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Perry Rhodan: Pan-Thau-Ra (Sammelband). Andreas BrandhorstЧитать онлайн книгу.

Perry Rhodan: Pan-Thau-Ra (Sammelband) - Andreas  Brandhorst


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so eng aneinander zu rücken. Ein Feind konnte das Kommando mit einem einzigen Schuss auslöschen; es würde ihm schwer fallen, auch nur einen Loower zu verfehlen. Doch die Loower brauchten die Nähe, die andere Wesen als qualvolle Enge empfinden würden. Es nährte die Gewissheit ihrer Identität in ihnen, ohne die sie nicht existieren konnten, bestätigte dem Einzelnen seinen Platz in der Gruppe, der Gruppe ihren Platz im Gefüge des Gesamtvolks der Loower und den Loowern ihren Platz im Universum.

      Sie gehörten zusammen, auch wenn An-Keyt manchmal den Drang verspürte, allein zu sein, danach, die ständigen Reibereien und Konflikte, die Kehrseite der engen Gemeinschaft, hinter sich zu lassen. Doch das war unmöglich. Die Kammer, in die sich das Kommando zurückgezogen hatte, war ein sicherer Hort, so unverwundbar, wie ein Ort an Bord der PAN-THAU-RA in diesem Moment nur sein konnte.

      Jenseits seiner Wände herrschte lebensfeindliches Vakuum und Kälte, die ein ungeschütztes Wesen innerhalb von wenigen Augenblicken in einen Eisblock verwandeln würden. Das Kommando hatte den Kanal, der durch den Einschlag des Helks entstanden war, genutzt, um seinen Sektor abzusichern. Obwohl es sich bei ihm nur um einen winzigen Ausschnitt der PAN-THAU-RA handelte, war er um ein Vielfaches zu groß, als dass das Kommando und sein Helk alle Räume und Verstecke nach Feinden durchkämmen könnten. Das Vakuum nahm ihnen die Arbeit ab. Kein Lebewesen, auch nicht die Wunderwesen, die angeblich auf der PAN-THAU-RA hausten, konnte dem Vakuum und der Kälte widerstehen. Nicht ohne technische Hilfen – und die würden auf den Ortern des Helks erscheinen und die Module des Roboters wie ein Leuchtfeuer unfehlbar zum Feind führen.

      Doch die Feuer blieben aus. Die Nacht an diesem Ort, an dem es keine Nacht gab, blieb ungestört. Der Wachring der Helk-Module – besser die Wachsphäre, erstreckte sie sich doch sowohl auf die drei Dimensionen des Raums, als auch auf das überdimensionale Kontinuum – war erstarrt. Die Module verharrten an den ihnen zugewiesenen Standorten, fütterten ihre Daten in das Netz der Helks, während sie selbst es nach relevanten Informationen absuchten. Zwei von ihnen streiften durch den toten Sektor, stellten sicher, dass sich nicht noch irgendwo Leben regte, denn Leben war potentieller Widerstand. Und Leben war hartnäckig. Hier, an Bord des Sporenschiffs PAN-THAU-RA traf das wahrscheinlich noch mehr zu als an jedem anderen Ort des Universums.

      Nicht hartnäckig genug jedoch, wie es schien, für den Ansturm der Zweidenker. Die beiden Module trafen nirgends auf Widerstand. Mit dem Gleichmut, der Helks zu Eigen war, legten die Roboter überall in den toten Gängen und Räumen ihre Minen ab, tödliche Detektoren, die die Loower alarmieren würden, sollte sich neues Leben regen, um es dann mit verheerenden Explosionen zu vernichten.

      Belor-Thon streichelte mittlerweile mit seinen Flughäuten sanft über die ihren. Er pfiff. An-Keyt ließ ihn gewähren, obwohl ihr seine Zärtlichkeiten nichts bedeuteten. Sie war ebenso wie er in einer eigenen Welt gefangen, doch in keiner der Lust, sondern der rasenden Gedanken.

      Immerhin, An-Keyt war froh, dass er sich auf die Flughäute konzentrierte. Sie waren die empfindlichsten Körperteile der Loower, und Belor-Thon wurde dadurch automatisch zärtlicher, sollte er es nicht darauf anlegen, sich selbst wehzutun. Er wollte es nicht, wie sich rasch zeigte. Die Behutsamkeit des Jungen überraschte An-Keyt. Sie gurgelte anerkennend und erreichte den gewünschten Effekt: Belor-Thon verblieb bei den Flughäuten, genoss mit geschlossenen Augen den Triumph, der Älteren Lust zu bereiten.

      Es war die Gelegenheit für An-Keyt, ungestört ihren Blick wandern zu lassen. Sie verdrehte ein Stielauge nach rechts, das andere nach links und übersah den Raum in seiner Gesamtheit.

      Direkt neben ihr war der Navigator Lef-Krar auf einer improvisierten Matte in die Knie gegangen. Er hatte Tentakel und Flughäute eng um einen ihrer Gefährten geschlungen. So eng war die Umarmung, dass einige Augenblicke vergingen, bis An-Keyt bei einer Drehung des Körper-Knäuels den Zweiten im Bunde erkannte. Es war Mirton-Kehn, der Logistiker des Kommandos, ein älterer und – wie An-Keyt fand – abgrundtief hässlicher Mann, der es nur dem akuten Mangel an verfügbaren Zweidenkern verdankte, dass er am Sturm der PAN-THAU-RA teilnahm. Die Loowerin hätte es sich nie vorstellen können, dass es Mirton-Kehn jemals gelang, jemanden zu finden, der bereit wäre, sich mit ihm zu paaren. Sie hatte sich geirrt. Lef-Krar und Mirton-Kehn paarten sich – und das mit einer Leidenschaft, die An-Keyt verblüffte und gegen ihren Willen Neid in ihr aufsteigen ließ. Mit widerwilliger Faszination folgte sie dem Schauspiel. Lef-Krar war der Dominierende des Paares, er bestimmte, in welchen Schritten die Paarung ihren Gang nahm. Er tat dies mit einer Sorgfalt und Intensität, die An-Keyt verriet, dass der Vordenker sich in dem Navigator irrte. Lef-Krar war nicht nachlässig. Im Gegenteil. Der Navigator offenbarte sich An-Keyt in diesem Moment als ein Mann von großer Gewissenhaftigkeit.

      Die Loowerin prägte sich ihre Beobachtung ein. Ein Gefühl sagte ihr, dass sie eines Tages von Wichtigkeit sein konnte.

      Ihre Aufmerksamkeit wanderte weiter. In einer Ecke des Raums, eine Körperlänge von den übrigen getrennt, kauerte Mev-Sopran. Um ihn herum verstreut waren Bauteile. An-Keyt erkannte in einem Teil von ihnen einen auseinandergenommenen Kombistrahler und Diagnosegeräte. Die übrigen waren der Loowerin unbekannt. Mev-Sopran musste sie mit an Bord des Helks geschleppt haben, als Waffenwart des Kommandos standen ihm Freiheiten zu, die den übrigen verwehrt blieben. Einige der Bauteile waren seltsam gerundet und aus einem Metall, das im Halblicht des Raums einen Rotstich besaß. Sie wirkten fremd, un-loowerisch auf An-Keyt. Es mussten Gegenstände sein, die der Waffenwart im Lauf der Kämpfe in seinen Besitz gebracht hatte. An-Keyt fragte sich, wie Mev-Sopran es angestellt hatte. Ihr war kein Moment geblieben, nach irgendetwas zu greifen, geschweige denn, gezielt nach technischen Artefakten zu suchen. Die Erinnerung an den Tag hallte in ihren Gedanken als ein einziger Rausch nach, der ihr als Kater müde Knochen und einen angesengten Greiflappen bescherte. Letzterer verursacht vom Lauf ihres heißgeschossenen Strahlers.

      Mev-Sopran beugte sich nach vorne, über ein Helk-Modul, dessen stählerne Haut er geöffnet hatte wie ein Chirurg den Körper eines Patienten. Eins seiner Stielaugen steckte tief in den Eingeweiden des Moduls. Das Zweite stand senkrecht, seine Pupille drehte sich abwesend im Ausdruck absoluter Konzentration. Das Helk-Modul, mit dem der Waffenwart sich beschäftigte, war im Verlauf der Kämpfe ausgefallen. Negan-Parr hatte es zurücklassen wollen. Kein Grund, ein wertvolles Loowerleben zu riskieren. Das Modul hätte sich innerhalb von Minuten eigenständig vernichtet, um dem Gegner nicht von Nutzen sein zu können. Ihr Helk bestand aus Dutzenden von Modulen; was kümmerte sie ein Einzelnes?

      Der Waffenwart hatte den Befehl des Vordenkers missachtet. Als er vom Schicksal des Moduls erfuhr, hatte er sich wortlos aus seiner Deckung erhoben und war an den Abschnitt der Front gestürmt, in dem das Modul verloren zu gehen drohte. Die Auswertung seines Gefechtssystems hatte hinterher ergeben, dass Mev-Soprans Schirm ein halbes Dutzend Mal vor dem Zusammenbruch gestanden hatte und eigentlich im gegnerischen Feuer hätte kollabieren müssen. Doch er hatte standgehalten.

      An-Keyt vermutete, dass der Waffenwart den Schirm modifiziert hatte, »optimiert«, wie er es nannte. Mev-Sopran konnte seine Greiflappen von keinem Gerät lassen, musste an jedem technischen Spielzeug herumfummeln, das Maximum an Leistung herauskitzeln. Der Vordenker Negan-Parr wusste darum und missbilligte die Spielereien, die er als »Manipulationen« bezeichnete, war aber technisch zu ungebildet, um sie Mev-Sopran nachzuweisen. »Eines Tages wirst du dich damit umbringen«, sagte er deshalb nur, wenn er wieder einmal auf den Waffenwart wütend war, und schüttelte drohend die Tentakel.

      Eines Tages vielleicht. Eines Tages würde dem Waffenwart seine Besessenheit zum Verhängnis werden. Nicht an diesem Tag. Mev-Sopran war quicklebendig, in seinem Element. An-Keyt hatte keinen Zweifel, dass das Helk-Modul am nächsten Tag wieder funktionstüchtig sein würde. Das und mehr. Mev-Sopran würde es sich nicht verkneifen können, »Optimierungen« vorzunehmen.

      An-Keyt japste, als Belor-Thons Greiflappen sich mit unvermittelter Grobheit in ihre empfindlichen Flughäute gruben. Der Junge zuckte zurück, entschuldigte sich stotternd und machte sich wieder ans Werk, als die Loowerin seine Beteuerungen mit Schweigen quittierte. Er fasste es als Zustimmung auf. Er lag nicht völlig falsch. Ein Teil der Erregung von Lef-Krar und Mirton-Kehn, die sich zügig von Semi-Höhepunkt zu Semi-Höhepunkt arbeiteten, war auf die Zweidenkerin übergesprungen. Möglicherweise, überlegte An-Keyt, wurde aus dem Jungen, der sich an ihr abmühte, noch etwas.


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