Эротические рассказы

Gesammelte Werke von Guy de Maupassant. Guy de MaupassantЧитать онлайн книгу.

Gesammelte Werke von Guy de Maupassant - Guy de Maupassant


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      Es war doch zu dumm, alle diese Geschichten. Was sollte schließlich damit bewiesen werden? War ein Lump weniger ein Lump, wenn er sich geschlagen hatte? Was war es für ein Vorteil für einen anständigen Menschen, den man beleidigt hatte, sein Leben gegen einen Schuft einzusetzen? Und wie er sich so seinen Gedanken überließ, dachte er an all das, was Norbert von Varenne gesagt über die Erbärmlichkeit des menschlichen Geistes, über seinen geringen Horizont, über sein zwerghaftes Thun, über seine Vorurteile, über seine falschen Moralbegriffe, und er rief laut:

      – Verflucht, der hat so recht!

      Dann fühlte er Durst, und da er hinter sich Tropfen fallen hörte, bemerkte er einen Doucheapparat und trank am Wasserhahn.

      Dann fing er wieder an nachzudenken. Es war traurig in diesem Keller, traurig wie in einem Grabe. Das dumpfe, ferne Rollen der Wagen machte den Eindruck eines entfernten Gewitters. Wieviel Uhr mochte es sein? Hier verfloß die Zeit wie wohl im Gefängnis, nichts deutet sie an, nichts bezeichnet den Lauf der Stunden, als das regelmäßige Erscheinen des Wärters, der das Essen bringt. Er wartete lange, lange Zeit.

      Dann hörte er plötzlich Schritte, Stimmen, und Jacques Rival erschien mit Boisrenard. Sobald er Duroy sah, rief er:

      – Es ist alles in Ordnung.

      Georg meinte, die Geschichte sei etwa durch einen entschuldigenden Brief beigelegt. Er war glückselig und stammelte einen Dank. Der Feuilletonist sagte aber:

      – Dieser Langremont war wirklich sehr entgegenkommend. Er hat alle unsere Bedingungen angenommen. Fünfundzwanzig Schritt, einmaliger Kugelwechsel auf Kommando beim Heben der Pistole. Man kann nämlich dabei viel sicherer zielen, als wenn man den Arm senkt. Sehen Sie, Herr Boisrenard, Was ich Ihnen gesagt habe.

      Er nahm eine Pistole und begann zu schießen, indem er zeigte, wie man in der That viel sicherer zielen könne, wenn man von unten herauf in das Ziel ging.

      Dann sagte er:

      – So, nun wollen wir frühstücken gehen, es ist schon zwölf vorbei.

      Und sie begaben sich in ein benachbartes Restaurant. Duroy sprach kaum mehr ein Wort. Er aß, damit es nicht den Anschein haben sollte, als hätte er Angst. Später begleitete er Boisrenard in die Redaktion und erledigte zerstreut, mechanisch seine Arbeit. Man fand ihn riesig schneidig.

      Nachmittag kam Jacques Rival ihm die Hand zu drücken, und es ward verabredet, daß ihn am andern Morgen seine Zeugen um sieben Uhr mit einem Mietwagen abholen sollten, um nach dem Gehölz von Vosinet zu fahren, wo der Kampf stattfinden sollte.

      Das war alles so unvermutet gekommen, ohne daß er Teil daran genommen, ohne daß er ein Wort gesagt, ohne daß er seine Ansicht geäußert, ohne daß er irgend etwas angenommen oder abgelehnt, so schnell, daß er ganz überrumpelt, betäubt war, indem er kaum begriff, was eigentlich vor sich ging.

      Gegen neun Uhr abends kehrte er nach Hause zurück, nachdem er mit Boisrenard gegessen hatte, der ihn aus Freundschaft den ganzen Tag nicht verlassen.

      Sobald er sich allein befand, ging er einige Minuten mit langen Schritten im Zimmer auf und ab. Er war zu erregt, um irgend einen Gedanken fassen zu können, nur eins erfüllte ihn: er hatte morgen ein Duell. Diese Idee erweckte in ihm eine unbestimmte starke Nervenspannung. Er war Soldat gewesen, er hatte auf die Araber geschossen, übrigens ohne daß das gerade sehr gefährlich gewesen wäre, wie man etwa bei der Jagd einen Keiler schießt.

      Im ganzen hatte er sich richtig benommen, sich gezeigt wie es sich gehörte. Man würde davon reden, ihm Beifall zollen, ihn beglückwünschen. Dann sagte er laut, wie man es manchmal thut, wenn einen etwas sehr bewegt:

      – So ein Luder, dieser Kerl.

      Er setzte sich und fing an nachzudenken. Auf den kleinen Tisch vor sich hatte er die Karte seines Gegners gelegt, die ihm Rival gegeben, damit er seine Adresse besäße. Er las sie wieder, wie er sie heute schon zwanzigmal gelesen, dort stand nur. »Ludwig Langremont Rue Montmartre 176.«

      Er betrachtete die Buchstaben vor sich, die ihm ganz eigen erschienen, als läge irgend etwas Beunruhigendes darin. – Ludwig Langremont! Wer war das? Wie alt war er? Wie sah er aus? War es eigentlich nicht empörend, daß ein Fremder, ein Unbekannter, einem plötzlich ohne jeden Grund, aus einfacher Laune, wegen eines alten Weibes, das sich mit seinem Fleischer gezankt, so ins Leben griff?

      Er sagte noch einmal laut:

      – Luder, verdammtes.

      Er blieb unbeweglich und dachte nach, indem er die Karte betrachtete. Eine innere Wut stieg in ihm auf gegen dieses Stück Papier, ein Haß, in den sich ein seltsames Gefühl des Unbehagens mischte. Die Geschichte war doch zu dumm. Er nahm eine Nagelscheere, die auf dem Tisch lag, und durchstach mit ihr den Namen, als ob er jemanden erdolchte.

      Er sollte sich also schlagen, sich schießen. Weshalb hatte er nicht den Degen gewählt. Da wäre man mit einem Stich in den Arm, oder in die Hand davon gekommen, während man bei der Pistole nie die Folgen voraussehen konnte.

      Aber er sagte sich:

      – Ach was, jetzt heißt es schneidig sein.

      Er zitterte bei dem Ton seiner Stimme und blickte um sich. Er war doch sehr nervös. Er trank ein Glas Wasser und ging zu Bett.

      Sobald er lag, blies er das Licht aus und schloß die Augen.

      Ihm war fürchterlich heiß unter der Decke, obgleich es kalt war im Zimmer. Er konnte nicht einschlafen, warf sich hin und her, blieb einmal fünf Minuten auf dem Rücken liegen, legte sich auf die linke Seite und wälzte sich dann auf die rechte.

      Er hatte wieder Durst. Er stand auf um zu trinken, dann packte ihn die Unruhe:

      – Ich habe doch nicht etwa Angst?

      Warum klopfte sein Herz wie verrückt, wenn nur irgendwo im Zimmer ein Möbel krachte? Wenn seine Kuckucksuhr aushob, fuhr er beim Klang des Einschnappens der Feder in die Höhe. Und dann mußte er den Mund öffnen um ein paar Sekunden tief Luft zu holen, so bedrückt fühlte er sich.

      Er fing an philosophisch über die Möglichkeit nachzudenken, ob er Angst hätte.

      Nein, er konnte nicht Angst haben, denn er war doch entschlossen die Konsequenzen zu ziehen, sich zu schlagen und nicht zu zittern.

      Aber er war so bewegt, daß er sich fragte: Kann man trotzdem Angst haben? Und ein Zweifel überkam ihn, Unruhe, Entsetzen darüber. Wenn eine stärkere Gewalt als sein Wille ihn beherrschte und unwiderstehlich bezwang, was würde da Wohl geschehen?

      Auf den Kampfplatz würde er unbedingt gehen, da er es nun mal wollte, aber wenn er nun zitterte, wenn er das Bewußtsein verlor? Er dachte an seine Stellung, an seinen Ruf, an seine Zukunft, und ein eigentümliches Bedürfnis packte ihn Plötzlich, aufzustehen, in den Spiegel zu sehen.

      Er steckte sein Licht wieder an, und als ihm das glänzende Glas sein Gesicht zurückwarf, erkannte er sich kaum, und ihm war es, als hätte er sich nie gesehen. Die Augen schienen ihm riesig und er war bleich, unbedingt bleich, sehr blaß.

      Plötzlich schoß ihm der Gedanke durch den Kopf. Morgen um diese Zeit bin ich vielleicht nicht mehr! Und sein Herz fing wieder an gewaltig zu klopfen.

      Er wandte sich wieder zum Bett, und es war ihm, als sähe er sich ganz deutlich dort im Bett, das er eben verlassen, auf dem Rücken liegen. Er hatte jenes eingefallene Gesicht der Toten und jene wachsbleiche Farbe der Hände, die sich nicht mehr bewegen können.

      Da fürchtete er sich vor seinem Lager und um es nicht mehr zu sehen, öffnete er das Fenster und blickte hinaus.

      Eisig kalt traf es ihn vom Kopf bis zu den Füßen und er wich zurück.

      Er verfiel auf die Idee Feuer zu machen und er schürte es langsam, ohne sich umzublicken. Seine Hand zitterte ein wenig nervös, wenn er etwas berührte. Er verlor die Gedanken, sie verwirrten sich, brachen ab, entflohen ihm, sein Kopf schmerzte und eine Art Trunkenheit kam über ihn, als ob er Spirituosen zu sich genommen hätte.

      Ununterbrochen


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