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Die Templer im Schatten 2: Blutregen. Stefan BurbanЧитать онлайн книгу.

Die Templer im Schatten 2: Blutregen - Stefan Burban


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John stand auf und ging nervös auf und ab, bevor er erneut den Sheriff musterte. Dieser strengte sich weiterhin an, die praktisch vor seinen Augen baumelnde Blöße des Prinzen zu ignorieren.

      »Haben wir ein Problem?«

      Der Sheriff runzelte die Stirn. »Herr?«

      »Ihr habt mich schon verstanden. Haben wir ein Problem?«

      Der Sheriff hob stolz den Kopf. »Es gibt kein Problem. Er ist nur ein einzelner Mann. Und soweit ich mich erinnere, ist er lediglich ein kindischer Emporkömmling ohne Sinn für Verantwortung und Ehre. Der Junge ist für uns nur von untergeordnetem Interesse.«

      Der Prinz überlegte angestrengt. »Ich hoffe, Ihr habt recht«, gab er schließlich zurück. »Findet ihn und bringt ihn zur Strecke. Ich will nicht, dass unsere Pläne gestört werden. Verwandelt ihn, wenn es möglich ist. Und falls es das nicht ist … bringt ihn unter die Erde. Beides soll mir recht sein.«

      Der Sheriff nickte. Die Befehle waren an Eindeutigkeit nicht zu überbieten.

      Der Prinz zögerte. Er wandte sich erneut dem Sheriff zu und dieser bemerkte, wie der Adamsapfel des Adligen hüpfte. »Weiß er es schon?«

      Der Sheriff stand unwillkürlich strammer als noch Sekunden zuvor. Der Prinz sprach von dem Mann, der mittlerweile auf Nottingham und im ganzen Land tatsächlich die Befehlsgewalt ausübte.

      Es war nicht viel über ihn bekannt. Er war vor einigen Jahren aufgetaucht und hatte den Prinzen verwandelt und anschließend jeden, der auf Nottingham etwas zu sagen hatte. Inzwischen dienten alle nur ihm.

      Es handelte sich um einen überaus mächtigen und alten Vampir, so viel war klar. Einen mächtigeren hatte der Sheriff nie gesehen oder auch nur von einem gehört. Der Ritter nannte sich selbst Bhonloch. Der Sheriff bezweifelte, dass dies dessen richtiger Name war. Es gab allerlei Gerüchte, um wen es sich bei diesem Mann wohl handeln mochte. Aber der Sheriff glaubte nicht an ein einziges davon.

      Der Sheriff schüttelte wortlos den Kopf.

      Der Prinz nickte aufgeregt. »Gut. Vorläufig wollen wir es dabei belassen. Es ist nicht notwendig, unseren Herrn damit zu belästigen.« Er winkte mit der rechten Hand. »Geht jetzt!«, ordnete Prinz John an und legte sich erneut zwischen die auf seinem Bett wartenden Frauen. »Wie Ihr seht, bin ich beschäftigt.«

      Ohne einen weiteren Gruß verließ der Sheriff die Gemächer. Er hing seinen ganz eigenen Gedanken nach, als er den Korridor zurückging, den er gekommen war. Er hatte das Ende des Ganges noch nicht erreicht, als der von Entsetzen geprägte Schrei einer Frau aus dem Quartier des Prinzen drang und durch den Flügel hallte.

      Der Sheriff hielt kurz inne und blickte zurück. Anscheinend waren die Spiele vorüber.

      Kapitel 1

      Eine einsame Gestalt eilte durch die Straßen des nächtlichen Paris. Die Füße desjenigen schienen kaum den Asphalt zu berühren. Wer seinen Weg kreuzte, der machte schnell Platz. Der Krieger wirkte wie der Ingrimm auf zwei Beinen und niemand wollte sich freiwillig mit ihm anlegen. Der Mann trug einen langen Mantel, der im Wind flatterte. Das Gesicht des Ritters war durch die tief in die Stirn gezogene Kapuze verborgen. Der Mann trug ein langes Schwert an der Seite. Seine linke Hand lag die ganze Zeit über auf dem Kauf.

      Der Schrei einer Frau hallte durch die Nacht. Der Mann hielt inne und hob das Haupt. Die Straßen in diesem Teil der Stadt waren um diese Zeit praktisch menschenleer. Hätte ihn aber jemand beobachtet, er hätte den Eindruck gewinnen können, der Mann in dem Mantel nehme Witterung auf.

      Der Ritter beschleunigte erneut seine Schritte, nach wenigen Metern rannte er. Er folgte einer Spur, die außer ihm niemand wahrnehmen konnte. Ein weiterer Schrei hallte durch die Straßen des nächtlichen Paris. Der Mann hielt inne, allerdings nur für einen Moment, bevor er sich erneut in Bewegung setzte. Er stoppte erst in einer Gasse im Armenviertel. In der Ferne waren die gewaltigen Umrisse der Kathedrale Notre-Dame zu erkennen. Das Mammutprojekt befand sich in der dritten Bauphase und sie nahm langsam Gestalt an.

      Der Mann in dem Mantel hatte jedoch keinen Sinn für die Schönheit des Bauwerks. Nicht heute Nacht. Seine volle Aufmerksamkeit galt der jungen Frau, die mit aufgerissener Kehle auf dem blanken Asphalt lag. Der Ritter kniete sich neben ihren Leichnam und strich ihr sanft das lange brünette Haar aus dem aschfahlen Gesicht. Mitleid überkam ihn. Sie konnte sechzehn Lenze noch nicht überschritten haben. Ein junges, unschuldiges Ding. Noch ein halbes Kind, das ihrer Kleidung nach vermutlich aus einer der Handwerksfamilien in der Nähe stammte.

      Der obere Teil ihres Kleides war zerrissen, die Kehle von mehreren Bissen punktiert worden. Das arme Ding war von mindestens drei dieser Bestien angefallen worden. Der Mann knurrte leise. Diese dreckigen Bastarde waren wie Tiere in ihrem Wahn nach Blut.

      Er drehte ihren Kopf sanft zur Seite. Es gab kaum Blut auf dem Boden. Nur einige wenige Tropfen benetzten die Steine. Die Vampire hatten nichts vergeudet, sondern das Mädchen innerhalb von Sekunden ausbluten lassen. Sie waren gierig. Reichhaltige Jagdgründe wie Paris hatten sie maßlos werden lassen – maßlos und … unvorsichtig.

      Unvermittelt stieg ihm ein anderer Duft in die Nase. Er war eindeutig nicht menschlich. Er sah auf. Drei Gestalten standen ihm gegenüber: zwei schlanke hochgewachsene Männer und ein dritter sehr viel bulligerer und muskulöserer; Letzterer war fast schon so breit wie hoch.

      Der Ritter erhob sich aus seiner knienden Position und schlug die Kapuze zurück.

      Christian d’Orléans funkelte seine Gegenüber warnend an. Seine gelben Pupillen blitzten im Schein der spärlichen Straßenbeleuchtung.

      Der bullige Vampir hob den Kopf, schnupperte vielsagend in der kalten Nachtluft und wandte sich anschließend seinen beiden Kumpanen zu. »Fremder Geruch«, kommentierte er wortkarg.

      Christian lächelte bar jeder Gefühlsregung. »Irgendetwas sagt mir, dass du nicht das Gehirn hinter dieser Truppe bist.«

      Einer der anderen Vampire trat vor ins Licht einer Straßenlaterne. Wäre er noch ein Mensch, ginge er wohl als Schönling durch. Doch seine Attraktivität war überschattet von Finsternis und Bösartigkeit. Die Grausamkeit stand ihm ins Antlitz geschrieben. Christian kannte diesen Typ. Dieser Vampir hatte sich völlig seinem Dasein ergeben und genoss den Durst. Er suhlte sich darin wie ein Schwein in seinem eigenen Dreck. Er hatte nicht den leisesten Zweifel, dass ihm hier der Anführer des örtlichen Nests gegenüberstand.

      »Aber er hat recht«, meinte der Beau. »Du gehörst nicht zu unserer Sippe. Du verschwindest besser. Das ist unser Revier und wir teilen unsere Beute nicht.«

      Christian verzog vor Abscheu leicht die Miene. »Und wenn ich nicht gehe?«

      Der Schönling lachte lauthals auf und deutete auf den bulligen Vampir neben sich. »Dann reißt dir Jean nacheinander Arme und Beine aus. Und zum Schluss ist der Kopf dran, damit du auch ja nichts verpasst. Das hat er schon getan. Halte das bloß nicht für eine leere Drohung.«

      Christian baute sich vor dem Trio breitbeinig auf. Er sagte kein Wort, aber die Drohung war offenkundig. Der Schönling stutzte für einen Moment. Er war Derartiges offenbar nicht gewohnt. Rüpel regierten mit Angst. Egal ob Mensch oder Vampir, sie waren alle gleich. Es handelte sich schlicht um Feiglinge, die die Angst anderer nutzten, um sich selbst groß zu fühlen. Es genügte, sich ihnen in den Weg zu stellen, um sie zu verunsichern. Mit dem Mut ihrer Gegenüber konnten sie nicht umgehen.

      Tatsächlich wirkte der Schönling nachdenklich, doch dann zuckte er die Achseln und gab dem bulligen Kerl mit Namen Jean ein knappes Zeichen. Dieser kam mit bösartigem Grinsen auf Christian zu.

      Der Ritter wartete, bis Jean nur noch wenige Schritte entfernt war – dann schlug er die linke Seite seines Mantels zurück. Zum Vorschein kam die schwarze Scheide eines Schwertes. Ein unübersehbares schwarzes Templerkreuz prangte als Wappen darauf. Christian zog in einer fließenden Bewegung die Klinge, geschmiedet aus Stahl und mit Silber überzogen, gesegnet vom Heiligen Vater in Rom persönlich. Eine Waffe, tödlich für alle Kreaturen der Dunkelheit.

      Der


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