Perry Rhodan Neo 221: Ein neuer Feind. Susan SchwartzЧитать онлайн книгу.
verteilte Meykarasippe hatte sich schon darauf gefreut, den guten Geschäftsabschluss von Kammuroh zu feiern und den Sold oder Tauschware im Gespinst zu »investieren«.
Und nun präsentierte sich das gesamte System, bis hinaus zum achten Planeten, geradezu als Hinterlassenschaft einer großen Schlacht. Hunderte, wenn nicht Tausende Raumschiffe trieben als Wracks umher, zumeist in lockeren Ballungen konzentriert.
Insbesondere die Außenzonen des Systems präsentierten sich als Aufmarschgebiet für arkonidische Kampfraumer und -plattformen.
»Wenigstens das Gespinst scheint unversehrt«, bemerkte Somsat erleichtert. Ihre Finger huschten über das holografische Bedienfeld der Schiffspositronik. »Aber auf dem Planeten wurde die Überwachung verdoppelt. Nein, eher verdreifacht.«
Thrione studierte noch immer den gewaltigen Raumschiffsfriedhof im Außenbeobachtungsholo. »Ich kenne ein paar dieser Modelle ...«, murmelte sie. »Ortungsstation, sofortige Analyse, was das für Wracks sind. Übersenden Sie mir die Informationen als codierte und nur durch mich persönlich einsehbare Datei.«
Sie beachtete den verwunderten Blick ihrer Nichte nicht. Wenn sie mit ihrer Vermutung recht hatte, war da Ungeheuerliches im Gange. Möglicherweise eine ... Sie wagte es nicht mal, das Wort zu denken.
Die Lage im Großen Imperium war schwieriger denn je, das wussten auch die Mehandor. Mochten sie noch so weit draußen unterwegs sein, sie hielten sich immer auf dem Laufenden. Sie wussten, dass Imperatrice Emthon V. entmachtet und zur Flucht gezwungen worden war. Intrigen, Verschwörungen und Anschläge hatten im Spiel der Kelche zwar schon seit jeher zur Tagesordnung gehört, derzeit jedoch ein Ausmaß erreicht, welches das gesamte arkonidische Reich zum Einsturz bringen konnte. Dazu die prekäre wirtschaftliche Lage – die Zeiten waren keineswegs rosig.
Doch der Anblick dieser Wracks zeigte, dass hinter all dem sehr viel mehr steckte als bloße Usurpationsbestrebungen rivalisierender Adelshäuser.
»Hat es hier eine Schlacht gegeben?«, fragte Somsat.
»Nein«, gab Thrione einsilbig Antwort und erwartete kein Nachhaken.
Ihre Nichte hatte ein feines Gespür und erkannte, wenn Thrione nicht auskunftsfreudig war. Immer wenn sie zurückhaltend war, gab es einen sehr triftigen Grund dafür.
Und Thrione würde sich hüten, irgendwelche Vermutungen zu äußern, solange sie keine Beweise hatte. Die Arkoniden von Tiga Ranton duldeten die Mehandor zwar als bedeutsame Verbündete, achteten sie jedoch ansonsten nicht höher als die Kolonialarkoniden. Dass die Mehandor ebenso wie die Kolonialen von den Hauptweltarkoniden abstammten, spielte keine Rolle beim Standesdünkel der Adligen. Es zählten allein die Khasurne – und diese wiederum übten sich fortwährend in Ränkespielen. Ihr Kampf um den Thron strebte augenscheinlich gegenwärtig einem finalen Höhepunkt zu.
Thrione vertraute ihrem Schatten – aber zu schweigen, diente im vorliegenden Fall ihrer beider Schutz.
Die Daten trafen ein, Thrione studierte die Informationen und spürte einen eiskalten Schauer ihren Rücken hinunterlaufen. Sie befahl dem diensthabenden Ortungsspezialisten, die Analyse sofort zu löschen. Um das Systemprotokoll würde sie sich gesondert kümmern. Und um denjenigen, der diese Analyse erstellt hatte, würde sie sich auch kümmern. Niemand durfte erfahren, dass sie mit ihrer Vermutung richtiggelegen hatte. Obschon sie keine Ahnung hatte, wofür das alles diente, würde sie sich und ihre Sippe keinesfalls darin verwickeln lassen.
»Sie gehören nicht alle zum Militär«, erkannte Somsat und vergrößerte mit einer Geste mehrere Wracks im Hologlobus. »Diese hier wurden ausgeschlachtet. Aber sieh mal, dort in den Aufmarschgebieten«, sie deutete auf den Rand des Systems, »werden sie aufgerüstet!«
Thrione Meykara wischte alles mit einer Geste weg. »Das geht uns nichts an«, beschied sie barsch. »Wir sind nicht hier, um uns um irgendwelche arkonidischen Belange zu kümmern. Wo kämen wir da hin! Wir sind auf dem Weg zum Gespinst, um eigene Geschäfte zu tätigen.«
»Selbstverständlich«, stimmte Somsat Meykara sofort zu. Sie wirkte sogar erleichtert, denn fraglos zog auch sie ihre Schlüsse. Sie hatte einen messerscharfen Verstand und konzentrierte sich auf die oberste Priorität: Mehandorangelegenheiten.
Der Meykarakonvoi bildete mit nur drei X-Stammschiffen eine eher kleine Karawane, aber das würde sich nach dem jüngsten Geschäftserfolg alsbald ändern.
Doch auch so boten die modernen Modulschiffe einen beeindruckenden Anblick und zeigten, dass es mit der Meykarasippe steil aufwärts ging. Die traditionelle Grundform der Walze war geblieben, aber jedes der drei Stammschiffe war erheblich größer als herkömmliche Mehandorraumer. Die Frachtkörper waren mehrere Kilometer lang, um so viel Ware aufnehmen zu können wie möglich. Hinzu kamen extern angeflanschte Frachtcontainer.
Durch die Modulbauweise war dieser Schiffstyp extrem flexibel. Generatorenringe, Antriebsmodule, Kommandoteile und Habitate wurden jeweils exakt dort positioniert, wo sie gebraucht wurden und am effektivsten waren. Während der Reise von Stern zu Stern befanden sich Zentrale und Habitate normalerweise am Bug, die Generatoren und Antriebsmodule am Heck. An den hinteren Walzensektionen wurden die externen Container angekoppelt, vorn die Beiboote, darunter Kampfeinheiten, die bei Bedarf zum Schutz des Konvois eingesetzt werden konnten.
In den Lagerbereichen im Schiffsinnern ruhten die Warencontainer stabil verstaut in Wabenhallen mit riesigem Fassungsvermögen. Alles gruppierte sich rings um einen zentralen Verladegang, der die Längsachse der kompletten Walzenzelle durchlief.
Die Habitate waren so ausgestattet, dass sie großzügigen Raum und geschmackvolle Einrichtungen boten, sodass sich jeder an Bord wohlfühlte, egal welchen Rang er bekleidete. Schließlich waren die Sippenmitglieder die meiste Zeit im Weltraum unterwegs, und für die Matriarchin war es wichtig, dass ihre Leute nicht gleich an der erstbesten Raumstation die Flucht ergriffen. Man war aufeinander eingespielt, konnte sich aufeinander verlassen – und vor allem war es wichtig, zusammenzuhalten.
So wie derzeit.
Nicht nur Thrione Meykara fuhr zusammen, als auf dem offenen Kanal eine herrische Stimme durch das Raumschiff schallte.
»Achtung, X-MEYKAR! Sofort in Parkposition gehen und weitere Anweisungen abwarten!«
Darauf folgte Stille.
Thrione Meykara lauschte dem Hall eine Weile nach. Somsat hatte es die Sprache verschlagen.
Der Kapitän meldete sich aus der Zentrale: »Das waren die Arkoniden ...«
»Dessen bin ich mir bewusst.« Die Matriarchin strich ihre Kleidung glatt und prüfte mit sensiblen Fingern den Sitz ihrer Frisur. Sie griff in eine Seitentasche und drückte einen Empfänger in ihr Ohr. Zu ihrem Schatten Somsat Meykara gewandt, sagte sie: »Du wirst diese Leute begleiten, sobald sie an Bord sind. Denn sie werden an Bord kommen, da bin ich mir sicher.«
»Können wir uns nicht dagegen verwahren? Immerhin haben wir einen wichtigen Termin und sind sogar für Arkon unterwegs, um die weiteren Schritte des Kammuroh-Geschäfts zu arrangieren.«
»Das interessiert diese Randzonenkeimlinge nicht. Du wirst sehen.«
Somsat nickte und grinste hintergründig. »Die werden auch sehen.« Sie verließ den Raum, um sich vorzubereiten.
»Funkstation, stellen Sie den Außenkontakt zu mir durch!«, befahl die Matriarchin. Augenblicke später aktivierte sich vor ihr ein Akustikfeld, mit dem sie auf Sendung oder Stumm gehen konnte. »An wen auch immer da draußen: Wir haben die anonyme Nachricht erhalten. Ohne korrekte Identifizierung kommen wir aber überhaupt keiner Aufforderung nach!«
In ihrem Ohr hörte sie eine leise Stimme. »Matriarchin, eins der Kampfschiffe aus der Wachflotte in unserer Nähe kommt direkt auf uns zu. Es aktiviert die Waffensysteme.«
Sie schaltete die Mikrofonfunktion der Außenkommunikation kurz ab. »Die scheinen entweder extrem übereifrig oder extreme Anfänger zu sein. Nun gut, seine besten Leute schickt man nicht auf so einen öden Außenposten, selbst wenn er hochtrabend auch Aarakh Ranton heißt. Wachdienst zu schieben, ist keine besondere Aufgabe,