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Zurück auf Gestern. Katrin LankersЧитать онлайн книгу.

Zurück auf Gestern - Katrin Lankers


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gesagt, lieber nicht.« So nett der Junge auch gewesen war, war es mir trotzdem viel zu peinlich, ihm persönlich gegenüberzutreten.

      »Ich schätze, ich erkenne dich ohnehin an dem Hoodie, oder?«, gab er zu bedenken. »Außerdem hätte ich ihn gerne bei Gelegenheit wieder, ist nämlich mein Lieblingspulli.«

      »Oh, richtig.« Er hatte recht, ich würde nicht darum herumkommen, ihm irgendwann ins Gesicht zu sehen. Und so nett, wie er gerade gewesen war, stand wohl auch nicht zu befürchten, dass er mich auslachen würde, wenn ich nun herauskam.

      Vorsichtig öffnete ich die Kabinentür. Davor wartete dieser Junge. Etwas älter als ich – wie sich später herausstellte, war er eine Klasse über mir. Etwas zu lange Haare, die ihm in die fast schwarzen Augen fielen. Eine minimal schiefe Nase. Und ein breites Lächeln, das seine Augen blitzen ließ. Es war nicht spöttisch oder gar herablassend. Nein, es war genau die Sorte Lächeln, von der einem ganz warm im Bauch wird.

      »Steht dir«, sagte er und deutete auf den Pulli, den ich mir wie einen Rock um die Hüfte geschlungen hatte. In exakt diesem Augenblick verliebte ich mich in Lucas Manuel da Costa Moreira.

      Wie er hieß und dass er Lulus Bruder war, erfuhr ich natürlich erst später. Genauer gesagt am nächsten Tag, als ich meine grippekranke Freundin zum ersten Mal zu Hause besuchte. Sie hatte mich vorher schon ausgiebig vor ihrem blöden Bruder gewarnt.

      »Lucas glaubt, er wäre der Chef im Haus. Seit meine Eltern sich getrennt haben, ist er nicht mehr auszuhalten. Bildet sich wer weiß was darauf ein, dass er ein Jahr älter ist. Ständig will er mir sagen, was ich zu tun und zu lassen habe. Räum deinen Kram weg. Beeil dich. Komm aus dem Bad raus. Mach deine Hausaufgaben. Hilf mal ein bisschen mehr im Haushalt mit …« So wie Lulu ihn nachäffte, klang ihr Bruder nach einem echten Ekel.

      Dann öffnete er mir die Wohnungstür. Als er mich sah, wirkte er erst überrascht, doch dann lächelte er wieder dieses Warm-im-Bauch-Lächeln. Vielleicht dachte er, ich wollte ihm seinen Pulli zurückbringen, den ich jedoch als Kopfkissen-Ersatz benutzte.

      »Da bist du ja!« Lulu flog mir um den Hals. Besonders krank erschien sie mir nicht mehr. »Tut mir leid, dass du als Erstes meinem blöden Bruder begegnen musstest. Ich war leider nicht schnell genug an der Tür.« Sie schickte einen grimmigen Blick in seine Richtung. Dann sah sie zu mir. Und wieder zu ihm.

      »Wieso starrt ihr denn so?«, fragte sie irritiert. »Fall bloß nicht auf sein hübsches Gesicht rein«, fügte sie schnell an mich gewandt hinzu. »Er ist nicht so nett, wie er aussieht.«

      »Quatsch, ich steh eh nicht auf dunkelhaarige Typen.« Es war heraus, bevor ich mir auf die Zunge beißen konnte. Ich wollte bloß Lulu damit gefallen. Aber als ich versuchte, einen entschuldigenden Blick in Lucas’ Richtung zu schmuggeln, sah ich, wie ihm sein Lächeln aus dem Gesicht rutschte und einem Ausdruck vollkommener Gleichgültigkeit Platz machte. Was seitdem Lucas’ Grundhaltung mir gegenüber zu sein schien. Nicht einmal seinen Pullover hat er je zurückgefordert.

      Nachdem ich eine knappe Million Mal darüber nachgegrübelt hatte, war ich mir inzwischen völlig sicher, dass Lucas’ Lächeln nichts, aber auch wirklich gar nichts zu bedeuten hatte. Nur änderte das leider überhaupt nichts daran, dass mein Herz immer noch nicht kapiert hatte, dass es sich nicht lohnte, schneller zu klopfen, bloß weil Lucas das Zimmer betrat, und mein Magen auch immer noch zu blöd war, um nicht zu flattern, bis mir flau wurde. Immerhin schien man mir das innerliche Geflatter und Geklopfe nicht anzusehen. Lulu hatte jedenfalls noch nichts davon gemerkt.

      Anfangs erzählte ich ihr nichts, weil ich fürchtete, dass sie mir sofort wieder die Freundschaft kündigen würde, wenn sie von meiner Schwärmerei für die Person erfuhr, die sie am wenigsten auf der Welt ausstehen konnte. Und dann wurde das Geheimnis irgendwie zur Gewohnheit. Es fand sich einfach nie der richtige Zeitpunkt, um Lulu meine Gefühle für Lucas zu beichten.

      Mittlerweile fürchtete ich, sie würde es als Hochverrat an unserer Freundschaft betrachten, wenn sie herausbekam, dass ich Lucas keineswegs so unausstehlich fand wie sie. Und dass ich es ihr die ganze Zeit verschwiegen hatte. Deshalb mussten meine Gefühle ein besser gehütetes Geheimnis bleiben als die Geheimakten der CIA und das Originalrezept von Coca-Cola zusammen. Leicht war das nicht gerade. Denn eigentlich erzählten wir uns alles.

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      »Nicht, dass ich meinem blöden Bruder recht geben wollen würde, aber ich schätze, wir müssen wirklich langsam los.« Lulu betrachtete den Uhrenanhänger. »Es ist schon kurz vor sechs.«

      »Funktionieren die etwa?« Ich begutachtete meinen eigenen Anhänger. Die Zeiger standen ebenfalls auf kurz vor sechs. »Muss man die nicht aufziehen, oder so?«

      »Vielleicht sind Batterien drin.« Lulu schwang sich vom Bett und streckte mir die Hände hin, um mir hochzuhelfen. Mir erschien es zwar unwahrscheinlich, dass so alte Uhren mit Batterien betrieben sein sollten, doch ich beschloss, dass es im Moment nicht so wichtig war. Vielleicht hatte Alexa ja auch dafür eine Erklärung.

      »So gehst du mir aber nicht aus dem Haus.« Lulu begutachtete kritisch mein Gesicht. »Auch wenn ich Pandas süß finde.« Sie kramte in ihrem Nachtschränkchen herum und zog schließlich ein Feuchttuch hervor, mit dem sie unter meinen Augen herumzutupfen begann.

      »Schon besser«, erklärte sie schließlich zufrieden, schnappte sich ihren Lipgloss vom Nachttisch und verteilte ihn großzügig auf ihrem Scarlett-Johansson-Mund. Sofort stieg mir der verführerische Schokoladenduft in die Nase.

      »Ist eigentlich noch was vom Geburtstagskuchen übrig?«, fragte ich hoffnungsvoll. Sylvia hatte sich mit einem zuckerfreien Dinkel-Vollkorn-Zucchini-Kuchen selbst übertroffen und ich lechzte seit dem Morgen nach einem Gebäck mit mehr als zweieinhalb Kalorien auf hundert Gramm.

      »Ob noch was da ist?« Lulu lachte laut. »Meine Mutter hat mal wieder genug für ein ganzes Kinderheim gebacken. Bedien dich ruhig. Die Reste müssen wir ohnehin gleich fürs Buffet in die Schule mitnehmen.«

      Lulu hatte nicht zu viel versprochen. In der Küche standen auf dem Tisch schon vier Tupperdosen mit den Ausmaßen von Umzugskartons bereit, die bis oben hin mit Törtchen gefüllt waren. Ich öffnete den Deckel einer Box, sog den süßen Duft ein und ließ die Finger darüber kreisen, wie immer unfähig, mich für eins der köstlichen Küchlein zu entscheiden. Schließlich fiel meine Wahl auf die Pasteis de Nata, Blätterteig-Törtchen, deren Namen man »Pasteisch« aussprach, wie ich mittlerweile wusste, und denen ich wegen ihrer sahnigen Cremefüllung nie widerstehen konnte.

      »Erst stundenlang stylen und jetzt auch noch futtern … Auf euch zu warten ist schlimmer als auf den Schulgong. Bei dem weiß man wenigstens, dass er irgendwann kommt.« Lucas schlenderte in die Küche und zog ein genervtes Gesicht. Ein hübsches genervtes Gesicht, das ließ sich leider nicht leugnen.

      In seiner löchrigen schwarzen Jeans, einem schwarzen Shirt mit verwaschenem Bandlogo und mit den vom Duschen noch feuchten Haaren sah er nicht gerade abstoßend aus. Mein Herz schlug einen kleinen Trommelwirbel. Aber zumindest mein Pokergesicht schien gut zu sitzen, zumindest bemerkte niemand meinen inneren Aufruhr.

      »Hör auf zu stänkern«, fauchte Lulu ihren Bruder an. »Nur weil stylen bei dir bedeutet, in die Luft zu spucken und drunter durchzurennen, musst du dich nicht gleich so aufspielen.«

      Lucas verdrehte als Antwort die Augen. Im Augenverdrehen erreichte er olympisches Niveau.

      »’usch, ’usch, meine Lieben. Es ist an die Seit.« Marisa wehte in die Küche und wedelte wild mit den Händen, um uns hinauszuscheuchen. Sie war eine kleine, kugelige Person mit scheinbar unerschöpflicher Energie und einem starken portugiesischen Akzent. Was sie nicht daran hinderte, doppelt so schnell zu sprechen wie jeder andere Mensch, den ich kannte.

      »Ihr seht sauber’aft aus, meine Schätsschen.« Marisa tätschelte ihrer Tochter die Wange, was Lulu mit einem lauten Seufzen quittierte. Aber ich fand es wunderbar, Marisas »Schätsschen« zu sein.

      »Und du, Sohn, ssum anbeisen!« Sie strich Lucas die widerspenstigen Haare


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