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Chefarzt Dr. Norden Paket 1 – Arztroman. Patricia VandenbergЧитать онлайн книгу.

Chefarzt Dr. Norden Paket 1 – Arztroman - Patricia Vandenberg


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beiden um die Ecke bogen. Noch war alles ruhig. Doch er musste kein Hellseher sein, um zu wissen, dass sich hier ein Familiendrama anbahnte.

      *

      Solange die Ergebnisse der Blutuntersuchung von Leos Eltern nicht feststanden, waren Dr. Volker Lammers die Hände gebunden. Doch er gehörte nicht zu den Menschen, die tatenlos Däumchen drehten. Er nutzte die Gelegenheit für einen neuerlichen Besuch bei seinem Verbündeten Dieter Fuchs.

      »Und? Wie ist das Gespräch mit Norden gelaufen?«, fragte er, nachdem er das Büro des Verwaltungschefs ohne Vorwarnung betreten hatte.

      In Gedanken versunken saß Fuchs am Schreibtisch und erschrak ob des unerwarteten Überfalls.

      »Bist du von allen guten Geistern verlassen?«, fuhr er den stellvertretenden Leiter der Kinderstation an. »Ich habe dir doch gesagt, dass du nicht einfach so hier aufkreuzen sollst. Was, wenn dich jemand gesehen hat?«

      Volker Lammers lächelte herablassend.

      »Du solltest mehr Vertrauen in deinen Partner haben.« Unaufgefordert ließ er sich auf den Stuhl vor dem Schreibtisch fallen. »Findest du nicht?«

      »Vorsicht ist die Mutter der Porzellankiste.« Fuchs lehnte sich zurück und nahm Lammers ins Visier. »Du willst also wissen, wie das Gespräch gelaufen ist«, wiederholte er, wohlwissend, dass er nur Hohn und Spott ernten würde.

      »Lass mich raten.« Lammers grinste breit. »Du hast dir einen Korb eingefangen.«

      »Dr. Norden ist eine derart integere Persönlichkeit. An den kommt man nicht so leicht ran.« Er schickte Volker einen warnenden Blick. »Und sag jetzt bloß nicht, du hättest mich gewarnt!«

      »Also gut. Dann eben nicht.« Wenn möglich, wurde das Lächeln auf Lammers Gesicht noch breiter. »Was hast du jetzt vor?«

      »Was wohl? Wenn wir ihn nicht überzeugen können, müssen wir ihn loswerden.« Nervös, wie Dieter Fuchs war, konnte er nicht länger sitzen bleiben. Er stand auf und begann, im Büro auf und ab zu laufen. »Ich habe dem Stadtrat Karl Schmiedle zugesichert, dass der neue Chef keine Probleme machen wird.«

      »Das war wohl ein bisschen voreilig, was?«

      »Nein!« Dieter Fuchs blieb vor seinem Verbündeten stehen und sah auf ihn hinab. »Jetzt kommt Plan B zum Zug.«

      »Und der lautet?« Lammers mochte das Gefühl nicht, der Unterlegene zu sein, und stand ebenfalls auf. Die beiden Männer standen sich Auge in Auge gegenüber.

      »Ganz einfach. Wir müssen Norden loswerden. Am besten, indem wir ihm einen Fehler anhängen. Ihm irgendwas in die Schuhe schieben.« Fuchs musterte Lammers gedankenverloren. »Du arbeitest mit seiner Frau zusammen. Da ist es doch ein leichtes, ihr einen Behandlungsfehler unterzuschieben. Norden wird seine Göttergattin decken. Und schwupps, schon sind wir beide los. Zwei Fliegen mit einer Klappe.« Er klatschte so unvermittelt in die Hände, dass Lammers zusammenzuckte.

      Gleich darauf lächelte er kalt.

      »Es ist mir ein ausgesprochenes Vergnügen.« Er deutete eine Verbeugung an, ehe er zur Tür ging.

      »Aber lass dir nicht zu viel Zeit damit«, rief Dieter Fuchs ihm nach. »Schmiedles Geduld ist begrenzt.«

      Die Hand auf der Klinke, drehte sich Volker Lammers noch einmal um. »Du vergisst, dass es hier um ­Abhängigkeiten geht. Eine Hand wäscht die andere. Wir brauchen den feinen Herrn Schmiedle. Aber im selben Maß ist der gute Karl auf uns angewiesen.«

      Lammers schenkte seinem Verbündeten ein teuflisches Lächeln. Dann verließ er das Büro. Endlich rückte sein großes Ziel – die Familie Norden ein für alle Mal loszuwerden – in greifbare Nähe. Und diesmal sollte nichts schief gehen auf seinem Weg zu einer einflussreichen leitenden Position.

      *

      Dr. Matthias Weigand hatte eben die Behandlung eines Notfallpatienten beendet, als Schwester Elena die Rückkehr von Marita Wonnegut ankündigte.

      »Sie kann gleich hereinkommen«, erklärte er und wartete an der Tür auf seine Patientin. »Na, haben Sie Internet gefunden, um Ihrem Schwarm zu antworten?«

      Marita schüttelte den Kopf.

      »Nein.« Sie seufzte abgrundtief und sah ihm dabei zu, wie er die Tür hinter ihnen schloss. Sie wusste selbst nicht, woher das Gefühl der Vertrautheit zwischen ihnen rührte. Doch es fühlte sich so gut an, fast wie zwischen Freunden, dass sie sich ihm offenbarte. »Ehrlich gesagt habe ich mich auch nur rein beruflich bei dieser Partnerbörse angemeldet. Meine Chefin wollte beweisen, dass dort nur sozial gestörte Menschen unterwegs sind.« Sie reichte ihm die Unterlagen aus dem MRT und setzte sich auf die Behandlungsliege. Bei jeder ihrer Bewegungen klimperten ihre bunten Ketten und Armbänder.

      »Und jetzt haben Sie dummerweise Ihren Traumprinzen gefunden«, stellte Matthias belustigt fest.

      »Ja! Ist das nicht merkwürdig?«

      »Nein. Gar nicht. Mir geht es nämlich ähnlich. Ich gestehe es ja nur ungern, aber ich habe mich auch in so einer Börse angemeldet. Die Frau, die ich dort getroffen habe, ist wunderbar.« Unvermittelt geriet er ins Schwärmen. »Sie sieht nicht nur gut aus, sondern ist auch noch witzig und intelligent. Eine echte Traumfrau!«

      »Sie sind bei einer Partnervermittlung?« Marita schüttelte den Kopf, dass ihre roten Haare hin und her flogen. »Aber das hat doch ein Mann wie Sie gar nicht nötig.«

      Matthias setzte sich auf einen Hocker und rollte zu ihr hinüber. Die CD mit den Aufnahmen hielt er in den Händen.

      »Vielen Dank für die Blumen.« Er rang sich ein Lächeln ab, das sofort wieder erlosch. »Leider ist es nun einmal so, dass ein Klinikarzt nicht viele Möglichkeiten hat, eine passende Partnerin kennenzulernen.«

      »Aber Sie treffen doch jeden Tag haufenweise Menschen«, wandte Marita ein.

      »Erstens sind das Patienten. Und zweitens muss ich erst einmal jemanden finden, der mit meinen Arbeitszeiten klarkommt. Das ist mir bisher nicht gelungen.«

      »Vielleicht jetzt«, erinnerte Marita ihn an seine Internet-Bekanntschaft. »Haben Sie sie schon getroffen?«

      »Nein.« Er sah seine Patientin nachdenklich an. »Und Sie? Haben Sie vor, Ihr Geheimnis zu lüften? Ich nehme an, der arme Kerl weiß nicht, dass Sie inkognito unterwegs sind.«

      Schlagartig färbten sich Maritas Wangen flammend rot.

      »Das ist richtig. Ich habe ein Bild aus Jugendtagen in mein Profil gestellt. Er geht davon aus, dass ich Anfang zwanzig bin. Ehrlich gesagt weiß ich nicht, ob ich den Mut habe, die Wahrheit zu sagen.«

      »Wenn es der Richtige ist, wird er Ihnen die Lüge verzeihen. Schließlich wurden Sie ja quasi von Ihrer Chefin gezwungen«, erwiderte Matthias und zwinkerte ihr zu. Im nächsten Moment fiel sein Blick auf die CD in seinen Händen. Es wurde Zeit, wieder an die Arbeit zu denken. Er nahm die CD aus dem Umschlag und setzte sich an den Computer. Wenig später stand die Diagnose fest. »Wir haben es mit einem sogenannten Schulterengpass-Syndrom zu tun«, erklärte er nach eingehender Betrachtung der Bilder. »Dabei handelt es sich um eine schmerzhafte Einengung des Subakrominalraums, der zwischen Schulterdach und Oberarmkopf liegt. Diese Störung entwickelt sich über Wochen. Dabei werden die Weichteile in diesem Bereich durch die Enge eingeklemmt und schmerzen.«

      »Und was kann man dagegen tun?« Marita saß auf der Liege. Ihr wohlwollender Blick ruhte auf dem gutaussehenden Arzt.

      »Mit intensiver Physiotherapie bekommen wir das wieder in den Griff«, versprach er. »Wenn Sie wollen, können Sie die Termine hier in der Klinik abturnen.« Er suchte im Computer nach der Telefonnummer der Kollegen. »Hier. Da haben wir es ja.« Er notierte die Zahlen auf einen Zettel, den er Marita reichte. »Gute Besserung! Es war nett, Sie kennengelernt zu haben.«

      Sie rutschte von der Liege und reichte ihm die Hand.

      »Ganz meinerseits. Vielleicht schaue ich ja bei Gelegenheit wieder einmal bei Ihnen vorbei.« Marita steckte den Zettel ein, zwinkerte ihm zu und verließ


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