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Elfenzeit 7: Sinenomen. Susanne PicardЧитать онлайн книгу.

Elfenzeit 7: Sinenomen - Susanne Picard


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Jacke über den Kopf. »Es regnet jeden Abend um die gleiche Zeit«, sagte sie.

      Sie hatte den Satz noch nicht ausgesprochen, als schwere warme Tropfen aus dem plötzlich grauen Himmel fielen. Innerhalb von Sekunden wurden sie zu einem Sturzbach. Nadja sprang von dem Felsen und hockte sich unter einen Vorsprung. Robert schlug den Kragen seiner Jacke hoch. Instinktiv wollte er ebenfalls Schutz suchen, doch dann fiel ihm ein, dass er nicht mehr krank werden konnte. Er stand auf, steckte die Hände in die Hosentaschen und sah dem Regen zu. Es war ein perfekter Regen mit perfekten Tropfen, die in perfekten geraden Fäden fielen.

      Nur einen Lidschlag später wechselte das Wetter. Der Regen versiegte, als habe man die Fäden durchgeschnitten. Abendrot senkte sich über die Ebene.

      »Aber es dauert nie lange«, schloss Anne und schüttelte Wasser aus ihrer Jacke.

      »Du weißt all das.« Nadja kam näher heran. Regentropfen glitzerten in ihren Haaren. »Aber du weißt nicht, wer dieses Reich erschaffen hat?«

      »Das ist richtig.«

      Robert sah Nadjas Misstrauen. »Es wird sich bestimmt alles klären, wenn wir den Berg erreicht haben«, sagte er, ohne es selbst zu glauben. Der Olymp ragte majestätisch jenseits der Ebene auf. Die Entfernung ließ sich nicht schätzen. Vielleicht waren sie ein paar Tage von ihm entfernt, vielleicht ein paar Monate.

      Wenn Zeit hier überhaupt eine Rolle spielt, dachte Robert, als er sich wieder ins Gras setzte. Der Boden war nicht mehr feucht. Das Erdreich schien den Regen vollständig aufgenommen zu haben.

      »Wieso will Catan zum Olymp?«, fragte Nadja unvermittelt.

      Anne zog ihre Jacke an. »Der Palast des Königs liegt am Fuß des Bergs.«

      »Und wie will er Talamh bis dahin ernähren?«

      »Nadja.« Anne klang ungeduldig, machte dann jedoch eine Pause und fuhr ruhiger fort. »Er wird nicht zulassen, dass deinem Sohn etwas geschieht. Der König wird das Kopfgeld nur zahlen, wenn Talamh lebt. Was sollte er mit einem toten Säugling anfangen?«

      Robert verzog das Gesicht. Ihre Wortwahl war nicht gerade taktvoll.

      »Und was will er mit einem lebenden?« Nadjas Stimme zitterte.

      »Ich weiß es nicht«, antwortete Anne.

      Ihre Worte hingen in der Luft. Die Unterhaltung brach ab.

      Es wurde rasch dunkel. Nadja legte sich unter den Felsvorsprung und drehte sich auf die Seite, die Arme um den Körper geschlungen. Robert wusste, dass sie Angst um ihren Sohn hatte, doch helfen konnte er ihr nicht. Sie sprach ja noch nicht einmal mehr mit ihm.

      Anne legte sich neben ihm ins Gras. Sie hatte Recht behalten. Die Nacht war kaum kühler als der Tag. Robert sah in den schwarzen, lichtlosen Himmel.

      »Es gibt keine Sterne«, sagte er.

      Anne schüttelte den Kopf. Die Geste war kaum zu sehen. »Der König wollte nicht, dass sich seine Untertanen nach den Sternen sehnen, also erschuf er ein Reich ohne.«

      »Er klingt nicht ganz gesund. Geistig, meine ich.« Robert stützte sich auf die Ellenbogen. Er spürte die Wärme, die von der Muse ausging und hörte ihren Atem. »Weißt du wirklich nichts über ihn?«

      »Nein. Wenn ich versuche, an ihn zu denken, stoße ich gegen eine Wand.« Der Gedanke schien sie zu verstören.

      Robert nahm ihre Hand. Anne drehte sich zu ihm. Es war dunkel, trotzdem konnte er ihr Gesicht erkennen.

      »Cool«, sagte er.

      Sie runzelte die Stirn. »Was?«

      »Ich kann im Dunkeln besser sehen.«

      »Nicht besser als ich.«

      »Ich würde es nicht wagen, etwas besser zu können als du.« Er lächelte, Anne nicht. Ihre Mimik war ausdruckslos, nur ihre Augen musterten ihn, glitten über sein Gesicht, dann über seinen Körper. Sie drückte seine Hand so fest, dass es weh tat.

      Oh Gott, wie sehr möchte ich mit ihr schlafen, dachte Robert. Er drehte den Kopf. Nadja lag keine drei Meter entfernt. Er hörte ihren Atem. Sie war wach.

      »Ich bin müde«, sagte er rasch. Es war weniger eine Aussage als ein Befehl, den er an seinen Körper richtete.

      Anne ließ seine Hand los. »Ich auch.« Ihre Stimme klang rau. Sie räusperte sich. »Gute Nacht.«

      Sie schloss die Augen.

      Robert ließ sich ins Gras fallen und seufzte leise. Der Himmel über ihm war so schwarz und leer, dass er glaubte hinein zu stürzen. Er drehte sich auf die Seite, schloss die Augen, öffnete sie jedoch wieder, als ihm plötzlich ein Gedanke kam.

      »Sollten wir nicht Wache halten?«, fragte er.

      Er wartete einen Moment, aber weder Anne noch Nadja antworteten. Robert hob die Schultern und versuchte zu schlafen.

      Als er die Augen das nächste Mal öffnete, dämmerte es bereits. Er setzte sich auf. Anne schlief neben ihm, der Platz unter dem Felsen, an dem Nadja gelegen hatte, war leer. Einen Augenblick lang befürchtete er, sie habe sich auf eigene Faust auf die Suche nach Talamh gemacht, doch dann sah er sie an dem kleinen Bach hocken. Sie hatte die Jacke ausgezogen und wusch sich das Gesicht.

      Robert stand leise auf, um Anne nicht zu wecken. In manchen Situationen war es besser, ohne sie zu handeln. Dies war eine solche Situation.

      »Ich hoffe, es schmeckt nicht immer noch nach Chili con carne«, sagte er, als er neben Nadja trat. Sie zuckte zusammen, hatte ihn wohl nicht gehört. Dann sah sie auf. Wasser lief über ihr Gesicht.

      »Es schmeckt nach Minze.« Sie trocknete sich mit ihrer Jacke ab und stand auf.

      »Nadja, wir müssen reden.«

      Sie schüttelte den Kopf. »Nein, müssen wir nicht.«

      Robert ergriff ihren Arm, aber sie sah ihn so wütend an, dass er wieder losließ. »Okay«, sagte er. »Dann muss ich eben reden. Wirst du mir wenigstens zuhören?«

      »Wozu?« Sie hielt seinen Blick. »Damit du sie in Schutz nehmen kannst? Damit du Entschuldigungen dafür finden kannst, dass sie dich in ein Ungeheuer verwandelt hat?«

      Sie wurde immer lauter, schrie beinahe. Robert hatte sie noch nie so wütend erlebt.

      »Jeder hat dich gewarnt. David, ich … wir alle wussten, was früher oder später geschehen würde. Aber du wusstest es ja besser. Und jetzt sieh, was sie aus dir gemacht hat. Du bist tot, Robert! Sie hat dich umgebracht!«

      Tränen schimmerten in ihren Augen.

      »Es war nicht so, wie du denkst. Sie hat …«

      »Und du nimmst sie trotzdem noch in Schutz.« Die Wut verflog aus Nadjas Stimme. Resignation trat an ihre Stelle. »Nach allem, was sie getan hat und …«

      Robert unterbrach diesmal sie. »Nadja, ich habe Anne darum gebeten.«

      »Was hast du?«

      Er rieb sich mit einer Hand den Nacken. »Es gab keine andere Möglichkeit. Ich wäre gestorben, wenn sie es nicht getan hätte, und sag nicht, ich sei tot. Wenn die Blutgräfin mich gebissen hätte, wäre ich wirklich zu einem Ungeheuer geworden.«

      »Und was bist du jetzt?«, fragte Nadja. Sie wischte sich mit einer ärgerlichen Bewegung die Tränen aus den Augen.

      Er hob die Schultern. »Ich weiß es nicht. Niemand weiß es, selbst Anne nicht.«

      Die Muse war aufgewacht und lauschte mit ausdruckslosem Gesicht der Unterhaltung. Robert war froh, dass sie sich nicht einmischte.

      »Aber ich weiß, dass ich kein Ungeheuer bin«, fuhr er fort. »Ich laufe nicht herum und beiße Leute. Ich bringe niemanden um.« Er lächelte. »Es hat sich nichts geändert, Nadja, abgesehen von all dem Superheldenzeug.«

      Sie antwortete nicht darauf, aber sie wandte sich auch nicht ab.

      Ein


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