Perry Rhodan: Andromeda (Sammelband). Uwe AntonЧитать онлайн книгу.
seiner SERT-Haube bildete sich zögernd ein Holo. Zim hatte auf die Ortung gehofft, aber es war ein Innenbild, eins aus der ...
Dem jungen Emotionauten stockte der Atem.
War das die Zentrale?
Es musste die Zentrale sein, auch wenn er sie kaum wiedererkannte. Die meisten Stationen schienen nur noch Trümmerhaufen zu sein. Dichter Rauch nahm ihm zum größten Teil die Sicht, wurde nur langsam von automatischen Systemen abgesogen. Hier und dort schwelten noch Brände.
Wie nach dem Durchbruch waren überall Roboter im Einsatz, aber jetzt handelte es sich hauptsächlich um Medorobs. Zim sah Perry Rhodan, auf dem Rücken vor seiner Station liegend, aus mehreren Wunden heftig blutend, ein Bein seltsam abgewinkelt, eine Hand auf einen klaffenden Riss in der Brust gedrückt.
Dicht neben ihm lag Benjameen da Jacinta, aber auf dem Bauch, die Arme ausgestreckt, ein Bein angezogen, als wolle er unbedingt über den Boden kriechen, hin zu ... Tess?
Zim hörte ein leises Stöhnen, dann fiel eine zweite Person ein, und eine dritte. Einige leben also noch, dachte er. Bei Perry Rhodan war er sich da keineswegs sicher, auch wenn ein Medorob den Residenten behandelte.
Dann sah Zim, zu wem der Arkonide hatte kriechen wollen, bevor er bewusstlos geworden ... oder gestorben war? Nein, dachte der Emotionaut, nein. Nicht zu Tess, sondern zu Norman. Der kleine Klonelefant lag mit halb abgerissenem Rüssel in einer riesigen Blutlache tot am Boden, tot, es konnte nicht anders sein, diese Wunden konnte kein Wesen überleben, und mochte es auch noch so zäh sein.
Norman, den sie fast jeden Tag aus der Zentrale scheuchen mussten, dem sie immer wieder auf seinen Streifzügen begegneten, wenn er durch die Gänge des Schiffs watschelte, um die Besatzungsmitglieder um Kekse anzubetteln. Mittlerweile hatten sich fast alle mit Leckerchen für den kleinen Burschen eingedeckt, und fast alle hofften, ihm zu begegnen, ihm etwas zustecken zu können, auch wenn Tess und Benjameen das nicht gern sahen.
Norman ...
Hatte Benjameen versucht, mit letzter Kraft zu ihm zu kriechen, da er Tess nicht erreichen konnte, weil sie vielleicht schon tot war, um wenigstens dem Klonelefanten in den letzten Augenblicken Trost zu spenden und den Abschied zu erleichtern?
Falls ja, hatte er es nicht geschafft ...
Zim wurde klar, dass niemand außer ihm den letzten Schlag, den Streifschuss der Intervallkanone, einigermaßen heil überstanden hatte. Niemand.
Abrupt manifestierten sich vier, fünf Ortungsholos in der SERT-Haube. Zim musste nur den Blick auf das richten, das er betrachten wollte, und es überlagerte die anderen und drängte sie in den Hintergrund und an die Seiten zurück. Noch stabilisierten sie sich, waren verschwommen. Die Syntronik-Systeme hatte ihre Mühe damit, die Daten in dreidimensionale Bilder umzusetzen.
Zuerst wurde ein reines Datenholo gestochen scharf. Zim überflog die Werte. Erstaunt stellte er fest, wie gut seine Ausbildung doch war. Von einem Augenblick zum anderen dachte er nicht mehr an die Verletzten oder Toten in der Zentrale, nur noch an das Schiff, und wie er es vielleicht retten konnte. Jetzt konnte er sich einen Überblick verschaffen, etwas unternehmen, und diesem Ziel galten all seine Gedanken.
Positionsdaten rollten auf dem Holo ab. Die Ortungssysteme arbeiteten wieder mit einigen Prozenten ihrer Kapazität, und die Syntronik versuchte zu bestimmen, wo das Schiff sich befand.
Noch immer am Rand von Andromeda, aber nicht mehr dort, wo es von dem riesigen Schlachtschiff angegriffen worden war. Zim hatte die JOURNEE in den Überlichtflug gezwungen und dann das Bewusstsein verloren. Die Syntronik hatte das Schiff im Hyperraum gehalten, bis entweder die geringen Energievorräte verbraucht oder Antriebssysteme ausgefallen waren ...
Nein. Ein Blick auf die Statusanzeigen verriet Zim, dass die JOURNEE noch Energie hatte. Zwar nicht viel, aber genug, um den Überlichtflug fortzusetzen. Also mussten die Triebwerke wieder ausgefallen sein.
Das Schlachtschiff hatte den Spürkreuzer nicht verfolgt. Offensichtlich verfügte der Angreifer nicht über einen Hyperraumspürer oder ein vergleichbares Gerät.
Man ist auch für kleine Gefallen dankbar ...
Dann endlich bildete sich ein zweites Holo gestochen scharf aus, und Zim schrie laut auf.
Die JOURNEE raste ungebremst auf die Oberfläche eines besiedelten Planeten zu!
Weitere Holos manifestierten sich in immer schnellerer Abfolge. Eins zeigte kugelförmige Raumschiffe, die sich – täuschte er sich, oder ...? Nein, jetzt konnte er es genau erkennen – die sich rings um den beschädigten Spürkreuzer gruppierten.
Tefrodische Einheiten, dachte Zim. Der Planet, in dessen Nähe die JOURNEE zufällig aus dem Hyperraum gestürzt war und von dessen Gravitation sie angezogen wurde, war von den Lemurer-Abkömmlingen besiedelt, den Brüdern der Menschen in Andromeda.
Ein Ruck ging durch die JOURNEE, und Zim wurde sofort klar, was hier geschah. Die Tefroder hatten die Gefahr für ihre Welt erkannt und versuchten, den Sturz des Spürkreuzers mit Traktorstrahlen zu bremsen.
Sinnlos, dachte er. Sie werden es nicht schaffen. Sein Schiff war viel zu schnell, seine kinetische Energie viel zu groß, als dass die verzweifelten Rettungsbemühungen rechtzeitig von Erfolg gekrönt sein könnten.
Noch ein Ruck, und noch einer. Der Spürkreuzer schien ein wenig abgebremst zu werden, aber bei weitem nicht genug, um seinen Kurs nachhaltig zu verändern.
Zim atmete scharf ein. Wann würden die internen Reparaturmechanismen greifen? Wann würde er die Triebwerke wieder in Betrieb nehmen können? Der Datenmangel ließ ihn aufstöhnen. Er hatte nicht die geringste Ahnung, ob überhaupt noch eine Chance bestand, die JOURNEE wieder flugfähig zu bekommen.
Er konnte nur unter der SERT-Haube sitzen und warten.
Auf das Ende.
Denn ihm war klar, was die Tefroder unternehmen würden. Ihn wunderte nur, dass sie so lange damit warteten.
Die JOURNEE schoss weiterhin ungebremst auf den Planeten zu. Die Ortung lieferte noch keine brauchbaren Entfernungsdaten, doch die Welt schien in der dreidimensionalen Darstellung schnell näher zu kommen. Zim konnte nun einen einzigen Kontinent ausmachen, im Süden spitzer zulaufend, im Norden sich verbreiternd, mit zwei gewaltigen, durch einen schmalen Kamm miteinander verbundenen Gebirgen im Süden und im Nordwesten und einem riesigen Binnensee im Nordosten.
Eine wunderschöne Welt, wie fast alle Welten aus dem All betrachtet wunderschön aussahen. Zumindest die meisten Sauerstoffplaneten.
Die internen Reparaturmechanismen!, dachte er.
Wieder griffen Traktorstrahlen nach der JOURNEE, wieder schüttelte der Spürkreuzer sie einfach ab.
Was würde geschehen, wenn die JOURNEE mit ihrer derzeitigen Geschwindigkeit in diesen großen, einzigen Kontinent des Planeten einschlug?
Zim musste an den Kometen denken, der vor etwa sechzig Millionen Jahren in die Erde eingeschlagen war und das Ende der Dinosaurier herbeigeführt hatte.
Die Energieentwicklung, zu der es beim Absturz kommen musste, würde auf dem Planeten dort unten die Hälfte des Kontinents ausradieren und einen neuen Krater schaffen, der wesentlich größer als dieses riesige Binnenmeer war. Die Aufschlagswirkung würde Gestein, Lava und Staub aufwirbeln, und der Himmel über dieser Welt würde auf Jahrtausende, wenn nicht sogar Jahrzehntausende, verdunkeln, und eine Eiszeit würde über diesen grünen Planeten hereinbrechen und ihn für die letzten Überlebenden der Katastrophe unbewohnbar machen.
Falls es überhaupt Überlebende gab.
Nein, die Tefroder hatten keine andere Wahl. Sie würden die JOURNEE notfalls abschießen müssen.
Daten, dachte Zim verzweifelt. Ich brauche Daten ... Und ich brauche die Triebwerke!
Ein Holo spielte Daten ein, aber nicht die, die er ersehnte, sondern Informationen über die Welt, auf die die JOURNEE zuraste.