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Fürstenkrone 11 – Adelsroman. Viola LarsenЧитать онлайн книгу.

Fürstenkrone 11 – Adelsroman - Viola Larsen


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Rulle, dann geht er wortlos durch die Hotelhalle zum Lift.

      »Es war schrecklich, Rulle!«, stöhnt Sabrina gequält, als der Mann, den sie liebt, ihren Blicken entschwunden ist. »Ich mache mir entsetzliche Vorwürfe, weil ich versagt habe, denn dass ich versagt habe, weiß ich ganz genau.«

      Rulle ist zu ehrlich, um Sabrina zu widersprechen, aber er tröstet sie trotzdem und sagt: »Das kann vorkommen, man darf es nur nicht zu tragisch nehmen. Hoffentlich können Sie schlafen, denn es wird jetzt nichts besser davon, wenn wir die Nerven verlieren. Passen Sie auf, in Stockholm und Oslo ist alles wieder ganz anders!« Aber im Grunde genommen glaubt er nicht daran, dass der Chef nach diesem Londoner Misserfolg die zwei noch geplanten Konzerte geben wird. Blass und bekümmert reicht er Sabrina die Hand. »Ich habe auch versagt«, meint er mit einem schwachen Lächeln. »Ich habe heute Morgen nicht ›Hänschen klein‹ gespielt und habe heute Abend vergessen, vor Konzertbeginn auf die Rampe zu spucken.«

      »Das ist freilich entsetzlich!«, lächelt Sabrina zurück, aber es ist ein müdes, trauriges und gequältes Lächeln. »Gute Nacht, Rulle! Schlafen auch Sie gut!« Sie nickt ihm noch einmal zu und geht dann schnell durch die Hotelhalle zum Lift.

      Es wäre alles nicht so schlimm, denkt sie, wenn ich mit ihm sprechen und ihm erklären könnte, wie es kam, dass ich versagt habe. Aber alles Grübeln nützt jetzt nichts mehr, Rulle hat vollkommen recht.

      Allein und verlassen steht Sabrina dann in ihrem bezaubernden Kleidchen aus Silberchiffon in ihrem vornehmen Hotelzimmer. Tränenlos starrt sie vor sich hin ins Leere, und das Herz ist ihr so schwer wie ein Stein.

      *

      Um die gleiche Zeit geht Fürst Wolfhart ruhelos in seinem Hotelzimmer auf und ab. Er raucht seine kleine Pfeife und wartet darauf, dass eine von ihm angemeldete Verbindung mit seiner Konzertagentur hergestellt wird. Sein Antlitz ist verschlossen und trägt einen fremden, hochmütigen Zug.

      Als endlich das Telefon klingelt, nimmt er ungeduldig den Hörer ab und meldet sich. Ohne Einleitung erklärt er seinem aus dem Schlaf geschreckten Agenten, der erst gar nicht begreift, dass er um diese späte Stunde aus London angerufen wird: »Dieses Konzert war die größte Blamage meines ganzen Lebens. Ich werde die Kritiken mit einem rosa Seidenbändchen versehen und Ihnen zuschicken. Hören Sie noch? Ich werde sofort auf meinen Landsitz reisen. Sagen Sie die geplanten Konzerte in Stockholm und Oslo ab! Guten Abend!«

      Ehe der Konzertagent auch nur ein einziges Wort hat sagen können, legt Fürst Wolfhart den Hörer wieder auf und trennt so die Verbindung.

      Mit einem erleichterten Aufseufzen lässt er sich in einem der tiefen Sessel, die um einen Klubtisch stehen, nieder. Das wäre also erledigt, denkt er. Keine Macht der Welt könnte mich dazu bewegen, nach diesem entsetzlichen Misserfolg noch in Stockholm oder Oslo aufzutreten.

      Dabei vermeidet er es, an Sabrina zu denken, die durch den entsetzlichen Misserfolg ja noch schwerer getroffen sein muss als er selbst.

      Aber noch ehe er seinen Gedanken eine neue Richtung geben kann, pocht es leise an seiner Tür, die sich gleich darauf öffnet. In ihrem Rahmen steht Simone von Bernadette.

      Fürst Wolfhart springt auf.

      »Du?«, fragt er, und seine Stimme klingt rau. »Was – was willst du hier?«

      Die schöne Frau lächelt. Aber es ist ein maskenhaft starres Lächeln, das ihre Lippen umspielt. Ihre Augen glitzern höhnisch. Langsam schließt sie die Tür hinter sich und kommt auf Fürst Wolfhart zu.

      »Ich will nichts weiter als dir Glück wünschen«, sagt sie. »Du warst einfach wundervoll!«

      Bitter lacht Fürst Wolfhart auf.

      »Herzlichen Dank!«, gibt er zynisch zurück. »Ich habe deine Fähigkeit zu spotten schon immer bewundert.«

      »Aber, Wolfhart«, verweist ihn die schöne Prinzessin sanft, »du irrst! Ich gebe ja zu, dass dein Konzert kein Erfolg war, aber daran trug doch einzig und allein diese kleine Geigerin die Schuld. Ich hielt schon in Paris nicht viel von ihr. Mein Gott, die Pariser sind eben sehr rasch begeistert, wenn eine Künstlerin jung ist und ein hübsches Lärvchen hat.«

      »Bitte, mäßige dich, Simone!«, gebietet Fürst Wolfhart herrisch. »Sabrina Mauri ist meine Schülerin. Ich weiß, dass sie eine große, starke Begabung besitzt.«

      »Eine Begabung, die dir den ersten Misserfolg deiner Laufbahn eingetragen hat«, stellt die Prinzessin ironisch fest.

      Fürst Wolfhart zieht es vor, darauf keine Antwort zu geben.

      »Willst du mir nicht wenigstens Platz anbieten?«, fragt sie nun und lässt sich, ohne die erbetene Aufforderung abzuwarten, in einem Sessel nieder.

      Unwillig beobachtet Fürst Wolfhart die schöne Frau.

      »Ich bin sehr müde«, sagt er kurz. »Was willst du also von mir?«

      Die Prinzessin lächelt verführerisch. »Oh, nichts weiter!«, antwortet sie dann. »Ich wollte dich nur sehen und dir sagen, dass du wundervoll warst, wenn auch der Beifall ausblieb. Ich bin sogar überzeugt davon, dass die morgigen Kritiken nicht schlecht sein werden. Wie lange haben wir uns eigentlich nicht mehr gesehen, Wolfhart?«

      »Wenn ich mich recht erinnere, sind es erst ein paar Tage her«, antwortet Fürst Wolfhart.

      »Aber nicht doch, Wolfhart! Ich spreche von den Jahren, die vor unserem Wiedersehen in Paris lagen. Ach, es war ein großer Fehler von mir, dich zu verlassen.«

      Die schöne Prinzessin seufzt tief und blickt aus ihren mandelförmigen Augen dem Rauch ihrer Zigarette nach, der sich in zierlichen Arabesken zur Decke kräuselt.

      »Ich habe meine Fehler zu spät erkannt«, fährt sie jetzt mit gedämpfter Stimme fort. »Erst als wir uns endgültig getrennt hatten, erst als unsere Ehe geschieden war, da wusste ich, welch einen edlen Menschen ich in dir verloren hatte.«

      »Vielen Dank für das unverdiente Kompliment«, sagt Fürst Wolfhart da mit einer spöttischen Verneigung. »Ich erinnere mich nämlich noch sehr gut daran, dass du mich den verständnislosesten und herzlosesten Menschen aller Zeiten nanntest.«

      »Vergib!«, bittet die schöne Stimme nun leise, und es gelingt ihr sogar, den Anschein zu erwecken, als ob ihre Reue echt ist. »Ich war damals noch zu jung, um deinen wahren Wert zu erkennen.«

      »Aber du warst erwachsen genug, um zu erkennen, dass es sich als Simone Prinzessin von Bernadette angenehmer leben ließ als bei mir, nicht wahr?«

      »Es war die Einsamkeit des Moorschlosses!«, klagt die schöne Frau. »Diese Einsamkeit hat mich verrückt gemacht. Ich verlor die Nerven. Kannst du das nicht begreifen? Ich war das rege, glänzende gesellschaftliche Leben gewohnt, in dem ich aufgewachsen war. Ich fürchtete mich vor der Stille und … manchmal auch vor dir.«

      »Davon habe ich eigentlich nie etwas bemerkt«, erklärt Fürst Wolfhart spöttisch.

      »Du bist grausam, Wolfhart!«, seufzt die Prinzessin. »Begreifst du wirklich nicht, dass ich ehrlich bereue und dass ich zur Einsicht gekommen bin?« Sie betupft sich mit einem zartfarbenen Spitzentaschentüchlein die seidigen Wimpern. »Ich – ich habe mich unendlich darauf gefreut, dich wiederzusehen, und habe mir, offen gestanden, dieses Wiedersehen anders vorgestellt.«

      Fürst Wolfhart macht eine brüske Handbewegung. Er kann sich nicht erklären, warum ihn seine geschiedene Gattin, um derentwillen er einmal unendlich gelitten hat, plötzlich wieder aufsucht.

      »Was willst du von mir, Simone?«, fragt er rau. »Denn dass du etwas von mir willst, das weiß ich genau.«

      Simone von Bernadette sieht ihn groß an, und ihre mandelförmig geschnittenen Augen flackern sonderbar.

      »Nimm mich wieder zu dir!«, bittet sie leise. »Lass uns noch einmal neu beginnen. Ich bin heute um viele Jahre reifer und verständiger geworden. Wir waren damals beide noch so schrecklich jung, Wolfhart. Wir waren halbe Kinder, du und ich. Es war ein großer Fehler, dass wir uns einfach getrennt haben, anstatt das Leben gemeinsam zu


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