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Sophienlust Staffel 15 – Familienroman. Elisabeth SwobodaЧитать онлайн книгу.

Sophienlust Staffel 15 – Familienroman - Elisabeth Swoboda


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»Sie haben jetzt keine andere Wahl mehr, Frau Rauscher. Sie müssen sich operieren lassen. Sie haben zwei Geschwüre im Zwölffingerdarm.«

      Juttas schöne dunkle Augen weiteten sich entsetzt. »Zwei?«

      Der Arzt nickte nur. Er hielt nichts davon, seine Patienten anzulügen. Und in Juttas Fall wäre es ganz und gar unangebracht gewesen, weil sie sich dann erst recht gegen die Operation gewehrt hätte. Sie musste sich aber operieren lassen. Wenn sie es nicht tat … Der Arzt zögerte, diesen Gedanken zu Ende zu führen. »Es ist keine schwere Operation«, versuchte er sie zu trösten.

      »Wann …«, räusperte sie sich. »Wann soll ich ins Krankenhaus?«

      »So schnell wie möglich. In drei Tagen wird in einer Privatklinik in Stuttgart ein Bett frei. Ich habe Sie angemeldet.«

      »So schnell.« Jutta erschrak. »Das geht nicht. Was soll ich mit meinem Kind machen? Ich kann Angi doch nicht einfach allein hier lassen.«

      »Das weiß ich im Moment auch nicht. Ich weiß nur eines: Dass Sie sich operieren lassen müssen, Frau Rauscher. Versuchen Sie, Ihre Tochter bei Bekannten oder Verwandten unterzubringen.«

      Der Arzt erhob sich. Als er sich von Jutta verabschiedete, schloss Angi ganz leise wieder die Schlafzimmertür. Niemand sollte wissen, dass sie gelauscht hatte.

      Als der Arzt aus dem Zimmer trat, fuhr die Kleine sich schnell über die feuchten Augen und trat zu ihm. »Onkel Doktor?«

      »Ja, Angi?« Er beugte sich zu ihr herab.

      »Ist meine Mutti sehr krank?«

      »Es ist nicht so schlimm, Angilein. Sie muss nur für ein paar Wochen ins Krankenhaus. Danach ist alles wieder gut.«

      Angi steckte den Finger in den Mund und schaute dem Arzt nach, als er die Treppe hinabstieg. Dann lief sie schnell zur Mutter ins Schlafzimmer. »Schläfst du, Mutti?«

      »Nein, mein Schatz. Ich denke nach.«

      »Warum? Weil du ins Krankenhaus musst?«

      »Ja«, sagte Jutta. Sie fragte sich verzweifelt, wo Angi in dieser Zeit bleiben sollte.

      »Mutti?« Angi setzte sich auf den Bettrand und legte ihren Kopf neben den der Mutter. »Ich kann doch mit Nick und seinem Vati nach Sophienlust fahren. In das Kinderheim. Du weißt schon, von dem Pünktchen und Vicky erzählt haben.«

      »Ja, ja, ich erinnere mich.« Die Idee war gar nicht schlecht, fand Jutta. Aber würde man Angi dort aufnehmen?

      »Ich habe Nick heute Nachmittag schon gefragt, ob ich hinkommen darf«, sagte Angi.

      »Du hast ihn schon gefragt?« Erstaunt richtete sich Jutta im Bett auf.

      »Ja. Und er hat gesagt, er will seinen Vati fragen. Darf ich mit, wenn sein Vati ja sagt?«

      Es wäre die beste Lösung, dachte Jutta. »Möchtest du?«

      »Ja«, antwortete Angi spontan.

      »Gut. Dann werde ich morgen mit Herrn von Schoenecker sprechen.«

      *

      Alexander von Schoenecker erklärte sich sofort bereit, Angi mit nach Sophienlust zu nehmen. Er machte den Vorschlag sogar von sich aus.

      Jutta stimmte erleichtert zu. »Ich habe erst gestern von meinem Arzt erfahren, dass ich schon in drei Tagen nach Stuttgart ins Krankenhaus muss«, sagte sie. »Natürlich kann Angi nicht allein hierbleiben.«

      Das verstand Alexander. Er schlug vor, Angi sofort mitzunehmen.

      Davon war Angi hell begeistert. Sie lief sofort in ihr Zimmer, um Spielsachen einzupacken, die sie mitnehmen wollte. Das Hausmädchen packte einen Koffer mit Kleidern und Wäsche.

      Ein Transportunternehmen, das sich auf Pferdetransporte spezialisiert hatte, sollte Pedro am nächsten Tag abholen und nach Sophienlust zurückbringen. Das hatte Jutta sogar schriftlich veranlasst, damit sich Fritz Lüscher ihren Anordnungen auf keinen Fall widersetzen konnte.

      Beim Abschied klammerte sich Angi weinend an die Mutter. »Du kommst doch wieder, Mutti? Du musst doch nicht für immer im Krankenhaus bleiben?«

      »Nein, mein Liebling, ich komme bestimmt bald wieder. Und wenn es mir besser geht, dann darfst du mich ja auch besuchen.«

      Das beruhigte Angi. Sie trennte sich von der Mutter und stieg zu Alexander von Schoenecker ins Auto ein. Dabei genierte sie sich ein bisschen vor Nick. Jetzt hält er mich bestimmt für eine Heulsuse, dachte sie. Rasch fuhr sie sich mit dem Ärmel über die Nase.

      »Hier, nimm das!« Nick reichte ihr sein Taschentuch.

      Geräuschvoll putzte Angi sich die Nase und schaute dann scheu zu Alexander und Nick. Sie war das erste Mal allein mit Fremden und konnte sich gegen ein beklemmendes Gefühl nicht wehren.

      Nick spürte das irgendwie. Um Angi die Situation zu erleichtern, erzählte er ihr pausenlos lustige kleine Geschichten, bis sie endlich lachte. Nach einer weiteren halben Stunde fielen ihr jedoch die Augen zu. Sie schlief ein und erwachte erst wieder, als der Wagen vor dem Herrenhaus von Sophienlust hielt. Verwirrt schaute sie aus dem Wagenfenster.

      »Wir sind da«, sagte Nick.

      »In Sophienlust?« Angi rieb sich verschlafen die Augen.

      »Ja. Es steht direkt vor dir.« Nick deutete zum Herrenhaus.

      In diesem Moment öffnete sich die große Tür, und drei Kinder sprangen die Freitreppe herab. Darunter waren Vicky und Pünktchen.

      Als Pünktchen das kleine Mädchen auf dem Rücksitz von Alexanders Wagen sah, blieb sie abrupt stehen. »Angi! Vicky, schau mal! Das ist Angi!« Sie kam zum Wagen gestürmt und riss die Tür auf. »Angi!«

      Noch immer ein wenig schlaftrunken kletterte Angi aus dem Wagen. Sofort wurde sie von Vicky und Pünktchen stürmisch umarmt. Das tat ihr gut. Gleich fühlte sie sich zu Hause und gar nicht mehr fremd.

      Doch als sie dann in der Halle von Sophienlust den vielen fremden Kindern gegenüberstand, bekam sie doch wieder Angst. Vielleicht mögen sie mich gar nicht, dachte sie. Hilfesuchend blickte sie zu Vicky und Pünktchen.

      Die beiden nahmen sie auch sofort in die Mitte und stellten sie den anderen Kindern vor. »Das ist Angi von Gut Riederau«, sagte Pünktchen laut. »Wir haben euch schon von ihr erzählt.«

      »Sind das die, die unseren Schimmel geklaut haben?«, fragte Fabian leise – und handelte sich damit einen kräftigen Rippenstoß von Henrik ein.

      »Spinnst du?«, zischte Henrik entrüstet. »So etwas zu sagen, wo die Kleine doch gerade erst angekommen ist und bestimmt nichts dafür kann.«

      »Was flüstert ihr denn da?«, wollte Irmela wissen.

      »Ach, nichts.« Henrik warf Fabian einen drohenden Blick zu. Sei ruhig, sollte das heißen. Und Fabian verstand es.

      Erschrocken zuckte Angi zusammen, als plötzlich der Gong ertönte. »Was ist das?«

      »Der Gong«, erklärte Pünktchen. »Er ruft uns zum Abendessen. Hast du Hunger?«

      Angi nickte. Sie hatte seit dem Mittagessen nichts mehr gegessen, und da auch nur ganz wenig, weil sie viel zu aufgeregt gewesen war.

      »Schwester Regine, darf Angi beim Abendessen neben mir und Vicky sitzen?«, fragte Pünktchen.

      Die Kinderschwester gestattete es.

      Nach dem Essen zeigte sie Angi ihr Zimmer. »Du wirst mit Heidi zusammen schlafen.«

      Angi nickte. Sie wusste schon, wer Heidi war. Ein lustiges kleines Mädchen, das ihr sofort gefallen hatte.

      »Ich freue mich, dass ich nicht mehr allein schlafen muss«, sagte sie zu Heidi.

      Die nickte. »Glaube ich dir. Ich schlafe auch nicht gern allein. Da fürchte ich mich.«

      Das erinnerte Angi daran, dass sie sich sehr oft gefürchtet hatte, wenn die


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