Perry Rhodan-Paket 61: Mythos (Teil1). Perry RhodanЧитать онлайн книгу.
die es noch gibt, werden für Unsummen verkauft, obwohl sie nicht mehr funktionieren. Ganz zu schweigen davon, dass sich die Wissenschaft sämtliche Finger danach leckt, weil sie sich durch die Untersuchung der Technologie Erkenntnisse erhofft.«
»Gute Predigt«, urteilte Okri. Er lachte. »Mein Herr ist Händler. Ich arbeite für ihn und habe seine Geschäftstaktik übernommen. Was uns angeboten wird, ist zunächst immer schlecht. Ein Grundgesetz, wenn man sich selbst einen Vorteil verschaffen will. Du bist eine harte Handelspartnerin.«
»Danke. Falls es ein Lob war.«
»War es.« Cyprian nestelte an der Lehne, stellte sie ein wenig aufrechter. »Ich halte dich für schlau genug, uns keine Fälschungen anzubieten. Wir würden es erkennen. Woher stammen die Aktivatoren?«
Giuna zögerte. »Es ist ... privat.«
»Und das hier ist ein Handel. Du willst etwas von uns. Also?«
»Meine Eltern«, sagte sie. »Sie trugen beide Zellaktivatoren. Sie haben sich tatsächlich erst etwa zwei Jahrhunderte nach dem Abzug der Gemeni kennengelernt. Und noch lange gelebt.«
Okri trank das Glas leer. »Offenbar sind sie bis ins hohe Alter potent geblieben. Du bist doch höchstens dreißig Jahre alt.«
»Achtundzwanzig. Meine Mutter ist vor zehn Jahren gestorben, mein Vater wollte danach nicht mehr und ...« Giuna stockte. »Meine Recherche legt nahe, dass sie von allen Zellaktivatorträgern am längsten gelebt haben.«
»Von den echten Unsterblichen abgesehen«, sagte Okri. »Wie zum Beispiel Perry Rhodan.«
»Glaubst du an ihn?« Die Frage rutschte ihr heraus, ehe sie es verhindern konnte. Sie fühlte einen Drang, sich zu erklären. »Du bist Terraner, wie ich. Unsere Heimat ist ein Mythos, und jemand wie Rhodan, der Terra angeblich noch gekannt hat, ist ...«
»Ja«, fiel Okri ihr ins Wort. »Ich ahne, was du meinst. Aber Glaube ist der falsche Begriff. Rhodan lebt, so einfach ist das. Genau wie zum Beispiel Reginald Bull, der Resident in der Zentralgalaktischen Bastion. Im Ephelegonsystem.«
»Hast du ihn gesehen?«
Der Buchhalter lachte. »Muss ich das, um zu wissen, dass es ihn gibt?«
Ja, wollte sie sagen, doch sie zögerte. »Ich weiß nicht«, gab sie zu. Diese Frage hatte sie sich nie gestellt. Es gab zu viele Geschichten. Zu viele Mythen um diese angeblichen Unsterblichen.
»Von Terraner zu Terranerin«, sagte Cyprian Okri. »Terra hat existiert!«
»Glaubst du?« Sie schloss die Augen. »Ich meine ... bist du davon überzeugt? Weißt du es? Man erzählt sich viel.«
»Warum arbeitest du hier, Giuna Linh? Ausgerechnet bei den Akonen?«
Sie verstand nicht. »Worauf willst du hinaus?«
»Wieso lebst du nicht irgendwo am anderen Ende dieser Kurztransmitterstrecke, oder bei den Cheborparnern? Du hättest dich den Cairanern anbiedern können, aber ...«
»He!«
»... aber nein, du suchst dir ausgerechnet die Akonen als Partner aus. Weshalb?«
Diese Frage brachte sie völlig aus dem Konzept. »Ich weiß nicht, warum du das wissen willst.«
»Weil ich dich verstehen möchte, ehe ich ein Geschäft mit dir abschließe. Zumal mich das Gefühl überkommt, dass du nicht einfach irgendeinen kleinen Tausch anstrebst. Nein, du hast Kondayk-A1 wegen seines Rufs angesprochen, wegen seiner Verbindungen. Seiner Möglichkeiten!«
Das stimmte so genau, dass sie ein Schauer überlief. Es kam ihr vor, als würde ihr Cyprian Okri mitten in die Seele blicken. »Es gibt keinen Grund«, sagte sie. »Ich habe mir die Akonen nicht ausgesucht. Ein Zufall.«
»Glaubst du?«
»Ich denke, es hat nichts mit Glauben zu tun?«
Ihr Gast lächelte schmallippig. »Lass mich dir erklären, was ich meine. Die Akonen teilen etwas mit uns.«
»Da fällt mir eine Menge ein. Sie sind humanoid, sie ...«
»Sei still«, bat er – oder befahl er es? »Sie stammen von dem Planeten Drorah, der verloren gegangen ist.«
»Er wurde zerstört«, sagte Giuna automatisch. »Im Jahr 1345 NGZ.«
»Du kennst dich gut aus.«
»Ich arbeite mit ihnen und ...« Sie stutzte. »Und will sie deshalb verstehen«, ergänzte sie leise. Genau wie Cyprian Okri sie verstehen wollte. »Und niemand kann begreifen, wie die Akonen denken, der nicht weiß, wie sehr sie die Zerstörung ihrer Heimatwelt schmerzt, obwohl dieses Ereignis etliche Jahrhunderte zurückliegt. Eine kollektive Wunde ihres Volkes.«
»Und exakt dasselbe gilt für die Terraner.«
»Wir haben unsere Heimat nicht verloren. Sie ist ein Mythos. Ich habe keine Ahnung, woher meine Vorfahren wirklich stammen.«
Nun lächelte er und stellte noch einmal dieselbe Frage: »Glaubst du?«
Sie antwortete nicht.
»Aber lassen wir das«, schlug der Buchhalter vor. »Du bietest Zellaktivatoren an. Welche Gegenleistung erhoffst du dir?«
»Ich möchte mit Kondayk-A1 persönlich darüber sprechen.«
»Mit mir – oder gar nicht.«
Giunas Gedanken überschlugen sich. »Du versuchst, mich zu verstehen. Bitte erlaube mir dasselbe.«
»Was willst du über mich wissen?«
»Wie stehst du zu den Cairanern?«
Er blieb völlig ruhig. »Du planst etwas, das sich gegen ihren Friedensbund richtet?«
»Das habe ich nicht gesagt.«
»Dann sprich endlich offen!«
Sie sah ihm in die Augen. Es war das Fehlen jeglicher Angst, die absolute Gelassenheit, die den Ausschlag gab. Giuna entschloss sich, radikal ehrlich zu sein. »Ich möchte, dass ihr mich auf die Ausweglose Straße bringt.«
Nicht einmal nach dieser Offenbarung wirkte er verblüfft. Er sprang nicht auf. Er verdammte sie nicht. Er lachte sie nicht aus. »Warum?«, fragte er nur.
»Um meinen Mann zu befreien. Lanko Wor.«
Sie schwiegen.
Er deutete auf ihr Glas, das sie nicht angerührt hatte. »Trinkst du das noch?«
Giuna schob es ihm hin.
Er fuhr mit dem Finger über den Rand. »Unser Schiff steht ganz in der Nähe des Etappenhofs. Die TREU & GLAUBEN. Wenn Kondayk seine lästige Pflicht erfüllt hat, wird er mit dir sprechen. Ich sorge für einen dringenden Termin.«
»Diese angeblichen Friedensgespräche sind doch nur ein Schauspiel«, sagte Giuna. »Die Cairaner stiften Frieden, und weder die Barniter noch die Akonen haben etwas zu sagen. Auch dein Herr nicht!«
»Mein Herr?« Cyprian Okri kicherte. »Was glaubst du, wer ich bin? Ein Sklave?« Er blickte auf die Uhr. »Willst du wissen, wie es abläuft? Es müsste bald vorbei sein. Komm mit auf unser Schiff.«
Die plötzliche Einladung überraschte Giuna. So froh sie war, dass er sie nicht sofort abgewimmelt hatte, so unwirklich kam ihr diese Reaktion vor. Fast fühlte sie sich, als würde sie sich selbst dabei zusehen, wie sie dem Buchhalter aus ihrem Quartier folgte.
In was habe ich mich da hineingeritten?, fragte sie sich. Aber es gab kein Zurück mehr – sie hatte diesen Weg eingeschlagen, nun würde sie ihn verfolgen.
*
Sie setzten mit einem kleinen Beiboot der TREU & GLAUBEN über. Der Etappenhof blieb hinter ihnen zurück, sie näherten sich dem Schiff des Barniters Kondayk-A1.
»Du bist eine interessante Person, Giuna«, sagte Okri. »Das habe ich vermutet und Kondayk