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Chefarzt Dr. Norden Paket 1 – Arztroman. Patricia VandenbergЧитать онлайн книгу.

Chefarzt Dr. Norden Paket 1 – Arztroman - Patricia Vandenberg


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natürlich gegen Gebühr, anderen Einrichtungen zur Verfügung stellen. Das Labor in der Kinderklinik und dem Pflegeheim dagegen könnte schließen, andere Stationen dafür erweitert werden. Diese Möglichkeit besteht für alle Abteilungen, die sich überschneiden.«

      »Ich verstehe, was Sie meinen.« Daniel Norden nickte nachdenklich.

      Fuchs stellte beide Füße zurück auf den Boden und setzte sich auf. Es war offensichtlich, dass das Thema ihn bewegte und begeisterte.

      »Aber das ist noch längst nicht alles. Es geht auch um Daten. Die Zukunft sind zentral gespeicherte und verwaltete Patientendaten. Stellen Sie sich das vor: In so einem Zentrum könnten Informationen eines einzelnen Patienten von der Geburt bis zum Tod lückenlos gesammelt und verwertet werden. Alles wäre an einem Platz. So könnte beispielsweise der Reha-Arzt auf alle Operationsergebnisse zurückgreifen. Das Seniorenheim hätte Einblick in die gesamte Krankengeschichte und könnte die Behandlung individuell abstimmen.«

      Daniel machte keinen Hehl daraus, dass er nicht halb so begeistert war wie der Verwaltungsdirektor.

      »Mal abgesehen davon, dass es sehr schwierig ist, eine solche Menge an Daten sicher und verantwortungsbewusst zu verwahren, sehe ich ein großes Problem in dem enormen Aufwand, den so eine Umstellung bedeutet.«

      »Ich gebe Ihnen recht«, räumte Dieter Fuchs ohne Zögern ein. »Aber das, mein lieber Norden, ist die Zukunft. Wenn wir nicht wettbewerbsfähig bleiben und eine andere Klinik an uns vorbeiziehen lassen, werden wir irgendwann abgehängt.«

      »So schnell wird das wohl nicht passieren«, schmunzelte Daniel. »Erst gestern stand ein Artikel in der Zeitung. Die Behnisch-Klinik ist eine der beliebtesten im ganzen Umkreis. Über mangelnde Akzeptanz können wir uns nicht beklagen.«

      »Im Moment vielleicht nicht«, beharrte Dieter Fuchs. Er hatte sich dieses Gespräch einfacher vorgestellt. »Aber wir müssen auch in die Zukunft blicken.«

      »Wir sind beide keine Hellseher und wissen nicht, was in in ein paar Jahren passieren wird«, erwiderte Daniel Norden. Zum Zeichen, das sich das Gespräch seinem Ende entgegen neigte, erhob er sich. »Außerdem frage ich mich, welche Abteilung wir schließen müssten. Die Küche? Die Kinderstation? Das würde weder meiner Frau noch dem Kollegen Lammers oder den anderen Mitarbeitern gefallen. Und mir im Übrigen auch nicht.«

      Wenn Fuchs nicht zu Dr. Norden aufblicken wollte, hatte er keine andere Wahl, als ebenfalls aufzustehen. Seine Miene war nicht mehr halb so freundlich wie noch am Anfang des Gesprächs. Woher wusste der Klinikchef von der geplanten Schließung der Kinderstation?

      »Eines Tages werden Sie Ihre Angst bitter bereuen«, prophezeite er düster.

      Daniel lachte und hielt ihm die Tür auf.

      »Ich denke, dieser Tag liegt noch in ferner Zukunft.« Als Dieter Fuchs an ihm vorbei aus dem Büro ging, fiel ihm noch etwas ein. »Warum liegt Ihnen eigentlich so viel an unserer Beteiligung an diesem Projekt? Sie sind doch sonst kein Fan von Investitionen«, sagte er ihm auf den Kopf zu.

      Dieter Fuchs schoss das Blut in die Wangen, und Daniel wusste, dass er ins Schwarze getroffen hatte.

      »Manchmal muss man eben über seinen Schatten springen, um ans Ziel zu kommen«, erwiderte er.

      »Große Worte, gelassen ausgesprochen.« Daniel lächelte undurchdringlich. »In diesem Sinne wünsche ich Ihnen einen schönen Sonntag.«

      Wortlos wandte sich Dieter Fuchs ab und stapfte davon. Dr. Norden sah ihm nach, bis er um die Ecke verschwunden war. Sein Lächeln hatte sich längst aufgelöst, als er das Büro abschloss und sich auf den Nachhauseweg machte. Dieter Fuchs’ Plan und seine wahren Beweggründe bereiteten ihm zu Recht Sorgen. Er war froh, dass seine Frau Fee zu Hause auf ihn wartete. Schon jetzt war er gespannt darauf, was sie zu diesen Plänen sagte. Und vor allen Dingen: Teilte sie seinen Verdacht?

      *

      »Ich habe Leo immer gesagt, dass er nicht auf Jägerstände klettern soll. Sie könnten marode sein und zusammenbrechen«, stammelte Alexa Quadt. Nach dem Anruf von Dr. Danny Norden war sie sofort in die Behnisch-Klinik gefahren. Gemeinsam mit ihm wartete sie nun vor dem Behandlungszimmer auf Neuigkeiten. »Warum müssen Kinder immer alles selbst ausprobieren?« Obwohl sie sich darum bemühte, tapfer zu sein, schwammen ihre Augen in Tränen.

      »Bitte machen Sie sich keine Vorwürfe. Und ihm auch nicht«, redete Danny beschwichtigend auf sie ein. »Kinder machen nun einmal Dummheiten. Meistens gehen sie ja gut.«

      »Aber manchmal eben auch nicht.« Alexa hörte Schritte hinter sich und drehte sich um.

      Matthias Weigand war aus dem Behandlungszimmer getreten. Seine Miene verhieß nichts Gutes.

      »Ihr Sohn hat bei dem Sturz ein stumpfes Bauchtrauma erlitten. Verdacht auf Leberriss und Rippenfrakturen. Die Kollegen bereiten gerade alles für die OP vor. Wir hoffen, dass wir die Leber erhalten können.«

      Alexa wurde blass.

      »Was heißt das? Sie hoffen?« Tapfer drängte sie die Tränen zurück. Später würde sie noch genug Zeit zum Weinen haben. »Bitte sagen Sie mir die Wahrheit. Wie steht es wirklich um Leo?«

      »Die Leber ist auf jeden Fall stark gefährdet. Die Kollegen und ich tun, was in unserer Macht steht«, versprach Dr. Weigand.

      »Und was, wenn Sie seine Leber nicht retten können? Ich habe solche Angst um mein Kind.« Nun traten die Tränen doch über die Ufer. Alexa schluchzte auf und schlug die Hände vors Gesicht.

      Matthias Weigand widerstand der Versuchung, die verzweifelte Mutter in die Arme zu schließen. Er hatte jetzt Wichtigeres zu tun und schickte Danny einen hilfesuchenden Blick. Der verstand und legte den Arm um Alexa Quadts bebende Schultern.

      »Kommen Sie!«

      Matthias sah den beiden nach, wie sie um die Ecke verschwanden. Dann kehrte er zurück in den Operationssaal, in den der zehnjährige Leo inzwischen gebracht worden war.

      »Fertig mit dem Kaffeekränzchen?«, erkundigte sich Dr. Lammers hämisch. Ein Skalpell in der Hand, stand er am Tisch.

      »Wie sieht es aus?«, stellte Matthias eine Gegenfrage und nahm seinen Platz am Operationstisch ein.

      »Die Leber ist ein Schlachtfeld. Viel schlimmer, als es im Ultraschall zu erkennen war«, erwiderte Dr. Lammers. »Absaugen!«, fuhr er die Schwester an. »Geschieht ihm recht, dem Bengel. Was hat er auch auf einem Jägerstand verloren!«

      Dr. Volker Lammers war berüchtigt für seine patientenverachtende Art.

      »Versuchen Sie gefälligst, wenigstens den rechten Leberlappen zu erhalten.« Nur mit Mühe konnte sich Matthias Weigand einen noch schärferen Kommentar verkneifen.

      »Sie haben mir nicht zu sagen, was ich zu tun und zu lassen habe. Oder wollen Sie übernehmen?« Lammers hielt dem Notarzt das Skalpell hin.

      Matthias atmete tief durch und erinnerte sich daran, dass es um das Leben eines Kindes und nicht um verletzte Gefühle ging.

      »Schon gut.«

      Lammers’ Augen blitzten kalt vor Genugtuung. Er beugte sich wieder über das schlafende Kind.

      »Statt euch zu streiten, solltet ihr lieber etwas tun, damit die Blutung nachlässt«, verlangte der Anästhesist Dr. Klaiber streng. »Der Kleine wird instabil. Lange kann ich ihn nicht mehr halten.«

      »Wir sollten über eine Leberdialyse nachdenken«, knurrte Lammers. »Bauchtücher!«, befahl er im nächsten Satz von der Schwester.

      »Mir gehen langsam die Konserven aus.« Im Normalfall die Ruhe in Person, klang Arnold Klaiber nun gereizt.

      »Keine Chance! Die Leber wird sich nicht wieder erholen.« Volker Lammers ärgerte sich. »Wie kann man nur so blöd sein!«, schimpfte er wieder auf Leo. »Wie stehe ich da, wenn ich das Organ nicht erhalten kann?«

      Klaiber und Weigand tauschten ungläubige Blicke. Sie waren einiges von Lammers gewohnt. Doch so schlimm wie diesmal war es noch


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