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Elfenzeit 6: Zeiterbe. Uschi ZietschЧитать онлайн книгу.

Elfenzeit 6: Zeiterbe - Uschi Zietsch


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sein Gesicht, er ließ die Schultern sinken und das Glimmen erlosch. »Wie also können wir höflich bei der Dame vom See anklopfen?«, fragte er mit einem müde wirkenden Lächeln.

      »Vielleicht funktioniert es zur Abwechslung mit Nachdenken«, entgegnete Rian, stupste ihn an und drehte sich schließlich wieder dem See zu.

      Was genau wussten sie über das Gewässer, über Nimue und das Schloss? Merlin hatte es angeblich in der Mitte des Sees erbaut. Einen prunkvollen magischen Bau. Aber er war nicht einfach nur unsichtbar für die Menschen. Er war nicht da für sie. Man konnte nicht gegen die Mauern des Schlosses prallen, und die Türme und Gebäude verdrängten kein Wasser. Vielleicht war es wie das Areal rund um das Zeitgrab, in der Dimension verschoben. Oder sogar in der Zeit?

      Rian bedauerte, dass sie Pirx und Grog beauftragt hatten, die Dunkle Königin zu verfolgen. Sie hätten ihr Koboldgespür gerade gut gebrauchen können.

      Hoffentlich geht es ihnen gut, dachte sie. Vor zwei Tagen hatten sie sich getrennt und nichts mehr voneinander gehört. Jeder hatte seine Aufgabe. Und ihre war es, in dieses Schloss zu kommen!

      Rian seufzte und wuschelte sich mit der Hand durch ihr kurzes blondes Haar. »Wie, verdammt noch mal, kommen wir da rein? Sie muss uns doch wenigstens einen Hinweis geben!«

      »Rian?«, sagte David mit seltsam belegter Stimme. »Es gibt da etwas, das ich dir nicht erzählt habe. Weil ich dachte, es wäre nicht wichtig. Oder vielleicht auch, weil ich mir nicht sicher war, ob ich zu halluzinieren anfange. Aber wenn das so ist, dann passiert es gerade wieder.«

      Rian drehte sich zu ihm um und folgte mit fragendem Blick seinem ausgestreckten Arm und dem Finger, der das Ufer entlang nach Süden deutete. Sie musste gegen die Sonne anblinzeln, die mittlerweile hoch am Himmel stand. Dem ersten Anschein nach war da nichts Besonderes. Doch ein leichtes Kribbeln in der Magengrube ließ sie genauer hinsehen.

      Mit zusammengekniffenen Augen, beugte sie sich vor, fixierte den Uferbereich auf der anderen Seite des Sees, dort, wo sich Strand und Wald in einer Reihe von Sträuchern trafen.

      Etwas Weißes schien dort zu kauern. Nicht viel größer als eine Ratte. Aber länglicher. Es bewegte sich einem Wiesel gleich durch das Dickicht, blieb immer wieder stehen und sah sie an. Es wirkte tatsächlich so, als würde das Tier zu ihnen herüberschauen.

      »Das weiße Hermelin im Sommer«, flüsterte Rian.

      »Die weißen Tiere«, fuhr David fort. »Der Hirsch, die Schlange, das Kaninchen und so weiter.«

      Sie kamen in vielen Geschichten rund um Merlin vor. Allerdings konnte er in diesem Fall nicht der Herr über diese magischen Gestalten sein. Denn der größte aller menschlichen Zauberer war schon seit Jahrhunderten gebannt und in der Zeit verloren gegangen. Was genau geschehen war, wusste niemand, es gab nur Vermutungen. Hier irgendwo im Wald von Brocéliande sollte Merlin gefangen sein, wenn man den Mythen glauben wollte. Soweit sich Rian erinnerte, gab es sogar einen Sightseeing-Punkt dazu.

      »Also gut, das Hermelin da drüben ist ein Bote. Was will es uns sagen?«, rätselte Rian.

      »Ich nehme an, es will, dass wir ihm folgen«, sagte David.

      Sie schnaufte. »Aber es hockt auf der anderen Seite des Sees.«

      »Das sehe ich«, gab David knapp zurück. Ein Mundwinkel hob sich, als sie ihn anfunkelte.

      Das Hermelin saß immer noch da, blickte sie an und schien tatsächlich zu warten. »Okay«, sagte Rian schließlich. »Dann wandern wir eben um den See herum.«

      Nach gut zwanzig Minuten war es soweit. Noch ein paar Schritte, dann hatten sie die Stelle erreicht und es würde sich zeigen, ob sie sich etwas eingebildet hatten oder ob dort wirklich ein magischer Bote hockte, um sie in ein Schloss im See zu geleiten.

      Als sie am Waldrand entlanggingen und die Büsche nach dem Hermelin absuchten, fühlte Rian erneut einen Hauch, der nicht von dieser Welt war. Abrupt blieb sie stehen und drehte sich um.

      »Willkommen«, drang eine tiefe Bassstimme durch das Dickicht. Es raschelte und zu Rians und Davids großer Überraschung trat ein Hirsch zwischen den Bäumen hervor. So überaus strahlend weiß und majestätisch schön, dass Rian ein Laut der Entzückung über die Lippen kam.

      »Ich bin der Wächter. Ihr seid die Suchenden«, ließ das Tier erneut seine voluminöse Stimme erklingen.

      Die Zwillinge verbeugten sich und der Hirsch erwiderte ihre Geste. Er senkte sein Haupt mit dem gewaltigen Geweih, während er leise schnaubte.

      »Heiliger Wächter, wir wurden von der Blauen Dame gesandt, weil Nimue, die Herrin vom See, nach uns rufen ließ. Kannst du uns in ihr Schloss geleiten?«, fragte Rian so sanft, als würde sie mit einem Kind sprechen, und so ehrfürchtig, als stünde sie einem leibhaftigen Gott gegenüber.

      »Ich bin hier, um euch den Weg zu weisen. Doch gehen müsst ihr den Pfad des Erkennens selbst. So wollen es die Regeln, die dem Heim unserer Herrin Schutz gewähren«, kam die vage Antwort.

      »Aber die Herrin erwartet uns«, wandte Rian ein.

      »Der Weg ist schon seit Jahrhunderten verschlossen«, antwortete der Hirsch prompt.

      Endlich dämmerte es ihr. Es war kein Rätsel, keine Aufgabe. »Nimue ist gefangen in ihrem eigenen Zuhause!«, rief sie.

      Der weiße Hirsch schwieg. Seine Augen waren schwarz. Auf den Pupillen spiegelte sich der Wald, als würden sie die Natur in sich tragen. Nachdem Rian und David nichts weiter sagten oder taten, stampfte er mit den Vorderhufen ungeduldig auf und schnaubte erneut.

      Seine Nase wirkte wie blank polierter Onyx, so schwarz und glänzend war sie. Bei jedem Ausatmen strömte ein Nebelhauch aus den Nüstern. Hatte er den Dunst über dem See erzeugt? Oder war er einfach nur Teil dieses Verwirrspiels?

      Rian sah Hilfe suchend zu ihrem Bruder. »Wenn Nimues Schutzzauber sich gegen sie selbst gerichtet hat, dann haben wir ein ziemlich großes Problem. Wir sind nicht so mächtig, gegen Elementarmagie antreten zu können.«

      »Einerseits, ja. Andererseits gehört zu jedem Schloss ein Schlüssel. Wenn der Weg also verschlossen ist, dann benötigen wir im Prinzip nur den Schlüssel?«, fragte David.

      »So ist es«, bestätigte das majestätische Tier, offenbar erleichtert, und beruhigte sich etwas.

      Rian blinzelte, als ihr klar wurde, dass ihr Bruder den Lösungsweg gefunden hatte. »Und der Schlüssel ist hier, weil ihr hier seid – du und das Hermelin. Wir müssen ihn also finden! Oder … erkennen?«

      Der Hirsch senkte sein gewaltiges Geweih zu einem angedeuteten Nicken.

      Sie und David blickten in das Dickicht, drehten sich um die eigene Achse. Einen Schlüssel für ein Schloss. Ein Schlüssel, den man in das passende Loch steckt und dreht. Ein Schlüssel, um eine Botschaft zu decodieren. Ein Schlüssel als Dechiffrierschablone, um im Gewöhnlichen das Ungewöhnliche zu entdecken, ging Rian die Möglichkeiten im Geiste durch, die ihr dazu einfielen. Es fühlte sich an, als wäre sie der Lösung bereits nahegekommen, ohne sie noch zu sehen.

      Sie ließ den Blick abermals über den See schweifen. Der Dampf hing weiterhin wie züngelndes Schattenfeuer über der Wasseroberfläche. Die Nebelflammen stiegen unablässig empor, wiegten sich im Wind, tanzten und vergingen wieder. Ein Reigen aus Werden und Vergehen, gespeist aus dem immer selben Becken.

      Je länger sie hineinblickte, desto öfter meinte Rian, Figuren darin zu erkennen. Unförmige Gestalten, Pflanzen, Tiere. Und plötzlich verstand sie es, wusste, was die Worte des Boten zu bedeuten hatten. »Sie zeigen uns den Weg«, sagte Rian und machte einige Schritte auf den See zu, ohne den Blick von den Formen abzuwenden.

      »Wer?«, fragte David irritiert. Sie spürte, dass er ihr folgte, als sie sich auf den See zu bewegte.

      »Du musst nur richtig hinsehen. Hineinsehen, ohne etwas Bestimmtes erkennen zu wollen«, sagte Rian, gebannt von dem Schauspiel, das sich ihr bot. »Als wären wir in unserer Welt. Wir haben zu sehr auf die Menschenwelt geachtet. Der See ist hier


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