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Die Goldminen von Midian. Richard Francis BurtonЧитать онлайн книгу.

Die Goldminen von Midian - Richard Francis Burton


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Stil, sein Geisterhaus, sein »Tollhaus« und sein Hotel, das »Beauséjour«, welches seit dem Tod des armen Bulkeley in voller Blüte steht, und es hält die traditionelle Gastfreundschaft aufrecht, für die Alexandria, anders als Kairo, immer berühmt gewesen ist.

      Die Lektion, die wir in Alexandria lernen und bei Kairo wiederholen, besagt, dass seine Interessen umso besser befördert werden, je mehr (ehrliche) Ausländer in Ägypten beschäftigt werden. Im Jahr 1840 gab es 6150; 1871 waren es bereits 79 696 und für 1877 können wir von insgesamt mehr als 80 000 ausgehen. Pfarrer F. Barham Zincke bemerkt in seinem einfühlsamen Band – mit einem allerdings unlauteren Titel – treffend, dass die Nil-Niederung zwischen der Zeit der Pharaonen und der Khediven immer nur dann in Blüte stand, wenn sie selbstständig war; das sei die logische Auswirkung ihrer geographischen Eigenheiten, ihrer Entwicklung und ihrer Bevölkerung. Ich will sogar so weit gehen zu behaupten, dass Syrien an Ägypten wieder angegliedert werden sollte, um es zu vervollständigen. So will ich denn hoffen, dass es bald seine Unabhängigkeit wiedererlangen wird. Ich bin überzeugt, dass sein Fortschritt und seine Entwicklung, welche allein durch die Abhängigkeit von Stambul behindert wird, die Welt in Staunen versetzen wird, sobald es nur seine Freiheit zurückerhalten hat. Es bietet Raum für seine Bevölkerung, und dies nicht nur in den reichen Weideländern am Isthmus und in der oberen Nilregion, sondern auch überall westwärts, in Darfur, Waday und der Somali-Küste über Zaylá und Berbera; und es hält Harar besetzt, welches bald eine wichtige Station auf der Hauptfernverkehrsstraße zwischen dem Roten Meer und den Seegebieten von Zentralafrika werden wird. Ein Land, dessen Winterklima köstlich und dessen Luft der Vorbeugung gegen die Gicht zuträglich ist, sollte dem britischen Herzen stark zusagen.

      Die Strecke zwischen Alexandria und Kairo führt durch eine wunderbare Landschaft, die sich mit der südenglischen Surrey-Ebene vergleichen lässt. Sowohl Städte als auch Dörfer zeigen Anzeichen von Prosperität, die ihnen 1820 vom großen Mohammed Ali aufgezwungen wurde, einem Fürsten, dessen Andenken mit jeder Generation strahlender erscheint. In Birket el-Sa’ab, der Station zwischen Tantah-Nord und Benhá-Süd, erkundigte ich mich nach der Kutn el-Bámiyeh, der Hibiskus-Baumwolle, die dort von einem Kopten etwa 1873 entdeckt und 1877 geerntet wurde – und wahrscheinlich schon 1878 den Markt beeinflussen wird. Der arabische Name scheint die Theorie der Araber zu belegen, wonach die Pflanze eine Kreuzung von Baumwollstrauch und Hibiskus sei. Dies ist offensichtlich unmöglich, und doch wird ernsthaft damit experimentiert, beide gemeinsam anzupflanzen. Die »Malven-Baumwolle« präsentiert sich als ein gerader einzelner Stängel von zwölf bis siebzehn Fuß Höhe, der dreißig bis sechzig, ja sogar bis zu neunzig Kapseln trägt. Sie wird im März gepflanzt und im September herausgerissen; pro Feddán2 oder dem kleinen ägyptischen Morgen erbringt sie achtzehn bis achtundzwanzig Kantár (Zentner), statt vier bis fünf der El-Aschmuni’-Sorte, die bisher als die höchste Qualität galt. Das trockene Exemplar, das mir von Herrn Vetter aus Zagázig gezeigt wurde, hat vier Stängel, und in der Blüte und der Kapsel entdeckte ich sofort die gewöhnliche baumartige gossypium religiosum, mit den lockeren schwarzen Samen und der feinen langfaserigen Linterolle (Fussel) der Sorte Unyamwezi. Die Abart hat zweifellos per Zufall ihren Weg von Zentralafrika herauf gefunden, und möglicherweise schon bevor der clevere Kopte auf den Gedanken verfiel, sie zu sammeln. In Triest wurde sie von meinem gelehrten Freund Cav. de Tommasini sorgfältig untersucht, der mit Dr. de Marchesetti in der oben gegebenen Beschreibung übereinstimmt.

      Bis jetzt hat sich die Neuentdeckung allerdings als Misserfolg erwiesen. In den Exemplaren, welche mir Herr Clarke geschickt hatte, war die Baumwolle in den Samenkapseln am unteren Stängel gut, wurde aber schlechter und schlechter, je höher die Kapseln am Stängel standen; an der Spitze schließlich, wo sie schnell verdorrte, taugte sie überhaupt nichts mehr. Züchter haben versucht, Fehler in der Pflanzzeit, schlechte Pflege, ungünstiges Wetter und dergleichen mehr ins Feld zu führen, aber die Entschuldigungen sind nicht stichhaltig.

      Der große Strauch gedeiht unter den feuchten Himmeln von Unyamwezi; aber im trockenen Ägypten bringt er eine armselige Faser hervor, die sich kaum mit den bunten einheimischen Sorten vergleichen lässt, obwohl das Gegenteil beteuert wurde. Überdies laugt das üppige Wachstum den Boden aus und erfordert mehr Düngung, als der Fellache sich leisten kann, denn er ist gezwungen »Kuhfladen« als Brennstoff zu nutzen. Wenn man das Experiment weiterführen will, muss man diesen Baumwollstrauch frühzeitig auf den nährstoffreichsten Böden anpflanzen, die vom »großen Vater«, dem Nil, fruchtbar gemacht wurden.

      Der untere Nil bestätigt bemerkenswerterweise das von – wie ich glaube – den Russen zuerst entdeckte Gesetz der Flüsse. Der Strom wird westwärts durch die Erdrotation abgelenkt, welche sich auf jeden Abschnitt entlang eines Meridians in nordsüdlicher bzw. in südnördlicher Richtung auswirkt. Die von mir auf dem Indus angestellten Beobachtungen fanden durch die Ingenieure der alten französischen Expedition ihre Bestätigung. Sie sagten einen Rückgang der Wassermenge im östlichen Arm des Deltas voraus, und jetzt bemerken wir, dass sich das Wasser allmählich verringert und der Damietta-Zweig bereits zu verschlammen beginnt.

      STATISTISCHE NOTIZ

      Die alte Vorstellung, wonach Alexandria, die zweite Stadt im Niltal, mit ihrer feuchten Hitze und ihrem Fieber ausbrütenden Nachbarn, dem Máryút-See, ein in hohem Maß unbekömmliches Klima und eine jährliche Sterblichkeitsrate von 40 je 1000 Einwohnern hätte, war nicht unbegründet. Die vom Innenminister herausgegebenen reichlichen statistischen Tabellen bewiesen indes, dass bei einer registrierten Gesamtzahl von 212 034 Seelen in Alexandria ein Todesfall jährlich auf 24,4 Einwohner fällt, was in etwa mit St. Petersburg oder Madrid vergleichbar wäre; Kairo hingegen bringt es mit 449 883 Einwohnern auf einen Todesfall je 21,4 Einwohner. Dies ist eine sehr hohe Zahl und übersteigt bei Weitem die von Triest (sie schwankt zwischen 30 bis 42 pro 1000), das nach Rotterdam an zweiter Stelle in Europa steht. Die Gesamtheit des ägyptischen Niltales mit seinen 5 250 000 Seelen hat einen Todesfall auf 37,9 Einwohner zu beklagen; das ist etwas geringer als die Rate der Niederlande. Der früher so ungewöhnlich hohe Anteil an Todesfällen unter Männern tendiert indessen zu einer Abnahme, während die Rate der männlichen Geburten gleich bleibt. Dies lässt auf verbesserte Lebensbedingungen für die arbeitende Bevölkerung schließen. Der Rückgang der Anzahl von Totgeburten ist verglichen mit anderen Ländern zufriedenstellend. Besonders schwer ist die Sterblichkeitsrate von Kairo zu erklären – begünstigt, wie die Stadt nun einmal ist mit ihrem außergewöhnlichen Klima, ihrem reinen Himmel, der konstanten Belüftung und einer Atmosphäre, deren Klarheit und Zuträglichkeit Besucher aus allen Teilen Europas anlocken. Man muss hier wohl die örtlichen Gegebenheiten in Betracht ziehen: den groben Umgang mit Kleinkindern; die Krankheiten der Sudanneger, die unter dem vergleichsweise harten Winter zu leiden haben; den Umstand, dass viele auswärtige Ägypter wie einst die Römer in ihre Hauptstadt strömen, um dort ihren letzten Atemzug zu tun; und schließlich die zunehmende Bewässerung rund um die Stadt.

      Mittlerweile ist man überzeugt, dass die zwischen 1872 und 1877 durchgeführten sanitären Verbesserungen, wie die Beseitigung der Elendsquartiere und das Anlegen breiter Boulevards in Alexandria und Kairo, die Situation zum Besseren gewendet haben. Die Sterblichkeitsrate von Europäern ist für einen Hafen dieser Größe vergleichsweise niedrig. Im Allgemeinen geht man davon aus, dass etwa ein Drittel der enormen Gesamtsumme, die in den Tabellen aufgeführt wird, Säuglinge und Kleinkinder betrifft. Andererseits erklärt die spartanische Behandlung von Kindern, warum diejenigen, welche die Pubertät erreichen, abgehärtet und kräftig sind.

      Korrekturbedürftig ist der volkstümliche Irrtum, wonach Regenhäufigkeit und -menge in Ägypten im Lauf der letzten Jahre durch das Anpflanzen von Bäumen zugenommen haben sollen. Clot-Bey und Herr Jomard erklärten, dass trotz der energischen Maßnahmen von Mohammed Ali Pascha, der allein schon drei Millionen Maulbeerbäume anpflanzen ließ, keinerlei Unterschied zu den Niederschlägen vor vierzig Jahren festzustellen und wahrscheinlich ist die Menge seit vielen Hundert Jahren gleich geblieben sei. Zwischen 1798 und 1800 gab es im Durchschnitt fünfzehn bis sechzehn Regentage; während der fünf Jahre zwischen 1835 und 1839 indessen verminderten sie sich auf zwölf bis dreizehn. Die Abbasiyyeh-Sternwarte registrierte 1871 neun Regentage in Kairo mit einer Gesamtdauer von knapp über 9 Stunden; demzufolge fiel sogar noch weniger Regen, als zu Beginn des Jahrhunderts bezeugt wurde.

      Der


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