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nickte. »Mir auch. Sie hatte vor Angst ganz große kugelrunde Augen. Gut, dass sich Pünktchen gleich um sie gekümmert hat.«
»Bei so etwas ist Pünktchen ganz groß«, erklärte Nick. »Sie hat einfach einen sechsten Sinn dafür, dass jemand Hilfe braucht.«
In diesem Moment trat Pünktchen mit Ulrike aus dem Haus. »Ich gehe mit Ulrike zu den Ponys«, rief sie den Kindern zu.
»Wir kommen mit!« Henrik spurtete hinter den beiden her. Dabei dachte er: Das, was Pünktchen fertigbringt, das kann ich schon lange. Er lachte Ulrike offen an und nahm sie ebenfalls bei der Hand. »Jetzt passen wir auf, dass dir niemand etwas tut«, sagte er.
Ulrike lächelte schüchtern zurück. Sie fühlte sich schon ein bisschen sicherer. Auch freute sie sich auf die Ponys.
Auf dem Weg zur Ponywiese erzählte Pünktchen von den Tieren in Sophienlust. »Der große Bernhardiner, der dich begrüßt hat, heißt Barri. Er ist sehr lieb und anhänglich und gutmütig.«
»Und gar nicht böse«, ergänzte Henrik schnell, denn er wollte auch etwas sagen. »Außerdem haben wir noch einen Papagei, der richtig sprechen kann.«
Ulrike schaute ihn ungläubig an.
»Wirklich«, versicherte Henrik ihr. Er war nun ganz in seinem Element. Bis zur Weide redete er ununterbrochen und nahm Ulrike damit die erste Scheu. Sie brauchte nichts anderes zu tun, als zuzuhören.
Doch als sie doch eine Frage beantworten musste und alle Kinder sie anschauten, wurde sie rot und begann zu stottern.
»Ulrike erzählt euch das später«, sagte Pünktchen schnell. Schützend legte sie ihren Arm um Ulrikes Schultern.
Neidisch schaute Henrik zu. So gut wie Pünktchen kann ich das natürlich nicht, dachte er. Aber sie ist ja auch ’n Mädchen. Mädchen können so etwas immer besser. Um Ulrike zu zeigen, dass er sie auch mochte, schenkte er ihr seine selbstgeschnitzte Pfeife aus Weidenholz. »Du kannst darauf richtig pfeifen. Pass auf, ich zeige es dir.« Er blies hinein, bis ein Ton herauskam. Dann reichte er die Pfeife Ulrike.
Die Kleine nahm sie ganz fest in die Hand und betrachtete sie mit einem glücklichen kleinen Lächeln.
*
Während sich die Kinder um Ulrike bemühten, unterhielt sich Denise von Schoenecker mit Daniel Fernau. Er schilderte ihr die Situation seiner Ehe und die Katastrophe, die sich in seinem Werk anbahnte.
»Was stellt Ihre Firma eigentlich her, Herr Fernau?«, fragte Denise.
»Kameras und Fotozubehör. Es ist ein moderner, vollkommen technisierter Betrieb, dem nur Kapital, das heißt, neue Aufträge fehlen.«
»Könnte Ihnen Ihre Frau da nicht ein bisschen unter die Arme greifen?«, fragte Denise. »Als Filmschauspielerin bekommt sie doch sicher hohe Gagen?«
»Ja, sie bekommt sehr hohe Gagen«, sagte Daniel langsam. »Aber sie ist nicht bereit, das Geld oder einen Teil davon in mein Werk zu stecken – aus Angst, es zu verlieren.«
Denise sagte nichts mehr. Dazu gab es auch nichts zu sagen. Eine solche Haltung verriet schon alles.
»Zuerst war ich dagegen, Ulrike in ein Heim zu geben«, berichtete Daniel. »Schließlich ist sie weder Vollwaise noch Halbwaise, sondern hat Eltern und ein Zuhause.«
»Manchmal ist der Umgang mit Gleichaltrigen für die Entwicklung eines Kindes aber gesünder«, bemerkte Denise.
»Sie haben mir die Worte aus dem Mund genommen«, pflichtete Daniel ihr bei. »Nachdem ich Sophienlust jetzt gesehen habe, bin ich sicher, dass der Aufenthalt hier meiner Tochter nur guttun wird. Sie wurde zu Hause sehr vernachlässigt. Ich kann mich nicht um das Kind kümmern, weil mich der Existenzkampf in Atem hält. Und meiner Frau ist ihre Karriere wichtiger.« Er schwieg.
Auch Denise hatte nichts mehr zu sagen. Sie versicherte ihm nur noch einmal, dass man in Sophienlust alles für das Wohlergehen von Ulrike tun werde.
Daraufhin verabschiedete sich Daniel von Denise. Von Ulrike verabschiedete er sich auf der Weide. Er nahm sie ein wenig beiseite.
Trotzdem schauten die anderen Kinder zu.
»Nun starrt doch nicht so neugierig hinüber«, schimpfte Nick. Sofort wandten sich alle Köpfe ab.
»Sei schön brav und vergiss Vati nicht«, sagte Daniel zu seiner kleinen Tochter und gab ihr einen Kuss.
Ulrike schluckte. »Gehst du jetzt?«
»Ja, mein Kleines. Ich muss nach Hause zurück und arbeiten. Fleißig arbeiten, damit wir dich bald wieder heimholen können.«
»Muss Mutti auch arbeiten?«
»Ja«, sagte Daniel. Dabei dachte er: Sie muss nicht, aber sie will.
»Die Kinder hier haben gesagt, dass meine Mutti berühmt ist. Was ist berühmt, Vati?«
Daniel überlegte. »Berühmt ist man, wenn jeder weiß, wer man ist. Zum Beispiel ganz fremde Leute.«
»Ist das schön?«
Daniel seufzte. »Für Mutti ist es schön, berühmt zu sein. Für sie ist es sogar das Allerschönste. Jetzt muss ich wieder gehen.« Er nahm Ulrike in die Arme und presste sie an sich. Mein kleines Mädchen, dachte er. Nur der Himmel weiß, wie schwer es mir fällt, dich jetzt hier zurückzulassen. »Ich komme bald wieder und besuche dich«, versprach er. »Nicht weinen. Nicht doch!« Er holte schnell sein Taschentuch heraus und trocknete ihr die Tränen.
Als er über den Rasen davonging, wollte Ulrike ihm nach. Aber Pünktchen war schon bei ihr und hielt sie zurück. Sie setzte sich ins Gras und zog Ulrike an ihre Seite.
»Ist Ulrikes Mutter wirklich ’ne Filmschauspielerin?«, fragte Henrik währenddessen die anderen Kinder zweifelten.
»Klar«, sagte Irmela. »Die berühmte Carsta Fernau. Die kennt doch jeder.«
»Ich nicht.« Henrik rümpfte verächtlich die Nase. Eine Mutter, die ihr Kind fortschickte, war in seinen Augen ein Versager. Da konnte sie so berühmt sein wie sie wollte.
»Doch«, widersprach ihm Irmela. »Carsta Fernau kennt wirklich jeder. Aber meistens sind ihre Filme für Jugendliche nicht zugelassen.«
»In einen habe ich mich einmal hineingeschlichen«, gestand Nick. »Ich weiß jetzt bloß nicht mehr, wie er hieß.«
»Und wie war er?«, fragte Irmela neugierig. »Oder wie war sie? Carsta Fernau?«
»Ganz toll«, schwärmte Nick.
Daraufhin rümpfte Henrik noch einmal die Nase. Jetzt fängt er auch schon an zu spinnen, dachte er. Als Nick dann sogar weiterschwärmte und Carsta Fernau beschrieb, wurde es ihm zu viel. Er lief zu Pünktchen und Ulrike, die noch immer im Gras saßen, und setzte sich zu ihnen.
Nach einer Weile gesellte sich auch der Bernhardiner zu ihnen. »Er ist neugierig«, sagte Henrik. »Deshalb kommt er. Er will wissen, wie du riechst.«
»Wie ich rieche?«, fragte Ulrike erschrocken.
»Ja doch. Hunde gehen nach dem Geruch. Sie müssen alles beschnuppern. Siehst du, jetzt beschnuppert er dich.«
Erschrocken wich Ulrike zurück.
»Lass ihn doch. Er tut dir nichts«, versicherte Henrik. »Du kannst ihn sogar streicheln. Versuch’s einmal.«
Ganz zögernd hob Ulrike ihre kleine Hand. Aber sie wagte es nicht, den großen Hund zu berühren.
Da nahm Pünktchen Ulrikes Hand und drückte sie Barri auf den Kopf.
Nichts geschah. Ulrike stellte überrascht fest, dass der Hund nicht schnappte und nicht knurrte. Da bewegte sie ihre Finger. Wie weich sein Fell war. Noch weicher als der Teppich zu Hause.
»Siehst du«, freute sich Henrik. »Jetzt streichelst du ihn sogar schon.«
Barri begann Ulrikes Hand abzulecken. Das kitzelte, und