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Chefarzt Dr. Norden Staffel 6 – Arztroman. Helen PerkinsЧитать онлайн книгу.

Chefarzt Dr. Norden Staffel 6 – Arztroman - Helen Perkins


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ich tun?« sie quälte. Vorgestern hatte sie sich mit Mark hier treffen wollen. Er war nicht gekommen. Seine Reservierung war nicht storniert worden. Lisa hatte in Ulm bei seiner Firma angerufen, dort aber nur erfahren, dass er nach dem Kenia-Projekt wie immer eine Woche Urlaub genommen hatte.

      Ihm ist etwas zugestoßen, dachte sie nicht zum ersten Mal.

      Was, wenn sie sich durch einen dummen Zufall verpasst hatten? Was, wenn Mark zur Villa gefahren war, sich auf einen Streit mit Kai eingelassen hatte. Was …

      Unablässig drehte sich dieses sinnlose Gedankenkarusell in ihrem Kopf, ohne dass sie zu einem Ergebnis gekommen wäre. Allein, völlig auf sich gestellt, konnte sie das auch nicht. Doch an wen sollte sie sich in ihrer Lage wenden? Der einzige Mensch, der ihr einfiel, war Elfriede Kramer. Wenn zwischen Kai und Mark tatsächlich etwas vorgefallen war, dann wusste sie sicher darüber Bescheid. Aber es bedeutete ein hohes Risiko, die Haushälterin ihres Mannes anzurufen.

      Lisa stöhnte gequält auf. Was sollte sie nur tun? Sie fand keine Antwort auf diese immer drängendere Frage. »Mama!« Torben zupfte Lisa am Ärmel. »Sag doch was!«

      Da wandte sie endlich den Blick vom Fenster ab, schaute ihn eine Weile ratlos an, bückte sich schließlich und umarmte ihn so fest, dass er zurückschreckte.

      »Mama, was hast du? Warum kommt Onkel Mark nicht?«

      »Ich weiß es nicht.« Lisa atmete tief durch und straffte sich. »Aber ich werde es herausfinden!« Entschlossen griff sie nach ihrem Handy, das die ganze Zeit ausgeschaltet gewesen war. Lisa war entsetzt, als sie die vielen Sprachnachrichten entdeckte, die darauf hinterlassen worden waren. Sie sah gleich, dass diese nicht von ihrem Bruder, sondern von Kai stammten. Und sie konnte sich denken, dass es nur böse Drohungen waren. Mit zitternden Fingern löschte sie alles, ohne es anzuhören. Dann rief sie Elfriede Kramer an. Die Haushälterin erschrak, als sie Lisas Stimme hörte.

      »Sie sind doch in Ulm, bei Ihrem Bruder, nicht wahr?«, fragte sie sofort. »Hier ist die Hölle los. Ihr Mann versucht alles, um Sie zu finden!«

      »Ich bin noch in München«, flüsterte Lisa mehr, als sie sprach. Sie wagte es nicht einmal, in normaler Lautstärke zu sprechen, aus Angst, Kai könnte sie hören.

      »Lisa, das ist nicht Ihr Ernst … Was ist denn um Himmels willen geschehen?«, entsetzte die Haushälterin sich.

      Noch ehe sie antworten konnte, hörte sie Kais Stimme.

      »Lisa, du kommst sofort heim«, bellte er in den Hörer. »Ich warne dich! Es wird dir leidtun, wenn du nicht gehorchst!«

      Sie war einen Moment lang wie gelähmt. Dann unterbrach sie die Verbindung und schaltete das Handy sofort ab. Sie warf es aufs Bett und starrte es an wie ein giftiges Insekt.

      »Was ist los, Mama?«, fragte Torben sie ängstlich.

      »Ich muss hier raus.« Lisa hatte das Gefühl, keine Luft mehr zu bekommen. »Du bleibst auf dem Zimmer, Torben, hast du mich verstanden? Ich bin gleich wieder da.«

      »Aber ich möchte …«

      »Sei lieb und tu, was ich dir sage, bitte!«

      Der Junge zuckte zusammen, denn so herrisch hatte sie noch nie mit ihm gesprochen. Er senkte wortlos den Blick und nickte.

      Lisa stürmte aus dem Zimmer, die Treppe herunter und ins Freie. Die kalte Märzluft, in der ein Hauch von Frost lag, machte ihr den Kopf sogleich frei. Sie zwang sich, logisch nachzudenken. Es war offenkundig, dass Elfriede Kramer nichts vom Verbleib ihres Bruders wusste. Das bedeutete, auch Kai hatte – noch – keine Ahnung von ihrem Plan, nach Ulm zu fahren. Was immer Mark zugestoßen war, ein Unfall oder eine plötzliche Erkrankung, sie durfte sich nicht länger auf ihn verlassen und musste nun selbst handeln. Die einzige Möglichkeit, die ihr bleib, war allein mit Torben nach Ulm zu fahren. Lisa hatte einen Schlüssel zu Marks Wohnung, die ihr momentan wie ein sicherer Hafen erschien. Sie musste München verlassen, noch an diesem Tag. Entschlossen kehrte sie in die Pension zurück und bat die Dame an der Rezeption, ihr die Rechnung fertig zu machen. Diese fragte sie lächelnd, ob sie ihren Aufenthalt in der Pension Mecking denn genossen habe. Lisa schenkte sich eine Erwiderung. Die Dame hätte sie doch nicht verstanden.

      Während Lisa in Windeseile packte und alles für ihre Abreise vorbereitete, erhielt Kai Wagner einen Anruf von Thilo Groß.

      »Sagtest du nicht, dass Lisas Bruder aus Ulm stammt und Mark Hansen heißt?«, wollte er wissen. Und als Kai dies bestätigte, fuhr der Detektiv fort: »Der ist vor zwei Tagen mit dem Intercity nach München gefahren. Er hat das Ticket und die Platzreservierung online bestellt und bezahlt. Außerdem hat er ein Zimmer in einer kleinen Pension nahe dem Bahnhof reserviert.«

      »Und? Hat er sich mit Lisa getroffen?«, fragte Kai ungeduldig.

      »Nein, er ist wie vom Erdboden verschwunden. Eine seltsame Geschichte. Willst du, dass ich dran bleibe?«

      »Mark Hansen ist mir egal. Es geht mir nur um Lisa und den Jungen. Wo sind sie?«

      »In dieser Pension wohnt eine junge Frau, auf die Lisas Beschreibung passt, mit einem kleinen Jungen. Sie hat sich unter dem Namen Marie Hansen eingetragen.«

      »Das ist sie! Marie ist ihr zweiter Vorname.«

      Kai lachte kalt auf. »Gute Arbeit, Thilo.«

      »Und die Geschichte mit ihrem Bruder? Soll ich da nicht …«

      »Wie gesagt, der kümmert mich nicht. Sag mir, wie die Pension heißt, und schick mir die Rechnung. Ich bin dir sehr dankbar.«

      »Keine Ursache. Pension Mecking am Stachus.«

      *

      »Mark Hansen!« Der junge Ingenieur lächelte Dr. Gruber jungenhaft zu. »Ich hätte mir niemals vorstellen können, dass es sich so gut anfühlt, den eigenen Namen auszusprechen.«

      »Sie sind ein Musterpatient, Herr Hansen. Die ersten Erinnerungen sind viel früher zurückgekommen, als das sonst im Durchschnitt geschieht. Sie sind also Bauingenieur und leben in Ulm. Erinnern Sie sich auch an Ihr letztes größeres Projekt?«

      »Nein, tut mir leid. Ich fürchte, Sie haben mich zu früh gelobt, Frau Doktor. Das schwarze Loch in meinem Kopf klafft nach wie vor. Nur hier und da leuchtet ein kleines Licht.«

      »Herr Hansen, Sie sind ein Poet. Ich dachte immer, Ingenieure wären trockene Typen mit einem Rechenschieber im Kopf.«

      »Und ich habe mir eine Psychologin um einiges älter und weniger hübsch vorgestellt«, parierte er gut gelaunt.

      Amelie lächelte fein. »Wir werden wohl beide unsere Vorstellungen ein wenig überdenken müssen …« Sie machte sich ein paar Notizen, während Mark sie versonnen betrachtete. Amelie Gruber war eine hübsche junge Frau. Sie war klug und warmherzig und hatte einen herrlichen Humor. Er fragte sich …

      »Was geht Ihnen durch den Kopf, Herr Hansen?«, fragte sie nun und lächelte ihn noch immer an.

      »Sie. Ich wüsste gern …«

      »Ich stehe hier aber nicht zur Debatte. Sie sind der Patient, es ist meine Aufgabe, Ihren Kopf wieder zum Funktionieren zu bringen, nichts weiter.«

      »Gar nichts?« Er wirkte so ehrlich enttäuscht, dass es Amelies Herz rührte. Sie musste aufpassen, dieser Mann hatte eine gefährliche Wirkung auf sie. Dabei war es eine ihrer Maximen, sich nie in einen Patienten zu verlieben. Normalerweise hatte sie damit aus nahgeliegenden Gründen auch kein Problem. Menschen mit psychischen Störungen waren eben nur hilfsbedürftig. Bei Mark Hansen aber war alles ganz anders …

      Sie seufzte. »Sie sind hartnäckig. Also, was wollen Sie wissen? Ich gestatte Ihnen eine Frage, damit wir uns wieder auf unsere eigentliche Arbeit konzentrieren können.«

      »Nur eine Frage? Ich weiß nicht, ob das genügt.«

      »Seien Sie froh, dass ich Ihnen diese Frage nicht anrechne …«

      »Also schön. Gibt es einen Mann in Ihrem Leben?«

      »Nein,


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