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Perry Rhodan 2306: Die Kristallbörse. Horst HoffmannЧитать онлайн книгу.

Perry Rhodan 2306: Die Kristallbörse - Horst Hoffmann


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Die Tefroder waren, bis auf die Leichen, echt und lieferten einen eindrucksvollen Kampf gegen Gegner ab, die allesamt nicht echt waren. Das führte manchmal zu grotesken Situationen – und neugierige Besucher in die Irre.

      Quergel war mit seinem Posbi vor vier Wochen nach LE-prachtvoll gekommen, um eine Weile die Atmosphäre der Erlebnis-Plattform zu genießen. Der Bereich, in dem auch jetzt wieder reger Spielbetrieb herrschte, interessierte sie ebenso wenig wie die Kristallbörse. Damit bildeten sie eine Minderheit, denn acht von zehn Besuchern, die in diesen Tagen den Weg nach LE-prachtvoll fanden, kamen wegen der Hyperkristalle. Die restlichen zwei teilten sich brüderlich in die, die des Spiels wegen kamen, und jene, die historisch interessiert waren.

      Quergel war so fasziniert von den Tefrodern gewesen, dass er seinen Posbi zuerst aus den Stielaugen und dann ganz verloren hatte. Und seitdem war er auf der Suche nach ihm.

      Zum Glück hatte er sich auf der Hundertsonnenwelt einen »Ammensender« implantieren lassen: Mit diesem Wunderwerk der Technik war es ihm möglich, »seinen« Posbi direkt anzufunken und zu orten. Meist benutzte er ihn nur als Sender, um mit dem empfindungsfähigen Roboter zu sprechen, ihn psychologisch zu betreuen – zumindest das, was Matten-Willys darunter verstanden. Quergel war bass erstaunt gewesen, als sein Posbi nicht auf Funkanrufe reagiert hatte und nicht mehr zu orten gewesen war. Beides machte ihm Angst. Am Ammensender konnte es nicht liegen, das Gerät wies keine Fehlfunktion auf. LE-prachtvoll war zwar riesig, doch ein ausgeklügeltes System an Orientierungshilfen und Info-Säulen in jedem größeren Raum sorgte dafür, dass sich hier niemand verlaufen konnte, der alle Sinne beieinander hatte. Sein Posbi hätte von sich aus merken müssen, dass sie einander verloren hatten, und seinerseits nach seinem Begleiter suchen müssen.

      Auf keinen Fall hätte er sich ohne Grund taub gestellt oder gar in Luft aufgelöst – wenn ihm nicht etwas passiert wäre.

      Aber jetzt hatte Quergel eine Spur; eine Ortung. Der braune Matsch zog sich zusammen und bildete einige hundert kleine Füße aus, die ihn schneller trugen als jede noch so rutschige Laufsohle.

      Eines allerdings verstand der Matten-Willy nicht: Wenn seine Ortung stimmte, bewegte sich sein Posbi aus dem Inneren der 1500 Meter durchmessenden Kernzelle der Plattform hinaus und hinein ins Niemandsland, wo es nichts gab als leere Hallen und Gänge und Schächte, bis hin zu den Randbereichen mit ihren Hangars und Ladebuchten. Nur in der Kernzelle lagen die verschiedenen Themenparks, spielten sich in großen Holo-Panoramen die großen Schlachten der letzten fünfzigtausend Jahre ab, kämpften lebende Tefroder gegen robotische Maahk-Attrappen.

      Quergel wusste, dass LE-prachtvoll in die Kugelzelle und sechs nach Farben gekennzeichnete Sektoren unterteilt war. Die beiden Sektoren Weiß und Gelb waren Sperrzonen. In Gelb wurden, so hieß es, die Eigentumsvorräte der Plattform aufbewahrt, mit dem streng gehüteten Börsen-Schatz, über den die tollsten Spekulationen im Umlauf waren. Über Weiß wusste Quergel nichts. Schwarz galt als Ausbaureserve, und die ehemals hohlen Bereiche Rot, Grün und Blau wurden derzeit noch als Börsenplätze neu gestaltet, teils als vermietete Depots, teils als Hangars für eintreffenden Raumschiffsverkehr.

      Der Posbi befand sich im Sektor Grün. Aber was wollte er da? Warum gab er keine Antwort? Wenn er ihn orten konnte, musste er da sein. Und wenn er da war, musste er ihn auch hören.

      Quergel seufzte blubbernd und lief schneller.

      *

      »Das ist kein roter Khalumvatt«, sagte der Arkonide, ohne eine Miene zu verziehen. »Das ist wertloses Howalgonium, vermischt mit minderwertigen Quarzen. Du bist ein Betrüger, Jorgas Etoto.«

      Der Patriarch starrte ihn an, sah ihm fest in die Augen. Dann wanderte sein Blick zurück zu der zweiten »Probe«, die Rubahl von der ETOTO XII gebracht hatte.

      Es hätte klappen können. Etoto hatte hoch gepokert. Der Arkonide und die Aussicht auf ein Bombengeschäft hatten ihm gar keine andere Wahl gelassen. Und nun war die einzige Bombe, um die es noch ging, geplatzt.

      Durch die Beimischung von roten Quarzen sah die Probe genauso aus wie Khalumvatt. Brechungsindex und Dichte stimmten ebenfalls. Ein normaler Einkäufer wäre zu neunundneunzig Komma neun Prozent darauf hereingefallen. Aber die Arkoniden waren keine normalen Einkäufer. Das war Etoto inzwischen klar geworden. Er hätte es wissen und sich rechtzeitig zurückziehen müssen, heraus aus der Falle, die er sich selbst gestellt hatte. Alles an ihnen roch nach dem »Göttlichen Imperium«, das die meisten seit dem Hyperkristallboom wieder als »Kristallimperium« bezeichneten.

      Sie hatten sich nur kurz beraten. Die beiden Arkoniden, die fast die ganze Zeit wie teilnahmslos hinter ihrem Chef gestanden hatten, hatten die Probe untersucht. Als sie sie nahmen, hatte Etoto noch einen Rest Hoffnung. Auf die innere Stimme, die ihm sagte, dass der Bluff in die Hose ging, wollte er nicht hören. Und als sie sie zurück auf den Tisch legten und mit dem Bleichgesichtigen flüsterten, wusste er es endgültig.

      Er hörte es hinter sich rascheln. Er wusste, dass seine Söhne und Tugasha bereit waren. Sie besaßen keine schweren Waffen. Die waren in der Kristallbörse nicht erlaubt, und den Versuch, welche einzuschmuggeln, hatte Etoto erst gar nicht unternommen. Das hatte noch nie geklappt. Die Kontrollen waren perfekt.

      Aber zu Etotos Geschäften gehörte es auch, perfekte Kontrollen zu umgehen.

      »Du bist ein Betrüger, Jorgas Etoto!«, wiederholte der Arkonide, immer noch ruhig. Das war jedenfalls seine Stimme, und sie blieb es auch noch, als er aufsprang und anklagend auf die Springer zeigte. »Ihr hättet das Geld eingestrichen und wärt auf dem schnellsten Weg mit eurem Schiff verschwunden! Ich schätze, ihr wisst, was in der Börse auf Kristallbetrug steht?«

      Er gab seinen Leuten ein Zeichen. Ein kleiner Wink nur, aber schon kamen sie näher. Langsam, mit kleinen Schritten. Aber zielstrebig. Ihre Bewegungen verrieten geballte Kraft.

      »Schade«, sagte Jorgas, der ebenfalls aufgesprungen war. Langsam machte er zwei Schritte vom Tisch zurück, aber nicht ohne sich die echte Probe zu schnappen. Er grinste. »Es ist wirklich schade, dass wir zwei nicht ins Geschäft kommen konnten.«

      Er drehte sich halb um und befahl seinen Sprösslingen den taktischen Rückzug.

      Im nächsten Moment brach die Hölle auf.

      Rubahls, Donnarzs, Kebals und Tugashas Hände fuhren zum Mund. Sie spien etwas aus und schleuderten es den beiden Arkoniden entgegen. Sie waren ganz klar in der Überzahl und trainierte Kämpfer. Die Plastikbomben hätten sie eigentlich gar nicht gebraucht, jedenfalls nicht gegen zwei Gegner. Aber der Raum war voller anderer Händler und Publikum, das spätestens jetzt auf sie aufmerksam geworden war und neugierig näher kam. Und »taktischer Rückzug« war ein eindeutiger Befehl.

      Die Plastikbomben explodierten auf dem Boden. Grelle Blitze blendeten die Anwesenden für einen Moment. Eine Hitzewelle fuhr über die Springer hinweg, die sich rechtzeitig geduckt hatten. Dichter schwarzer Nebel erfüllte den Raum. Die neugierig näher gekommenen Händler und Schaulustigen schrien auf und ergriffen die Flucht.

      Die beiden kräftigen Arkoniden kamen aus dem Nebel wie Phantome. Menschliche Roboter; Maschinen, die alles niederstampften.

      Für einen Moment dachte der Patriarch, dass sie genau das sein mussten. Er schrie seinen Söhnen einen Befehl zu, aber es war Tugasha, die sich als Erste auf ihre Gegner stürzte. »Ich halte sie auf!«, rief sie. »Lauft schon! Ich komme nach!«

      Sie erreichte den ersten Arkoniden, stoppte ab, fintierte, brachte einen Schlag an, der einen normalen stämmigen Menschen von den Beinen geholt hätte, und stöhnte im nächsten Augenblick auf, als sich eine Faust in ihre Magengrube bohrte.

      Die Arkoniden waren vielleicht stämmig, aber garantiert keine »normalen Menschen«. Jorgas Etoto sah diese Vermutung bestätigt, als sich seine Söhne in den Kampf stürzten. Sie waren trainiert und kannten eine Menge an guten Tricks. Aber sie hatten keine Chance.

      Die Bewegungen der Arkoniden waren mit dem Auge kaum auszumachen. Sie waren schneller, als Jorgas je einen Gegner hatte kämpfen sehen. Seine Söhne und Tugasha versuchten, sich so gut wie möglich zu wehren. Sie waren in der Übermacht, zwei auf einen Gegner, aber sie hatten nicht den


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