Perry Rhodan-Paket 62: Mythos (Teil2). Perry RhodanЧитать онлайн книгу.
War er das?
Die Vorstellung zurückzubleiben, blind, taub, stumm, ohne etwas zu fühlen, darauf angewiesen, dass es Iwán gelänge, ihn wiederzufinden, entsetzte Rhodan. Zumal er von Gucky wusste, dass ein Passagier, den der Mausbiber zurückgelassen hatte, verweht war.
Kann ich denn ohne dich in diesem Gefilde bestehen?
Sicher. Ich ... impfe dich. Jedenfalls etwas in dieser Art, mangels eines besseren Begriffs.
Gibt es keinen anderen Weg?, fragte Rhodan, der sich von Sekunde zu Sekunde mehr wunderte, wozu Iwán in der Lage war und wie sehr sich diese Schmerzensteleportation von allem unterschied, was er bislang gekannt hatte.
Solange ich dich trage, bin ich zu langsam.
Sobald du ankommst, werden Palotta und die Roboter dich angreifen.
Ich muss nur kurz bestehen, dann teleportiere ich wieder. Nach jeder Schmerzensteleportation brauchte Iwán eine Erholungspause, weil der Weg über die Landschaft ihn extrem auszehrte. Nach der ersten Teleportation benötigte er zwei Minuten – und diese Zeit verdoppelte sich bei jeder direkt anschließenden Etappe. Wenn mich jemand entdeckt, werde ich sie ablenken und irgendeine Lügengeschichte erzählen, bis ich wieder verschwinden kann. Sobald ich weiß, wo das Ziel liegt, kann ich dich holen und mit dir dorthin zurückkehren. Aber wir müssen uns entscheiden, sonst verliere ich den Anschluss!
Tu es!, dachte Rhodan.
Obwohl er keinen Körper hatte, fühlte er, wie er losgelassen wurde, wie er abstürzte, wenige Zentimeter und ein Lichtjahr tief, und wie er aufschlug.
Im selben Moment, als er allein dort lag, endete seine Blindheit.
Er sah die Landschaft der Schmerzensteleportation, mehr noch, er roch sie, schmeckte sie, spürte und hörte sie. Sie schrie ihn an, dass sein Verstand zitterte.
Plötzlich umgaben ihn Türen – sie alle sahen aus wie jene in seinem Kinderzimmer vor so vielen Jahrhunderten. Dies war die Krücke, die sein Bewusstsein formte, um die Milliarden Ausgänge abzubilden, hinter denen jeweils ein anderes Ziel lag.
Rhodan sah Berge, Städte, Wasserfluten, Planeten und die glühenden Zentren von Sternen. Er hörte Lachen und Schreien und den Lärm von Schüssen; er vernahm Stille in unendlich weiten Gefilden und ausgedehnt über Jahrmillionen. Helligkeit überflutete ihn, und Dunkelheit blendete ihn so sehr, dass alle Farben erstickten, das Prisma des Regenbogens und noch viel mehr.
Durch jede Tür könnte er diese Landschaft verlassen, wenn er ein Schmerzensteleporter wäre. Doch ihm fehlte die Gabe, und er vermochte sich keinen Millimeter zu bewegen. Nur die Möglichkeiten rissen und zerrten an seinem Bewusstsein, und er glaubte, seine Seele müsste zerbrechen.
Wie hielt Iwán das aus? Oder empfand er es nicht so? Sah er nur das eine Ziel, dem er entgegenstrebte, und war blind für alles sonst?
Aber wieso ging es Rhodan anders?
Weitere Türen entstanden, nebeneinander, hintereinander, über- und untereinander, sogar ineinander, als es keinen freien Platz mehr gab.
So viele Möglichkeiten. Sie drohten ihn zu überwältigen, doch er hielt stand.
Er war Perry Rhodan!
Terraner.
Mensch.
Er hatte sich vor Superintelligenzen behauptet und mit Kosmokraten gesprochen. Er kannte fremde Universen und das Arresum. Seine Entscheidungen hatten das Schicksal ganzer Galaxien bestimmt. Er hatte den Berg der Schöpfung erblickt, Kosmonukleotide gesehen und war mit der Endlosen Armada gereist.
Perry Rhodan erhob sich. Rechts und links neben seinen Füßen führten Türen in die Tiefe, genau wie vor und hinter ihm. Und über ihm.
Er ging einen Schritt.
Die Türen wichen zurück. Er mochte ein kosmisches Wesen sein, doch die Gabe der Schmerzensteleportation, die ihn von diesem Ort hätte führen können, blieb ihm verwehrt.
Düfte wehten ihm entgegen, nach Zimt, Feuer und Wüstensand. Er schmeckte Salz auf den Lippen, die Ahnung eines Meeres in einer fernen Galaxis. Er empfand eine Geburt, aber er wusste nicht, ob es die eines Lebewesens war oder ob eine Sonne zündete.
»Ich habe keine Angst«, sagte er und lauschte dem Klang seiner Stimme nach, die in den Weiten verhallte. Ob diese Worte durch die Ausgänge in tausend Welten getragen wurden?
»Wieso solltest du?«, fragte Iwán, der plötzlich bei ihm stand und ihm eine Hand auf die Schulter legte. Er hörte sich nicht erstaunt darüber an, dass Rhodan reden konnte. »Ich bringe dich ans Ziel.«
»Wohin ist Gorin Palotta geflohen?«
»Das Ziel liegt in einem Raum mit fünf Personen und vier Kampfrobotern«, sagte der Mutant. »Mach dich bereit! Wir müssen kämpfen.«
Was Farye Sepheroa erlebte
Das Transmitterfeld, das den Suspensionsalkoven, die drei TARA-C-Roboter und Gorin Palotta einschloss, hatte aufgeleuchtet und dematerialisiert, was sich in seinem Inneren befand. Palotta hatte die Maurits-Vingaden-Klinik verlassen, und mit ihm der Alkoven mit Homer G. Adams und die Kampfroboter.
»Was können wir ...«, setzte Farye Sepheroa an, brach jedoch mitten im Satz ab. Perry Rhodan war ebenfalls verschwunden, und mit ihm Iwa Mulholland. Sie verstand sofort – die Mutantin war teleportiert und hatte Rhodan mitgenommen. Nur – wohin? Hatte sie sich in den Transmittervorgang eingeklinkt? War das möglich?
Im Raum verblieben waren neben Farye selbst nur noch Rico, der Geheimdienstchef Sloud Silverman und der Ara Ammun-Si, der die Klinik leitete.
Außerdem die Leiche des Topsiders Grechta-Tsurg.
»Palotta hat uns verraten. – Wo ist er hin?«, rief Silverman, während sich Rico bereits am Transmitter zu schaffen machte. Wenn jemand diese Technologie durchschauen und Informationen über den Zielort des Transports herausfinden konnte, dann der arkonidische Roboter.
Farye verkürzte die Wahrheit ein wenig: »Iwa ist Teleporterin, sie ist offenbar mit Perry gesprungen.« Dass Mulholland nur die spezielle Abart der Schmerzensteleportation und darüber hinaus weitere Parafähigkeiten beherrschte, verschwieg sie.
»Ein geheimnisvoller Mensch, nicht wahr? Manche sehen ihn als männlich, andere weiblich, er ist Mutant ...« Silverman eilte zu den zerfetzten Überresten der Tür und ergänzte in ätzendem Tonfall: »Kann er vielleicht auch fliegen oder ... Beim Aktivator des Advisors! Dort draußen wird gekämpft, und ein Energieschirm versperrt den Weg!«
»Der Transmitter lässt sich nicht mehr aktivieren«, sagte Rico, »und es gibt keinen Zielspeicher. Was hier vor uns steht, ist für uns völlig nutzlos. Wie kaum anders zu erwarten.«
Alles andere wäre in der Tat überraschend gewesen. Gorin Palotta war ein Profi, er hatte Adams' Entführung offenkundig perfekt geplant und außerdem Zugang zu hochwertiger Technologie. Eine derart offensichtliche Möglichkeit, ihn zu verfolgen, hätte nicht ins Gesamtbild gepasst.
Ammun-Si stellte sich neben Silverman. »Soll ich den Energieschirm desaktivieren?«
»Das wird dir wohl nicht gelingen«, prognostizierte der TLD-Chef. »Wenn es stimmt, dass in der Klinik sämtliche Maschinen Amok laufen, hat Palotta alle Systeme infiltriert.«
Farye und Rico gingen ebenfalls zum Ausgang. Es stank verschmort, und noch immer hing Rauch in der Luft. Der erste Schuss, der Grechta-Tsurg getötet hatte, lag weniger als fünf Minuten zurück.
Im Korridor blitzten Energieschüsse auf. Ein Mann stand mit dem Rücken zur Wand, hielt einen Strahler und feuerte. Als er mit verzerrtem Gesicht den Kopf zur Seite drehte, erkannte Farye ihn – Joel Palotta, der Sohn des Verräters, ebenfalls ein TLD-Agent. Zwei Roboter attackierten ihn, keine TARAS, sondern schlanke, humanoide Modelle. Sie streckten Funktionsarme aus. Vor den detailliert ausgearbeiteten Fingern flirrte die Luft.
Der Ara nahm den schwarzen Zylinder ab, wendete ihn um und