur noch ein Wunder retten, dachte er.

      Inzwischen hatte Carsta ihren Auftritt vor dem Spiegel beendet und war ebenfalls in ihr Schlafzimmer gegangen. Hier öffnete sie den fünf Meter langen Kleiderschrank. Ihr Schlafzimmer war so groß wie bei anderen Leuten eine große Wohnung. Ich muss mit einer guten Garderobe in Rom auftauchen, dachte sie und nahm einige Kleider aus dem Schrank. Sie betrachtete sie und hängte sie schließlich kopfschüttelnd wieder in den Schrank zurück. Alles ungeeignet, dachte sie. Ich brauche etwas Neues. Schick und raffiniert muss es sein. Es muss auch meine Figur betonen, darf mich aber nicht billig machen. Gleich morgen hebe ich fünftausend Euro von meinem Konto ab und gehe einkaufen, beschloss sie. Gut, dass Daniel Ulrike schon morgen ins Heim bringen will.

      Bevor Carsta sich schlafen legte, machte sie ausgiebig Toilette. Mein Gesicht ist schließlich mein wichtigstes Kapital, sagte sie sich. Gut, dass meine Haut nicht zur Faltenbildung neigt.

      *

      Carsta saß bereits beim Frühstück, als die betagte Haushälterin Ulrike hereinbrachte. Die Kleine schnüffelte und richtete ihre großen blauen Augen flehend auf die Mutter. »Muss ich wirklich weg?«

      Carsta schaute ungeduldig auf die Uhr. Ich hätte das Haus schon früher verlassen sollen, dachte sie. Jetzt wird es eine Weile dauern, bis ich das Kind beruhigt habe. »Komm einmal her«, sagte sie.

      Hoffnungsvoll lief Ulrike um den Tisch herum.

      »Jetzt putz dir erst einmal die Nase. Wie siehst du denn aus?«

      Folgsam trompetete Ulrike in ihr Taschentuch. »Lässt du mich hierbleiben, Mutti?«

      »Das geht nicht, Kind«, lautete die unwirsche Antwort.

      Ein neuerlicher Tränenstrom war die Folge.

      Da sprang Carsta auf. »Ich muss jetzt gehen. Vati wird mit dir früh­stücken und dich dann nach Sophienlust bringen. Dort gefällt es dir bestimmt.« Sie gab der Kleinen einen flüchtigen Kuss und rauschte aus dem Zimmer.

      Verloren stand Ulrike neben dem Frühstückstisch. Ihre Tränen flossen jetzt so stark, dass auch die Nase nicht untätig blieb. Sie schnüffelte und fuhr sich schließlich mit dem Ärmel übers Gesicht.

      Das sah die Haushälterin, die gerade mit Kakao und frischen Brötchen kam.

      Sie putzte Ulrike die Nase und setzte sie an den Tisch. Eine Schande ist es, wie diese Mutter ihr Kind behandelt, dachte sie dabei. »Weine nicht mehr, mein Kleines. Vielleicht gefällt es dir in diesem Kinderheim sogar besser als zu Hause.«

      Doch Ulrike schüttelte schnüffelnd den Kopf. Für sie war eine Welt zusammengebrochen.

      Eine halbe Stunde später war sie mit ihrem Vater unterwegs nach Sophienlust. Sie weinte jetzt nicht mehr, aber sie sprach auch nicht. Sie war in völlige Apathie versunken.

      Daniel Fernau war so sehr mit seinen eigenen Problemen beschäftigt, dass er gar nicht bemerkte, wie sehr seine Tochter litt. »Ich werde dich wieder nach Hause holen, sobald es geht«, versprach er ihr, als sie Sophienlust erreicht hatten.

      Ulrike machte sich ganz klein in dem großen Auto. Sie hatte Angst. Vor dem fremden Haus, vor den vielen fremden Kindern und auch vor dem großen Hund, der jetzt zum Auto kam.

      »Barri, komm zurück«, rief eines der Kinder. Es war Pünktchen. Sie hatte gesehen, dass das kleine Mädchen beim Aussteigen zusammengezuckt war. Barri hatte sie mit seiner weichen Schnauze angestupst. Die Kleine konnte ja nicht wissen, dass Barri gutmütig war und nur spielen wollte. Immerhin war er ein ausgewachsener Bernhardiner, vor dem ein kleines Mädchen schon Angst bekommen konnte.

      »Komm zurück, Barri«, befahl Pünktchen noch einmal. Da endlich gehorchte der Hund. Er hörte auf, das fremde kleine Mädchen zu beschnuppern, und lief zu Pünktchen zurück.

      Erleichtert ließ Ulrike die erhobenen Arme sinken und warf Pünktchen einen dankbaren Blick zu.

      Die arme Kleine hat ja entsetzliche Angst, dachte Pünktchen, als sie diesen gequälten Blick sah. Sie drückte Henrik das Hundehalsband in die Hand und kam zu Ulrike.

      »Ich heiße Pünktchen«, sagte sie und lächelte. »Du bist Ulrike, nicht wahr?«

      Ulrike nickte. »Woher weißt du das?«, fragte sie schüchtern.

      »Von unserer Heimleiterin. Wir nennen sie Tante Ma.« Pünktchen deutete auf Else Rennert.

      Aber auch die mütterliche Heimleiterin sah in Ulrikes Augen drohend und gefährlich aus. Ängstlich klammerte sich die Kleine an Pünktchens Hand. Das war im Moment ihr einziger Halt. Ihr Vati wollte sie ja allein lassen.

      Daniel Fernau hatte soeben Else Rennert und Denise von Schoenecker begrüßt. »Wir wissen schon Bescheid«, sagte Denise freundlich. »Eine Freundin Ihrer Frau hat uns gebeten, Ulrike für einige Zeit aufzunehmen.«

      Daniel nickte. »Ich möchte Ihnen gern erklären, aus welchen Gründen wir uns zu einem solchen Schritt entschlossen haben.«

      »Gern«, sagte Denise. »Wir gehen gleich anschließend ins Biedermeierzimmer. Aber jetzt möchte ich erst einmal Ihre kleine Ulrike begrüßen. Sie sieht sehr verschüchtert aus.«

      »Ulrike war schon immer ein sehr ängstliches und zurückhaltendes Kind«, sagte Daniel und winkte seiner Tochter. »Komm her, Ulrike.«

      Doch Ulrike ließ Pünktchens Hand nicht los. »Ich komme mit«, beruhigte Pünktchen die Kleine und ging mit ihr zu Denise von Schoenecker.

      Diese verstand die Not des Kindes und machte nicht viel Worte. Sie streichelte die blassen Kinderwangen und nahm dann Ulrike spontan auf den Arm.

      Das war etwas Neues für Ulrike. Ihre Mutter nahm sie schon lange nicht mehr auf den Arm. Nicht einmal auf den Schoß, weil sie immer befürchtete, ihre Kleider könnten zerdrückt werden. Und jetzt wurde sie hier von einer ganz wildfremden Frau gestreichelt und sogar auf den Arm genommen. Vielleicht waren die vielen fremden Menschen doch nicht so garstig, wie sie aussahen?

      »Ihr habt noch genügend Gelegenheit, Ulrike kennenzulernen«, sagte Denise zu den Kindern.

      Die verstanden, was damit gemeint war,


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