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Elfenzeit 6: Zeiterbe. Uschi ZietschЧитать онлайн книгу.

Elfenzeit 6: Zeiterbe - Uschi Zietsch


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kleinen Hof ankam. Dort lehnte sie ihr Rad an die verwitterte Steinmauer und kramte die Karte aus der engen Hosentasche. »Das ist die Stelle, die der Verleiher uns markiert hat.«

      Im Grunde war es völlig egal, ob das hier ein Publikumsmagnet war oder nicht. Sie brauchten keine Führung. Zumindest keine, die sich so einfach buchen ließ. Vielleicht war David das kleine Problem noch nicht aufgefallen, ihr aber schon. Die Blaue Dame hatte ihnen gesagt, wohin sie kommen sollten, aber nicht, wie sie das tun konnten. Denn natürlich gab es keinen offensichtlichen Pfad zu Nimues Palast. Und auch kein sichtbares Gebäude. Das alles lag unter Wasser. Magisch geschützt und seit Jahrhunderten im See verborgen.

      »Lass uns am Ufer entlanggehen und die ungestörte Zeit ausnutzen«, schlug Rian vor.

      Ihr Bruder gab einen leidlich begeisterten Laut von sich, stellte sein Fahrrad ebenfalls ab und marschierte ohne weitere Worte voraus, einen schmalen Trampelpfad entlang. Die Bäume standen auf der westlichen Seite in einer losen Doppelreihe, während es am östlichen Ufer weite Freiflächen und eine kleine Einmündung gab. Genau darauf steuerte ihr Bruder instinktsicher zu.

      Der Nachteil des Geländes war, dass sie keinerlei Deckung hatten. Was auch immer sie versuchen würden, um den Durchgang in Nimues Welt zu öffnen, jeder ankommende Tourist würde sie dabei beobachten können.

      Doch Rian hatte sich zu früh Sorgen gemacht, denn ihr Bruder lief an der Stelle vorbei, weiter über das teils sandige, teils grasbewachsene Ufer, bis sie eine spitz zulaufende Bucht fanden, die tief genug in den angrenzenden Wald reichte, dass sie vor den Blicken anreisender Gäste des Chateaus geschützt waren.

      Soweit, so gut, dachte Rian.

      David blieb weiterhin wortkarg. Statt mit ihr zu reden, suchte er das Wasser ab. Aber da war nichts. Kein Schloss. Kein Weg. Nicht einmal Enten oder auch nur eine einzige Wellenbewegung.

      Je länger Rian auf den See blickte, umso mehr bekam sie Zweifel, ob er wirklich aus Wasser bestand. Die Oberfläche wirkte zu glatt. Zu homogen. Sie glänzte beinahe metallisch und doch gab es kaum Reflexionen der Umgebung darin. Als würde das Licht und alles, was es mit sich trug, darin absorbiert und in flüssiges Quecksilber umgewandelt.

      An diesem Ort lag unverkennbar Magie in der Luft. Alte Magie. Elementarkräfte. Archaische Zaubernetze, die alles überlagerten. Im See. In der Erde. In den Bäumen. Selbst die Insekten und Vögel hatten an diesem Ort den Hauch der Anderswelt an sich.

      Nur mit Mühe konnte sie den Blick losreißen. Ihr Bruder hingegen wirkte weitgehend unbeeindruckt. Statt zu glotzen, bewegte er seine Hände und versuchte es mit dem klassischen elfischen Öffnungszauber. Einfach so, aufs Geratewohl auf den See gesendet. Doch die Welt blieb, wie sie war. Verschlossen.

      Nachdem David erfolglos einige weitere Zauber gewirkt hatte, versuchte Rian ihr Glück. Sie sammelte Energie, bis violetter Nebel um ihre Hände waberte. Dann rief sie nach den Geistern des Wassers, der Erde und der Luft. Doch nichts davon brachte sie ans Ziel.

      »O Herrin, Ihr habt nach uns verlangt! Dann lasst uns auch ein!«, rief David und warf eine Handvoll Uferkiesel auf die makellose Wasseroberfläche.

      Ein mehrstimmiges Blubb ertönte, als die Steine eintauchten. Doch etwas fehlte. Die Ringe!, erkannte Rian. Die Kiesel verursachten keinerlei Wellen, die sich ansonsten üblicherweise in größer werdenden Kreisen vom Zentrum des Eintauchens ausbreiteten.

      Vielleicht stimmte ihr erster Eindruck. Vielleicht war der See gar keiner, sondern ein einziges großes Trugbild. So wie es in manchen Legenden über das Heim der Herrin vom See gesagt wurde. Angeblich hatte Merlin selbst diesen Ort erschaffen. Eine perfekte Illusion, so hieß es, mit allerlei magischen Barrieren versehen, um allein den Bewohnern den Zutritt oder das Verlassen zu ermöglichen.

      Doch bereits seit Jahrhunderten hatte niemand Nimue mehr gesehen. Niemand hatte Einlass erhalten und die Herrin vom See tatsächlich gesprochen. Sie war eine Fee von unerforschlicher Macht, und wie Morgana den Elementargeistern zugehörig.

      »Du solltest vielleicht höflich darum bitten!«, ermahnte Rian ihren Bruder.

      Doch sie fühlte, dass die Ermahnung zu spät gekommen war. Ihre Gedanken verlangsamten sich, wie von Watte gebremst. Über dem Wasserspiegel zog Nebel auf. Wie weiße Flammen, die in den sonst klaren Himmel emporstiegen. Flackernd und züngelnd, sich gegenseitig verschlingend.

      »Ich werde so müde, David«, murmelte Rian. Ihre Lider wollten sich schließen. Waren so unglaublich schwer.

      »Bleib wach! Das ist der Ort!«, hörte sie ihren Bruder rufen. Doch der Sinn seiner Worte wollte sich ihr nicht mehr erschließen. Ein wohlig warmes Dunkel breitete sich um sie aus, umfing sie, hob sie auf und bettete sie in einen wunderbaren Schlaf.

      Jemand schüttelte sie. Sie fühlte Kiesel gegen ihr Gesicht drücken. »Es ist ein Abwehrzauber. Hörst du, Rian?« Davids Stimme klang wie ein fernes Echo. Etwas zog an ihr. Schlang sich um sie und holte sie langsam ein, wie einen Fisch an der Angel. »Weil ich Magie gegen den See gewirkt habe.«

      Abwehrzauber. Wie ein Verteidigungsreflex. Langsam begannen sich Rians Gedanken wieder zu sortieren. Aber warum war David verschont geblieben?

      Weil er mittlerweile eine Seele in sich hat, blitzte die Erkenntnis in ihr auf. Die Magie schien nur gegen Elfen gerichtet zu sein.

      David kniete neben ihr. Vorsichtig schob er eine Hand unter ihren Kopf und legte die andere über ihren Arm. Rian lag auf der Seite, so als hätte sie sich zum Schlafen direkt an Ort und Stelle zusammengerollt.

      Mühsam versuchte Rian sich mit der Hilfe ihres Bruders aufzurichten. »Bist du in Ordnung?«, fragte sie, während sie sein Gesicht gegen den strahlend blauen Himmel zu fokussieren versuchte.

      Sein blondes Haar umrahmte Augen, Nase und Mund wie ein seidiger Vorhang und tauchte seine Züge in Dunkelheit. Doch in seiner Brust strahle sein Seelenherz so hellviolett, wie sie es noch nie gesehen hatte. Wie hypnotisiert starrte Rian auf das Licht und streckte eine Hand danach aus.

      »Träumst du von einem zweiten Frühstück?«, sagte David und hob schelmisch grinsend eine Augenbraue.

      »Ich bin nur ausgerutscht. Also hilf mir auf«, gab sie trotzig zurück, packte seine Schulter und zog sich an ihm hoch. »Bestimmt sollte der Zauber eigentlich dich treffen. Als Strafe für dein ungehobeltes Verhalten.«

      »Dann ist Nimue entgegen der Legenden offenbar doch alt und blind geworden«, entgegnete ihr Bruder und grinste noch ein bisschen breiter.

      »David! Das ist kein Spaß!« Rian wollte ihn umstoßen, doch ihr Bruder war schneller, machte in der Hocke einen Satz zurück und erhob sich dann lässig.

      Als sie nachsetzen wollte, hob er beschwichtigend die Hände. »Immerhin wissen wir jetzt, dass wir richtig sind.«

      »Eine Frage, die wir nicht gestellt hatten. Natürlich sind wir hier richtig. Es gibt nur diesen einen See, in dem Lancelot der Legende nach aufgezogen wurde. Das Gewässer, aus dem Artus sein Schwert erhielt.« Rian klang schon fast so wie Nadja, wenn sie wieder einmal etwas von ihrem gesammelten Wissen über die Mythen und Mysterien der Menschheit preisgab.

      Auch David schien diese Assoziation zu haben, denn sein Lächeln wurde mit einem Mal sanfter, fast wehmütig, bevor er die Brauen zusammenzog. »Nimue treibt ihre Spielchen mit uns, während Nadja irgendwo eingesperrt auf ihre Rettung hofft. Es ist so typisch für unser Volk. Typisch für all die Wesen, die in den Tag hineinleben, als gäbe es kein Morgen. Immer noch! Obwohl auch uns die Zeit in einen Wettlauf mit dem Tod eingereiht hat.«

      Jetzt war es an Rian, ihn sacht am Arm zu berühren. »Ich weiß, dass sie dir fehlt. Dass du nach Nadja suchen willst, mehr als alles andere. Und das werden wir. Sobald wir Nimue aufgesucht und ihr mit meinen Heilkräften geholfen haben.«

      David kniff die Augen zusammen. Erneut wurde das violette Leuchten heller, brannte sich förmlich in Davids Brust und wurde größer. Rian ahnte, was das bedeutete. Ihr Bruder hatte seine Seele ein weiteres Stück wachsen lassen. Damit kam er Nadja und dem Menschsein einen Schritt näher und entfernte sich gleichzeitig von Rian und seiner


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