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Sophienlust Staffel 15 – Familienroman. Elisabeth SwobodaЧитать онлайн книгу.

Sophienlust Staffel 15 – Familienroman - Elisabeth Swoboda


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Ich verstehe dich, sollte das heißen. Doch er sprach es nicht aus, weil er nichts gegen ihren verstorbenen Mann sagen wollte.

      »Jürgen …« Sie hob den Blick und schaute ihn voll an. Sie wollte ihm etwas sagen, wagte es aber dann im letzten Moment doch nicht.

      »Was ist?«, fragte er besorgt. »Dich bedrückt doch etwas. Ich sehe es dir an. Willst du nicht mit mir darüber sprechen? Vielleicht kann ich dir helfen.«

      »Das glaube ich nicht«, sagte sie leise.

      »Also doch. Du hast einen Kummer. Dann musst du dich mir anvertrauen.« Er redete so lange auf sie ein, bis sie schließlich nachgab und ihm einen Brief zeigte, den sie von Gut Riederau bekommen hatte. »Bitte, lies.«

      »Ein Brief von deinem Rechtsanwalt?«, fragte Jürgen überrascht.

      »Er ist zwar Rechtsanwalt«, sagte Jutta, »aber für mich ist dieser Mann ein alter Freund. Eigentlich ein Freund meines verstorbenen Mannes. Seit dessen Tod berät er mich in allen Vermögensfragen.«

      »Dann hättest du ihn aber viel öfter konsultieren sollen«, sagte Jürgen, nachdem er das Schreiben gelesen hatte. »So, wie er die Verhältnisse schildert, steht es sehr schlecht um dein Gut. Dein Verwalter muss es in Grund und Boden gewirtschaftet haben. Auf jeden Fall kann ich das hier zwischen den Zeilen lesen.«

      Jutta nickte. »Genauso ist es auch gemeint.« Und dann schilderte sie Jürgen ihre Schwierigkeiten mit Fritz Lüscher. »Er hat immer gemacht, was er wollte.«

      »Aber warum hast du ihm das nicht verboten?«, fragte Jürgen verständnislos. »Schließlich gehört Riederau dir. Du bist die Besitzerin.«

      Jutta seufzte. »Das stimmt. Aber ich konnte mich nie gegen ihn durchsetzen. Und zuletzt ging es mir schon so schlecht, dass mir einfach alles egal war. Ich ließ ihn wirtschaften, wie er wollte.«

      Jürgen hörte ihr aufmerksam zu. Und je mehr Jutta ihm von Fritz Lüscher erzählte, umso verhasster wurde ihm dieser Mann.

      Er malte sich aus, was dieser Verwalter jetzt allein auf Gut Riederau machen würde. Nämlich genau das, was er wollte.

      »Da muss etwas geschehen«, sagte Jürgen laut.

      Jutta schaute ihn fragend an.

      »Was? So schnell komme ich nicht hier heraus. Und wenn noch ein paar Wochen vergehen, dann bleibt wahrscheinlich nichts mehr von meinem Gut übrig.« Ihre Stimme klang traurig und hatte einen Anflug von Verzweiflung.

      Dieser Unterton bestärkte Jürgen in seinem Entschluss. »Wenn du willst, fahre ich für dich nach Gut Riederau und sehe nach dem Rechten«, bot er ihr an.

      Juttas Augen wurden groß. »Das würdest du für mich tun?«

      Er griff nach ihrer Hand. »Das bin ich meiner alten Freundin schuldig.«

      »Aber hast du denn überhaupt so viel Zeit?«, fragte sie.

      »Mach dir darüber keine Sorgen. Auch ein Arzt hat ein gewisses Maß an Freizeit. Du brauchst mich nur mit den nötigen Vollmachten auszustatten, dann fahre ich schon morgen nach Riederau.«

      Jutta nickte. Plötzlich fühlte sie sich ungeheuer erleichtert. Sie bevollmächtigte Jürgen, in ihrem Namen zu handeln. »Tu das, was du für richtig hältst. Ich bin mit allem einverstanden.«

      Als Jürgen das Zimmer verließ, schaute sie ihm mit einem fast glücklichen Lächeln nach. Es ist schön, Freunde zu haben, dachte sie. Wirkliche Freunde, auf die man sich verlassen kann.

      *

      Jürgen hatte sich drei Tage freigenommen. Zuerst fuhr er zu Juttas Vermögensverwalter und ließ sich die Situation genau schildern. Dabei erfuhr er, dass es noch schlechter um das Gut stand, als er angenommen hatte. »Wie konnte es so weit kommen?«, fragte er den Anwalt.

      »Ganz einfach. Frau Rauscher hat sich nach dem Tod ihres Mannes um nichts mehr gekümmert, weil sie dazu nicht mehr in der Lage war. Und das hat dieser Verwalter ausgenutzt. Ich habe einen Verdacht, den ich eigentlich nicht aussprechen dürfte, weil ich ihn nicht beweisen kann.«

      »Ich bitte Sie trotzdem darum. Denn ich möchte der Sache auf den Grund gehen«, sagte Jürgen.

      Der Anwalt nickte. »Also gut, Herr Dr. Werner. Meiner Meinung nach, hat dieser Fritz Lüscher in den letzten Jahren unterschlagen, was er nur konnte. Das ist auf so einem Gut sehr leicht möglich, wenn ihm niemand auf die Finger sieht.«

      Jürgen atmete hörbar aus. »Bitte weiter«, bat er. »Sagen Sie mir alles, was Sie wissen oder auch nur vermuten.«

      Der Anwalt kam dieser Aufforderung nur allzu gern nach. Seit Monaten hatte er mitansehen müssen, wie das schöne große Gut allmählich zugrunde ging. Er hatte dagegen nichts unternehmen können, weil er von Jutta nicht die nötigen Vollmachten besessen hatte. Aber dieser junge Arzt hatte die nötigen Ermächtigungen. Ihm konnte es gelingen, Riederau zu retten. Wenn das überhaupt noch möglich war.

      »Vielleicht ist noch nicht alles verloren«, sagte der Anwalt abschließend.

      »Vielleicht.« Jürgen erhob sich.

      »Ich werde tun, was ich kann, um Frau Rauscher zu helfen. Und natürlich halte ich Sie über meine Schritte auf dem Laufenden.«

      Jürgen reichte dem Rechtsanwalt die Hand. Anschließend fuhr er nach Riederau. Der Verwalter trat ihm entgegen, als sei er der Besitzer des Gutes. Er war Jürgen vom ersten Augenblick unsympathisch.

      Jürgen stellte sich kurz vor und zeigte Lüscher dann die von Jutta unterschriebene Vollmacht. Wohl oder übel musste der Verwalter ihn ins Haus bitten. Er tat es widerwillig und sehr unhöflich. Doch das störte Jürgen nicht. Er hatte sich vorgenommen, der Sache auf den Grund zu gehen, und davon konnte ihn niemand und nichts abhalten. Am allerwenigsten dieser anmaßende Verwalter.

      »Darf ich erfahren, wie lange Sie hierbleiben wollen?«, fragte Fritz Lüscher im Wohnzimmer.

      »So lange, wie ich es für nötig halte«, antwortete Jürgen im gleichen Ton. Er nahm unaufgefordert Platz und verlangte die Buchführung zu sehen.

      Jürgen hatte genau den richtigen Ton angeschlagen. Denn jetzt wurde Fritz Lüscher nervös. »Nach der Buchführung müssen Sie Frau Rauscher fragen.«

      Ein eiskalter Blick traf den Verwalter. »Ich gehe doch richtig in der Annahme, dass Sie dieses Gut verwalten?«

      Fritz Lüscher nickte nur.

      »Dann ist es traurig genug, dass ich Sie erst über Ihre Pflichten aufklären muss. Als Verwalter sind Sie verpflichtet, über sämtliche Ausgaben und Einnahmen Buch zu führen. Und zwar genauestens. Sonst machen Sie sich strafbar.«

      Wütend ging Fritz Lüscher aus dem Zimmer. Gleich darauf kam er mit einem Buch zurück, das er Jürgen wortlos auf den Tisch knallte. »Darin steht alles. Mehr habe ich nicht.«

      Jürgen vertiefte sich in die Aufzeichnungen. Sie waren so unvollständig, dass man sie gar nicht als Buchführung bezeichnen konnte. »Ein Witz ist das.« Jürgen schob das Buch beiseite. Damit konnte er nichts anfangen. Diese Buchführung las sich wie das Übungsbuch eines Schülers. Einnahmen waren fast überhaupt keine eingetragen. Nur Ausgaben. Und zwischendurch fehlten ganze Wochen.

      Nachdem Jürgen dieses Buch gesehen hatte, konnte er sich gut vorstellen, wo Juttas Geld geblieben war. Zorn packte ihn. Zorn auf diesen Betrüger, der sich Verwalter nannte. Doch bevor er etwas gegen Fritz Lüscher unternehmen konnte, musste er Beweise haben. Der erste Beweis war dieses Kontobuch.

      Jürgen schloss das Buch in seinen Aktenkoffer ein. Dann unternahm er einen Rundgang durch das Gut. Jede Kleinigkeit prägte er sich ein. Zwei Tage lang ging er mit offenen und prüfenden Augen durch das Gut. Dann wusste er Bescheid. Das Ausmaß der Unterschlagungen war viel größer, als er anfangs geglaubt hatte. Fritz Lüscher musste an Jutta ein kleines Vermögen verdient haben.

      Aber nur einen Bruchteil dieser Betrügereien konnte Jürgen ihm nachweisen.

      Am Morgen des


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