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Heidis Lehr- und Wanderjahre. Johanna SpyriЧитать онлайн книгу.

Heidis Lehr- und Wanderjahre - Johanna Spyri


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erwiderte Peter, „und die zwei grossen Stücke zum Essen sind auch dein, und wenn du ausgetrunken hast, bekommst du noch ein Schüsselchen vom Schwänli, und dann komm ich.“

      „Und von wem bekommst du die Milch?“ wollte Heidi wissen.

      „Von meiner Geiss, von der Schecke. Fang erst einmal zu essen an!“ mahnte Peter wieder. Heidi fing bei der Milch an, und sowie es sein leeres Schüsselchen hinstellte, stand Peter auf und holte ein zweites herbei. Dazu brach Heidi ein Stück von seinem Brot ab, und das ganze übrige Stück, das immer noch grösser war, als Peters eigenes Stück gewesen, das nun schon samt Zubehör fast zu Ende war, reichte es diesem hinüber mit dem ganzen grossen Brocken Käse und sagte: „Das kannst du haben, ich habe genug.“

      Peter schaute das Heidi mit sprachloser Verwunderung an; denn noch nie in seinem Leben hatte er so sagen und etwas weggeben können. Er zögerte noch ein wenig; denn er konnte nicht recht glauben, dass es dem Heidi Ernst sei; aber dieses hielt erst recht seine Stücke hin, und da Peter nicht zugriff, legte es sie auf das Knie des Buben nieder. Nun sah er, dass es ernst gemeint war; er erfasste sein Geschenk, nickte in Dank und Zustimmung und hielt nun ein so reichliches Mittagsmahl wie noch nie in seinem Leben als Geissbub. Heidi schaute derweilen nach den Geissen aus. „Wie heissen sie alle, Peter?“ fragte es.

      Das wusste dieser nun ganz genau und konnte es um so besser in seinem Kopf behalten, als er daneben wenig darin aufzubewahren hatte. Er fing also an und nannte ohne Anstoss eine nach der anderen, immer mit dem Finger die betressende bezeichnend. Heidi hörte mit gespannter Aufmerksamkeit der Unterweisung zu, und es währte gar nicht lange, so konnte es sie alle voneinander unterscheiden und jede bei ihrem Namen nennen; denn es hatte eine jede ihre Besonderheiten, die einem gleich im Sinne bleiben mussten. Man musste nur allem genau zusehen, und das tat Heidi. Da war der grosse Türk mit den starken Hörnern; der wollte mit diesen immer gegen alle anderen stossen, und die meisten liefen davon, wenn er kam. Sie wollten von dem groben Kameraden nichts wissen. Nur der kecke Distelfink, das schlanke, behende Geisschen, wich ihm nicht aus, sondern rannte von sich aus manchmal drei-, viermal hintereinander so rasch und tüchtig gegen ihn an, dass der grosse Türk öfters ganz erstaunt dastand und nicht mehr angriff; denn der Distelfink stand ganz kriegslustig vor ihm und hatte scharfe Hörnchen. Da war das kleine weisse Schneehöppli, das immer so eindringlich und flehentlich meckerte, dass Heidi schon mehrmals zu ihm hingelaufen war und es tröstend beim Kopf genommen hatte. Auch jetzt sprang das Kind wieder hin; denn die junge jammernde Stimme hatte eben wieder flehentlich gerufen. Heidi legte seinen Arm um den Hals des Geissleins und fragte ganz teilnehmend: „Was hast du, Schneehöppli? Warum rufst du so um Hilfe?“ Das Geisslein schmiegte sich nahe und vertrauensvoll an Heidi an und war jetzt ganz still. Peter rief mit einigen Unterbrechungen von seinem Sitz aus; denn er hatte immer noch zu beissen und zu schlucken: „Es tut so, weil die Alte nicht mehr mitkommt: sie haben sie vorgestern nach Mayenfeld verkauft, nun kommt sie nicht mehr auf die Alm.“

      „Wer ist die Alte?“ fragte Heidi zurück.

      „Pah, seine Mutter“, war die Antwort.

      „Wo ist die Grossmutter?“ rief Heidi wieder.

      „Hat keine.“

      „Und der Grossvater?“

      „Hat keinen.“

      „Du armes Schneehöppli du“, sagte Heidi und drückte das Tierlein zärtlich an sich. „Aber jammere jetzt mur nicht mehr so; siehst du, ich komme nun jeden Tag mit dir, dann bist du nicht mehr so verlassen, und wenn dir etwas fehlt, kannst du nur zu mir kommen.“

      Das Schneehöppli rieb ganz vergnügt seinen Kopf an Heidis Schulter und meckerte nicht mehr kläglich. Unterdessen hatte Peter sein Mittagsmahl beendet und kam nun auch wieder zu seiner Herde und zu Heidi heran, das schon wieder allerlei Betrachtungen angestellt hatte.

      Weitaus die zwei schönsten und saubersten Geissen der ganzen Schar waren Schwänli und Bärli, die sich auch mit einer gewissen Vornehmheit betrugen, meistens ihre eigenen Wege gingen und besonders dem zudringlichen Türk abweisend und verächtlich begegneten.

      Die Tierchen hatten nun wieder begonnen, nach den Büschen hinaufzuklettern, und jedes hatte seine eigene Weise dabei, die einen leichtfertig über alles weghüpfend, die anderen bedächtig die guten Kräutlein unterwegs suchend, der Türk hier und da seine Angriffe versuchend. Schwänli und Bärli kletterten hübsch und leicht hinan und fanden oben sogleich die schönsten Büsche, stellten sich geschickt daran auf und frassen sie zierlich ab. Heidi stand mit den Händen auf dem Rücken und schaute dem allen mit der grössten Aufmerksamkeit zu.

      „Peter“, bemerkte es jetzt zu dem wieder auf dem Boden Liegenden, „die schönsten von allen sind das Schwänli und das Bärli.“

      „Weiss schon“, war die Antwort. „Der Alm-Öhi putzt und wäscht sie und gibt ihnen Salz und hat den schönsten Stall.“

      Aber auf einmal sprang Peter auf und setzte in grossen Sprüngen den Geissen nach, und das Heidi lief hinterdrein; da musste etwas geschehen sein, es konnte da nicht zurückbleiben. Der Peter lief mitten durch das Geissenrudel der Seite der Alm zu, wo die Felsen schroff und kahl weit hinabstiegen und ein unbesonnenes Geisslein, wenn es dorthin ging, leicht hinunterstürzen und alle Beine brechen konnte. Er hatte gesehen, wie der vorwitzige Distelfink nach jener Seite hin gehüpft war, und kam noch gerade recht; denn eben sprang das Geisslein dem Rande des Abgrundes zu. Peter wollte es eben packen, da stürzte er auf den Boden und konnte nur noch im Sturze ein Bein des Tierleins erwischen und es daran festhalten. Der Distelfink meckerte voller Zorn und Überraschung, dass er so am Bein festgehalten und am Fortsegen seines fröhlichen Streifzuges gehindert war, und strebte eigensinnig vorwärts. Der Peter schrie nach Heidi, dass es ihm beistebe; denn er konnte nicht aufstehen, und riss dem Distelfink fast das Bein aus. Heidi war schon da und erkannte gleich die schlimme Lage der beiden. Es riss schnell einige wohlduftende Kräuter aus dem Boden, hielt sie dem Distelfink unter die Nase und sagte begütigend: „Komm, komm, Distelfink, du musst auch vernünftig sein! Sieh, da kannst du hinabfallen und ein Bein brechen, das tut dir furchtbar weh.“

      Das Geisslein hatte sich schnell umgewandt und dem Heidi vergnüglich die Kräuter aus der Hand gefressen. Derweilen war der Peter auf seine Füsse gekommen und hatte den Distelfink an der Schnur erfasst, an welcher sein Glöckchen um den Hals gebunden war. Heidi erfasste diese von der anderen Seite, und so führten die beiden den Ausreisser zu der friedlich weidenden Herde zurück. Als ihn aber Peter hier in Sicherheit hatte, erhob er seine Rute und wollte ihn zur Strafe tüchtig durchprügeln, und der Distelfink wich scheu zurück; denn er merkte, was geschehen sollte. Aber Heidi schrie laut auf: „Nein, Peter, nein, du musst ihn nicht schlagen; sieh, wie er sich fürchtet!“

      „Er verdient’s“, schnurrte Peter und wollte zuschlagen. Aber Heidi fiel ihm in den Arm und rief ganz entrüstet: „Du darfst ihm nichts tun; es tut ihm web; lass ihn los!“

      Peter schaute erstaunt auf das gebietende Heidi, dessen schwarze Augen ihn so anfunkelten, dass er unwillkürlich seine Rute niederbielt. „So kann er gehen, wenn du mir morgen wieder von deinem Käse gibst“, sagte dann der Peter nachgebend; denn eine Entschädigung wollte er für den Schrecken haben.

      „Allen kannst du haben, das ganze Stück morgen und alle Tage, ich brauche ihn gar nicht“, sagte Heidi zustimmend, „und Brot gebe ich dir auch ganz viel, wie heute; aber dann darfst du den Distelfink nie, gar nie schlagen und auch das Schneehöppli nie, und gar keine Geiss.“

      „Es ist mir gleich“, bemerkte Peter, und das war bei ihm soviel wie eine Zusage: Jetzt liess er den Schuldigen los, und der fröhliche Distelfink sprang in hohen Sprüngen auf und davon in die Herde hinein. —

      So war unvermerkt der Tag vergangen, und schon war die Sonne im Begriff, weit drüben hinter den Bergen hinabzugehen. Heidi sass wieder am Boden und schaute ganz still auf die Blauglöckchen und die Zistusröschen, die im goldenen Abendschein leuchteten, und alles Gras wurde wie golden angehaucht, und die Felsen droben fingen an zu schimmern und zu funkeln. Auf einmal sprang Heidi auf und schrie: „Peter! Peter! Es brennt! Es brennt! Alle Berge brennen, und der grosse Schnee drüben brennt und der Himmel. Oh, sieh, sieh! Der hohe Felsenberg ist ganz glühend!


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