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Perry Rhodan: Pan-Thau-Ra (Sammelband). Andreas BrandhorstЧитать онлайн книгу.

Perry Rhodan: Pan-Thau-Ra (Sammelband) - Andreas  Brandhorst


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      Aber das nützt mir nichts. Im Gegenteil, dieser Wust von Daten versperrt mir den Blick auf das Wesentliche. Das kannst nur du mir geben.

      YUN: Was ist das Wesentliche?

      DOLSON: Wie es sich anfühlt. Wie es sich anfühlt, ganz allein auf einer hunderte Kilometer durchmessenden Eisebene zu sein, wenn ein Sturm hereinbricht. Was in einem vorgeht, wenn die Nacht kein Ende nimmt oder der Proviant zu Ende geht. Was für Gedanken einem durch den Kopf schießen, wenn ein Rudel Killerrobben einen jagt.

      YUN: Keiner. Kein Einziger. Du willst nur überleben. Nur überleben.

      DOLSON: Flake ist eine grausame Welt, nicht?

      YUN: Wie kommst du darauf?

      DOLSON: Na ja, du hast mir eben die Naturgewalten und Gefahren nachdrücklich geschildert. Es hört sich so an, als müsste man bei jedem Schritt aufpassen, sonst verschluckt einen diese Welt zum Frühstück und rülpst fröhlich.

      YUN: [Lacht.] Nein, Flake ist nicht fies. Man muss einfach aufpassen, was man tut. Ab und zu nachdenken, nicht jeden Scheiß mitmachen, Augen und Ohren offen halten. Ist nicht so viel anders wie bei euch auf diesem Monsterkahn. »Yun, pass auf, da darfst du nicht hin!«, »Yun, lass die Finger von dem Knopf!«, »Yun, nein! Yun, halt! Yun, nicht!« Ich kann's schon nicht mehr hören. Ein falscher Schritt, und es ist aus mit mir – ich hab's kapiert! Kapiert? Und okay, ist ja was dran: Dieses Ding in meiner Kabine, diese Dusche hätt' mir beim ersten Mal fast das Fett unter der Haut weggekocht.

      DOLSON: Oh, das tut mir ...

      YUN: Spar dir das ständige Mitfühlen und Entschuldigen. Ich bin selber groß. Meine Blödheiten brauchen nur mir selber Leid zu tun. Genügt völlig. Diese Dusche ... ich wollt' eben wissen, wie sich geschmolzenes Eis anfühlt.

      DOLSON: Du hast noch nie Wasser gespürt?

      YUN: Klar. Aber noch nie so viel. Auf Flake gab's immer nur so kleine Behälter. Kaum wärmer als der Schnee oder das Eis. Drin vielleicht ein paar Schlucke.

      DOLSON: Und was ist mit dem Meerwasser? Du hast mir doch vom Fischen erzählt. Trinken kann man es nicht, aber fühlen ...

      YUN: Ich geb dir 'nen guten Rat: Bleib' über'm Loch. Fällst du rein, ist es aus mit dir. Fettschicht hin oder her. Klar, später, mit Shon und Felton bin ich ins Meer. Aber das zählt nicht. Wir haben das Wasser nicht wirklich berührt. Und außerdem waren wir so baff, dass ich von dem Wasser sowieso nichts mitgekriegt hab'.

      Eure Dusche aber. Cold. Nein, total uncold. Der Computer hat mich gefragt, wie ich's gern hätte, und ich sag': »Warm natürlich!« Bin ja auf 'nem Terraner-Raumer. Kalt hab' ich schon zu Hause. Und dann hab' ich's gekriegt. Gejault hab' ich wie ein Robbenbaby, dem man die Mutter erschlagen hat! Mann, hat das gebrannt! Kein Wunder, dass ihr Terraner keine anständige Fettschicht habt, brennt sie euch morgens und abends weg, was?

      DOLSON: Die Positronik hat das Wasser sofort abgestellt, nehme ich an.

      YUN: Von wegen! Muss mein Jaulen als Freudenjauchzer genommen haben. Die Tür war verriegelt – zu dumm zum Schneeschippen, dieser Scheißcomputer! Musste die Tür einschlagen.

      DOLSON: Aber das geht nicht! Die Duschtüren sind aus Glassit, sie sind unzerbrechlich. Kein Mensch ...

      YUN: He, ich bin ein Vierter, schon vergessen? Auf jeden Fall juckt meine Haut jetzt noch, wenn ich nur dran denk'. Wenn du mich fragst, hier ist es viel gefährlicher als auf Flake.

      DOLSON: Das ist ein kluger Gedanke. Wenigstens, was dich angeht. Du kennst dich hier eben nicht aus. Trotzdem, Flake klingt so unwirtlich, so ungemütlich ...

      YUN: Nicht für Flakies. Und viele andere Leute denken genauso, sonst würden sie nicht nach Flake kommen. Und denk' an die ersten Siedler.

      DOLSON: Es waren keine Siedler, es waren Schiffbrüchige. Die ENCORE war ein Kreuzfahrtschiff, auf einer Tour von einem tropischen Paradies zum nächsten. Flake lag nicht auf ihrer Route, der Stopp auf der Eiswelt war eine verzweifelte Notlandung, eher ein kontrollierter Absturz. Die Besatzung hat ihn gut hinbekommen. Eine Hand voll Tote nur. Aber als man das Wrack zwei Jahre später fand, war von den 3000 Touristen und Besatzungsmitgliedern nur noch knapp die Hälfte am Leben. So war es doch, nicht?

      YUN: So erzählen es sich die Leute. Aber weißt du, was passiert ist, als eure Flotte auf Flake aufgetaucht ist? Fünfhundert der Leute haben drauf gepfiffen, an Bord zu gehen. Sind auf Flake geblieben. Hatten sich in unsere Welt verliebt. Haben gespürt, wie gut es tut, wenn dir an 'nem klaren, eisigen Tag die Sonne das Gesicht verbrennt und es dir jedes Mal, wenn du Luft holst, in deiner Lunge sticht. Was für 'n lecker Ding 'n Eisfisch ist, roh, nachdem du drei Tage und Nächte an dem Loch im Eis gekauert hast, das du eigenhändig mit 'ner Metallstange gebohrt hast. Wenn du am ganzen Leib zitterst, wenn du um ein Haar den Killerrobben entkommen bist, dich das Leben durchschüttelt.

      Diese Leute sind geblieben. Wurden die ersten Flakies. Mann, die konnten einstecken – mussten sie ja auch, hatten ja kein Gramm Fett auf den Rippen! Ich sag dir was: Wenn Felton jetzt hier wär', der würde dir was erzählen. Der würd' sich nicht so rumkommandieren lassen wie ich. Bei dem würdet ihr auf Eis beißen! Aber Felton ist ... Felton ...

      DOLSON: Was ist mit Felton?

      YUN: Nichts. Gar nichts. [Reibt sich mit beiden Händen die Augen.]

      DOLSON: Yun, willst du nicht mit mir darüber sprechen? Es würde dir gut tun. Du siehst nicht gut aus. Überhaupt nicht gut.

      YUN: Und wenn schon! [Gähnt.]

      DOLSON: Ich will dir helfen, aber das kann ich nur ...

      YUN: Ich brauch' keine Hilfe. [Gähnt.] Bin nur ... müde. Ja, müde. Muss schlafen. Dieses ganze Gequatsche macht mich total hitzig. Hab' in meinem ganzen Leben noch nicht so viel gequatscht! Mir schwirrt der Kopf. Nicht gut! Ich will nur schlafen ... schlafen ... [Fällt vornüber.]

      DOLSON: Yun!

       Kapitel 9

      Die BANDIKOT fiel aus dem Linearraum.

      Die Orter und Taster nahmen ihre Tätigkeit auf. Lifkom Tremter verfolgte, wie Reflexe auf den Schirmen aufflammten. Viele hunderte einzelne Punkte, willkürlich verstreut über ein Gebiet von mehreren Lichtstunden Durchmesser. Es waren die Schiffe der oxtornischen Heimatflotte, die vor der BANDIKOT aufgebrochen waren. Sie leuchteten in freundlichem Grün.

      Dann erschien ein neuer Reflex, ein roter Ball, um ein Vielfaches größer. Was war das? Während der Terraner sich die Frage stellte, zoomte das Bild heran. Der Ball zerfiel in eine unübersehbare Menge von Punkten, als blicke Tremter auf einen Sternhaufen. Lifkom verstand. Es musste sich um die – Lifkom tastete in Gedanken nach Worten – handeln. Die Fremden? Eindringlinge? Feinde? Noch hatte sich keine Bezeichnung für sie gefunden.

      »4237 Schiffe«, sagte Talina. »Wenn man sie so nennen kann.« Lifkom wartete vergeblich darauf, dass sie einen persönlichen Kommentar, einen Scherz anhängte. Die Oxtornerin war ungewöhnlich ernst. Lifkom hatte sie seit ihrer ersten Begegnung nicht mehr so gesehen.

      »Sie sehen nicht schlimmer aus als Fragmentraumer der Posbis«, entgegnete Modesto.

      Talina schwieg. Modestos Bemerkung überzeugte sie ebenso wenig wie Lifkom. Auf den ersten Blick glichen die Raumer, die vor ihnen mit der Geschwindigkeit von wenigen Kilometern pro Sekunde durch den Sternhaufen Praesepe glitten, verblüffend den Schiffen der Roboter von der Hundertsonnenwelt. Keinerlei System schien den Posbiraumern zugrunde zu liegen; sie bildeten Konglomerate aus Stahl, wie willkürlich zusammengesetzt aus der Ausbeute eines Schrotthaufens. Nur: Posbiraumer wirkten lediglich chaotisch. Menschen mit ihren beschränkten Sinnen war es verwehrt, das genau ausgeklügelte System hinter der vermeintlichen Unordnung zu erkennen. Tatsächlich aber gab es nichts an einem Posbiraumer, was nicht das Ergebnis einer gründlichen Planung gewesen wäre.

      Diese merkwürdige Flotte dagegen ... Talina rief die Daten aus dem Rechnerverbund der Oxtornerschiffe ab, in den sich die Positronik der


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