Perry Rhodan-Paket 62: Mythos (Teil2). Perry RhodanЧитать онлайн книгу.
Er sah sie an.
»Du stellst dir Fragen, und das ist gar nicht übel. Du willst wissen, was das Dyoversum ausmacht, wieso dieser Zwilling nach so ewiger Entwicklung so verblüffend unserer Heimat gleicht. Was die beiden Hälften verbindet. Und tausend Dinge mehr.«
Sie trank den letzten Schluck Wein, der rot in ihrem Glas schillerte. »Aber du brauchst Ruhe. Möglicherweise ist es gar nicht gut, alles zu wissen, Gershwin. Manches darf ein Rätsel bleiben. Wie der Tod. Wir können die Zeit nicht betrügen. Nicht mal du kannst das. Ich bin gespannt, was auf mich wartet.
Und vielleicht sehen wir uns eines Tages wieder.«
»Ja«, sagte er und wusste nicht, ob er es glauben sollte. »Vielleicht.«
*
Vielleicht sehen wir uns eines Tages wieder, dachte Homer G. Adams.
Er war kein spiritueller Mensch, war es nie gewesen, und er hatte an vielen Gräbern gestanden. Aber nie hatte er sich diese Frage so deutlich gestellt: Sehen wir uns eines Tages wieder?
Es gab Momente, da fiel es leicht, es für möglich zu halten. Da wurde man dazu verführt, egal, ob es einer logischen Erwägung entsprach. Nicht umsonst glaubten viele Menschen daran.
Amalia Serran war nicht die erste Frau, die er in seinem Leben geliebt hatte, aber sie hatte ihn geprägt, tat es immer noch, und die Beziehung mit ihr hatte ihn verändert.
Sie hatte nicht auf Terra begraben werden wollen, und nicht auf dem Mars, auf diesem Mars, wo sie von Gründung der Stadt Skiaparelli an gelebt hatte. Stattdessen hatte sie NATHAN gebeten, für die Urne, in der ihre Asche lag, eine Bronzehütte im Ylatorium zu erhalten.
Die Hütte lag in Blicknähe des arkonidischen Kelchbaus, der das Institut zur Erforschung des Dyoversums beherbergte, und Homer G. Adams überlegte, sich im Kelch einzumieten.
Vielleicht würde er es tun.
Vielleicht.
10.
Verschwinden
Drei TARA-C-Maschinen flogen durch die lodernde Feuerwand rund um die zerfetzte Eingangstür. Nach dem ersten Schuss hatte sich der Raum automatisch verschlossen und war deshalb mit brachialer Gewalt gesprengt worden.
Rhodans SERUN baute einen Schutzschirm auf, genau wie bei Farye und Iwán. Sloud Silverman und der TLD-Agent Gorin Palotta wurden ebenfalls von einem flirrenden Energiefeld umgeben – wo auch immer sie die dazu nötige Technologie bei sich trugen. Rico hingegen leuchtete matt aus sich selbst heraus; seine metallene Haut wirkte wie elektrisiert.
Nur Ammun-Si blieb ungeschützt. Die Leiche des Topsiders Grechta-Tsurg lag vor dem Suspensionsalkoven. Seit dem tödlichen Schuss waren erst wenige Sekunden vergangen.
Rhodan schaltete um und hastete zu dem Ara. Er weitete den Schutzschirm über ihn aus und rettete ihm damit das Leben.
Ein grell leuchtender Strahlerschuss schlug in den Schirm.
Rhodan riss einen Strahler hoch und feuerte auf die einstürmenden TARA-C-Roboter, genau wie Sloud Silverman.
Eine der Maschinen explodierte – sie hatte keinen Schutzschirm aktiviert, warum auch immer.
Die Druckwelle schmetterte einen zweiten TARA gegen den Türrahmen. Ein Stück brach heraus und sirrte durch die verpuffende Feuer- und Rauchwand. Ein Aggregat an der Seitenwand barst. Ein Blitz zuckte in den Raum, schlug in Faryes Schirm und verästelte sich.
»Aufhören!«, schrie eine Stimme über den Lärm. Gorin Palotta trat vor den Alkoven. »Jede weitere Explosion kann den Alkoven zerstören.«
Rhodan fiel sofort auf, dass die TARAS verharrten, als hätten sie auf Palottas Befehl gehört.
Nein – nicht als hätten. Sie taten es.
Die erste Maschine, die auch den Topsider ermordet hatte, richtete ihren Waffenarm auf den Alkoven.
»Oder wollt ihr, dass Homer G. Adams stirbt?«, ergänzte Palotta.
»Du bist ...«, setzte Sloud Silverman an.
»Still, Direktor!«, fuhr der TLD-Agent ihn an. »Die Regeln bestimme ab sofort ich.«
Die beiden anderen TARA-C postierten sich ebenfalls vor den Alkoven und richteten ihre Waffen darauf aus.
»Ein einziger Schuss von euch, und der Advisor ist tot«, stellte Palotta klar. »Eine gute Geisel wirkt Wunder, nicht wahr, Direktor?«
»Du kannst nicht entkommen«, sagte Silverman.
Palotta kam einen Schritt näher. »Es liegt mir daran, dass ihr die Situation versteht und nicht unbedacht handelt. Also: Dieser Raum ist mit einem HÜ-Schirm gesichert, und in der gesamten Klinik herrscht in diesen Momenten Chaos. Ihr ahnt nicht, wie viele Maschinen und Roboter soeben Amok laufen.
Bis jemand hierherkommt, bin ich längst verschwunden – und der Advisor mit mir. Er befindet sich in stabiler Suspension, aber er ist von diesem Alkoven abhängig. Es war nicht einfach, eine Methode zu finden, ihn schadlos zu versetzen. Doch zum Glück gibt es genügend Hyperkristalle vor Ort.
Wir werden Homer G. Adams nicht töten ... noch nicht. Oder lasst es mich anders formulieren. Wenn ihr euch vernünftig verhaltet und unsere Forderungen erfüllt, werdet ihr den Advisor wiedersehen.«
»Zum wem gehörst du?«, fragte Rhodan. »Zu den Vanothen?«
Palotta schwieg.
»Und warum jetzt? Während wir alle hier sind?«
»Du hättest sterben sollen wie er.« Palotta deutete auf den toten Topsider. »Allerdings war es stets unsicher, und ... wer weiß, ob du lebend aus der Klinik kommst.«
Zwei weitere TARA-Roboter schwebten in den Raum. Sie stellten wuchtige Metallstangen rund um den Alkoven ab.
»Denkt daran«, sagte der TLD-Agent, »ein Schuss von euch, und der Advisor ist tot. Ihr könnt ihn nur retten, wenn ihr uns ziehen lasst.«
Rhodan fing einen Gedanken von Iwán auf. Öffne deinen Schutzschirm. Gleichzeitig kam der Mutant einen Schritt näher.
Palotta reagierte nicht darauf, bemerkte es offenbar nicht.
Die TARAS beendeten ihre Arbeit. Ein Transmitterfeld flirrte auf – eine Kugel rund um den Alkoven, die drei TARAS und Gorin Palotta.
Rhodan ließ zu, dass der Schutzschirm um Iwán mit seinem eigenen verschmolz. Der Mutant stellte Körperkontakt her. Damit konnte er Rhodan auf eine Teleportation mitnehmen – und niemand außerhalb ihres Teams wusste um seine Mutantenfähigkeit. Auch nicht Palotta.
Das Transmitterfeld aktivierte sich und versetzte seinen Inhalt.
Im selben Augenblick teleportierte Iwán mit Rhodan, und ihre Umgebung verschwand.
Epilog
Aus: Hoschpians unautorisierte Chronik des 21. Jahrhunderts NGZ
Die Tatsache, dass die empfangende Seite des Dyoversums dem Solsystem und seinen Bewohnern die Gelegenheit für einen Neustart bot, mag für die heutigen Leserinnen und Leser unserer Chronik wie eine immer schon gültige Selbstverständlichkeit klingen.
Viele Details, die damals das Leben beschwerten und desorientierten, erscheinen von der Zeit abgemildert. Für die Nachgeborenen bleiben die Unruhe und die Dramatik der frühen Jahre nach der Versetzung durch die Zerozone kaum nachvollziehbar.
Gleichwohl werden auch sie verstehen, dass in einer Phase der Verwirrung und Verstörung, in der nichts mehr Sicherheit und Zuverlässigkeit bot, der Wunsch nach Erdung, Halt und Wegweisung stark war.
So kann es niemanden verwundern, dass jene zwei Persönlichkeiten, die Terra und seine Bewohner länger begleitet hatten als alle anderen, nun zu stützenden Fundamenten der Liga wurden. Beide waren begnadet in