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Der kleine Fürst Staffel 14 – Adelsroman. Viola MaybachЧитать онлайн книгу.

Der kleine Fürst Staffel 14 – Adelsroman - Viola Maybach


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von Stade ein Interview geben. Darauf müssen wir ihn vorbereiten, habe ich Recht?«

      »Du hast fast immer Recht.«

      »Wenn du das nur einsiehst. Ich stelle eine Liste von Fragen zusammen, auf die er gefasst sein muss. Wenn ich fertig bin, lege ich dir die Liste vor und du ergänzt sie um alles, was dir noch dazu einfällt. Klingt das vernünftig?«

      »Überaus vernünftig.«

      Sie drohte ihm scherzhaft mit der Faust und ging hinaus. Gleich darauf hörte er sie in ihrem Büro nebenan wie wild die Tastatur ihres Computers bedienen.

      Schmunzelnd nahm er sich ein Blatt Papier und begann seinerseits, über die Fragen nachzudenken, die Ferdinand von Stade dem kleinen Fürsten vermutlich stellen würde. Wenn der Fünfzehnjährige wusste, was ihn erwartete, konnte eigentlich nicht allzu viel passieren.

      *

      »Bist du gut vorbereitet?«, fragte Henning Kuhlmann.

      »Auf den kleinen Fürsten, meinst du?«, fragte Caroline lächelnd zurück.

      »Was soll ich denn sonst meinen? Auf deine Führungen bist du immer gut vorbereitet, das weiß ich schließlich.«

      »Ich habe versucht, überhaupt nicht mehr an den Jungen zu denken«, gestand Caroline. »Mir scheint, dass das die beste Strategie ist.« Sie stockte und fragte dann lächelnd: »Soll ich dir mal was verraten?«

      »Na?«

      »Ich habe überlegt, Baronin von Kant anzurufen und mir bei ihr Rat zu holen, bis mir klar wurde, dass das wohl keine so gute Idee ist. Sie würde mich bestimmt für sensationslüstern halten und mir nicht abnehmen, dass ich nur sichergehen will, alles richtig zu machen.«

      »Ich wünschte«, murmelte Henning, »die fünf Tage wären schon vorüber und Prinz Christian wieder wohlbehalten zurück in seinem Schloss.«

      Sie betrachtete ihn prüfend. »Du machst dir Sorgen«, stellte sie schließlich staunend fest. »Offenbar mehr Sorgen als ich.«

      »Ich bin dein Chef, vergiss das nicht. Wenn etwas schiefgeht, werde im Zweifelsfall ich zur Verantwortung gezogen, nicht du. Ist es da ein Wunder, wenn ich mir Sorgen mache?«

      »Ausgerechnet du!«, sagte sie kopfschüttelnd. »Henning Kuhlmann, der berühmte Fels in der Brandung, der auch im größten Chaos nie die Ruhe verliert, nicht einmal, wenn hundert aufgeregte Touristen in sein Büro stürmen, weil sie denken, sie hätten einen Bären im Wald gesehen.«

      Bei der Erinnerung an dieses Erlebnis des vergangenen Jahre grinsten sie beide. Es war nicht einfach gewesen, die Leute zu überzeugen, dass sie sich geirrt hatten, dass es keine Bären im Kellerwald gab. Natürlich hatte niemand in der Aufregung daran gedacht, ein beweiskräftiges Foto zu schießen. Die Geschichte von dem Bären hatte natürlich den Weg in die Presse gefunden, und noch immer tauchten Leute auf, die mit zitternder Stimme fragten: »Sind die Wege denn auch wirklich sicher? Hier soll es doch Bären geben. Und wurde nicht neulich ein Kind angefallen?«

      »Jetzt mal ehrlich, Henning: Was sollte denn schiefgehen?«, fragte Caroline.

      »Ich weiß es nicht, ich habe ja nicht besonders viel Fantasie. Aber mein Bauch sagt mir, dass wir sehr, sehr vorsichtig sein müssen. Diese Affären-Geschichte kommt mir so vor wie ein Pulverfass. Ein Funke, und alles geht in die Luft.«

      »Also, jetzt übertreibst du. Alles wird gut gehen, verlass dich auf mich, in Ordnung? Wolltest du sonst noch etwas mit mir besprechen? Wenn nicht, würde ich jetzt gern gehen, ich habe nämlich noch einiges zu erledigen bis morgen.«

      »Hals- und Beinbruch«, sagte er, als sie die Tür bereits geöffnet hatte.

      »Danke.« Sie verließ sein Büro und wollte schon das Gebäude verlassen, als sie das deutliche Gefühl hatte, beobachtet zu werden. Eingedenk des vorangegangenen Gesprächs blieb sie stehen und ließ ihren Blick über die Leute schweifen, die sich in der großen Eingangshalle des Zentrums aufhielten. Sie fand den Mann, der sie ganz offen ansah, schnell: ein langer Blonder mit blitzblauen Augen in einem Gesicht, das eher verschlossen wirkte. Als sich ihre Blicke begegneten, lächelte er nicht, aber er wandte auch den Blick nicht ab. Neben ihm stand eine hübsche, zierliche Schwarzhaarige, auch sie hatte blaue Augen, und sie redete mit dem Blonden, der ihr jedoch nicht zuzuhören schien.

      Caroline ließ ihren Blick gleichmütig weiterwandern, dann setzte sie sich wieder in Bewegung und verließ endlich das Gebäude. Sie konnte nicht verhindern, dass ihr Herz schneller schlug. Wer war der Mann, und warum hatte er sie so angesehen? Verdammt attraktiv war er, wie sie nicht umhin konnte festzustellen. Und diese Augen …

      Sie rief sich energisch zur Ordnung und richtete ihre Gedanken wieder auf das Gespräch, das sie zuvor mit Henning geführt hatte. Hoffentlich war das Auftauchen des Blonden nicht schon ein schlechtes Vorzeichen für die baldige Ankunft von Christian von Sternberg! Lagen die Journalisten etwa doch schon in den Startlöchern? Ihr wurde mulmig zumute. Eben, in Hennings Büro, hatte sie noch Scherze über die Beunruhigung ihres Chefs gemacht, jetzt war sie selbst davon erfasst worden.

      Das mulmige Gefühl blieb, auch als sie längst im Auto saß und nach Hause fuhr, um sich ihre Unterlagen noch einmal in Ruhe anzusehen. Sie würde, beschloss sie, Hennings Rat beherzigen und sehr, sehr vorsichtig sein.

      Trotzdem konnte sie es nicht verhindern, dass ihre Gedanken noch öfter zu dem strahlend blauen Blick des Blonden zurückkehrten. Schade, dachte sie, dass er wahrscheinlich ein Journalist ist. Es wäre viel schöner gewesen, wenn er mich so angesehen hätte, weil er sich für mich interessiert …

      *

      »Kennst du die Frau?«, fragte Lena.

      Jakob und sie hatten seit ihrer ersten Begegnung mehrere Touren zusammen gemacht, sie waren, wie Lena festgestellt hatte, ›ein gutes Wanderteam‹. Jakob sah das auch so, Lena war eine angenehme Begleiterin. Sie teilte sein Interesse für Fotografie, und sie war locker und unkompliziert. An einem Tag hatte er lieber allein wandern wollen und ihr das auch gesagt, sie war nicht die Spur beleidigt gewesen.

      Noch immer sah er der Frau mit dem braunen Pferdeschwanz nach. Dieses Gesicht, dachte er, würde ich gerne fotografieren, es müsste halb im Schatten sein, halb im Licht. Und wie wundervoll sie sich bewegt! Aber das konnte man auf einem Foto natürlich nur bedingt einfangen.

      Lena stupste ihn sachte an und riss ihn damit aus seinen Gedanken.

      »Was ist denn?«, fragte er, widerwillig den Blick von der braunhaarigen Frau abwendend.

      »Ob du die Frau kennst, habe ich dich gefragt.«

      »Nein, wieso?«

      Sie lächelte. »Weil du ihr wie gebannt hinterhergestarrt und nicht einmal meine Frage gehört hast.«

      Er zwang sich dazu, seine Stimme beiläufig klingen zu lassen. »Sie kam mir im ersten Moment bekannt vor, aber ich habe mich geirrt.«

      Sie waren im Informationszentrum des Nationalparks, um dort ein paar Fragen zu einer Tour zu stellen, die sie sich für einen der nächsten Tage vorgenommen hatten. Es war der Beschreibung ihres Wanderführers zufolge eine ziemlich anspruchsvolle Tour, die den ganzen Tag dauern würde.

      »Da vorn ist jemand frei«, sagte Lena und steuerte auf einen der Mitarbeiter des Zentrums zu.

      Jakob folgte ihr, in Gedanken noch immer bei der Frau mit dem schönen klaren Gesicht, deren Blick ihn kurz gestreift hatte. Es ging ihm nicht oft so, dass ein Gesicht ihn faszinierte, wenn es aber so war, dann wollte er es unbedingt sofort fotografieren. Er fragte dann in der Regel, ob man ihm das erlaubte, und bis jetzt hatte er noch nie eine Absage bekommen. Wäre Lena nicht bei ihm gewesen eben, er hätte die Frau gefragt. Nun jedoch war es zu spät, und er ärgerte sich darüber. Wäre er, wie üblich, allein gewesen, wäre ihm das nicht passiert.

      Er hörte kaum zu, was Lena fragte, dabei waren es auch seine Fragen, die sie stellte. Zum ersten Mal, seit er sie kennen gelernt hatte, betrachtete er sie voller Abwehr. Wieso machte er die Tour morgen eigentlich mit ihr? Nur weil sie ganz nett war? Seit wann war das


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