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In Nacht und Eis. Fridtjof NansenЧитать онлайн книгу.

In Nacht und Eis - Fridtjof  Nansen


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      DIE 100 BEDEUTENDSTEN ENTDECKER

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      Fridtjof Nansen

      IN NACHT UND EIS

      Die norwegische Polarexpedition

      Neu herausgegeben

      von Detlef Brennecke

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      INHALT

       Vorwort des Herausgebers

       IN NACHT UND EIS

       Die Abreise

       Die Winternacht

       Frühjahr und Sommer 1894

       Der zweite Herbst im Eis

       Der Aufbruch

       Abschied von der »Fram«

       Ein harter Kampf

       Mit Schlitten und Kajak

       Endlich Land!

       Neujahr 1896

       Heimwärts!

       ANHANG

       Editorische Notiz

       Weiterführende Literatur

      VORWORT DES HERAUSGEBERS

      »wenn möglich bis zum Pol.«

      Fridtjof Nansens Abenteuer in der Arktis

      »Dr. Livingstone, I presume.« Als der aus England stammende Sensationsreporter Henry Morton Stanley am 10. November 1871 nicht weit vom Tanganjikasee entfernt mit unnachahmlich-britischem Understatement auf David Livingstone zutrat, erfüllte sich seine Mission. Hatte er doch zwei Jahre zuvor vom Chef des New York Herald, James Gordon Bennett jun., die Weisung erhalten, den im Busch verschollenen Afrika-Pionier aufzuspüren.

      Die Berichte über das Ereignis, die Stanley zunächst nach New York kabelte und 1872 in seinem Buch Wie ich Livingstone fand zusammenfasste, machten den Herald zum auflagenstärksten Blatt der USA, weshalb sich Bennett vornahm, solchen Coup dereinst zu wiederholen.

      Die Gelegenheit bot sich 1879, als der Schwede Adolf Erik Nordenskiöld bei seiner Erschließung eines Seewegs, der von Europa ostwärts durch arktische Gewässer nach China sowie Japan führen sollte, mittlerweile dreißig Monate auf der »Vega« ausgeblieben war, ohne dass jemand eine Nachricht von ihm erhalten hatte. Da schickte Bennett die »Jeannette« unter Kapitän George Washington De Long von San Francisco zur Beringstraße hinauf, um Nordenskiöld zu suchen. Nachdem De Long jedoch ermitteln konnte, dass die »Vega« die Meerenge vor Kurzem erst wohlbehalten hinter sich gelassen hatte und längst auf der Heimreise war, behielt er seinen Kurs bei, um nunmehr den Pol anzusteuern. Auf diesem Unternehmen freilich wurde das Schiff am 12. Juni 1881 nördlich der Neusibirischen Inseln vom anpressenden Eis zersplittert, sodass es versank. Und obwohl sich drei Viertel der Besatzung mit Schlitten und Ruderbooten zum Lena-Delta durchschlagen konnten, glückte es nur wenigen aus dieser Schar, auf versprengte Nomaden zu stoßen und gerettet zu werden. Die meisten – zuletzt auch De Long und der Korrespondent des New York Herald Collins – kamen um im kimmungslosen Nowhere Land und entschwanden zu den anderen vergessenen Statisten der Erkundung unserer Erde.

      Das Publikum zog es vor, sich an die Sieger zu halten, die lebenden Helden zumal.

      Deshalb hatten das Jubeln und Zylinderschwenken bei der Ankunft des Bezwingers der Nordostpassage Nordenskiöld in Stockholm – eine der farbigsten Schilderungen des Einlaufens der »Vega« verfasste hernach der Asienforscher Sven Hedin – die Erinnerung an den Untergang der »Jeannette« überlagert und nahezu ausgelöscht … bis 1884 zur Verblüffung der Laien und der Wissenschaft einige Wrackteile des Dampfers am Südwestufer Grönlands angespült wurden und das alte Thema »Jeannette« aufs Neue die Gemüter bewegte: Auf welche Weise hatten die Trümmer die Arktis durchwandert? Und auf welcher Route? Waren sie etwa vom Packeis über den Scheitel des Erdballs befördert worden? Und hatten sie demnach jenen Punkt gekreuzt, der eines der großen Sehnsuchtsziele der Menschheit darstellte?

      Während alle Welt über diesen Fragen grübelte, gab ein Mann in Norwegen kurz und knapp die Antwort und wandelte sie sogleich in eine Absichtserklärung um, in ein Vorhaben – in den Masterplan zur Eroberung des Nordpols.

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      Fridtjof Nansen kam am 10. Oktober 1861 auf dem Gut Store Frøen in Vestre Aker bei Kristiania zur Welt, dem heutigen Oslo. Sein Vater, der dort eine Anwaltskanzlei unterhielt, war fad und paragrafentrocken; Zeitgenossen erinnerten sich an ihn als das »kleine magere Männchen«. Ganz anders die Mutter, eine geborene Baronesse: Von mächtiger Statur, verströmte sie Lebenskraft, war zupackend und gebot mit Witz und Temperament über ihren Hausstand.

      Jeder, der den Werdegang Fridtjof Nansens durchleuchtet, kommt angesichts dieses ungleichen Paares zu dem Schluss, dass der Antagonismus im Wesen der Eltern den Sohn geprägt haben muss. Nüchternheit und Schwärmerei, Lebensfreude und Daseinsangst, Misanthropie und Altruismus, Freiluftstreben und Stubenhockerei – alles das findet sich in seiner Vita.

      Der Knabe wuchs in einem Kreis von sechs Geschwistern auf und suchte doch die Einsamkeit. Manchmal blieb er seinen vier Wänden eine ganze Woche lang fern. »Irgendwelches Rüstzeug nahm ich auf meine Ausflüge nicht mit. Ich begnügte mich mit etwas Brot und briet mir Fische in der Glut. Ich liebte es, wie Robinson Crusoe dort oben in der Wildmark zu hausen.« Es war wie ein Survivaltraining. Doch wofür?

      Er machte sein Abitur und glänzte in den naturkundlichen Fächern so sehr, dass er sich 1881 entschloss, Zoologie zu studieren – ein Fach, das ihm zudem die Möglichkeit bot, die Waldgänge, das Herumstrolchen und -streunen und das Sein-eigener-Herr-Sein mit einer Fortbildungsmaßnahme zu begründen.

      Und warum dann nicht geradeso die christliche Seefahrt?

      Professor Robert Collett von der Universität Kristiania, ein Freund der Eltern, hatte kürzlich kolportiert, dass unter seinen Kollegen erwogen worden sei angehende Studiosi rerum naturalium auf Seehundfängern anheuern zu lassen, damit sie die Fauna des Eismeers beobachten könnten – worauf Fridtjof Nansen die Chance witterte, eine Vagabondage als Volontariat zu verbrämen. Unverzüglich trat er darum in Kontakt mit einem Skipper, der reisefertig war … und verließ am 11. März 1882 auf der »Viking« unter dem Kommando von Axel Krefting den Hafen von Arendal. Ihre Peilung »Westnordwest«: zur Ostkante Grönlands. »Das war der erste verhängnisvolle Schritt, der mich auf Abwege führte, fort jedenfalls von dem sicheren Pfad der Wissenschaft.


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