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Atlan 615: Angriff der Unsichtbaren. Hans KneifelЧитать онлайн книгу.

Atlan 615: Angriff der Unsichtbaren - Hans Kneifel


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folgt.«

      »Erfahrungsgemäß«, meinte Federspiel beruhigend, »stellt Bjo bei der ersten sich bietenden Gelegenheit den Kontakt sofort wieder her.«

      Wieder unterbrach das Manifest J:

      »Zu unserer Sicherheit und zu deiner Beruhigung, Atlan, werde ich den Schutzschirm GELB zuschalten.«

      »Danke!«, sagte Atlan, verließ die Hauptzentrale und schwebte zusammen mit Iray durch den Liftschacht in den Bereich der wenigen Kabinen, die dem Führungspersonal vorbehalten waren. Er atmete auf, als sich das Schott hinter ihm geschlossen hatte. Iray lehnte sich an ihn. Er strich über ihr Haar und zog sie an sich.

      »Hin und wieder sehne ich mich auf ein Südseeinselchen zurück, wo es nur Kokosnüsse, gegrillten Fisch und Wasser gibt, dazu Einsamkeit und dich.«

      »Jetzt ist ein solcher Moment!«, sagte sie und lachte. Sekundenlang fiel die Spannung von ihnen ab. Sie versuchten unbewusst, sich wie normale Menschen zu verhalten, die ihre Verliebtheit entdeckt hatten.

      »Koste ihn aus«, sagte Atlan und küsste sie.

      »Tyari«, sagte Iray nach einer Weile, »ist noch immer eifersüchtig.«

      »Erstens stört es mich wenig«, meinte Atlan und versuchte, durch die Auswahl von Beleuchtung und Getränken sowie durch Musik aus dem Bordspeicher eine Spur von Gemütlichkeit herzustellen, »zweitens glaube ich es nicht. Ich durchschaue sie nicht. Aber ich glaube, dass sie auf ihre Stunde wartet. Sie ist ein sehr starker, harter Charakter. Ihre Seele wird kaum ernsthaft Schaden nehmen.«

      »Bist du sicher?«, fragte sie und nahm eines der Gläser, die aus demselben Material wie die Hülle von der TAUPRIN zu bestehen schienen.

      »Ziemlich sicher«, antwortete der Arkonide.

      Sie saßen in tiefen, weichen Sesseln einander gegenüber. Auf einem Bildschirm, der fast eine Wand der geräumigen Kabine einnahm, erschienen im langsamen Wechsel holografische Bilder, die das Manifest irgendwann auf kosmischen Reisen und Planetenbesuchen aufgenommen und gespeichert hatte.

      »Denkst du an Benjamin?«, fragte Atlan nach einer Weile. Schweigend schüttelte Iray den Kopf.

      »Nein. Irgendwie denke ich zwar ab und zu an meine Rache oder den Versuch, Geschehenes zu erklären – aber mein Bruder ist nicht allgegenwärtig.«

      Sie hatten nächtelang miteinander gesprochen, in der Dunkelheit der Kabine. Eng aneinandergepresst, Iray in Atlans Armen, hatte sie erzählt, woran sie sich nach dem Schock erinnerte:

      Der Planetoid zwischen der Doppelsonne, der Raumgleiter, der von unbekannten Kräften gesprengt wurde, der feste Glaube an einen Traum, den jeder der beiden Geschwister gehabt hatte. Dann der so genannte Entscheidungstest und der langsame Tod, die Auflösung, des Bruders. Testperson A! Dann neue, unbekannte Begriffe: Namenlose Zone ... Anti-Homunk ... weitere Ausbildung ... Zeitspannen von mehreren hundert Jahren ... ihr eigener Racheschwur, den sie im wortlosen Dialog mit der beschwichtigenden Stimme aussprach ... die Hohen Mächte ... und dann: Anti-ES. Immer wieder kamen diese Erinnerungen, aber sie waren im Lauf einer langen Zeit verblasst und nicht mehr lebensbestimmend geworden.

      Sie lächelten sich an; niemand, der nicht verliebt war, verstand ein solches Lächeln richtig zu deuten. Für dritte Personen hatte es unzweifelhaft einen melodramatischen Charakter und wirkte oft unsinnig. Auch Atlan wusste es, aber ihn scherte es nicht.

      »Was hast du vor? Was erleben wir in den nächsten Tagen?«, fragte sie, nahm sein leeres Glas und füllte es wieder, ebenso wie ihres. Atlan zog die Schultern hoch.

      »Wenn ich's wüsste«, gab er zurück, »würde ich weniger verkrampft sein.«

      Bisher hatte er versucht, Iray vorsichtig einige Zusammenhänge zu erklären, die für ihn und die Mitglieder des Teams sowie Breckcrown Hayes ziemlich sicher waren. Sie, Iray, stellte nur kluge Fragen, die niemals aus dem Zusammenhang gerissen waren. Wöbbekings Wirken diente dem Arkoniden dazu, für Iray wichtige Informationen geben zu können. Er selbst hielt es für möglich, dass Bruder Benjamin noch in irgendeiner Form mit Anti-Homunk zu verbinden war, vielleicht einen Teil dieser Kreatur darstellte.

      Natürlich belastete er seine schöne Freundin nicht mit diesem Wissen.

      Auch darüber hatten sie gesprochen:

      Zur Zeit, als das kosmische Schachspiel zwischen ES und Anti-ES die Erde und die Menschheit in Atem gehalten hatte, damals ... waren die Geschwister aufgebrochen und vor dem Ende ihrer Mission in das Machtgefüge der Superintelligenzen hineingerissen worden.

      Es war müßig, den gesamten Weg von diesem Zeitpunkt bis heute mit akribischer Sorgfalt nachvollziehen zu wollen. Nur wenig aus der Zeit, die Iray bei den Barleonern verbracht hatte, konnte den aktuellen Stand des Wissens beeinflussen. Die Vergangenheit war ziemlich unwichtig – wenige Ausnahmen mochten diese Regel bestätigen.

      Atlans Gedanken wirbelten unruhig umher. Er selbst hasste diesen Zustand. Auch er befand sich nachweislich leider nicht auf jenem imaginären terranischen Südseeatoll. Er war im Manifest Tauprin und flog mit mehrfacher Lichtgeschwindigkeit dem Zentrum von Xiinx-Markant entgegen und einer Vielfalt von Abenteuern, Überraschungen und Gefahren.

      Ein anderer Umstand indessen erfüllte Atlan mit zunehmender Freude.

      Iray war seit dem Tag, an dem sie in der SOL aufgetaucht war, immer bewusster, sicherer und selbständiger geworden. Durch ihre gegenseitige Zuneigung hatte sie sich erinnern müssen, dass sie eine Frau war, eine schöne Frau, und dies gab ihr zusätzliche Festigkeit.

      Atlan streckte sich auf der Liege aus und zog die weichen Bordstiefel von seinen Füßen.

      »Tatsächlich müde? Ich dachte, du brauchtest keinen Schlaf?«, fragte sie mit einem Anflug von Koketterie.

      »Ich brauche Schlaf, wenn ich auch wegen des Aktivators länger ohne Ruhe und Schlaf sein kann. Aber die Natur lässt sich nicht ständig überbelasten«, sagte er und griff nach ihrer Hand.

      *

      Atlan wachte auf und blieb still liegen. Er bemühte sich, Iray nicht zu wecken.

      Die fast nicht mehr wahrnehmbar leise Musik, das ruhige Bild scheinbar dicht außerhalb des Raumschiffs und die ruhigen Atemzüge der jungen Frau hielten ihn entspannt. Die Prognose des Schwanenschiffs war also richtig gewesen, wie Atlan nach einem Blick auf die wechselnden Ziffern des Chronometers feststellte.

      Tatsächlich hatten Mannschaft und Schiff ein paar Stunden Ruhe gehabt. Sechseinhalb Stunden genau.

      In der Stille hörte Atlan eine schnelle Folge dumpfer Gongsignale.

      Das Schiff meldete sich.

      »Ich glaube, ernsthafte Schwierigkeiten stehen unmittelbar bevor, Atlan.«

      »Wir kommen!«, sagte Atlan halblaut.

      Iray rührte sich, gähnte und rieb sich die Augen.

      »Gefahren?«

      »Ich kann es noch nicht genau abschätzen. Wir befinden uns in unterlichtschnellem Flug.«

      »Ich bin sofort in der Zentrale«, antwortete Atlan und zog sich schnell an. »Kommst du nach, Iray?«

      Sie nickte.

      Im gleichen Augenblick führte das Schwanenschiff eine harte Kursänderung durch. Der Boden vibrierte kurz, dann schwankte das Schiff, und Atlan wurde von den Füßen gerissen. Er klammerte sich an dem federnden Sessel fest, fluchte unterdrückt und hörte, während er sich aufzurichten versuchte, das Manifest sagen:

      »Wir weichen einem unsichtbaren Hindernis aus.«

      Wieder ertönte innerhalb des Schiffes eine warnende Tonfolge. Atlan war mit einigen Sätzen am Schott. Es glitt lautlos auf. Er stürmte ein kurzes Stück Korridor entlang, schwang sich in die Liftröhre und war wenige Sekunden später in der Zentrale.

      Eine Batterie von Leuchtfeldern brannte hell, flackerte und erlosch. Es war die Kontrolle der automatischen Abwehrgeschütze.

      Auf


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