Perry Rhodan 151: Sternenfieber (Silberband). Ernst VlcekЧитать онлайн книгу.
hörte Vathin sich sagen und fragte sich zugleich, ob er das tatsächlich wollte. Ja? Nein? Die beiden Fremden faszinierten ihn. Außerdem hatte Deike etwas gesagt, das in ihm nachschwang und ihn innerlich erschütterte: Krieg bringt immer nur Tod und Verwüstung.
»Wir wollten keine Konflikte zwischen euch heraufbeschwören.« Jizi Huzzels Stimme wischte Vathins Zwiespalt beiseite. Es war so wunderbar zu spüren, dass jemand sanft und ohne hörbaren Zwang redete. Da war kein militärischer Tonfall, kein Befehl, kein Schreien.
»Verschwinde!«, wandte Vathin sich an den Kommandanten und versuchte, ebenfalls leise zu reden. »Das hier ist meine Angelegenheit. Unteradmiral Lillingjoke hat mir die Sache übergeben.«
Was er tat, war Wahnsinn, das war ihm bewusst. Zugleich triumphierte er, denn Color wandte sich um und verließ die Andockkammer. Er, Vathin, der einfache Oberwächter, hatte einen Schiffskommandanten zur Räson gebracht. Wann hätte er das jemals vorhergesehen?
»Bitte, Freund, begleite uns an Bord unseres Schiffes«, sagte Deike. »Wir haben dort eine Pflanze, die Comanzatara heißt. Sie sucht etwas, dabei wollen wir ihr helfen. Wir wissen, dass Comanzatara einmal auf Ciclaun gewesen ist. Ebenso auf Sans-Cror, auf Perpetim, Vilyandoc ...«
»Schon gut«, unterbrach der Oberwächter die Besucher. »Hört ihr mir bitte auch einmal zu?«
Deike schwieg. Sein Gesicht nahm einen Ausdruck an, den der Cloreone als entschuldigend verstand. Und Jizi sagte: »Selbstverständlich, Vathin. Verzeih unsere Unhöflichkeit. Wir wollen nur Comanzatara helfen. Diese Pflanze ist das einsamste Geschöpf des Universums.«
»Manchmal war mir, als sei ich das einsamste Lebewesen überhaupt«, entgegnete Vathin.
Weil Deike und die Winzige erwartungsvoll schwiegen, redete er weiter. Er erzählte vom Kodex des Ewigen Kriegers Kalmer, von Ciclaun und den Ereignissen, die vor langer Zeit geschehen waren. Auch von einem seiner Lehrer, der behauptet hatte, dass das Militärregime auf Ciclaun mehr wisse, als es jemals eingestehen würde. Über Cloreon. Über den Stillstand der technischen Entwicklung auf den Kolonialwelten. Und darüber, dass in den Kolonien sehr wohl vieles über die Organismus-Gesellschaft auf Cloreon bekannt war.
Unvermittelt wurde Vathin sehr unruhig. »Die EXE ist weg«, sagte er betroffen. »Ich habe meinen Einsatz auf der LEFLAHT versäumt. Color wird mich dafür vernichten.«
»Es gibt keine Vernichtung«, widersprach Jizi. »Du willst sie nicht, wir auch nicht. Käpt'n meint, das Flaggschiff der Ciclaun-Cloreonen heißt CICLANT. Käpt'n hört euren Funk ab und informiert den Langen und mich. Er sagt, auf der CICLANT fehlt ein Beibootpilot. Der dafür vorgesehene Cloreone trat seinen Dienst nicht an. Euer Admiral wird sich bestimmt freuen, wenn er dich bekommt.«
»Das sind Träume ...«, wehrte Vathin ab.
»Ich erfülle dir diesen Traum«, behauptete die kleine Frau. »Du sagst mir als Gegenleistung, wo Comanzatara auf Ciclaun war, und gibst mir jede Unterstützung, um die Rätsel der Pflanze zu lösen.«
»Ich kenne keine Pflanze Comanzatara«, entgegnete Vathin niedergeschlagen. Seine Stimmung wechselte rasch. »Aber ich verspreche, eurem Forschungsdrang weiterzuhelfen, wenn ihr mich auf die LEFLAHT bringt.«
»Auf die CICLANT«, berichtigte Deike. »Und kein Widerspruch.«
Vathin empfand mit einem Mal Furcht. Er hatte sich verleiten lassen, hatte einem Gefühl nachgegeben und den Verstand und alles, was wirklich wichtig war, ignoriert. Er hatte das Vertrauen hintergangen, das Unteradmiral Lillingjoke in ihn setzte. Damit hatte er sein eigenes Grab ausgehoben. Waren das die beiden Fremden wert? Wo waren seine Träume von der Letzten Schlacht, die er siegreich schlagen wollte?
»Sieh dir Comanzatara wenigstens an«, bat Jizi. »Wir bringen dich danach zu deiner Flotte, zur LEFLAHT oder zur CICLANT, wie du willst. Wir tun das sogar, wenn du Comanzatara nicht sehen möchtest. Wir kennen keinen Zwang und fordern nichts gegen deinen Willen.«
Vathin winkte schwach ab. Seine Gedanken schwirrten durcheinander. Der Tag X ... Der Aufbruch der Flotte ohne ihn ...
Fast schon widerwillig folgte er dennoch den beiden so unterschiedlichen Fremden auf ihr Schiff.
Dort sah er die Schale mit dem weichen Bodensubstrat von Ciclaun – nur die Schale. Das Substrat wies ein paar Mulden auf, die vermuten ließen, dass da etwas gewurzelt hatte.
Comanzatara war nicht mehr da.
»Verrat!«, schrie Rainer Deike wütend auf. »Das können nur die beiden Maahks gewesen sein. Sie treiben ein übles Spiel.«
»Das ist ausgeschlossen«, meldete sich Käpt'n. »Ich hätte es registriert, wenn jemand während eurer Abwesenheit in den Wohnräumen oder Labors gewesen wäre.«
»Dann sag mir, wer Comanzatara entwendet hat!«
Der Cloreone Vathin stand hilflos zwischen den beiden Vironauten. Er verstand nichts und fühlte sich mit einem Mal hoffnungslos verloren. Offenbar hatte er so ziemlich alles falsch gemacht, was er hatte falsch machen können.
»Käpt'n«, hörte er Rainer Deike sagen, dessen Übersetzungsgerät unverändert arbeitete. »Du musst eine Lösung finden.«
»Ich kann nur vermuten«, antwortete die raue, fast beängstigende Stimme. »Da niemand in eurem Sektor war, kann nur einer für das Verschwinden der Pflanze verantwortlich sein.«
»Wer?«, kam es gleichzeitig von Deike und Jizi Huzzel.
»Sie selbst!«, behauptete Käpt'n.
»Das ergibt keinen Sinn«, wehrte der Terraner ab.
»Vielleicht doch, Langer!« Jizis eben schrill gewordene Stimme beruhigte sich wieder. »Was wissen wir wirklich über Comanzatara? So gut wie nichts. Also lass uns einen kühlen Kopf bewahren. Die Comanzatara ist rätselhaft. Dass sie womöglich nach etwas sucht, können wir uns bereits denken. Ich glaube, ihr Verschwinden hängt damit zusammen.«
»Ich will nicht unhöflich sein«, sagte Vathin matt, »aber bringt mich bitte zurück in die Außenstation. Ich muss dort warten, bis ich für das Kriegsgericht abgeholt werde.«
Deike reagierte mit einer heftigen Armbewegung, die nur seine Ablehnung ausdrücken konnte. »Das kommt schon gar nicht in Betracht«, sagte er heftig. »Wir haben dir diese Suppe eingebrockt, also löffeln wir sie auch aus. Wir bringen dich zur CICLANT oder zur LEFLAHT und stellen die Sache klar. Deine Admirale werden das schon kapieren.«
»Bestimmt nicht«, widersprach Vathin vorsichtig. »Du kennst unsere straffe militärische Organisation nicht. Ich gehöre an meinen vorherbestimmten Platz in der Letzten Schlacht und nicht hierher zu euch. Ich muss verrückt gewesen sein, dass ich ..., dass ich glaubte, es könnte anders ...«
»Alles lässt sich ausbügeln, glaube mir.« Deike lächelte.
»Da ist noch etwas«, sagte Vathin zögernd. »Ich finde euch beide sehr sympathisch, besonders Jizi. Aber ihr interessiert euch nur für eine verschwundene Pflanze und habt keinen Blick für das aktuelle Geschehen. Ich habe euch von der Letzten Schlacht berichtet.«
»Die interessiert uns wirklich nicht«, wehrte Deike ab.
»Ihr gehört zu den Truppen des Kriegers Kalmer, das ist mir viel zu langsam klar geworden. Damit sind wir Gegner. Unsere vereinten Flotten erreichen in Kürze Cloreon, wo die Bewährung stattfinden wird. Unsere Schiffe sind gestartet, weil eure erschienen sind. Die Letzte Schlacht ist unabwendbar. Kalmer wollte das schon vor fünftausend Jahren, und niemand kann das ändern.«
»Du irrst dich!«, rief Jizi freundlich. »Wir gehören weder zu den Truppen eines Kriegers Kalmer, noch werden wir uns in irgendwelche Kämpfe verwickeln lassen. Wir sind in die Mächtigkeitsballung Estartu gekommen, weil Sotho Tal Ker uns die Galaxiengruppe mit ihren Wundern ans Herz gelegt hat.«
»Du nennst Begriffe, die ich nicht kenne«, wandte Vathin unsicher ein. »Wer ist ESTARTU? Und wer oder was ist Sotho Tal Ker?«
»Du weißt das nicht?«, fragte