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In Nacht und Eis. Fridtjof NansenЧитать онлайн книгу.

In Nacht und Eis - Fridtjof  Nansen


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zwei Monaten aus dem Eis heraus und nach Hause gelangen. Im besten Falle würden wir in acht Jahren wieder zu Hause sein!

      Mir fällt ein, dass ich vor meiner Abreise in meinem Garten Büsche und Bäume für zukünftige Geschlechter pflanzte. Professor Brögger schrieb dazu, niemand wisse, wie lange Schatten diese Bäume werfen würden, wenn ich zurückkäme. Nun, sie liegen jetzt unter dem Winterschnee, werden aber im Frühjahr wieder sprießen und wachsen – wie oft wohl?

      Zuzeiten erdrückt diese Untätigkeit geradezu den Geist. Das Leben erscheint so dunkel wie die Winternacht draußen; nirgends Sonnenschein, höchstens in der Vergangenheit und in der weit, weit entfernten Zukunft. Mir ist, als müsse ich diesen Bann der Erstarrung, diese Trägheit durchbrechen und Raum finden für meine Tatkraft. Kann nicht etwas geschehen? Könnte nicht ein Orkan kommen, dieses Eis aufreißen und es in hohen Wogen in Bewegung setzen wie das offene Meer? Lasst uns in Not kommen, lasst uns um unser Leben kämpfen – aber lasst uns nur vorwärtskommen!

      Den untätigen Zuschauer spielen zu müssen, keine Hand rühren zu können, um uns selbst vorwärtszuhelfen, das ist grauenhaft. Es bedarf zehnmal größerer Geistesstärke still zu sitzen, seinen Theorien zu vertrauen und die Natur walten zu lassen, als auf seine Kräfte zu bauen – das ist nichts, wenn man ein Paar starke Arme hat.

      Hier sitze ich und jammere wie ein altes Weib. Habe ich das alles nicht gewusst, bevor ich aufbrach? Die Dinge sind nicht schlimmer gegangen, als ich erwartet habe; im Gegenteil eher besser. Wo ist nun die Hoffnungsfreudigkeit, die mit dem Tag und der Sonne wuchs? Wo sind die stolzen Fantasien, die jungen Adlern gleich zu einer glänzenden Zukunft emporstiegen? Wie flügellahme, nasse Krähen verlassen sie das sonnenbeleuchtete Meer und verbergen sich in den nebligen Sümpfen der Verzagtheit. Vielleicht wird mit dem Südwind alles wiederkommen – ich muss einen der alten Philosophen durchstöbern …

      Montag, 19. Februar. Heute ging der Wind nach Süden herum. Er erreichte 4 Meter Geschwindigkeit in der Sekunde.

      Am Morgen nahmen wir Eisbohrungen vor. Das Eis war an der Backbordseite 1,875 Meter dick und mit einer Schneeschicht von ungefähr 4 Zentimetern bedeckt. Am Bug war es 2,08 Meter dick und ebenfalls mit mehreren Zentimeter Schnee überzogen. Man kann das für einen ganzen Monat kein großes Wachstum nennen, wenn man bedenkt, dass die Temperatur bis 50°C unter null gesunken war.

      Heute und gestern haben wir wieder das Spiegelbild der Sonne gesehen; heute stand es hoch über dem Horizont, beinahe so rund wie eine Scheibe. Einige Kameraden behaupteten, sie hätten den oberen Rand der Sonne selbst gesehen; Peder und Bentsen wollten mindestens die Hälfte der Sonnenscheibe beobachtet haben, und Juell und Scott-Hansen erklärten, sie sei ganz über dem Horizont gewesen. Ich fürchte, es ist schon so lange her, seit sie die Sonne gesehen, dass sie ganz vergessen haben, wie sie aussieht.

      Dienstag, 20. Februar. Großer Sonnenfesttag heute. Aber ohne Sonne. Wir müssten sie sehen, wenn keine Wolken am Horizont wären. Wir lassen uns jedoch nicht um unser Fest betrügen und können ja, wenn wir die Sonne wirklich zum ersten Mal sehen, nochmals feiern.

      Mit einem großen Scheibenschießen fingen wir morgens an; dann hatten wir ein Mittagessen von vier Gängen und »Fram-Wein« alias Zitronensaft, Kaffee und später »Fram-Kuchen«; abends Ananas, Kuchen, Feigen, Bananen und Konfekt.

      Großes Gesichtswaschen aus Anlass des Tages. Guter Gott, wohin soll das noch führen? Einige sehen aus wie Masttiere und die Backen von Juell machen geradezu Sorge. Als ich ihn im Profil betrachtete, dachte ich darüber nach, wie er es wohl machen würde, einen solchen Körper über das Eis zu schleppen, wenn wir eines Tages das Schiff verlassen müssten. Ich beschließe, eine Zeit lang schmalere Rationen zu geben. Abends kletterten wir mit dem Gefühl in die Kojen, dass wir uns beim Essen übernommen hatten. Draußen halber Sturm aus Südosten.

      Gründonnerstag, 22. März. Noch immer starker südöstlicher Wind und gute nördliche Drift. Unsere Stimmung hebt sich. Der Wind pfeift durch die Takelung; er tönt wie ein Siegessang durch die Luft.

      Am Vormittag hatte ein junger Hund schwere Krämpfe; er hatte Schaum vor dem Maul und biss wütend um sich. Als der Anfall mit Starrkrampf endete, brachten wir das Tier auf das Eis. Es hüpfte wie eine Kröte umher, die Beine steif ausgestreckt, Hals und Kopf aufwärts gebogen, während der Rücken wie ein Sattel eingedrückt war. Da es Tollwut oder eine andere ansteckende Krankheit sein konnte, erschoss ich den Hund.

      Karfreitag, 23. März. Die Mittagsbeobachtung ergibt 80° n.Br. In vier Tagen und Nächten sind wir ebenso schnell nach Norden getrieben wie in drei Wochen nach Süden. Auf alle Fälle ist es ein Trost, das zu wissen. Rasch sind die Nächte hell geworden. Jetzt gelingt es selbst Sternen erster Größe kaum noch, um Mitternacht am blassen Himmel zu funkeln.

      Ostersonnabend, 24. März. Wir haben dem Frühlingslicht den Eintritt in den Salon gestattet. Während des Winters war das Oberlicht zum Schutz gegen die Kälte mit Schnee bedeckt und außerdem waren die Hundehütten rundherum aufgestellt. Jetzt haben wir die Glasscheiben freigemacht und geputzt.

      Montag, 26. März. Wir liegen ohne Bewegung; keine Drift.

      Die Sonne steigt empor und taucht die Eisebenen in ihren Glanz. Der Frühling kommt, bringt aber keine Freude. Hier ist es so einsam und kalt wie je. Die Seele erstarrt.

      Ich habe nicht den Mut an die Zukunft zu denken … Und wie wird es zu Hause werden, wenn Jahr auf Jahr vergeht und niemand kommt?

      Ich weiß, es ist alles krankhafte Stimmung; aber diese untätige, tote Einförmigkeit ohne jede Veränderung drückt mich. Alles ist so still und tot, so steif und starr unter der Eisdecke. Was gäbe ich nicht für einen einzigen Tag des Kampfes – ja selbst für einen Augenblick der Gefahr!

      Noch immer muss ich warten und die Drift beobachten; aber wenn sie die verkehrte Richtung einschlagen sollte, dann werde ich alle Brücken hinter mir abbrechen und alles auf einem Marsch nach Norden über das Eis wagen. Ich weiß nichts Besseres zu tun. Es wird gefährlich sein, eine Frage um Leben oder Tod; aber habe ich eine andere Wahl? Es ist des Mannes unwürdig, eine Aufgabe zu übernehmen und sie aufzugeben, wenn der Höhepunkt der Schlacht bevorsteht. Es gibt nur einen Weg und der ist »Vorwärts, Fram«!

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      Immer wieder grübelte ich über Zukunft und Drift. Manchmal glaubte ich, dass alles so ging, wie wir gehofft und erwartet hatten. So war ich am 17. April überzeugt, dass eine Strömung durch das unbekannte Polarbecken ging, da wir entschieden nordwärts trieben. Das Ergebnis der Mittagsbeobachtung waren 80°20’, das heißt 9 Minuten seit dem 15. April. Seltsam! Vier ganze Tage anhaltender Nordwind versetzte uns nach Süden, während 24 Stunden dieser spärlichen Brise uns 9 Minuten nordwärts treiben.

      Vielleicht sind wir mit der Drift nach Süden zu Ende! Wenn ich noch die Wasserwärme, die wir in der Tiefe gefunden haben, berücksichtige, dann scheint mir die Lage wirklich lichter. Meine Gründe dafür sind folgende:

      Die Wassertemperatur in der ostgrönländischen Strömung ist selbst an der Oberfläche nirgends über 0°C (der mittleren Jahrestemperatur) und scheint in der Regel –1°C zu sein, auch noch auf 70° n.Br. Auf dieser Breite sinkt die Temperatur mit größerer Tiefe stetig; in Tiefen von mehr als 100 Faden (183 Meter) ist sie nirgends über –1°C, vielmehr in der Regel zwischen –1,5 und –1,7°C bis zum Grund hinab; außerdem ist die Temperatur auf dem Grund des ganzen Meeres nördlich von 60° unter –1°C; ausgenommen auf einem Streifen längs der norwegischen Küste und zwischen Norwegen und Spitzbergen. Hier ist die Temperatur von 160 Metern abwärts über –1°C und in 250 Meter Tiefe bereits +0,55°C, und zwar, wohlgemerkt, nördlich von 80° Breite in einem Meer, das den Kältepol umschließt.

      Dieses warme Wasser stammt schwerlich aus dem Polarmeer selbst, da die von dort nach Süden setzende Strömung eine mittlere Temperatur von –1,5°C hat. Es kann kaum anders sein, als dass der Golfstrom seinen Weg hierher findet und das Wasser ersetzt, das in den oberen Schichten nach Norden strömt und die Quelle der ostgrönländischen Polarströmung bildet. Alles das stimmt mit meinen früheren Annahmen gut überein und unterstützt die Theorie, auf der der Plan der Expedition aufgebaut


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