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Gesammelte Werke von Guy de Maupassant. Guy de MaupassantЧитать онлайн книгу.

Gesammelte Werke von Guy de Maupassant - Guy de Maupassant


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Ausdruck tiefsten Mitleids fügte er hinzu: – Armer Teufel!

      Magdalene kehrte ihm den Rücken, sie hielt es für unter ihrer Würde zu antworten.

      Dann begann sie wieder nach einer Minute Stillschweigen:

      – Dienstag haben wir Gesellschaft. Frau Laroche-Mathieu kommt mit der Vicomtesse von Percemur zu Tisch. Willst Du noch Rival einladen und Norbert von Varenne? Ich gehe morgen zu Walters und zu Frau von Marelle. Vielleicht kommt auch Frau Rissolin.

      Seit einiger Zeit schuf sie sich Verbindungen, indem sie den politischen Einfluß ihres Mannes benutzte, um, ob sie wollten oder nicht, die Frauen der Senatoren und Abgeordneten, die die Unterstützung der › Vie française‹ brauchten, an sich zu ziehen.

      Du Roy antwortete:

      – Gut, ich übernehme Rival und Norbert.

      Er war zufrieden, rieb sich die Hände, denn jetzt hatte er eine gute Manier gefunden um seine Frau zu ärgern und die stille Wut zu befriedigen, die unbestimmte beißende Eifersucht, die seit ihrer Fahrt ins Bois in ihm erwacht. Er wollte nie mehr von Forestier sprechen, ohne ihn »den Gehörnten« zu nennen. Er fühlte, daß das mit der Zeit Magdalenen rasend machen würde, und so brachte er wohl zehn Mal an diesem Abend mit ironischer Gutmütigkeit die Redensart an: »Forestier, der Gehörnte.«

      Er war auf den Toten nicht mehr böse, er rächte ihn.

      Seine Frau that, als hörte sie nichts und lächelte gleichgiltig dabei.

      Da sie am andern Morgen Frau Walter einzuladen beabsichtigte, wollte er ihr zuvorkommen, um die Frau des Chefs allein zu finden, um zu sehen, ob er sie wirklich gewonnen. Es machte ihm Spaß und schmeichelte ihm, und dann … warum nicht … wenn es ging!

      Um zwei Uhr trat er Boulevard Malesherbes bei ihr ein. Man führte ihn in den Salon. Er wartete.

      Frau Walter erschien und streckte ihm mit glückseligem Lächeln die Hand entgegen:

      – Welch glücklicher Zufall führt Sie hierher?

      – Kein Zufall, sondern der Wunsch Sie zu sehen. Ein unbestimmtes Gefühl treibt mich zu Ihnen, ich weiß selbst nicht warum. Ich wollte Ihnen nichts sagen. Ich bin gekommen und da bin ich! Entschuldigen Sie den frühen Besuch und daß ich das so offen sage.

      Er hatte dabei einen schnarrenden, galanten Ton angeschlagen, ein Lächeln auf den Lippen und Ernst in der Stimme.

      Sie war sehr erstaunt, errötete und stammelte:

      – Ja .. ich begreife aber nicht! Ich .. bin sehr erstaunt!

      Er fügte hinzu:

      – Es ist eine ernste Erklärung, nur in heiterm Tone, damit Sie nicht erschrecken sollen.

      Sie hatten sich neben einander gesetzt. Sie nahm die Sache von der scherzhaften Seite.

      – Eine ernste Auseinandersetzung?

      – Gewiß, ich wollte Ihnen das schon lange, sehr lange sogar schon sagen, aber ich wagte es nicht. Es heißt, Sie wären so ernst und streng.

      Sie hatte ihre Sicherheit wieder gewonnen und antwortete:

      – Warum sind Sie heute gekommen?

      – Ich weiß nicht! – Dann senkte er die Stimme: – Oder vielmehr, weil ich seit gestern immer an Sie denken muß!

      Sie stammelte und erblaßte dabei:

      – Ach jetzt wollen wir nicht mehr scherzen, reden wir von etwas anderem.

      Aber er war so plötzlich ihr zu Füßen gefallen, daß sie erschrak. Sie wollte aufstehen, doch er hielt sie mit beiden Armen, die er um ihre Taille geschlungen, auf dem Sitz zurück und wiederholte in leidenschaftlichem Tone:

      – Ja, wahrhaftig ich liebe Sie, liebe Sie seit lange, rasend. Antworten Sie mir nicht. Ach es ist ja verrückt! Ich liebe Sie, wenn Sie wüßten, wie ich Sie liebe!

      Sie rang nach Atem, versuchte zu sprechen, aber brachte kein Wort heraus. Mit beiden Händen stieß sie ihn zurück, indem sie ihn bei den Haaren packte, um die Annäherung seines Mundes, der, wie sie fühlte, sich dem ihrigen näherte, zu verhindern, und drehte den Kopf von rechts nach links, von links nach rechts, hastig hin und her mit geschlossenen Augen, um nichts zu sehen.

      Er betastete sie durch das Kleid hindurch und befühlte sie; und sie ward schwach unter dieser rohen, aufdringlichen Liebkosung. Plötzlich stand er auf und wollte sie umarmen, aber einen Augenblick frei geworden, war sie sofort entflohen, indem sie sich zurückwarf und entwich von Stuhl zu Stuhl.

      Er fand nun diese Verfolgung lächerlich und ließ sich in einen Stuhl fallen, das Gesicht in den Händen indem er wie im Krampf schluchzte.

      Dann erhob er sich und rief:

      – Leben Sie wohl, Leben Sie wohl! – Und er entfloh.

      Im Flur nahm er ganz ruhig seinen Stock und sagte sich, indem er hinab ging: – Donnerwetter nochmal, ich glaube die habe ich!

      Er ging auf das nächste Postamt, um Clotilde ein Stadttelegramm zu schicken, das sie für den folgenden Tag zum Stelldichein bestellte.

      Als er zur gewöhnlichen Zeit heimkehrte, sagte er zu seiner Frau:

      – Nun hast Du Dein Diner beisammen?

      Sie antwortete:

      – Nur Frau Walter weiß noch nicht bestimmt, ob sie kann, sie zögerte, sie hat mir von irgend was erzählt, von Verpflichtungen und Gewissen, sie machte einen sehr komischen Eindruck. Aber, ich denke sie kommt trotzdem.

      Er zuckte die Achseln:

      – Ach was, sie wird schon kommen. – Aber er war seiner Sache doch nicht sicher, und bis zum Tag des Diners war er sehr unruhig.

      Magdalene erhielt am Morgen selbst noch ein Paar Zeilen von der Frau des Chefs:

      »Ich habe mich mit vieler Mühe frei gemacht und komme, mein Mann ist aber leider verhindert.«

      Du Roy dachte: »Das hab ich verflucht schlau gemacht, nicht wieder hinzugehen, jetzt ist sie beruhigt, nun aber die Ohren steif gehalten.«

      Aber er war doch etwas unruhig, wie sie sein würde. Sie erschien, sehr ruhig, etwas kühl, von oben herab. Er kam ihr sehr ergeben und diskret entgegen.

      Frau Laroche-Mathieu und Frau Rissolin begleiteten ihre Männer; die Vicomtesse von Percemur erzählte allerlei aus der großen Welt. Frau von Marelle sah reizend aus in einem seltsam fantastischen Kleid, schwarz und gelb, einem spanischen Kostüm, das ihre hübsche Figur, ihre Büste und ihre runden Arme vorteilhaft hob und ihrem Vogelköpfchen etwas Energisches verlieh.

      Du Roy hatte Frau Walter rechts neben sich gesetzt und sprach während des Diners nur von ernsten Dingen mit übertriebenem Respekt. Ab und zu sah er Clotilde an. »Sie ist wirklich hübscher und frischer,« dachte er. Dann glitt sein Blick zu seiner Frau, die er auch nicht übel fand, obgleich er gegen sie eine stille hartnäckige, bösartige Wut behalten hatte.

      Aber die Frau des Chefs regte ihn auf wegen der Schwierigkeit, sie zu erobern und weil sie etwas Neues war, und das lieben alle Männer.

      Sie wollte zeitig heimkehren. – Ich werde Sie nach Hause bringen, sagte er.

      Sie wünschte es nicht. Aber er bestand darauf:

      – Warum wollen Sie nicht? Das verletzt mich wirklich, ich kann doch gar nicht glauben, daß Sie mir nicht verziehen hätten. Sie sehen, ich bin ganz ruhig.

      – Sie können doch Ihre übrigen Gäste nicht im Stiche lassen.

      Er lächelte:

      – Ach was, zwanzig Minuten bleibe ich weg, das merkt kein Mensch. Wenn Sie mir das abschlagen, bin ich aufs Tiefste verletzt.

      Sie flüsterte:

      – Gut, ich nehme an.

      Aber sobald sie im Wagen saßen, nahm er ihre Hand und küßte sie


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