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Chefarzt Dr. Norden Paket 1 – Arztroman. Patricia VandenbergЧитать онлайн книгу.

Chefarzt Dr. Norden Paket 1 – Arztroman - Patricia Vandenberg


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klappte die Schranktür zu und kletterte von ihrem Schemel. Sie blieb neben dem Schreibtisch stehen und sah auf Matthias hinunter.

      »Kannst du eigentlich auch ein bisschen leiser schweigen?«, versuchte sie, ihn aus der Reserve zu locken. Er war einer ihrer Lieblingskollegen und eigentlich immer zum Scherzen bereit. »Dieser Lärm macht mich richtig nervös.«

      Endlich drehte er sich um und sah zu ihr hoch.

      »Du mich auch mit deinem Geplapper!«, fuhr er sie so schroff an, dass sie erschrocken zurückwich. »Wie kann man am frühen Mor­gen­ nur so penetrant gesprächig sein?«, fragte er noch, als Elena über den Schemel stolperte und mit einem Aufschrei rückwärts zu Boden stürzte.

      Endlich kam Matthias zu Bewusstsein. Er sprang vom Stuhl auf und eilte seiner Kollegin zu Hilfe.

      »Du liebe Zeit, hast du dir weh getan?«, fragte er, während er ihr hoch half.

      »Für die Hämatome verklage ich dich«, schimpfte sie und zog das Hosenbein hoch, um den Schaden zu begutachten.

      »Komm schon, hab Mitleid mit einem alten, einsamen Arzt. Als Wiedergutmachung lade ich dich auf eine Erdbeerschaumrolle ins ›Allerlei‹ ein.«

      Elenas Augen begannen zu glänzen. Tatjanas Backwaren suchten in der ganzen Stadt nach ihresgleichen.

      »Mit Kaffee?«

      »Latte Macchiato, Espresso, Cappuccino … Was dein Herz begehrt.«

      »Wenn das so ist, darfst du mich gern morgen wieder über den Schemel werfen.«

      Matthias lachte auf. Zufrieden damit, ihren Lieblingskollegen wenigstens vorübergehend aufgeheitert zu haben, machte sich Elena wieder an die Arbeit.

      Auch Matthias Weigand schaltete endlich den Computer ein, als das Telefon klingelte. Ein Mann war von seiner Haushaltshilfe bewusstlos in seinem Haus gefunden worden und nun mit dem Krankenwagen auf dem Weg in die Klinik.

      Als der angekündigte Notfall eintraf, wartete Dr. Weigand schon an der Pforte der Notaufnahme.

      »Patient männlich, Mitte sechzig, nicht bei Bewusstsein. Verdacht auf eine Aneurysmablutung«, teilte ihm der Rettungsarzt Erwin Huber mit. Er reichte Dr. Weigand ein Formular mit allen nötigen Informationen, die er in der Kürze der Zeit zusammengetragen hatte.

      »Danke. Ich hoffe, wir sehen uns heute nicht wieder.«

      »Na, hör mal! Wo ich dir so einen interessanten Fall gebracht habe.« Eine gute Portion Galgenhumor machte das Geschäft um Leben und Tod leichter. Erwin Huber zwinkerte seinem Kollegen zu, ehe er sich wieder auf den Weg machte. Matthias dagegen wandte sich seinem Patienten zu.

      »CT und Angio«, wies er Schwester Elena an, die den Patienten gemeinsam mit ihm betreute. »Und sagen Sie bitte dem Kollegen Merizani Bescheid. Ich brauche ihn im OP«, rief er ihr nach, ehe sie mit der Krankenliege um die Ecke verschwand.

      *

      Dieter Fuchs stand am Fenster seines Büros und blickte hinunter in den Garten der Behnisch-Klinik. Die ehemalige Chefin Jenny Behnisch hatte ihn nach eigenen Vorstellungen anlegen lassen. Im Laufe der Jahre und unter der Pflege kundiger Gärtner hatte sich die ehemals langweilige Grünfläche in ein wahres Paradies verwandelt. Auch hier hatte der Frühling mit aller Macht Einzug gehalten. Überall grünte und blühte es. Zahlreiche Vögel und Insekten, die aus ihren Lebensräumen vertrieben worden waren, hatten hier eine neue Heimat gefunden.

      Doch der Verwaltungsdirektor hatte kein Auge für die Pracht unter ihm. Er dachte fieberhaft darüber nach, wie er seinen Posten in der Behnisch-Klinik sichern konnte. Es entsprach nicht seinem Charakter, den Kopf in den Sand zu stecken und darauf zu warten, dass ein anderer sein Schicksal besiegelte. Er gab sich einen Ruck, trat an den Schreibtisch und griff zum Hörer.

      Ein paar Minuten später stand Fuchs vor dem Schreibtisch von Dr. Daniel Norden, der auf die Untersuchungsergebnisse seiner Jugendfreundin wartete.

      »Was kann ich für Sie tun?« Misstrauisch musterte er den Verwaltungsdirektor. Wenn Fuchs so unvermutet auftauchte, musste man auf alles gefasst sein.

      »Ich muss mit Ihnen sprechen.«

      Daniel zog eine Augenbraue hoch. Schließlich erhob er sich und bot seinem Besucher einen Platz in der Besucherecke an.

      »Kaffee? Tee? Wasser?«

      »Nichts, danke.«

      Daniel Norden setzte sich in einen Sessel gegenüber. Er musterte den Verwaltungsdirektor aufmerksam. Täuschte er sich, oder strahlte der Mann Nervosität aus?

      »Es gibt da etwas, was Sie wissen sollten.« Dieter hatte beschlossen, den Stier bei den Hörern zu packen. Er wollte die Sache möglichst schnell über die Bühne bringen. »Es war nicht der Kollege Lammers, der Sie aus dem Weg räumen sollte. Nachdem Sie sich gegen die Integration der Klinik in das Gesundheitszentrum gestellt haben, bekam ich den Auftrag, Sie in den Ruhestand zu schicken.« Er sah sein Gegenüber schuldbewusst an. »Sie können es nennen, wie Sie wollen. Das macht es nicht besser.«

      »Wie bitte?«, hakte Dr. Norden ungläubig nach. Er hatte mit allem gerechnet, nur nicht mit so einem Geständnis. »Soll das ein Scherz sein? Wenn ja, dann finde ich ihn nicht besonders lustig.«

      Der Verwaltungsdirektor schüttelte den Kopf.

      »Mein Auftraggeber war das Stadtratsmitglied Karl Schmiedle. Er macht Geschäfte mit einer Investorengruppe, inkognito, versteht sich. Nach Eingliederung der Klinik in das Gesundheitszentrum sollte ich Gesamtverwaltungsdirektor werden, Lammers die Leitung der ebenfalls eingegliederten Kinderklinik übernehmen. Die Kinderstation in diesem Haus sollte aufgelöst werden.«

      Zwar hatte Felicitas Norden geahnt, dass Lammers es auf ihren Mann abgesehen hatte. Doch dieses Geständnis war eine Ungeheuerlichkeit. Dr. Norden lehnte sich zurück und atmete tief durch.

      »Bei allen Differenzen hatte ich Sie für einen loyalen Mann gehalten«, erklärte er sehr ernst.

      »Weil ich ein loyaler Mann bin, ist nichts aus dem Deal geworden«, log Dieter Fuchs, ohne mit der Wimper zu zucken. »Aber keine Sorge, die Pläne sind vom Tisch, das Gesundheitszentrum gestorben. Es ist vorbei.«

      Eine Weile sagte keiner der beiden ein Wort. Andrea Sanders Stimme wehte aus dem Vorzimmer herüber. Sie wimmelte einen Besucher ab, der den Klinikchef ohne Termin sprechen wollte. Vom Garten hallte Lachen und Kreischen herauf. Der Kinderspielplatz lag direkt unter Daniels Fenster. Wenn er eine Erholungspause brauchte, stand er gern dort und blickte hinab auf die spielenden Kinder. Ihr Lachen war Musik in seinen Ohren.

      Das Schweigen machte Dieter Fuchs nervös. Er lehnte sich vor und nahm Daniel ins Visier.

      »Ich habe genügend Material, damit wir uns gegen Schmiedle und seine Hintermänner wehren können.« Er hatte die Stimme gesenkt, als verriete er ein Geheimnis. »Es tut mir leid. Aber ich bin auch nur ein Mensch und nicht gefeit gegen Versuchungen.«

      »Ach, wirklich? Dabei hatte ich das gerade von Ihnen angenommen.« Daniels spöttischer Blick ruhte auf dem immergleichen Cordsakko. Besaß Fuchs nur eines davon? Oder hingen mehrere Exemplare dieses grässlichen Stücks in seinem Schrank?

      Fuchs wusste nicht, worauf sein Kollege abzielte, und fragte auch lieber nicht nach. Es drängte ihn, dieses Gespräch zu einem für beide Seiten positiven Ende zu bringen.

      »Tja, kein Mensch ist unfehlbar«, lächelte er grashalmfein und griff nach dem Flyer, der auf dem Tisch zwischen ihnen lag. Er schlug ihn auf und blätterte eine Weile darin. »Was ist das für ein Gerät?«

      »Es handelt sich um eine neue Technologie, um Tumoren in sensiblen Bereichen wie zum Beispiel dem Kopf punktgenau zu bestrahlen«, erklärte Dr. Norden bereitwillig. Er hatte noch nicht ausgesprochen, als ihm ein Gedanke in den Sinn kam. »Diese Art der Behandlung gibt es in Deutschland bisher nicht.«

      Die farblosen Augen des Verwaltungsdirektors leuchteten auf.

      »Sie meinen, die Behnisch-Klinik könnte


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