Perry Rhodan-Paket 62: Mythos (Teil2). Perry RhodanЧитать онлайн книгу.
ist es nicht so weit. Ein letztes Mal springt der Nicht-Traum und entreißt jenen Moment dem Vergessen, den unser Vorstoß ins Wegasystem unbemerkt vorbereitet hatte. Unerbittlich zeigen die Bilder mir, wie die Einsamkeit auf Terra endete. In einem einzigen ...
... befreienden ...
... entsetzlichen Augenblick.
*
Der 17. August des Jahres 1627 NGZ – von den Anhängern des Jathao Vanoth, der seit gut einem Jahr von sich reden machte, auch als das Jahr 13 nach der Zerozone bezeichnet – begann für Homer G. Adams wie die meisten anderen Tage.
Die Hauspositronik weckte ihn um 6.30 Uhr und hatte bereits einen Earl Grey zubereitet. Er schlief jede Nacht einige Stunden, obwohl das streng genommen dank seines Zellaktivators nicht nötig gewesen wäre. Einen genauen Tag-Nacht-Rhythmus und so oft wie möglich die Alltagsroutine einzuhalten, steigerte jedoch seine Effektivität.
Wie immer warteten etliche Nachrichten, meist politischer oder finanzieller Natur – wobei die Trennlinie zwischen diesen Blöcken nicht scharf verlief, drehte es sich doch um die Finanzen der Liga, nicht um seine Privatangelegenheiten. Hin und wieder mischten sich private Botschaften darunter, die er stets von der Positronik ausfiltern ließ und zuerst durchsah.
Nach dem Tee – leicht gesüßt schmeckte er am besten, und dabei so heiß, dass man sich gerade nicht die Lippen verbrannte – suchte er das Bad auf, um sich frisch zu machen.
Ab diesem Punkt jedoch verlief am 17. August alles anders.
Interessanterweise meldete ihm keine offizielle Stelle das ungeheuerliche Ereignis – weder die Residentin noch jemand aus ihrem Mitarbeiterstab oder gar Tessa Parr und ihr TLD –, sondern Amalia. Sie wandte sich auf dem Kanal höchster Priorität an ihn, der entweder zu seiner Hauspositronik oder seinem Armbandkommunikator geleitet wurde, je nachdem, wo er sich aufhielt. Seit er ihr den Zugangscode anvertraut hatte, hatte sie ihn kein einziges Mal genutzt, was ihm augenblicklich klarmachte, wie wichtig ihr Anruf sein musste.
Er nahm sofort an, und ihr Holo baute sich vor dem Spiegel auf, in dem Adams sich selbst sah und den Rasierschaum auf seinem Kinn. Er liebte diese altmodische Art der Rasur.
»Ein Raumschiff, Gershwin!«, sagte sie.
»Was meinst du?«
»Ein Raumschiff steht über Skiaparelli, und es ist keines von unseren!«
Adams griff sich ein Handtuch und rieb sich den Schaum vom Gesicht. »Seit wann?«
»Eine Minute! Direkt über unserer Schutzkuppel.«
Amalia gehörte zu den Ersten, die sich ein Haus in der neu gegründeten Stadt Skiaparelli gesichert hatten – wenn man die kleine Ansammlung rund um den Punkt Skia überhaupt eine Stadt nennen konnte. Die Gebäude drängten sich in der 100 Meter durchmessenden energetischen Kuppel, die die Umweltbedingungen für die Bewohner optimierte, bis das Terraforming hinreichend weit vorangeschritten wäre.
Sie hatte noch nicht ausgesprochen, als die Meldung auch vom TLD hereinkam. Auf einem anderen Kanal schickte Tessa Parr persönlich Bildaufnahmen, die Adams als zweites Holo projizierte.
Die Kuppel war darauf zu sehen, und darüber ein Schiff, ein pfeilförmiger Doppelkeilraumer, lang gezogen und mit einer integrierten Kugel an der Seite des Schiffes. Um die Kugel lief ein Wulst. Im Vergleich zur Kuppel schätzte er die Gesamtlänge des Raumers auf einen Kilometer, bei einem Kugeldurchmesser von etwa 300 Metern
Die Bauweise erinnerte Adams an eine Schiffsform, die er aus der Heimat kannte – nur vom grundlegenden Design her weiterentwickelt. Es verschlug ihm den Atem.
»Ich kümmere mich darum«, sagte er zu Amalia. »Der TLD weiß Bescheid.« Er schaltete sie weg, sprach mit Tessa Parr. »Gibt es Kontakt?«
»Noch nicht.« Das war Gisso Appelles, die sich ebenfalls in das Gespräch einklinkte.
»Keine Nachricht«, ergänzte die TLD-Chefin. »Sie antworten nicht auf unsere Funkanfrage.«
»Sind es Topsider?«, fragte Adams.
»Wir vermuten es, die Bauweise ist ...«
»Ich weiß!«, unterbrach er.
»Wir können draußen auf dem Mars nichts tun«, sagte die Residentin. »Militärschiffe sind unterwegs, aber es dauert ...« Ein kurzes Zögern. »... sechs Minuten, bis sie vor Ort sein werden.«
»Sie melden sich!« Das war Tessa Parr. »Ich schalte es zu euch.«
Ein weiteres Holo leuchtete dort auf, wo eben noch Amalias Gesicht gewesen war. Ein echsenhaftes Wesen starrte sie an – kein Zweifel, ein Topsider, wenn auch nur ein Teil des Oberkörpers übertragen wurden.
Schwarzbraune Schuppen bedeckten den Kopf und die lang nach vorne gezogene Schnauze. Kugelförmige Augen leuchteten rot. Die untere Hälfte der Echsenschnauze bewegte sich ständig leicht hin und her.
Wie kam ein Topsider ins Solsystem und direkt zum Mars? Stammten sie aus diesem Gefilde, in dem die Terraner bislang sonst auf keinerlei intelligentes Leben gestoßen waren? Aber ... würden Topsider, die sich hier ohne jeden Kontakt entwickelt hatten, genauso aussehen? Sogar dieselbe Art Raumschiff bauen?
Die Fragen jagten durch Adams' Gedanken und verstummten, als der andere zu sprechen begann – in einem gut verständlichen, klaren Interkosmo.
»Ihr seid Fremde«, sagte das Echsenwesen. »Eingedrungen mit einer ganzen Welt. Wir beobachten euch. Wir haben euch respektiert, aber ihr habt uns angegriffen.«
»Nein!«, rief Gisso Appelles, die offenbar auch mit dem Raumschiff verbunden war. »Wenn es so gewirkt hat, muss es ein Missverständnis ...«
»Spar dir deine Lügen«, forderte der Topsider. »Ihr seid in das Sonnensystem eingedrungen, das ihr Wega nennt. Obwohl dort auf dem neunten Planeten eine Patronatssonde meines Volkes steht, die unsere territorialen Ansprüche deklariert.«
»Das wussten wir nicht«, beteuerte Gisso Appelles. »Wir haben die Sonde nicht entdeckt, sie hat kein Signal ...«
»Still, Residentin!«
Adams überschlug die Zeit – es mochte noch etwa vier Minuten bis zum Eintreffen der terranischen Raumer auf dem Mars dauern. Die Worte des Topsiders und sein forsches Auftreten ließen nichts Gutes ahnen.
Zumal die Topsider sicher nicht zufällig bei Skiaparelli aufgetaucht waren statt über Terra oder Luna ... offenbar kannten sie die Lage gut. Sie nutzten Interkosmo, erkannten Gisso Appelles – und wussten zweifellos auch, dass die kleine Siedlung schutzlos war.
»Hört diese Botschaft«, sagte das Echsenwesen. »Im Namen der Gelegemutter und für das Sternengelege spreche ich als Verkünderin eine Warnung aus.« Offenbar handelte es sich also um einen weiblichen Topsider – das Geschlecht war für einen Terraner rein äußerlich nicht erkennbar. »Dieser erste Zugriff auf unser territoriales Gebiet wird als Angriff, aber noch nicht als Kriegserklärung gewertet. Jedes weitere Eindringen in das Reich der Topsider wird vom Sternengelege mit Krieg beantwortet. Und damit ihr das nicht vergesst ...«
Sie brach mitten im Satz ab.
Das Raumschiff feuerte.
Rote Energiestrahlen jagten auf die Energiekuppel zu. Irrlichternde Flammen zuckten über das energetische Feld. Überschlagsblitze flirrten.
Amalia, durchfuhr es Adams, und er schämte sich nicht, dass er vor allem an sie dachte und nicht an die über Hundert anderen Siedler.
»Stopp den Beschuss!«, rief die Residentin. »Uns war nicht bewusst, dass ...«
»Ich weiß, dass gleich Schiffe von eurem Heimatplaneten hier eintreffen werden«, sagte die Topsiderin. »Also versuch nicht, mich aufzuhalten. Dies ist kein Krieg, Gisso Appelles. Noch nicht.«
»Dann beende sofort den Angriff!«
Weitere Salven ließen die Schutzkuppel kollabieren.
Adams glaubte, sein Herz müsse