Perry Rhodan-Paket 62: Mythos (Teil2). Perry RhodanЧитать онлайн книгу.
zu errichten.«
»Ein Beweis dafür, dass das Amt des Advisors notwendig ist. Phase Nemo darf nicht das Ende sein – wenn es keine rasche Möglichkeit der Rückkehr gibt, ist die Neubesiedlung des Solsystems dringend geboten. Ich dachte, wir können uns Zeit lassen, aber vielleicht sollte man einen ersten Pfosten einschlagen.«
»Wie gefällt dir Phase Neuland?«, fragte Adams.
»Es kommt mir vor wie die Namensschöpfung eines kreativen Advisors.«
Im Schatten der Felsnadel inmitten der roten Ebene des Mars reichten die beiden einander die Hände.
*
Mein Wille vermag die Bilder des Erinnerns nicht in die Richtung zu lenken, die ich für richtig halte. Sie folgen nicht der logischen Abfolge der Zeit, weil es Hier und Jetzt keine Abfolge der Zeit gibt und meinen Gedanken eine körperliche Basis fehlt, in der sie ankern könnten.
Ich kann es nicht beeinflussen.
Das Erinnern weht mich, wohin es will.
Die geplante Phase Neuland schwebt ebenso ungedacht, ungesehen vorüber wie der erste Auftritt des Thesan Jathao Vanoth, dessen Herkunft mir immer noch ein Rätsel ist.
Ich werde mich daran erinnern müssen, an Vanoths Botschaft, die das Denken veränderte und Aufschluss über die Natur unserer Reise gab, wie auch an NATHANS Erwachen und an so viele Dinge ...
... aber irgendwann später in diesem zeitlosen Augenblick.
Denn nun tanzen andere Bilder vor mir: der Beginn meiner eigenen Katastrophe.
*
Amalia Serran und Homer G. Adams schauten in das Gewühl der Straßen, als es zum ersten Mal geschah.
Nicht er hatte am Punkt Skia ein Haus für sich bauen lassen, sondern sie, mit einer Terrasse auf der abgeflachten Spitze der Felsnadel. Die Stadt – Skiaparelli – reichte fast bis zum Ufer.
Noch war sie eher dünn besiedelt, denn es zog vor allem zwei Gruppen auf den Mars: Abenteurer und Ruhesuchende. Aber das würde sich ändern, davon war Adams überzeugt – er konnte sich Skiaparelli mit all den künstlichen Kanälen, die sich bei jeder Flut füllten, sehr gut als ein neues Wunder vorstellen. Eine Sternenstadt wie Terrania City.
Amalia züchtete in einem kleinen Wintergarten auf der Terrasse Zutaten für Earl Grey, seit sie die echten Pflanzensorten für diese spezielle Mischung aufgetrieben hatte. Es war gar nicht einfach, und die klimatischen Bedingungen sprachen diesem Vorhaben eigentlich Hohn, aber wie pflegte sie zu sagen? Tee ist gar nicht so anspruchsvoll, wie man meint.
Gerade öffnete sie die Tür des Glasbaus, und die Angeln quietschten leise, als sich Homer G. Adams unvermittelt fühlte, als drückte ihm etwas die Luft zum Atmen ab.
Sein Herz hörte auf zu schlagen, um ein schreckhaftes Ächzen später stärker zu pochen als zuvor. Danach normalisierte es sich, während ein hohles Gefühl durch seinen Brustkorb jagte und ein diffuser Schmerz in Arme und Beine kroch.
Amalia dreht sich um. »Was ist mit dir?«
»Nichts, ich ...«
»Lüg mich nicht an!«
Also versuchte er ihr zu beschreiben, was er soeben empfunden hatte.
»Bist du sehr ... erschöpft?«, fragte sie, um anschließend abzuwinken. »Entschuldige. Ich muss dir wohl kaum erzählen, wie sich Erschöpfung anfühlt.«
Das musste sie in der Tat nicht. Aber ihre Worte lenkten seine Gedanken trotzdem in die richtige Bahn. Sein Zellaktivator verlieh ihm nicht nur die relative Unsterblichkeit, das Gerät sorgte auch dafür, dass er weniger Schlaf brauchte, dass er ständig mit neuer Energie versorgt wurde.
Das Wirken des Zellaktivators war wie ein unablässiges Rauschen, gewissermaßen unterhalb der Oberfläche, gerade so, dass Adams es nicht bewusst wahrnahm, obwohl er die Auswirkungen spürte. Aber wenn er sich auf die Impulse konzentrierte, empfand er sehr wohl etwas.
Normalerweise.
Er wurde blass, als er in sich hineinhorchte und begriff.
»Gershwin, was hast du?«
Er schloss die Augen.
»Gershwin?«
»Ich muss nach Terra. Sofort.«
Sie nahm seine Hand. »Red mit mir, alter Mann!«
Er strich mit dem Daumen über ihren Handrücken. Kein Liebespaar, das galt immer noch, auch nach den sechzig Jahren, die sie nun bereits einen Teil seines Lebens bildete. Dennoch liebte er sie.
»Mein Zellaktivator hat sich abgeschaltet«, sagte er.
*
Unterwegs führte er Gespräche, und als er in der Klinik der Universität von Terrania City ankam, empfing ihn ein bestens informiertes Ärzteteam.
Er hatte ihnen die exakte Uhrzeit genannt: 14.06 Uhr Terrania Standard.
Seitdem tickte die Uhr, wie er nur zu genau wusste. Es blieb keine Zeit für unnötige Mitleidsbekundungen.
Noch 62 Stunden – ihm blieb Zeit bis 04.06 Uhr am 3. August 1674 NGZ. Wobei es auf die Minutenzahl keine Garantie gab, und am Ende musste das wohl auch bedeutungslos sein. Entweder fand sich eine Rettung, oder Homer G. Adams würde sterben, denn ein Zellaktivatorträger konnte maximal 62 Stunden ohne das lebensverlängernde Gerät überleben.
Er erinnerte sich an eine philosophische Dissertation über die Superintelligenz ES und ihre Geschenke: Letzten Endes lässt der Tod sich nicht betrügen. Er hatte diese Doktorarbeit lesen wollen, zumal sie sich überwiegend um seine alten Freunde und Wegbegleiter drehte, aber es ständig aufgeschoben. Was sich nun rächte und dem Titel der Untersuchung auf makabere Weise Recht gab.
Von den 62 Stunden waren bereits vier durch die Reise vergangen – was nicht bedeutete, dass man in der Klinik untätig geblieben wäre, im Gegenteil.
Drei Mediker stellten sich ihm vor – zwei Menschen, eine Frau und ein Mann, sowie ein blasshäutiges humanoides Wesen, das er keinem Geschlecht zuordnen konnte: ein Vilorgianer; Adams erinnerte sich dumpf, von diesem Volk einmal gehört zu haben.
3000 Jahre, und es gab so viel, von dem er nur die Oberfläche angekratzt hatte.
»Es sind eine Reihe von Tests und Messungen vorbereitet«, informierte ihn die Frau – Doktor Sanar Piggor, Medikerin mit Spezialgebiet auf Bioverträglichkeit von Medotechnologie fremder Kulturen. »Wir müssen zunächst feststellen, woher die Fehlfunktion deines Zellaktivators rührt. Ob sie mit der erhöhten Hyperimpedanz in Zusammenhang steht.«
Er nickte. »Was kann ich tun?«
»Es würde helfen, wenn du zustimmst, dass wir den Zellaktivator vorübergehend aus deinem Körper herausoperieren. Es erleichtert erstens die Zugänglichkeit und setzt dich zweitens nicht den Belastungen aus, die mit den Untersuchungen ...«
»Einverstanden«, sagte er.
Und so lag Homer G. Adams knapp fünf Stunden nach dem Vorfall auf einem Operationstisch, perfekt lokal betäubt, und sah zu, wie ein Medoroboter den ersten Schnitt führte.
Es blieben 57 Stunden, etwa.
Die Maschine zapfte ihm außerdem Blut ab, das die Mediker nutzen wollten, um zu überprüfen, ob es bereits körperliche Auswirkungen des Ausfalls gab und ob die Werte Rückschlüsse ermöglichten, was das Versagen des Zellaktivators bewirkt hatte.
Messungen seiner Gehirnströme folgten, und als er nach über einhundert Minuten endlich keine Fragen mehr beantworten musste, bat er, dass man Amalia Serran, die ihn nach Terra begleitet hatte, zu ihm vorließ. Alles andere konnte warten, wenigstens eine Stunde lag.
Kurz darauf sah sie auf den Verband, der seine Operationswunde bedeckte.
»Als wir uns kennenlernten«, sagte sie, »war es genau umgekehrt. Ich lag in diesem