Perry Rhodan: Andromeda (Sammelband). Uwe AntonЧитать онлайн книгу.
Tatsache, dass das Schiff an der kürzesten Verbindungslinie zwischen Andromeda und der nächstgelegenen Galaxis aufgetaucht war, ließ auf eine Verbindung zu eben jener Sterneninsel schließen. Einen anderen Hinweis auf die Herkunft des Schiffes hatte Takegath nicht. Also musste er alles auf dieses Indiz setzen und hoffen, dass das Schiff ein zweites Mal an derselben Stelle auftauchen würde.
Drigad klickte enttäuscht mit dem vorderen Fühlerpaar, und Gramter Pees schlug wütend mit der Faust auf seine Konsole und stieß sich von ihr ab, und Diwva schaute überrascht auf und ...
Jetzt, dachte Takegath, jetzt. Sein Instinkt schrie ihn geradezu an, vorsichtig zu sein.
»Kommandant, ich habe hier ...« setzte Diwva an und verstummte sofort wieder, und Pees wirbelte herum und sprang ihn an.
Der Angriff kam zwar unvermittelt, aber nicht völlig überraschend. Takegath schalt sich einen Narren. Trotz seiner ausgefeilten Modifikationen hatte er die Attacke zu spät bemerkt, und seine Überheblichkeit wäre ihn fast teuer zu stehen gekommen. Die Möglichkeit, dass ausgerechnet der weichliche Gramter Pees gegen ihn vorgehen würde, hatte er eigentlich überhaupt nicht in Betracht gezogen. Aber Pees war einfältig; Elis und Greb hatten ihn wahrscheinlich zu dieser Tat überredet. Er konnte sich nicht vorstellen, dass Pees die treibende Kraft hinter dem Anschlag war.
Immerhin war Takegath in der Tat eine Zehntelsekunde lang überrascht. Dieser Zeitraum genügte seinem Gegner zwar, ihn zu Boden zu stoßen, reichte aber nicht aus, um das eigentliche Ziel zu erreichen: den Kommandanten der KHOME TAZ mit einem Schlag auszuschalten.
Takegath riss den rechten Arm hoch und schlug die geschuppte Faust zurück, die einen tödlichen Hieb gegen seine Kehle führen wollte.
Überrascht stellte er fest, dass Pees gar nicht so schwach war, wie er angenommen hatte. Wahrscheinlich hatte das Echsenwesen sich in AMBULANZ insgeheim modifizieren lassen.
Ich muss auf der Hut sein!, dachte er. Vor allem, falls Pees und die beiden anderen gemeinsame Sache machen und sie zu seinen Gunsten eingreifen sollten.
Er schob Pees ein Stück zurück und sah schnell zu Elis und Grab hinüber. Schon ihre Körpersprache verriet, dass seine Vermutung zutraf. Vorgebeugt standen sie da, ebenfalls sprungbereit. Aber noch wagten sie es nicht, die Hand gegen ihn zu heben. Sie wollten abwarten, wie Pees sich schlug.
Feiglinge, dachte er.
Er aktivierte seine Implantate und drückte Pees scheinbar mühelos noch weiter zurück. In Wirklichkeit bedurfte es dazu aber doch schon eines gewaltigen Kraftaufwands, den er sich aber auf keinen Fall anmerken lassen wollte.
»Ist es so schlimm?«, spottete er. »Spürst du, wie es zu Ende geht? Brauchst du das De'Ro'Collo so dringend?« Mit einem höhnischen Lächeln sah er Pees zum ersten Mal ins Gesicht.
Zwei stahlblaue, lidlose Augen starrten ihn an. Das reptiloide, von grau-blauen Schuppen bedeckte Antlitz war vor Anstrengung verzerrt. Der Mund war mit messerscharfen Zähnen bestückt, die schon für sich eine tödliche Waffe waren.
»Ich hätte dir noch fünf Jahre gegeben«, fuhr er fort. »Aber wenn du mich jetzt besiegst, hast du dir das De'Ro'Collo redlich verdient.«
Mit einem lauten Knurren schlug Pees erneut zu. Gleichzeitig senkte er den Kopf, und die spitzen Zähne kamen Takegaths Kehle sehr nah. Die Faust des Reptils verfehlte seine mechanische Augenlinse nur knapp.
Zumindest hatte Gramter Pees seine Hausaufgaben gemacht. Oder Elis und Grab hatten das für ihn erledigt. Offensichtlich hatten sie sich über die kybernetischen Implantate ihres Kommandanten genau informiert. Vielleicht hatten sie auch nur zu oft die verschiedenen Geräte bei ihrem tödlichen Einsatz beobachtet.
Takegath erkannte, dass seine rotierende Kameralinse eine Schwachstelle war. Bei ihrem Ausfall wäre er nicht mehr in der Lage, seine Position in jede Richtung abzusichern; dann wäre er sozusagen halb blind.
Vielleicht war es doch ein Fehler, AMBULANZ keine neuen Modifikationen mehr vornehmen zu lassen ...
Takegath erkannte die Absicht seines Gegners. Er schaltete auf Pees' Funkfrequenz um.
»Das kannst du dir sparen«, knurrte die Echse. »Ich habe mich von der Verbindung abgekabelt.«
»Das hätte ich dir gar nicht zugetraut.« Pees war größer und schwerer als Takegath, und seine vier Arme stellten einen beträchtlichen Vorteil dar. Mit dem oberen Armpaar drückte er die Schultern des Kommandanten gegen den Boden, mit dem unteren versuchte er, einen Schlag zu landen. Wenn er seinen Körper jetzt noch gezielt und klug aufgerüstet hatte, hatte Takegath es mit einem fast gleichwertigen Gegner zu tun.
Pees grunzte wütend auf und setzte zu weiteren Hieben an, die Takegath jedoch mühelos abwehren konnte.
Der Gadoner ist wirklich dumm, dachte der Kommandant. Warum hält er meine Schultern und nicht meine Arme fest? Dann hätte er doch schon längst seine Schläge landen können ... »Sehr geschickt von dir, Gramter.« Takegath fuhr die Klingen seiner Fingerspitzen aus, riss den rechten Arm hoch und trieb die Faust in Pees' Bauch. Natürlich hatte er sich über die Eigenarten und Schwachstellen seiner Besatzungsmitglieder informiert, und er wusste, dass die Reptilwesen an dieser Stelle sehr empfindlich waren.
Doch Pees zeigte keine Reaktion.
Er hat sich tatsächlich klug aufgerüstet!
Dann unterlief Pees sein erster Fehler. Nein, eigentlich sein zweiter. Der erste war der Angriff auf seinen Kommandanten gewesen.
Er versuchte nicht mehr, Takegath mit Schlägen der beiden unteren Arme einzudecken, sondern griff mit einer Hand nach der ärmellosen Jacke des Kommandanten, in deren Tasche er das De'Ro'Collo vermutete. Mit den drei anderen Armen drückte er Takegath weiterhin zu Boden.
Er muss seinen kompletten Biotorso gegen Implantate ausgetauscht haben ... Anders konnte Takegath sich nicht erklären, warum Pees nicht auf seine Attacken reagierte. Er fuhr die Klingen wieder ein.
Takegath ahnte plötzlich, dass Pees ihm durchaus gefährlich werden konnte. Er musste auf andere Weise gegen ihn vorgehen. »Du kannst das Droc haben, nimm es dir. Deine Entschlossenheit imponiert mir. Vielleicht befördere ich dich sogar.«
Der Gadoner lachte heiser auf. Er atmete schon schwer. »Erzähl mir nichts! Du gibst niemandem davon ab. Ich bekomme es nur, wenn ich dich besiege und töte. Nur einer von uns kann diesen Kampf überleben. Du oder ich. Und einer von uns muss sterben.«
Genau, dachte Takegath. Aber das werde nicht ich sein.
Er drückte Pees' Hand von der Jackentasche zurück, griff hinein und zog eine der Phiolen heraus. »Hier, Gramter!« Er hob die Hand. »Hier ist es!«
Die Droge schimmerte unter dem Kunststoff verlockend in der kalten Beleuchtung der Zentrale.
Pees starrte auf Takegaths Hand, auf die Substanz, die sein Leben verlängern, sein Leiden verhindern konnte. Er schien den Blick nicht von ihr lösen zu können.
»Du bist dumm, Pees. Wenn einer so ein Ende verdient hat, dann du. Schluss mit dem grausamen Spiel.« Takegath drückte seine modifizierte Hand gegen den Hals seines Gegners. Die implantierte Strahlenwaffe funktionierte einwandfrei.
Schreiend lockerte Pees seinen Griff, und Takegath warf den Gadoner endgültig zurück. Stöhnend rollte Pees sich auf den Rücken. Die Arme hatte er noch immer nach der Flasche mit dem De'Ro'Collo ausgestreckt.
Die rechte Gesichtshälfte, der Hals und der Nacken des Echsenwesens waren eine einzige verschmorte Wunde, aus der die Haut Blasen schlug. Takegath baute sich breitbeinig über dem Sterbenden auf und sah zu den anderen Besatzungsmitgliedern hinüber. Niemand rührte sich, auch Elis und Greb nicht.
Er musterte die beiden Freundinnen seines unterlegenen Gegners. »Habt ihr etwas zu sagen?«
Beide wandten den Blick von ihm ab und studierten Daten auf ihren Konsolen. Takegath bemerkte, dass sich auf dem Boden zwischen Elis' Beinen eine grünlich schimmernde,