Perry Rhodan-Paket 62: Mythos (Teil2). Perry RhodanЧитать онлайн книгу.
fragte sich Adams, was es mit dem erwähnten Gebäude auf sich haben mochte. Falls es sich überhaupt um ein Gebäude handelte und die Bezeichnung nicht in die Irre führte.
Der Ylant ging voraus, Richtung Süden, wo das Licht am nächsten aus dem Boden flutete. Als sie die Quelle passierten, zündete ein weiterer Scheinwerfer, etwa hundert Meter vor ihnen.
Was die Helligkeit aus der Finsternis riss, war zweifellos die Bronzehütte.
Ein würfelförmiges Metallgebilde, bronzefarben wie der Ylant, aber ohne die verwitterte Holzoptik, stand dort einsam in der Ebene, als wäre es vergessen worden. Die Wände ragten doppelt oder dreifach mannshoch auf.
Sie traten durch eine Tür ein, die sich als äußeres Schleusentor erwies. Das Innere des Gebäudes bestand aus einem einzigen großen Raum, die Decke lag weit über ihnen. Es gab keinerlei Einrichtungsgegenstände.
»Ihr könnt den Helm öffnen«, sagte der Ylant. »Die Atmosphäre ist für euch atembar. Willkommen im Kern des Ylatoriums.«
Adams tat, wie ihm geheißen. Die Luft roch frisch und ein wenig würzig, wie in einem blühenden Wald. Er nickte Amalia zu, sie folgte seinem Beispiel.
»Ich sehe«, klang NATHANS Stimme auf, »mein Kind hat euch empfangen. Seid ihr bereit, meiner Bitte zu folgen und als Paten zu dienen?«
»Sind wir«, sagte Amalia, »falls du zustimmst, gegebenenfalls auf unseren Rat zu hören.«
»Ich werde es abwägen. Und du, Ylant? Akzeptierst du meine Gäste?«
Was für eine befremdliche Frage, dachte Adams.
»Sie scheinen eine gute Wahl«, sagte die Gliederpuppe, »denn sie haben mir Höflichkeit erwiesen.«
»Dann sei es. Mein Kind wird euch zeigen, wie der Ausbau des Ylatoriums laufen soll, doch zunächst ist vielleicht eine aktuelle Entwicklung auf Terra von Interesse. Im Residenzpark hat eine Demonstration begonnen.«
*
NATHANS schlichter Satz lässt in meinem Nicht-Traum die Bilder explodieren. Die Erinnerungen kämpfen um die Vorherrschaft und fließen ineinander.
Amalia und der Ylant in jener ersten der zahllosen Bronzehütten. Die Demonstranten auf Terra. Das Holo, das NATHAN uns zeigt. Die Schreie, viele Stunden danach auf der Erde. Die Panik im Residenzpark. Dann wieder die Ruhe des Mare Ingenii. Ein Sprung in der Zeit voran, mitten hinein in das wachsende Feuer des Ylatoriums.
Alles trudelt um mich, um meinen Verstand; die Bilder explodieren. Wäre es ein Traum, würde ich aufwachen, nach Luft schnappen, die Hände verschwitzt, der Nacken verkrampft.
Aber ich schlafe nicht.
Ich habe keinen Körper.
Ich kann den taumelnden, einander jagenden Erinnerungen nicht entfliehen. Ich versuche, mich zu fokussieren, auf jenen ersten Moment der Ruhe in der Bronzehütte, doch es gelingt mir nicht, denn andere Bilder der Vergangenheit schreien lauter und heischen Aufmerksamkeit.
Sie schreien.
Sie ...
*
Sie schrie.
Homer G. Adams sah in nüchterner, brutaler Deutlichkeit, wie die Frau angestoßen wurde und fiel, wie sie schrie, als Füße sie traten und über sie trampelten.
Ein Mann stellte sich den nachrückenden Massen in den Weg, ein breitschultriger Arkonide mit weiß wallendem Haar. So bildete sich für wenige Sekunden eine Schneise in der in Panik geratenen Menschenmenge, und die Frau konnte aufstehen. Ihr Gesicht war verdreckt, und sie blutete an der Wange. Im nächsten Augenblick verschwand sie in der Menge, ebenso der unbekannte Arkonide, der ihr vielleicht das Leben gerettet hatte.
Ein Heer aus Ordnungs- und Medorobotern strömte in die Menge. Mehr als viertausend Demonstranten hatten sich am Ufer des Residenzsees versammelt. Anfangs eine friedliche Zusammenkunft der Anhänger von Jathao Vanoth – einige Holobanner, ein paar Reden, Werben um Sympathie und Unterstützung bei den Passanten im Park. Doch dann erschien der Mann, der mit den Worten Man muss Widerstand leisten eine Bombe zündete.
Das Holo vor Homer G. Adams vergrößerte den Aufnahmewinkel, bis keine einzelnen Menschen mehr zu erkennen waren, nur noch die gesamte Menge. Die Bombe war dicht am Ufer detoniert und hatte einen Krater gerissen. Wasser war hineingeschwappt, Tote trieben darin. In der Nähe brannten die Kronen einiger Bäume.
Adams hielt sich in einem Einsatzgleiter des TLD auf, zusammen mit Tessa Parr, der Chefin des Geheimdienstes.
»Die Einheiten der Ordnungskräfte bekommen die Lage in den Griff«, sagte sie. »Ich habe Funkverbindung mit dem Medoroboter im Explosionskrater. Die Maschine meldet drei Tote und acht Verletzte. Die Versorgung läuft.«
»Gab es keine Anzeichen?«, fragte Adams.
Tessa Parr schüttelte den Kopf. »Du warst dabei, genau wie ich. Dieser Warun Mueller schwingt seine große Rede, einer der Zuhörer ruft seine Parole – dann die Explosion.«
»Wir waren nicht so dabei wie die anderen«, widersprach Adams, »hier in unserem geschützten Gleiter.«
»Wir hatten Glück«, sagte die TLD-Chefin.
»Es gab also keine Ankündigungen, auch keine inoffiziellen? Nicht mal Wortmeldungen von irgendwelchen ...«
»Nichts! Sonst hätte ich nicht mit dir in aller Seelenruhe aus reinem Interesse an der Gesamtentwicklung der Rede des Chef-Demonstranten zugehört! Das Ganze läuft seit sechsunddreißig Stunden. Niemand konnte mit einer derartigen Eskalation rechnen! Der Attentäter ist tot. Meine Leute haben Mueller in Gewahrsam genommen. Verhören wir ihn. Du begleitest mich doch? Dein vertrautes Gesicht wirkt vielleicht Wunder.«
Adams nickte. Am Vortag hatte er mit dem Ylanten gesprochen, der ihm fremdartig und bizarr vorgekommen war. Ein Mensch allerdings, der eine Bombe zündete, um sich und andere in den Tod zu reißen, war ihm noch weitaus unverständlicher als eine von einer Großpositronik entwickelte robotische Gliederpuppe in Bronzeoptik.
»Mueller wird in etwa drei Minuten im Tekener-Tower ankommen. Ich bringe uns dorthin.« Sie gab dem Autopiloten den entsprechenden Befehl.
Der Gleiter setzte sich in Bewegung. Bald erreichten sie die Khooloi Road und den Jen-Salik-Park, in dem das auffällige Gebäude des Tekener-Towers aufragte. Kurz vor dem CEE, als der Tower wegen der Neueröffnung des nahe stehenden Dao-Lin-H'ay-Theaters und der gemeinsamen Vergangenheit der beiden Namensgeber wieder in die aktuelle Presse gekommen war, hatte ein Journalist den Turm als weißen Zaubererhut eines Architekten mit zu viel Phantasie bezeichnet. 120 Stockwerke ragten oberirdisch auf, nur die wenigsten kannten den gleich großen unterirdischen Teil im Hauptsitz des Liga-Dienstes.
Dorthin brachte Tessa Parr ihn, bis ins achtundvierzigste Untergeschoss, wo in einem schmucklosen Raum Warun Mueller saß. Vor ihm auf dem einfachen Holztisch stand ein Trinkglas, das er offenbar noch nicht angerührt hatte. Als die beiden Neuankömmlinge eintraten, blieb er sitzen.
»Mein Name ist Tessa Parr. Meinen Begleiter wirst du wahrscheinlich kennen.«
»Soll ich mich geehrt fühlen?«, fragte Mueller.
»Das liegt ganz bei dir.«
»Dann fühle ich mich stattdessen entführt. Man hat mich ohne Grund festgesetzt. Ich habe eine angemeldete Demonstration geleitet und eine Rede gehalten. Mehr nicht.«
»Du bist keineswegs verhaftet«, stellte die TLD-Chefin klar.
Er breitete die Arme aus. »Also bin ich hierher ... eingeladen worden?«
»Sag du es ihm«, bat Tessa Parr.
»Es steht dir frei, jederzeit zu gehen«, antwortete Homer G. Adams. »Wir hoffen jedoch, dass du Kooperation zeigst. Niemand klagt dich an.«
»Ich werde nicht verhört, weil ihr mir Mittäterschaft bei diesem irrsinnigen Selbstmordattentat vorwerft?«
»Dann