Toni der Hüttenwirt Staffel 14 – Heimatroman. Friederike von BuchnerЧитать онлайн книгу.
lass mich es so sagen. Der einzige Mann, dem du bisher gesagt hast, dass du ihn liebst, war Monikas Vater. Es fällt dir schwer, die magischen drei Worte zu mir zu sagen. Ich weiß, dass es nichts mit mir zu tun hat. Ich liebe dich, Claudia. Doch meine Liebe ist anders als Rudis Liebe, weil ich nicht Rudi bin. Ich bin Mark. Ich liebe dich sehr und ich liebe Monika. Ich kann warten, bis du es sagen kannst. Die Liebe hat dich einfach überrollt. Du wolltest dich nicht verlieben, genau wie ich mich nicht verlieben wollte. Aber wir wurden einfach als Paar zusammengebracht. Das hat einen Sinn, denke ich. Wir müssen nichts überstürzen. Ich liebe dich so sehr, dass ich weiß, welchen inneren Konflikt du noch zu bewältigen hast. Nimm einfach meine Liebe entgegen. Lass dir sagen, dass ich alles für dich tun möchte, damit du glücklich wirst und wieder glücklich und fröhlich bist. Du bist so ein wunderbares Madl! Du bist eine großartige Mutter. Ich biete dir für den Rest meines Lebens meine starke Schulter. Du sollst niemals mehr allein sein, nicht einsam, nicht traurig. Komm her!«
Mark legte den Arm um Claudias Schulter. Er zog sie an seine Seite. So saßen sie eine Weile eng nebeneinander und schwiegen. Irgendwann legte Claudia ihren Kopf an seine Schulter und schloss die Augen. Er betrachtete ihr Gesicht und streichelte ihr Haar. Mark verstand, wie groß der Schritt für Claudia war, diese körperliche Annäherung.
Langsam versank die Sonne hinter den Bergen im Westen. Von Osten her schob sich die Nacht über das Tal. Die Sterne wurden sichtbar. Der Mond stand groß und silbern am Himmel wie eine riesige Laterne.
»Mark, wir haben vergessen, ein Foto von uns beiden zu machen«, sagte Claudia leise.
»Es ist nur kein Bild auf dem Film. Aber wie haben doch beide die Bilder im Herzen.«
»Es sind schöne Bilder. Ich hatte vergessen, wie schön solche Bilder sein können. Jetzt weiß ich es wieder.«
»Das freut mich!«
»Mark, ich habe mir etwas überlegt. Würde es dich stören, wenn ich den drei magischen Worten stets ein viertes Wort hinzufüge? Es ist eine Art Eselsbrücke, zumindest zu Beginn unseres Zusammenseins.«
»Du darfst den drei schönsten Wörtern auf Erden, so viele Wörter hinzufügen, wie du willst, wenn es dich nur glücklich macht.«
Claudia zögerte etwas, dann sagte sie leise: »Ich werde deinen Vornamen immer hinzufügen.«
»Das ist eine sehr gute Idee und eigentlich ganz natürlich. Ich weiß, dass es für dich mehr ist, eine Unterscheidung, die du brauchst.«
Claudia schlug die Augen auf. Sie sah Mark an. Das Mondlicht spiegelte sich in ihren Augen. Er sah ihre Liebe zu ihm darin und hörte, wie sie leise flüsterte: »Ich liebe dich, Mark!«
»Ich liebe dich, Claudia!«
Langsam näherten sich ihre Lippen und verschmolzen in einem unendlich zärtlichen und behutsamen Kuss. Die Liebe erfüllte ihre Herzen. Claudia ließ sich langsam fallen in die Geborgenheit von Marks Liebe zu ihr.
»Wie wird es Monika aufnehmen, Claudia? Wie sagt man es einem Kind, dass man ein Paar ist?«
Claudia streichelte Marks Wange.
»Darüber musst du dir keine Sorgen machen. Ich habe mit Monika schon andeutungsweise darüber gesprochen, nachdem ich deinen lieben Brief gelesen hatte. Sie ist ein erstaunliches Mädchen. Es hat mir mal wieder bewiesen, dass die Kinder in ihren Gedanken oft weiter sind, als wir Erwachsene vermuten. Monika weiß, dass Franzis und Bastis Eltern beide verunglückt sind. Franzi hat Monika wohl einiges erzählt. Monika meinte, dann würdest du ihr Papa, so wie Toni der neue Papa von Franzi und Basti ist. Außerdem hast du längst einen festen Platz in ihrem Herzen.«
Mark küsste Claudia.
»Und ich habe einen Platz in deinem Herzen?«
»Ja, den hast du, Mark!«
Sie blieben noch eine ganze Weile beim »Erkerchen«. Der Wind wehte gelegentlich Fetzen Musik von der Berghütte herüber. Aber beide verspürten keinen Drang aufzubrechen. Sie erzählten sich einander ihr Leben, wie es alle Verliebten tun. Mark sprach von Miriam und seinen Plänen, nach Wien zu gehen.
»Wien ist eine wunderschöne Stadt. Während ich mit Monika schwanger war, hatte Rudi mehrere Wochen in Wien zu tun. Während er tagsüber arbeitete, schlenderte ich durch die Stadt oder ließ mich an heißen Tagen mit dem Fiaker fahren. Ich überlegte damals sogar, wie schön es wäre, immer in Wien zu leben.«
»Du könntest dir also vorstellen, dass wir in Wien leben?«
»Sicher! Warum nicht? Die Ferien verbringen wir in Waldkogel auf der Enzian Alm.«
»Ich muss nächste Woche nach Wien. Hättest du Lust, mit mir zu kommen? Ich habe eine möblierte Wohnung gemietet. Sie ist nicht sehr groß. Ich dachte, ich nehme erst mal eine kleine Bude, dann kann ich mich in Ruhe nach einer größeren Wohnung umschauen und sie einrichten.«
»Mark, mach dir keine Gedanken! Wie heißt es? ›Raum ist in der kleinsten Hütte für ein glücklich liebend Paar‹, du hast es doch mit Zitaten. Das hat Friedrich Schiller geschrieben.«
»Ich weiß! Ach, Claudia, ich bin so glücklich.«
»Ich bin auch glücklich! Und Monika wird glücklich sein. Wir sollten jetzt gehen, Mark.«
»Ja, das sollten wir! Ich will auch noch tanzen mit dir.«
»Tanzen? Oh, es kommt mir vor, als sei es eine Ewigkeit her, dass ich getanzt habe. Ich warne dich, vielleicht trete ich dir auf die Füße.«
»Ich bin sicher, du bist eine ganz wunderbare Tänzerin.«
Sie küssten sich.
Dann räumte Mark den Rucksack ein und sie gingen zusammen zurück zur Berghütte.
Als sie oben am Geröllfeld waren, sahen sie, dass das Feuer heruntergebrannt war und nur noch wenige Leute an den Tischen herumstanden.
»Mark, der Hüttenabend scheint schon vorbei zu sein. Wie spät ist es? Ich habe keine Uhr.«
Mark sah auf die Uhr und lachte.
»Bald zwei Uhr nachts!«
»Himmel, wir haben die Zeit vergessen«, stieß Claudia aus.
Sie ließ Marks Hand los und rannte. Sie stürmte auf der Suche nach Anna in die Küche der Berghütte.
»Anna, Anna, es tut mir so leid. Wir haben einfach die Zeit vergessen. Du musst denken, dass ich eine schlechte Mutter bin. Wo ist Monika?«
Sie warf Claudia einen prüfenden Blick zu.
»Du bist keine schlechte Mutter, höchstens eine verliebte Mutter.«
»Sieht man es mir an?«
»Schau mal in den Spiegel!«, lachte Anna.
Mark kam, stellte sich neben Claudia und legte den Arm um sie.
»Anna, danke, dass du dich um ...«, und mit einem Seitenblick zu Claudia sagte er mit Stolz in der Stimme, »dass du dich um Monika, um unser Kind, gekümmert hast. Schläft sie schon?«
»Ja, sie schläft tief und fest. Sie schläft bei Franzi.«
Toni kam in die Küche der Berghütte.
»Was sehe ich da? Ihr habt euch gefunden. Das freut mich. Ihr seid ein richtig schönes Paar.«
Toni lachte.
»Monika hat dich nicht vermisst. Sie meinte, Hauptsache, du bringst Mark mit und er wird ihr neuer Papa. Wenn das so wäre, dann solltest du dir Zeit lassen.«
»Wie bitte?«, staunte Claudia. »Ich wusste nicht, dass sie so altklug ist.«
»Ja, Monika wurde irgendwann ungeduldig. Dann hat Anna ihr gesagt, dass du Mark suchen gegangen bist, weil du ihn lieb hast. Sie scheint sich viele Gedanken gemacht zu haben. Aber Kinder sind oft weiter, als man denkt, mit ihren Überlegungen. Das erkennen Anna und ich oft bei Basti und Franzi. Außerdem gehört