Toni der Hüttenwirt Staffel 14 – Heimatroman. Friederike von BuchnerЧитать онлайн книгу.
schmunzelte. Sie blinzelte Monika zu, erzählte ihr, dass Toni sie besucht und persönlich eingeladen hatte.
»Toni hat ein Geschenk vorbeigebracht, für dich von Mark. Schau mal, es liegt noch draußen auf dem Tisch.«
Monika sprang auf und rannte vor die Almhütte. Sie riss das Fotoalbum an sich und blätterte Seite für Seite um. Immer wieder warf sie Claudia einen Blick zu. Dabei strahlten Monikas Augen.
»Du hast Mark sehr gern, Monika, richtig?«
Das kleine Mädchen nickte eifrig.
Claudia setzte sich neben sie. Sie räusperte sich.
»Monika«, sagte Claudia, »du bist schon ein großes Mädchen. Du wirst in der nächsten Woche fünf Jahre. Ich habe auch etwas von Mark bekommen. Er hat mir einen Brief geschrieben.«
»Was steht drin? Liest du ihn mir vor?«
»Monika, ich sage dir, was drin steht. Darüber will ich auch mit dir reden. Er hat geschrieben, dass er dich lieb hat, Monika.«
»Dich nicht?«
»Doch mich hat er auch lieb, Monika«, sagte Claudia mit bebender Stimme. »Ist es schlimm für dich, dass der Mark mich auch lieb hat.«
»Nö, Mark ist mein Freund.«
»Das ist gut! Moni, weiß du, wenn Erwachsene sich lieb haben, dann kann es sein, dass sie sich oft sehen wollen.«
»Ich weiß schon, sie küssen sich«, kicherte Monika.
»Woher weiß du das?«
Monika zuckte mit den Schultern. Claudia schluckte. Sie musste weiterreden und tastete sich langsam vor.
»Monika, ich habe dir doch das Märchen vom Schneewittchen erzählt. Darin verliebt sich der Prinz in das Schneewittchen und …«
»Und er küsst sie und dann heiraten sie und Schneewittchen wird seine Königin.«
Claudia seufzte.
»Ja, so ist es! Weißt du, es könnte sein, dass mich Mark auch küssen möchte.«
»Macht ihr dann Hochzeit?«
Claudia lachte.
»Es ist nicht immer so, dass ein Bursche und ein Madl heiraten, wenn sie sich küssen. Sie müssen erst einmal herausfinden, ob sie zusammenpassen, ob sie sich wirklich so lieb haben, dass sie immer zusammensein wollen. Dann müssen sie entscheiden. Normalerweise ist das eine Entscheidung der beiden. Aber nehmen wir mal an, dass der Mark mich küssen will und nehmen wir mal an, dass wir feststellen, wir passen zusammen und wir haben uns ganz toll lieb.«
Claudia sah ihrer Tochter in die Augen.
»Monika, das könnte bedeuten, dass ich wieder heirate und dass du vielleicht irgendwann einen kleinen Bruder oder eine kleine Schwester bekommen könntest.«
»Wann?«, brach es aus Monika hervor.
Claudia musste laut lachen.
»Du wärst nicht traurig, wenn du einen neuen Papa bekommen würdest? Dein Papa bleibt natürlich immer dein Papa, aber es gäbe dann noch Mark.«
»Wie bei Franzi und Basti. Sie hatten keine Mama und keinen Papa mehr. Die sind tot, genau wie mein Papa. Jetzt sind Toni und Anna ihre Mama und ihr Papa. Franzi hat mir alles genau erklärt. Sie wurden adoptiert. Sie heißen jetzt Baumberger und wohnen auf der Berghütte. Werden wir dann bei Mark wohnen?«
Claudia war überrascht, wie nüchtern Monika darüber sprach.
»Es kann schon sein, dass wir danach bei Mark wohnen. Oder wir bleiben hier wohnen und Mark kommt nach der Arbeit her.«
»Das geht nicht!«, widersprach Monika.
Claudia war sehr überrascht.
»Warum?«
»Weil er dann mit dem Auto fahren muss und Papa …«
Monika sprach den Satz nicht zu Ende. Claudia verstand ihre Tochter trotzdem. Sie erkannte, wie tief Monika Mark in ihr Herz geschlossen hatte.
»Monika, dass wir über Mark geredet haben, das bleibt unser Geheimnis. Das musst du mir versprechen.«
Das kleine Mädchen nickte eifrig.
»Gut, dann ziehen wir uns jetzt an. Es geht hinauf auf die Berghütte. Lauf schon mal vor und zieh dein schönes neues Dirndl an. Ich muss den Kuchen noch aus dem Ofen holen.«
Monika rannte in ihre Kammer.
*
Claudia stellte ihr Auto hinter der Oberländer Alm ab. Dann wanderte sie mit Monika den schmalen Bergpfad hinauf, der zur Berghütte führte. Sie trug den neuen Rucksack für Mark auf dem Rücken.
Kaum hatten sie das Geröllfeld erreicht, stürmte Bello auf sie zu und schleckte Monika ab. Franziska und Sebastian kamen angerannt.
»Pfui, Bello! Deine Küsse sind nass«, schimpfte Monika und wischte sich das Gesicht mit der Dirndlschürze ab.
Sebastian ergriff Bellos Halsband und hielt ihn fest.
»Er mag dich eben gut leiden, Moni. Da kann der Bello schon mal stürmisch werden«, lachte er.
»Wo ist Mark?«, fragte Monika.
»Der Mark ist heute Mittag wandern gegangen. Spielst du mit uns?«, fragte Basti.
»Lauf schon, Moni«, ermunterte sie Claudia.
Ihr kam es sehr gelegen. Sie wusste nicht, wie es sein würde, wenn sie Mark gegenüber stand und war froh, dass Monika beschäftigt sein würde. Sie ging weiter in Richtung Berghütte. Toni winkte ihr zu. Er verlegte mit einigen Burschen Bretter, die wohl als Tanzboden dienen sollten.
Anna stand auf der Terrasse und begrüßte Claudia.
»Willkommen! Es ist wunderbar, dass du hier bist. Du schaust großartig aus. Das Dirndl steht dir einfach fantastisch. Bist ein richtiges Madl aus den Bergen.«
»Ich fühle mich noch etwas verkleidet in so einem hellen Dirndl«, sagte Claudia leise.
Anna lächelte.
»Wir wissen alles! Ganz Waldkogel kennt die Geschichte und schmunzelt darüber. Pfarrer Zandler in seiner neuen Rolle als Stilberater ist in aller Munde. Das hätte ihm niemand zugetraut. Veronika erzählt es jedem. Zandler ist zum Modeexperte von Waldkogel aufgestiegen.«
Claudia wurde rot.
»Wie peinlich!«, stöhnte sie.
Anna lachte nur. Sie nahm Claudia zur Seite und flüsterte leise: »Ich will dir gleich etwas gestehen. Ich weiß, was Mark dir geschrieben hat. Toni weiß nicht, dass ich den Brief lesen durfte. Mark hat ihn mir gezeigt, weil er auf mein Urteil als Frau großen Wert legte. Ist es nicht ein wunderschöner Brief?«
Verlegen strich sich Claudia eine Haarsträhne aus der Stirn.
»Ja, es ist ein wunderschöner Brief. Schade, dass Mark nicht hier ist. Wir haben ein Geschenk für ihn, den Rucksack.«
Claudia ließ ihn von den Schultern gleiten.
»Oh, Claudia, da muss ich dir noch etwas erzählen. Als er hörte, dass du heute Abend kommst, wurde er so nervös, dass er uns im Weg herumstand. Toni hat ihn deshalb zum ›Erkerchen‹ geschickt. Er hat auch Proviant dabei. Am besten gehst du zu ihm. Dort seid ihr allein und könnt euch ungestört aussprechen. Monika, kann so lange hierbleiben.«
»Sie wird mitgehen wollen, wenn ich gehe.«
Anna wusste das zu verhindern. Sie ging zu den Kindern und lotste sie in den Schuppen. Dort beschäftigte sie die Kinder, bis Claudia auf dem Weg zum »Erkerchen« außer Sichtweite war.
Claudia kam in die Nähe des »Erkerchens« und spähte vorsichtig um die letzte Biegung. Da war Mark. Er hatte auf dem kleinen Felsvorsprung ein großes dreibeiniges Fotostativ aufgebaut, auf dem ein Fotoapparat