Perry Rhodan: Andromeda (Sammelband). Uwe AntonЧитать онлайн книгу.
und hatte sofort beschleunigt, um den Vorteil der Schnelligkeit auszunutzen. Jetzt hatte es 24 Prozent erreicht, die JOURNEE nur 18. Doch der Spürkreuzer hatte eine viel höhere Beschleunigung und war viel wendiger als der Schiffsriese, und Zim flog auf einem Fluchtkurs knapp außerhalb der Feuerrichtung der Kanone.
Bei mindestens 45 Prozent der Lichtgeschwindigkeit konnte die JOURNEE in den rettenden Hyperraum eintreten, in dem sie vor dem Angreifer sicher war, bei einem absoluten Notfall eventuell auch schon etwas darunter, aber dafür waren noch viel zu viele Systeme beschädigt. Noch fehlten 27 Prozent. Zim überschlug die Daten im Kopf. 27 Prozent ... eine Ewigkeit.
Die Wendigkeit der JOURNEE zahlte sich aus. Das Feuer zahlreicher Waffensysteme aus den Auslegern des Kriegsschiffs wurde von den HÜ-Notschirmen abgeleitet, doch der fremde Raumer konnte nicht schnell genug herumziehen, um mit der Intervallkanone das kleine, flinke Ziel zu erfassen. Noch nicht.
Zim kitzelte aus dem Triebwerk heraus, was er nur konnte, und überschlug die Geschwindigkeit. Die JOURNEE war jetzt bei 36 Prozent Licht, das Schlachtschiff bei 40. Es beschleunigte noch immer, obwohl es eindeutig nicht in den Überlichtflug eintreten, sondern einzig und allein den Feind vernichten wollte.
Die Sekunden zogen sich dahin ... 38 Prozent Licht ... 41 ... Nur noch wenige Sekunden, doch das flammende Maul des Angreifers kam dem Fluchtkurs der JOURNEE immer näher ...
44 Prozent Licht ... 45!
Geschafft, dachte Zim.
Und schrie auf.
In dem Augenblick, in dem die JOURNEE den rettenden Metagrav-Vortex zum Übergang in den Hyperraum erzeugte, löste das fremde Kriegsschiff ein zweites Mal seine Intervallkanone aus.
Den Spürkreuzer traf nur ein Ausläufer der tatsächlichen Gewalt, die die Kanone entfesseln konnte, und zwar genau in dem Moment, in dem die JOURNEE in den Hyperraum eindrang. Doch Zim spürte den grausamen Schlag, der durch das Schiff ging, hörte ein Kreischen und Krachen, das bis in seine Nervenbahnen drang und sie unter Strom und Feuer zugleich zu setzen schien. Er war das Schiff, und das Schiff wurde schwer getroffen, und er kämpfte gegen den unerträglichen Schmerz an, den er körperlich wahrnahm, als wäre die Hülle der JOURNEE tatsächlich zu seinem Körper geworden.
Der Kampf war aussichtslos. Zim verlor das Bewusstsein.
Es war ein schrecklicher Augenblick.
Norman zitterte am ganzen Leib. Noch nie hatte er sich so hilflos gefühlt.
Eine unbekannte Kraft schüttelte das Raumschiff durch. Mit keinem seiner Sinne konnte er diese unsichtbare Macht erfassen. Doch ihm wurde bewusst, dass alle anderen an Bord des Schiffes in derselben Situation sein mussten.
Auch Tess und Benjameen.
Plötzlich hatte er entsetzliche Angst. Er spürte, dass etwas nicht in Ordnung war, dass sie alle in schrecklicher Gefahr schwebten.
Er genau wie Tess und Benjameen.
War ihnen etwas zugestoßen? Das Schrillen des Alarms schmerzte in seinen Ohren. Mit unsicheren, wackeligen Beinen machte er sich auf den Weg zu seinen Menschen.
Die schon längst vertrauten Gänge waren ihm nun unheimlich. Die dämmrige Notbeleuchtung tauchte alles in ein gespenstisches Rot, und er spürte die Nervosität und Furcht der Menschen, die ihm begegneten. Keiner achtete auf ihn. An Kekse war nun nicht zu denken, doch das spielte keine Rolle. Er verspürte nicht den geringsten Drang, etwas zu fressen. Die Sorge schnürte ihm den Rüssel zu.
Aber er ließ sich nicht beirren. Er erschnüffelte sich den Weg, vorbei an Besatzungsmitgliedern, die allmählich in Panik zu geraten drohten.
Er nahm Witterung auf. Tess' Spur war sowieso nicht schwer zu finden. Schon nach den ersten Schritten wusste er, wo sie sich befand.
In dem abgeschotteten großen Raum, dessen Türen sich für ihn nicht öffneten.
Die Schreie und Flüche der anderen Menschen verwirrten und verunsicherten ihn zusehends. Was war hier los? Er schwankte leicht, als das Raumschiff unter ihm erzitterte, trabte dann los, so schnell er konnte, stapfte auf sein Ziel zu. Dorthin, wo er die beiden Menschen, denen seine ganze Liebe galt, in Not glaubte. Er wollte ihnen helfen ... irgendwie. Ob er das überhaupt konnte, darüber machte er sich keine Gedanken. Außerdem sehnte er sich nach den vertrauten Stimmen, nach den Händen, die ihn kraulten und trösteten ...
Er wollte die Gewissheit, dass es ihnen gut ging. Das Chaos um ihn herum machte ihm deutlich, wie ernst die Situation war.
Und vielleicht brauchte er auch ihren Schutz und Trost ...
Als er endlich vor jener Doppeltür stand, durch die er schon öfter getreten war, zögerte er nur eine Sekunde lang. Er erinnerte sich noch gut an Tess' Zorn, den er sich damals zugezogen hatte, als er in den Raum dahinter gestapft war.
Doch das war für ihn in diesem Augenblick belanglos. Bald würde er bei Tess und Benjameen sein, und alles würde in Ordnung kommen.
Das allgemeine Durcheinander half ihm auch diesmal. Niemand achtete auf ihn, und er musste nur warten, bis drei Zweibeiner heranstürmten, um in die Zentrale zu gelangen. Unbemerkt schlüpfte er mit ihnen hinein.
Inzwischen dröhnte es im ganzen Schiff noch lauter, und auch die Vibrationen, die Norman schon seit geraumer Zeit verängstigten, wurden stärker.
In dem großen Raum herrschte schreckliches Chaos. Tess und Benjameen waren nicht dort, hinter diesen Pulten, wo sie sonst immer saßen. Er sah sich um und erblickte schließlich Benjameen, ausgerechnet an Perry Rhodans Konsole, der ihn immer aus der Zentrale verscheuchen wollte.
Er setzte sich in Bewegung, wollte zu Benjameen hinüberlaufen, doch da riss ihn eine gewaltige Kraft von den Beinen. Er schlug mit dem Rüssel um sich. Hätte er doch Hände, um sich irgendwo festhalten zu können! Aber so ...
Die unbekannte Kraft schlug erneut zu, nun mit aller Macht. Niemand konnte sich um ihn kümmern. Hilflos wie ein Käfer rutschte er auf dem Rücken über den Boden, der plötzlich schräg abzufallen schien. In Panik peitschte er mit dem Rüssel, versuchte erneut, irgendwo Halt zu finden ...
Und dann war da, wo sich sein Rüssel befand, nur noch ein starker Schmerz, wie er ihn noch nie empfunden hatte. Rasend schnell breitete er sich aus, schoss durch seinen Körper. Norman wimmerte entsetzt auf, wollte noch einen Tröter von sich geben, um irgendeinen auf sich aufmerksam zu machen, doch es kam nur ein nasses Blubbern heraus.
Die Wellen des Schmerzes umhüllten ihn wie einen Mantel, ließen ihn nicht mehr los. Er sah noch, dass Benjameen ebenfalls zu Boden stürzte, dann glitt er in eine wohltuende Schwärze, die ihm die Qual nahm.
Als Zim November unter der SERT-Haube erwachte, wusste er sofort, wo er sich befand und was geschehen war. Das strömungsgünstig wie ein Thunfisch geformte Raumschiff ... der Angriff mit der Intervallkanone ... die in letzter Sekunde geglückte Flucht in den Hyperraum ...
Sein Geist war völlig klar, doch seinen Körper spürte er kaum noch. Nur an einigen wenigen, anscheinend beliebig ausgewählten Stellen breitete sich so etwas wie ein ziehender Schmerz aus.
Nur ganz allmählich wurde ihm klar, dass er seinen Körper noch immer mit der JOURNEE gleichsetzte. Er war das Schiff, und er nahm das Schiff nicht wahr, und das konnte nur bedeuten ...
Nein!
Langsam, unendlich langsam, stellte sich wieder ein Gefühl für die JOURNEE ein. Zim nahm hier ein paar Daten wahr, dort ein paar Schadensmeldungen, da ein paar einsetzende Systeme. Allmählich bekam er einen rudimentären Überblick vom Zustand des Spürkreuzers. Zahlreiche Aggregate und Geräte hatten deutlichen Schaden genommen. Die Überlichttriebwerke waren ausgefallen, die Ortung ebenso, die Syntronik versuchte, mit wenigen Prozent ihrer üblichen Kapazität ein Minimum an lebensnotwendigen Systemen zu betreiben.
Zim schossen Tränen in die Augen. Sein Schiff ...
Dann hörte er ein leises Summen. »Ja«, flüsterte er, »ja!« Interne Reparaturmechanismen waren angelaufen und versuchten,