Atlan-Paket 16: Im Auftrag der Kosmokraten (Teil 2). Hans KneifelЧитать онлайн книгу.
auf einen direkten Funkkontakt vorzubereiten.
Die Hyptons rückten zusammen und bildete wieder eine einzige Traube. Der Stahlmann entfernte sich, nachdem er die Positronik auf die Funkanlage des Quellenbunkers einjustiert hatte.
Die Hyptons warteten. Sie vertrieben sich die Zeit mit Diskussionen. Langsam wurden sie von Müdigkeit befallen, die darauf zurückzuführen war, dass sie weniger Rationen zu sich nahmen, als es nötig war. Die Vorräte des Bunkers waren aufgebraucht. Das wenige, was die Stahlmänner irgendwo in den Siedlungen der Daila zusammenstahlen, reichte nicht aus, um ein Überleben über mehrere Wochen hinweg zu gewährleisten. Außerdem waren schon mehrere Dutzend Stahlmänner erwischt und zerstört worden.
Zwei weitere aklardische Tage vergingen. Fast schon hielten die Hyptons die Nachricht für einen schlechten Scherz, als die Funkanlage ansprach und sich der Unbekannte meldete.
»Wir wissen, wie es um euch steht«, vernahmen sie die wohl absichtlich verzerrte Stimme. »Wir bieten euch unsere Unterstützung an, sowie wichtige Informationen über den Erleuchteten.«
»Wer ist ›wir‹?«, erkundigte sich der Sprecher der Hyptons. »Wem können wir vertrauen?«
»Niemand weiß es. Nennt uns Weißwert. Ich oder wir sind eine Institution, die vieles weiß, was wertvoll ist. Deshalb Weißwert. Wenn ihr auf unser Angebot eingehen wollt, dann tut es uns kund.«
»Wir brauchen Bedenkzeit. Wir sind nicht auf fremde Hilfe angewiesen. Wir haben unsere eigenen Mittel, uns zu informieren. Wir werden euer Angebot überdenken!«
Weißwert verabschiedete sich, und wieder begann für die Hyptons im Quellenbunker das Warten. Getrieben vom Hunger, dauerte es nicht lange, bis sie sich zu einer Entscheidung durchrangen. Sie beschlossen, das Angebot zunächst einmal anzunehmen, ohne sich festzulegen oder direkte Hilfe zu verlangen. Weißwert war eine völlig unbekannte Größe. Es war nicht herauszufinden, wer dahintersteckte und wo sich diese Institution aufhielt.
Der zweite Funkruf kam deshalb um so überraschender für sie. Weißwert meldete sich. Diesmal sprach er von sich nur in der Einzahl, er sagte »ich«. Dies verwirrte die Hyptons, aber sie nahmen das Angebot an.
»Teile uns mit, was du über den Erleuchteten weißt«, sagte ihr Sprecher. Weißwert entschuldigte sich.
»Man wird euch entdecken, wenn die Verbindung länger aufrechterhalten bleibt«, verkündete er. »Aber die Tatsache, dass die Ligriden auf und um Aklard so gut wie gelähmt sind, spricht Bände. Ihr werdet von mir hören!«
Sie fanden sich damit ab, dass er ihnen seinen Aufenthaltsort nicht verraten wollte. Es bestand sogar die Möglichkeit, dass er sich auf Aklard aufhielt. Wie anders sonst hätte er so genau über die Zustände im System der Sonne Suuma Bescheid wissen können.
Die Hyptons ließen nach Onwein schicken. Endlich, nach gut über einer Woche, kam der Ligride mit zwei Begleitern. Sie schleppten Proviant und ein wenig Ausrüstung mit sich, genug, um die Hyptons für zwei, drei Tage zu versorgen. Einige der Nahrungsmittel stammten aus ihren eigenen Lagern und waren für die Wesen aus Chmacy-Pzan nicht genießbar.
»Wir haben den Funkruf ebenfalls empfangen«, erklärte Onwein. »Leider ist es uns nicht gelungen, uns einzuschalten. Was habt ihr vor? Warum nehmt ihr das Angebot nicht sofort an? Sind wir erst einmal von Aklard weg, erhalten wir unsere Handlungsfähigkeit zurück!«
»Alles muss dreimal überlegt werden«, erhielt der Ligride zur Antwort. »Noch wissen wir nicht, ob es sich nicht um eine Falle des Erleuchteten handelt, mit der er uns endgültig ausschalten will.«
»Grund hätte er«, sagte Onwein. »Schließlich sind wir Ligriden es, gegen die er in der Hauptsache seine Truppen schickt. Ihr Hyptons versteckt euch irgendwo und wartet jedes Mal, bis der Sturm sich gelegt hat.«
»Wir sind nicht in der Lage zu kämpfen«, hielt der Hypton-Sprecher ihm vor.
»O ja, das wissen wir nur zu gut. Deshalb hört euch an, was ich zu sagen habe. Wenn ihr nicht binnen drei Tagen auf das Angebot dieses Weißwert eingeht, werden wir aus unseren Verstecken ausbrechen. Wir müssen es tun, wenn wir nicht verhungern wollen. Und wir werden zusehen, wie man eure Kadaver an die Oberfläche zerren wird, um sie den Fischen zum Fraß vorzuwerfen!«
Der Ligride hatte sich in Zorn geredet, und er wunderte sich nicht einmal, dass sich plötzlich eiskalte Metallhände um seinen Oberkörper legten und ihn hinaustrugen. Die Stahlmänner setzten Onwein einfach an die Luft, und der Diener des Gwyn machte, dass er irgendwo in der Deckung eines Gebüsches verschwand.
»Die Spaltung ist absehbar, der Bruch kommt«, kommentierten die Hyptons den Vorgang. »Wir müssen uns vorsehen. Ligriden verkaufen ihre eigenen Großmütter, wenn es zu ihrem Vorteil ist!«
5.
Die sieben Daila an der Kaimauer schrien auf und zogen sich hastig zurück. Bisher hatten sie fasziniert die weiße Jacht betrachtet, die seit dem Morgengrauen an der Reede lag. Sie gehörte einem reichen Mann vom südlichen Kontinent, der zum ersten Mal in seinem Leben den Kontinent Akjunth besuchte.
Das gut vierzig Meter lange Schiff richtete sich plötzlich auf. Es hob sich aus dem Wasser, bis der Rumpf völlig in der Luft hing und das Kielschwert sichtbar wurde. Sekunden später hatte die Jacht das Wasser vollständig verlassen und trieb auf die Mauer zu.
Die Daila brachten sich zwischen den Häusern des Hafens in Sicherheit. Sie rollten mit den Augen, ihre Lippen bebten. Sie machten Ordnungskräfte auf sich aufmerksam, die mit Fahrzeugen unterwegs waren. Sie schickten sie zur Mauer, aber da war die Jacht bereits verschwunden. Für einen kurzen Augenblick war noch das Kielschwert zwischen zwei Fassaden zu erkennen.
Die Männer und Frauen in den Fahrzeugen gaben Alarm.
»Es geht nicht mit rechten Dingen zu«, berichteten sie. »Entweder sind die Mutanten verrückt geworden, oder es handelt sich um einen Vorgang, der mit den Hyptons zusammenhängt!«
Für die einfachen Daila war es nicht vorstellbar, dass ein einzelner Mutant so etwas fertigbrachte. Nicht einmal eine Gruppe konnte so etwas bewerkstelligen.
Merkwürdigerweise kamen aus dem Sitzungsgebäude des Obersten Rates nur beschwichtigende Antworten. Und es dauerte mehrere Stunden, bis einer der Räte sich herabließ und zur Beruhigung der Öffentlichkeit eine Erklärung abgab.
Es hing mit den Glückssteinen zusammen. Die Regierung Aklards hatte allen, die einen Glücksstein brachten, hohe Belohnungen und freien Aufenthalt für sie und ihre Nachkommen versprochen. Einige Daila waren mit solchen Steinen gekommen, aber es waren noch immer zu wenig. Sie konnten keine Garantie für die Sicherheit des Heimatplaneten sein. Wieder wurde ein Funkspruch hinausgeschickt, aber in seiner Folge tauchten zwei kleinere Ligridenverbände auf. Sie funkten ihre Artgenossen an, aber auf Aklard meldete sich niemand. Diejenigen der Okkupatoren, die sich noch in ihren Verstecken befanden, hüteten sich, diese preiszugeben. Die Ligriden ihrerseits hielten die Schiffe in sicherer Entfernung, aber sie kreisten das Suuma-System ein, so dass es für anfliegende Daila-Schiffe schwierig wurde, bis zum Mutterplaneten durchzukommen.
»Die Testergebnisse sind positiv«, sagte Urlysh. Er trat neben den an einer Brüstung stehenden Aksuum. »Die Steine verstärken die Kräfte der Mutanten um ein Vielfaches. Und auch der Test mit den normalen Daila ist in neun der zehn Fälle zufriedenstellend verlaufen. Doppohl meldet, dass er keine Nachwirkungen verspürt. Er kann es nicht fassen, dass der Stein in ihm präkognostische Fähigkeiten aktivierte, von denen er zuvor keine Ahnung hatte.«
»Es ist etwas, was wir noch nicht kontrollieren können«, erwiderte Aksuum. »Ich mache mir deswegen Sorgen. Die Steine machen auch unbegabte Daila zu Mutanten. Was sagen die Wissenschaftler dazu?«
»Die Vertreter der Evolutionslehre haben schon von Beginn an darauf hingewiesen, dass die Anlagen zur Mutation in uns allen vorhanden sind. Es ist eine zwingende Entwicklung, behaupten sie.«
Aksuum schlug die Hände vor den Mund.
»Das würde bedeuten, dass es eines Tages überhaupt keine normalen Daila mehr