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Sturm über der Eifel. Katja KleiberЧитать онлайн книгу.

Sturm über der Eifel - Katja Kleiber


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Hat ein römischer Historiker über die Kelten geschrieben.«

      »Aber die sind doch längst ausgestorben«, stellte Peter fest. Er wollte nicht zugeben, dass er so gut wie nichts über Kelten wusste.

      »Waren das nicht irgendwie unsere Vorfahren?« Auch Tanja schien sich nicht besser auszukennen. Sie wandte sich wieder dem Monitor zu und tippte etwas. »›Antike Volksgruppe der Eisenzeit, 8. bis 1. Jahrhundert vor Christus‹«, las sie vor. »Kelten und Gallier – scheint irgendwie dasselbe zu sein.« Ihr Blick flog über den Bildschirm. »Anscheinend beherrschten sie mal Europa. Von Frankreich über Mitteleuropa bis Österreich – ganz schön großes Gebiet. Dann wurden sie von germanischen Stämmen verdrängt.« Sie wandte sich ihm wieder zu: »Okay, aber selbst wenn unser Opfer ein keltischer Schamane gewesen wäre, hat diese Theorie ein großes Manko. Ein Menschenopfer würde doch so aussehen, dass der Schamane einen anderen Menschen opfert, nicht sich selbst. Aber er wurde nun mal umgebracht.«

      »An einem keltischen Heiligtum.«

      »Worüber wir noch viel zu wenig wissen. Wir müssen mehr über den Tatort erfahren«, sagte Tanja entschlossen, »und über das, was unser Ötzi als Schamane so getrieben hat.« Sie schnaufte verächtlich. »Schamanen, die gibt’s doch nur in Afrika.«

      »Was ist eigentlich mit den Wanderern, die ihn entdeckt haben?«, warf Peter ein.

      »Harmlose Typen vom Eifelverein Mayen. Sind den Burgweg, einen dieser Traumpfade, gewandert, der an einer Art Aussichtsplattform vorbeiführt. Von da aus hat man einen Überblick über den Goloring. Als sie oben standen, haben sie die Leiche gesehen und sofort den Notruf gewählt. Alles vollkommen korrekt, keiner von denen hat den Tatort betreten.«

      »Was sagt die Rechtsmedizinerin noch?«, fragte Peter und hätte sich im nächsten Moment am liebsten die Zunge abgebissen. Jetzt hatte er sogar freiwillig zugegeben, den Bericht nicht gelesen zu haben.

      Tanja ging nicht darauf ein. Sie klickte zu dem Ergebnis der Gerichtsmedizinerin zurück. »Männliche Leiche, eins achtundsiebzig groß, Mitte vierzig. Laut Papieren war der Typ sechsundvierzig. Ich zitiere weiter: ›eher untergewichtig, durchtrainiert, gute bis sehr gute Allgemeinverfassung‹ … Ah, das hier ist noch interessant: ›Tätowierung auf dem linken Schulterblatt, Leopard oder andere Großkatze‹.«

      »Leonhart, der Leopard«, meinte Peter.

      Tanja nickte. »Hier ist noch etwas Seltsames. Schade hat mehrere Brandflecken am Körper des Opfers gefunden. Deren Abstände könnten darauf hinweisen, dass der Mann mit einem Rinderschocker gequält wurde. Außerdem ein Dutzend Stichwunden, Breite drei Zentimeter, Tiefe bis zu fünfzehn Zentimeter.« Sie überflog den Text weiter. »Es war nicht festzustellen, welche Verletzungen zuerst vorlagen.« Sie blickte auf: »Aber logisch ist ja wohl, dass erst der Rinderschocker eingesetzt und dann der Mann erstochen wurde. Andersherum würde es wenig Sinn machen.«

      Rechtsmedizinerin Schade war zuverlässig, Peter hatte sie als geradezu penibel und übereifrig in Erinnerung. Aber was meinte sie mit einem Rinderschocker? »Rinderschocker?«, fragte er.

      »Hier steht eine Anmerkung: ›Rinderschocker, auch Rindertreiber, ähnlich einem Taser, gibt schwache Stromstöße ab, um Rinder zum Beispiel auf einen Transporter zu verladen.‹«

      Peter runzelte die Stirn.

      »Das sagt dir nichts? Dabei bist du doch der Eifler von uns beiden«, sagte Tanja.

      Peter war zwar nicht auf einem Bauernhof aufgewachsen, erinnerte sich aber, dass einige seiner Freunde als Kinder den Eltern hatten helfen müssen, morgens die Kühe auf die Weide und abends heimzutreiben. Dazu hatten sie die Tiere mit Stöcken angetrieben, wenn sie trödelten. Stromschläge waren nicht nötig gewesen. Von einem Rinderschocker hatte er noch nie gehört.

      »Finde heraus, wo man die Geräte herkriegt, wie man die anwendet, wie die wirken«, herrschte Tanja ihn wieder in ihrem Feldherrenton an.

      Peter duckte sich über seine Kaffeetasse.

      »Jetzt zum Bericht der Tatortgruppe«, fuhr sie fort. »Haben nichts Weltbewegendes herausgefunden. Tatwerkzeug war ein Messer mit fünfzehn Zentimeter langer Klinge, eventuell ein Bowiemesser, steht hier. Ist das nicht ein Jagdmesser?«

      »Das heißt, der Täter ist ein Jäger?«

      Tanja zuckte die Schultern. »Solche Messer kann jeder kaufen, auch wenn eigentlich nur Jäger sie führen dürfen, jedenfalls mit dieser Klingenlänge.«

      Peter zückte einen Notizblock, kritzelte »Rinderschocker« auf die erste Seite, malte einen Kringel drum herum und schrieb »Jagdmesser?« daneben. »Der Volvo vom Ötzi – hat dessen Untersuchung was erbracht?«

      »Alte Karre«, schnaubte Tanja verächtlich und konzentrierte sich wieder auf den Bericht. »Baujahr 1998. Über dreihunderttausend Kilometer gelaufen. Aber TÜV neu und gut gepflegt. Im Seitenfach steckte eine Karte vom Hunsrück und der Eifel. Inhalt des Handschuhfachs … Puh, eine lange Liste.« Sie murmelte vor sich hin: »Betriebsanleitung, Eisschaber, Enteisungsspray, eine Packung Kaugummi, ein Paar Arbeitshandschuhe, Federn von unterschiedlichen Greifvögeln und Eulen. Was unser Opfer wohl mit denen wollte?«

      »Irgendwas Schamanisches?«

      »Hm, vielleicht. Im Kofferraum das Übliche: Abschleppseil, eine alte Decke, Erste-Hilfe-Set. Nichts, was uns weiterhilft.« Schon wieder klopfte sie mit dem Kuli auf den Tisch. »Tünnes Brettschneider hat uns angewiesen, die Nachbarn zu befragen. Er hofft, dass irgendwer irgendwas gesehen hat. So wie häufig.«

      Vor allem in der Eifel, dachte Peter. Das Vorgehen schien vielversprechend, aber er ahnte, dass er schon wieder die Laufarbeit machen musste. Letztes Jahr hatte Tanja ihn alle Kunden von Ella Dorn befragen lassen, für die diese mit der Wünschelrute angebliche Erdstrahlen und Wasseradern gesucht hatte. »Ist jedenfalls besser, als Verkehrsunfälle zu protokollieren«, versuchte er, sich aufzumuntern.

      Die Prügelei

      Der Bäcker unten in Antweiler hatte vor Kurzem den Besitzer gewechselt und das Sortiment erweitert, nur die Verkäuferin war dieselbe geblieben. Bärbel herrschte über den kleinen Laden wie eh und je.

      Ella zögerte. Sie wusste, dass sich das halbe Dorf beim Bäcker traf. Zumindest die weibliche Hälfte. Wollte sie sich all diesen Blicken aussetzen, möglichen Kommentaren? An manchen Tagen ertrug sie einfach keine Menschen, vor allem nicht so viele auf einem Fleck.

      Wieder sah sie die sanften braunen Augen Leos vor sich. Irgendjemand hatte ihn umgebracht. Sie war es ihm schuldig, mehr darüber herauszufinden. Wie konnte ein so friedfertiger Mensch Feinde gehabt haben? Oder immerhin einen Feind, der ihm den Tod wünschte? Ihn eigenhändig getötet hatte?

      Ella atmete tief ein, stieg die wenigen Stufen hoch und zog die Tür auf. Warme Luft strömte ihr entgegen, zusammen mit dem Duft von Brot und Brötchen. Normalerweise backte sie ihr eigenes Brot, aber sie wollte den Dorfklatsch hören.

      Wie erwartet war der Laden gestopft voll. Ella ließ ihren Blick schweifen. Da waren Olga, die Frau vom Forellengutbesitzer, und zwei Frauen, die sie nur vom Sehen kannte. Sie diskutierten gerade über die vielen Umleitungen wegen der Verlegung von Breitbandleitungen. Überall wurden die Dorfstraßen gesperrt, damit bald auch abgelegene Gemeinden endlich schnelles Internet hätten. Aber durch die Baustellen wurden Ortsfremde regelmäßig von ihren Navis in die Irre geleitet, einige von ihnen waren sogar schon auf matschigen Feldwegen gestrandet und hatten aus dem Schlamm gezogen werden müssen.

      Als Olga Ella entdeckte, wandte sie sich ihr zu und fragte halblaut, ob sie noch Ringelblumensalbe bekommen könne.

      Ella versprach ihr, einen Tiegel vorbeizubringen.

      Schließlich kam Olga an die Reihe, kaufte Brot und verstaute es umständlich im Ziehkärrchen. Als die beiden anderen Frauen ihr Gespräch nicht unterbrachen, trat Ella an die Theke und wählte einige Teilchen aus, die besonders verlockend aussahen.

      Auf der Ladentheke lag das regionale Gratisblatt aus. Die Schlagzeile lautete: »Menschenopfer am Goloring?«


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