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Zurück auf Gestern. Katrin LankersЧитать онлайн книгу.

Zurück auf Gestern - Katrin Lankers


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Sophie in Bühnenlautstärke gemurmelt. Mein Mitleid war augenblicklich wieder dahingeschmolzen.

      »Hm.« Lulu spitzte ihre Lippen. Das tat sie immer, wenn sie über etwas nachgrübelte. Es sah aus, als würde sie einen Kussmund formen, was gelegentlich ziemlich unpassend wirkte. Während einer Mathearbeit zum Beispiel. Kussmünder und Mathe passen einfach nicht gut zusammen.

      »Hm«, machte Lulu noch einmal.

      Ich wartete gespannt. Wenn Lulu »Hm« machte, kamen manchmal überraschend brillante Einfälle heraus.

      »Ziemlich mysteriös.«

      Ich seufzte. Manchmal auch nicht.

      »Der Anhänger sieht auf jeden Fall total schön aus.« Lulu streckte die Hand aus, um mit ihren langen schmalen Fingern über die Kugel zu streichen. »Und fühlt sich auch irgendwie schön an. Diese Gravuren wirken geheimnisvoll, findest du nicht? Wie irgendwelche Zeichen. Oder Buchstaben oder so … Hast du eine Ahnung, was sie bedeuten?«

      »Ich … nein«, erwiderte ich abgelenkt. Denn als meine Freundin mit ihren Fingern über die Kugel gefahren war, hatte es sich angefühlt, als würde diese leicht vibrieren. Und ich hatte den Eindruck gehabt, dass das Metall mit einem Mal wärmer geworden war. Schnell schloss ich meine Hand darum zur Faust. Doch es war schon vorbei und vermutlich war es ohnehin bloß Einbildung gewesen. Wieso sollte ein Anhänger vibrieren?

      »Los, häng ihn um.«

      »Was?«, fragte ich verwirrt.

      »Ich sagte, dass du ihn umhängen sollst«, wiederholte Lulu. »Du könntest den Anhänger an der neuen Kette befestigen. Das sieht bestimmt gut zusammen aus. Und würde dein, sagen wir mal, zeitlos schlichtes Outfit ziemlich aufwerten.«

      »Ich weiß nicht.« Noch immer hielt ich die Hand zur Faust geschlossen. Bei dem Gedanken, den Anhänger zu tragen, fühlte ich mich nicht wohl. »Der ist doch viel zu groß und auffällig! Was, wenn ich ihn verliere oder wenn er kaputtgeht?«

      »Warum sollte er kaputtgehen?« Lulus dunkle Locken wippten, als sie den Kopf schüttelte. »Der Anhänger sieht ziemlich massiv aus. Und warum sollte deine Großmutter ihn dir schenken, wenn sie nicht will, dass du ihn trägst?«

      Ich nickte langsam, noch nicht so richtig überzeugt.

      »Also, wenn ich so einen coolen Vintage-Anhänger hätte, würde ich nur noch in Jeans und T-Shirt rumlaufen.« Lulu ließ nicht locker. »Komm schon, Clairchen. Trau dich mal was!« Sie nahm meine Hand und begann, sanft meine Finger aufzubiegen.

      Ich lächelte und öffnete die Faust. Lulu konnte sehr überzeugend sein. Doch als meine Freundin nach dem Anhänger griff, überkamen mich wieder Zweifel. Reflexhaft schlossen sich meine Finger erneut um Lulus. Ein Ruck ging durch unsere Hände bis in die Arme. Die Kugel vibrierte erneut. Stärker dieses Mal. Gleichzeitig erwischte mich ein Stromschlag. Nicht schlimm, eher als ob man eine Türklinke anfasst, nachdem man sich kräftig die Haare gebürstet hat. Ich hörte ein leises Knirschen und Schaben, als würde Metall über Metall reiben. Ich sah Lulus Augen, die sich weiteten – erst verwundert und dann, als sie begriff, was passiert war, vor Schreck.

      Gleichzeitig schnellten unsere Hände auseinander, als hätten wir uns verbrannt. Und zwischen uns aufs Bett fielen die zwei Hälften einer Kugel.

      2

      »Oh nein! Claire, es tut mir leid. Es tut mir schrecklich leid, Clairchen. Es tut mir leid, es tut mir leid, es tut mir leid.« Wie gesagt: Lulu ist eine Drama-Queen! Sie schlug sich die Hände vor den Mund, raufte sich die Haare und schüttelte dann fortwährend den Kopf, sodass ihre langen Locken flogen.

      Ich hingegen war nicht in der Lage, überhaupt irgendetwas zu tun, außer die beiden Teile des zerbrochenen Anhängers auf der bunten Patchwork-Decke anzustarren.

      Paps’ Stimme klang mir in den Ohren: »Deine Großmutter hat gesagt, dass du unbedingt gut auf ihn achtgeben sollst.« Und dann Sophie: »Dafür hat sie sich ja genau die Richtige ausgesucht!« Meine besserwisserische Streberstiefschwester hatte recht behalten: Ich hatte es nicht einmal einen Tag lang geschafft, gut auf das Geschenk aufzupassen. Ich spürte, wie mir Tränen in die Augen stiegen, und wischte sie ärgerlich mit dem Handrücken fort.

      »Hey, nicht weinen.« Lulu rutschte neben mich und legte mir unsicher einen Arm um die Schultern, wahrscheinlich dachte sie, ich wäre wütend auf sie, weil der Anhänger kaputtgegangen war. Dabei gab ich einzig und allein mir selbst die Schuld daran.

      »Es ist nur …« Ich schluckte kräftig und zog die Nase hoch.

      So ganz war ich über Omilis Tod noch immer nicht hinweg, obwohl sie mittlerweile seit drei Jahren nicht mehr lebte. Als ich klein war, hatte sie, wie gesagt, bei uns gewohnt und auf mich aufgepasst, wenn mein Vater unterwegs war. Doch als er Sylvia geheiratet hatte, wurde es ziemlich eng in unserem Haus. Und Omili räumte ihr Zimmer für meine blöde Stiefschwester, weil die natürlich ein eigenes benötigte.

      Mein Vater hatte noch vorgeschlagen, Sophie und ich könnten uns ja ein Zimmer teilen. Aber darauf hatte Sylvia sehr bestimmt erklärt, dass wir jeder ein eigenes Zimmer bräuchten, um in Ruhe unsere Hausaufgaben erledigen zu können. Ich wurde bis heute den Verdacht nicht los, dass sie bloß einen Vorwand suchte, damit Omili auszog. Und die tat ihr natürlich den Gefallen.

      Damit unserem »Patchwork-Glück« nichts im Wege stand, behauptete meine herzensgute Großmutter, sie sei ganz froh, wieder allein leben zu können. Aber sie nahm sich eine Wohnung, die nah genug bei uns war, damit ich zu ihr gehen konnte, wann immer ich das wollte. Und das war oft. Eigentlich fast jeden Tag.

      Mit meiner Omili konnte ich über alles reden, ihr jeden Kummer und jede Frage anvertrauen. Und auch wenn sie nicht auf alles eine Antwort hatte, so hatte sie es stets geschafft, mich am Ende wieder zum Lachen zu bringen.

      Sie hatte immer gesagt, dass sie eines Tages in ihrem Bett einschlafen und nicht wieder aufwachen wollte, und genau so war es gekommen. Doch so schön ich das für sie auch fand, hätte sie sich für meinen Geschmack mit dem Sterben noch viel, viel mehr Zeit lassen können.

      »Du vermisst sie, oder?« Lulu zog mich fest an sich und drückte mich. Ich nickte bloß, weil ich meiner Stimme nicht traute, und atmete tief ein.

      Lulu roch immer ein bisschen nach Schokolade, weil sie Schoko-Lipgloss benutzte. Ich fand den Duft tröstlich.

      »Okay, lass mal sehen.« Lulu ließ meine Schultern los und nahm behutsam die beiden Hälften des Anhängers in die Hand. »Vielleicht kann man es ja reparieren. Bestimmt sogar. Ich meine, wir haben ja nicht mit einem Hammer draufgehauen oder so. Er ist einfach auseinandergefallen. Wir bringen ihn zu Schnick-Schnack, bestimmt kriegt Alexa das wieder hin … Oh, schau mal!«, unterbrach Lulu sich selbst und hielt mir ihre Handfläche mit der zerbrochenen Kugel unter die Nase. »Das ist ja krass!«

      »Was ist denn?« Ich rieb mir über die Augen. Zur Feier des Tages hatte ich Wimperntusche benutzt – aus Sylvias Schminkkoffer, ich gebe es zu – und mittlerweile vermutlich großflächig in meinem Gesicht verteilt.

      »Ich glaube, der Anhänger ist gar nicht kaputt.«

      »Wie, nicht kaputt?«Vorsichtig nahm ich Lulu die beiden Stücke aus der Hand, ängstlich, dass ich wieder einen Stromschlag bekommen würde. Aber dieses Mal blieben alle elektrischen Spannungen aus.

      »Das ist eine Uhr«, stellte ich erstaunt fest.

      »Na ja, eher zwei Uhren, würde ich sagen.«

      »Stimmt.« Ich betrachtete die beiden Halbkugeln, die ich jeweils zwischen Daumen und Zeigefinger hielt, genauer. Sie waren exakt gleich. Die Kugel hatte sich genau in der Mitte geteilt, als wäre sie einfach auseinandergeklappt. Jede der Halbkugeln besaß sogar eine eigene Öse. Dadurch, dass die Kugel sich geöffnet hatte, hatte sie zwei Zifferblätter enthüllt, die sich zuvor in ihrem Inneren verborgen hatten. Die Zifferblätter wirkten sehr alt, mit römischen Zahlen und schmalen Zeigern.

      »Sieht aus wie eine Taschenuhr«, überlegte ich.


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