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Perry Rhodan-Paket 62: Mythos (Teil2). Perry RhodanЧитать онлайн книгу.

Perry Rhodan-Paket 62: Mythos (Teil2) - Perry Rhodan


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einen Bissen des Kuchens ab. »Köstlich«, sagte er kurz darauf mit vollem Mund.

      Sichu ließ ihr eigenes Stück liegen und probierte seines. »Findest du? Ich konnte Erdbeeren nie leiden.«

      »Banausin«, sagte er.

      *

      In der Eingangshalle, kurz vor dem Verlassen des Kelchbaus, erhielt Rhodan einen Funkanruf von Ghizlane Madouni. Sie bat ihn, auf sie zu warten, da sie noch im Kelch persönlich mit ihm sprechen wollte, und versprach, höchstens zehn Minuten zu brauchen. Dabei klang ihre Stimme amüsiert, als würde sie sich ein Lachen verkneifen.

      Während sie warteten, wirkte Sichu Dorksteiger ungeduldig, doch Rhodan genoss die Atmosphäre. Er fühlte sich zu Hause.

      Egal, ob Terra und Luna in einem fremden Zwillingsuniversum ihre Bahnen zogen ... ob längst neue Generationen von Bewohnern herangewachsen waren ... ob die Gesellschaft sich verändert hatte ... ob er von manchen Gruppen angefeindet wurde oder nicht – dies war seine angestammte Heimat: die Erde und ihr Trabant.

      Eine Truppe Raumsoldaten kam in das Gebäude, in voller Uniform und Montur, die Helme im Nacken eingefaltet. Männer und Frauen, die ihn in schnellem Tempo passierten, ohne ihn wahrzunehmen; überwiegend Terraner, aber er sah auch eine Arkonidin und einen Insektoiden, den er spontan keinem bestimmten Volk zuordnen konnte.

      Einige Kinder strömten lärmend und lachend in die Halle. Sie eilten zu der Felsenlandschaft, die den künstlichen Bachlauf in der Seite des Raumes umgab. Ein Mädchen deutete zu den Soldaten und rief: »Papa!«

      Einer der Piloten drehte den Kopf und winkte, ehe er mit den anderen weitereilte.

      Kurz darauf traf die Kommandantin ein.

      Rhodan kannte Ghizlane Madouni erst seit Kurzem, doch er wusste, dass er ihr vertrauen konnte. Die Erlebnisse mit der inhaftierten Topsiderin und während des Attentats im Tunnel zwischen den Bronzehütten hatten ihm bewiesen, dass sie auf derselben Seite standen.

      »Es wird dich freuen zu hören«, sagte Rhodan, »dass NATHAN meine Identität bestätigt hat.«

      »Erstens habe ich daran nicht mehr gezweifelt«, kommentierte sie, »und zweitens hat das Mondgehirn mich sofort informiert. Ich soll dich nach Terra bringen. Aber das werde ich nicht.«

      Rhodan fiel auf, dass sich Sichus Haltung versteifte. »Und was spricht dagegen?«, fragte er.

      Die Kommandantin machte eine umfassende Handbewegung. »Ich muss noch etwas erledigen. Mein Stellvertreter wird euch transportieren, mit der ANDOLFI, ganz offiziell. Dass ich zurückbleibe, braucht niemanden zu interessieren.«

      »Außer uns«, meinte Sichu. »Was hast du im Ylatorium vor?«

      »Jemand hat ein Attentat auf uns verübt«, sagte Ghizlane Madouni. »Genauer gesagt, wohl auf dich, Perry. Aber wer immer dahintersteckt, er oder sie hat den möglichen Tod anderer Personen in Kauf genommen.«

      Rhodan nickte. »Allerdings denke ich, es war eher eine ... Stellungnahme als ein Attentat. Ein zerstörter Tunnel, der uns der Atmosphärelosigkeit aussetzt – während wir Raumanzüge tragen, was sich unser Gegner hat ausrechnen können. Falls es sich nicht um einen Idioten handelt.«

      »Stellungnahme oder Attentat«, sagte Madouni. »Mir ist das egal. Ich will wissen, wer es war. Mit meinem Sicherheitschef Torr Nishal habe ich bereits die Ermittlungen aufgenommen.« Sie streckte abwehrend die Hand aus. »Leider gibt es bislang keine nennenswerten Ergebnisse, nur einen Ansatzpunkt. Ich halte euch auf dem Laufenden und bin überzeugt, dass wir uns wiedersehen werden.«

      »Ohne jeden Zweifel«, sagte er.

      Ghizlane Madouni verabschiedete sich. »Sei vorsichtig, Perry Rhodan. Es gefällt nicht allen, dass deine Ankunft Zündstoff bietet. Die Vanothen werden weiterhin aufbegehren. Dazu kommt das Auslieferungsultimatum der Topsider. Kommandantin Hokkno wartet in ihrem Schiff jenseits der Grenzen des Solsystems. Falls du meine Meinung hören willst, geht natürlich niemand auf das Ultimatum ein, aber das könnte den mühsam erhaltenen Frieden mit den Echsen beenden. Ein offener Krieg wäre ...« Sie brach mitten im Satz ab. »Das muss ich dir wohl nicht erklären.«

      »Einen offenen Krieg wegen meiner Person lasse ich nicht zu«, stellte Rhodan klar.

      »Und wenn du es nicht verhindern kannst?«

      Er sah sie lange an. »Ich werde einen Weg finden«, sagte er schließlich.

      *

      In der Zentrale der ORATIO ANDOLFI warteten bereits Rhodans Enkelin Farye und die beiden anderen Teammitglieder auf sie – der Mutant Mulholland und der Vergleichende Historiker Tergén. Tergén war für Perry Rhodan eine Art Joker; sein Bauchgefühl hatte ihm geraten, ihn mitzunehmen, obwohl er ihn am wenigsten von allen kannte.

      Iwán/Iwa Mulholland stellte sich während des kurzen Fluges nach Terra zu Rhodan. Mulholland changierte zwischen den Geschlechtern und sah sich mal dem einen, mal dem anderen Geschlecht zugehörig, wählte darum für sich selbst das sächliche Pronomen. Menschen, die ihm gegenüberstanden, nahmen Mulholland unterschiedlich wahr, Frauen eher als weiblich, Männer eher als männlich. Weshalb Rhodan in ihm stets einen Mann sah.

      »Ich habe mich umgehört«, sagte es.

      Rhodan wusste, dass sich Iwán dabei nicht ausschließlich auf seine Ohren verlassen, sondern seine Paragabe genutzt hatte, um telepathisch Informationen zu sammeln.

      Nach diesem ersten Satz schwieg Mulholland – zumindest akustisch. Es verfügte über eine Telemittergabe, konnte Gedanken also gezielt senden. Rhodans Mentalstabilisierung würde ihn davor schützen, doch er öffnete die Stabilisierung. In Iwáns Gegenwart schaltete er meistens automatisch auf Empfang.

      So erfuhr er, dass sich der Mutant sowohl im Kelchbau als auch an Bord der ORATIO ANDOLFI umgehört hatte.

      Etliche Mitglieder der Schiffssicherheit glaubten, dass der Anführer der Vanothen – der Vano, der vermutlich seit einiger Zeit irgendwo auf dem Mars untergetaucht war – einem Spielplan folgte, der auf die alten Vorhersagen von Jathao Vanoth zurückging. Auf dieser Basis gab es angeblich eine Fülle von Strategien und Taktiken, was zu tun sei, falls Rhodan tatsächlich in diesem Teil des Dyoversums ankäme.

      Diese Sicherheitsleute gingen davon aus, dass der Vano viele Bereiche der hiesigen Liga infiltrierte, dass es an Bord zahlloser Raumschiffe und Ministerien, sogar im Geheimdienst Schläfer gab, die nur auf ihren Einsatz warteten.

      Eine geheime Struktur, die sich durch sämtliche Schichten der Gesellschaft zog – ein umfassendes Netz, das der Vano hatte knüpfen können, weil ohnehin die meisten Menschen mit dem Gedankengut der Vanothen sympathisierten.

      Nicht länger zu versuchen, in die ursprüngliche Heimat zurückzukehren, sondern im neuen Solsystem zu leben, war in den vergangenen Jahrhunderten notgedrungen zum Alltag geworden.

      Es gibt einen weiteren Unsicherheitsfaktor, sendete Iwán. Einige gehen davon aus, dass der Vano nur eine Marionette der Topsider ist. Und dass er in ihrem Auftrag einen Bürgerkrieg anzetteln wird, den die Echsen wiederum für einen offenen Angriff auf eine geschwächte Liga nutzen wollen.

      Diese Befürchtung hielt Rhodan aufgrund all seiner Erfahrung nicht einmal für unwahrscheinlich. Doch selbst, wenn dahinter nur Schwarzmalerei steckte, erwartete ihn auf Terra keineswegs eine harmonische Gesamtgesellschaft. Die Bevölkerung hatte nicht die ganze Zeit über einhellig und einträchtig auf eine Rettungsmission gehofft.

      Das Solsystem und die Liga waren keine Idylle, sondern ein Wespennest.

      Trotz der negativen Konsequenzen brachte dieser Gedanke Rhodan zum Lächeln: Es handelte sich eben um Terraner, die nicht tatenlos warteten und ausharrten. Sie nahmen die Entwicklung selbst in die Hand. Dass dabei nicht immer alles glatt- und harmonisch lief, lag in der Natur der Dinge – selbstverständlich gab es mehr als eine Meinung.

      Ghizlane Madounis Stellvertreter meldete sich und kündigte an, dass die Landung auf dem Raumhafen von Terrania City dicht bevorstehe.


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