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Der kleine Fürst Staffel 14 – Adelsroman. Viola MaybachЧитать онлайн книгу.

Der kleine Fürst Staffel 14 – Adelsroman - Viola Maybach


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Schattens, aber mein Chef hatte mich gewarnt, dass so etwas passieren könnte, deshalb war ich aufmerksam.«

      »Danke jedenfalls«, sagte Christian verlegen. »Ich bin nicht einmal auf die Idee gekommen, die Journalisten könnten auch hier auf der Lauer liegen. Außerdem trauen sie sich meistens nicht, mich zu fotografieren. Meine Tante und mein Onkel klagen sofort, wegen Verletzung der Privatsphäre, das wissen alle, deshalb riskieren sie das nicht. Jedenfalls jetzt nicht mehr. Am Anfang, als diese …, diese Affäre noch neu war, galt das noch nicht, da gab es ja so etwas wie ein öffentliches Interesse, aber jetzt …« Er brach ab.

      »Der Typ kommt nicht wieder, glaube ich, und wenn er es wagt, die Fotos zu veröffentlichen, wird er sich wünschen, es nicht getan zu haben«, sagte Caroline grimmig. »Dann klage nämlich ich. Wie kommt der dazu, uns beide einfach zu fotografieren? Das ist wirklich eine Unverschämtheit.«

      »Er hat bestimmt einen Schock fürs Leben bekommen, als du auf ihn losgegangen bist.« Unversehens lächelte Christian. »Ich hatte keine Ahnung, dass du so wütend werden kannst. Wie eine Furie.«

      »Ehrlich?«, fragte Caroline verlegen. »Es stimmt schon, wenn ich richtig wütend werde, vergesse ich meine gute Erziehung. Ich habe schon einige Leute erschreckt, die mich vorher noch nie so erlebt hatten. Aber aufdringliche Fotografen und Journalisten finde ich wirklich das Letzte, da raste ich einfach aus.« Sie sah Christian an. »Ich hole mir noch ein Bier, sonst kann ich nicht schlafen. Willst du auch noch etwas trinken?«

      »Ein halbes Bier vielleicht?«, fragte er. »Ich habe noch nie welches getrunken.«

      »Du bist ja auch noch jung. Aber ich würde sagen, dieses ist der passende Augenblick für den ersten Versuch.«

      Das Bier schmeckte dem kleinen Fürsten nicht sonderlich, er ließ fast alles stehen, aber es war trotzdem ein gutes Gefühl, neben einer Frau zu stehen, die seinetwegen einen aufdringlichen Fotografen gejagt hatte. Und auch, wenn der Grund für ihr Handeln natürlich unerfreulich war, so gehörte doch ihre Reaktion zum Nettesten, was ihm in letzter Zeit widerfahren war.

      *

      »Hast du dich beim Rasieren geschnitten?«, fragte Lena am nächsten Morgen, als Jakob mit verschlossenem Gesicht zum Frühstück erschien. Sie beugte sich näher zu ihm. »Oder bist du überfallen worden? Du hast Kratzer im Gesicht.«

      Er hatte schon eine unwillige Antwort auf der Zunge, schluckte sie aber hinunter. Es war nicht Lenas Schuld, dass er sich hatte erwischen lassen.

      Da er nicht antwortete, fragte Lena weiter: »Und was ist mit Caroline von Hessen?« Sie machte eine Kopfbewegung hinüber zur Jugendherberge. »Die brechen sicher bald auf.«

      Ihm blieb nichts anderes übrig, als ihr die Wahrheit zu sagen, wenn er verhindern wollte, dass sie ihn weiter mit ihren Fragen löcherte, und so lieferte er ihr einen stark verkürzten Bericht seines spätabendlichen Erlebnisses.

      Er sah das Aufblitzen in ihren Augen, aber sie beherrschte sich mustergültig, weitere Anzeichen dafür, dass sie sich amüsierte, gab es nicht. Als er geendet hatte, sagte sie ganz sachlich: »Das war natürlich blöd. Was willst du jetzt machen?«

      »Ich denke«, sagte er und begriff erst, als er es aussprach, dass er diese Entscheidung offenbar schon am Vorabend gefällt hatte, ohne sich dessen richtig bewusst geworden zu sein, »ich breche meine Zelte hier ab.«

      »Schon?«, fragte sie. Er hörte die Enttäuschung in ihrer Stimme. »Aber wir wollten doch noch …« Sie brach ab, als sie sein Gesicht sah. »Egal. Du hast dich entschieden, wie ich sehe. Die Frau hat dich wirklich sehr beeindruckt, nicht?«

      »Ja«, bestätigte er. »Auch gestern Abend wieder. Ich bin mir zwar schrecklich vorgekommen, als ich vor ihr Reißaus genommen habe, aber du hättest sie mal hören sollen, wie sie mich beschimpft hat. Mich wundert, dass nicht alle Leute ringsum wach geworden sind.«

      »Ich schlafe hier so tief, dass mich vermutlich nicht einmal Kirchenglocken aufwecken würden«, bemerkte Lena. »Eins wüsste ich aber gern noch: Wieso bist du eigentlich weggelaufen? Du hättest ihr doch einfach die Wahrheit sagen können.«

      Er sah sie so verblüfft an, dass sie fragte: »Was ist denn? Stimmt doch, oder? Du hast sie fotografiert, das hat ihr nicht gepasst, aber du hattest schließlich nichts Böses im Sinn.«

      »Das hätte sie mir nicht geglaubt«, antwortete er schließlich. »Sie war so sauer, dass es mir bestimmt nicht gelungen wäre, sie von meinen guten Absichten zu überzeugen. Sie hat mich als Spanner beschimpft, weißt du.«

      »Das hast du eben gar nicht erzählt.«

      »Weil mir die ganze Geschichte ziemlich peinlich ist, das kannst du mir glauben.«

      »Also endet unsere gemeinsame Tour hier und heute?«, fragte sie. »Ich kann das noch gar nicht glauben.«

      »Tut mir leid, Lena.«

      »Mir tut es auch leid«, erwiderte sie. »Weißt du, als wir uns kennen gelernt haben, dachte ich, zwischen uns könnte mehr sein als eine Wanderfreundschaft.«

      Ihre Offenheit brachte ihn erneut in Verlegenheit, er wusste nicht, was er sagen sollte, und so wiederholte er: »Tut mir leid.«

      Sie lächelte, halb traurig, halb spöttisch. »Hör schon auf, dich zu entschuldigen, du kannst ja nichts dafür, dass du mein Typ bist.«

      »Ich wusste nicht, dass du solche … Hoffnungen hast.«

      Sie zuckte mit den Schultern. »Es wäre schön gewesen, aber wenn es nicht klappt, klappt es nicht. Keine Sorge, ich bin nicht am Boden zerstört. Vorsichtshalber habe ich mich nicht richtig in dich verliebt, nur ein bisschen. Wahrscheinlich hatte ich gleich so eine Ahnung, dass das nichts wird mit uns beiden. Und spätestens als Caroline von Hessen aufgetaucht ist, war mir klar, dass ich nicht dein Typ bin.«

      »Ich habe überhaupt keinen Typ!«, wehrte er ab. »Das ist Quatsch, Lena.«

      Sie lächelte. »Ich habe deinen Gesichtsausdruck gesehen bei ihrem Anblick, Jakob, und der sprach, wie es so schön heißt, Bände. Also erzähl mir nichts.« Sie warf einen Blick aus dem Fenster. »Da, siehst du? Sie brechen auf.«

      Unwillkürlich zuckte er zusammen. Lena lachte. »Die sehen dich hier nicht, keine Sorge.«

      Er riskierte nun ebenfalls einen Blick nach draußen. Da war sie, Caroline von Hessen mit ihrem Pferdeschwanz, der sportlichen Kleidung und dem klaren, schönen Gesicht. Er würde sie nie wiedersehen, und diese Gewissheit verursachte ihm einen erstaunlich scharfen Schmerz. Er kannte sie kaum, dennoch breitete sich in ihm das Gefühl eines großen Verlusts aus. Immerhin, dachte er mit einem Anflug von Galgenhumor, kann ich mir zu Hause ihre Fotos ansehen.

      Eine Stunde später verabschiedete er sich mit einer schüchternen Umarmung von Lena. »Alles Gute weiterhin«, sagte er.

      »Vielleicht ist deine Geschichte mit der schönen Caroline noch gar nicht zu Ende«, erwiderte sie. »Manchmal geschehen die erstaunlichsten Dinge, mit denen man nie und nimmer gerechnet hätte.«

      »Danke, dass du versuchst, mich aufzumuntern. Überhaupt: Danke für deine Begleitung. Wir waren ein gutes Team.«

      Sie streichelte kurz seine Wange. »Ja, das waren wir«, erwiderte sie leise. Dann drehte sie sich um und kehrte in ihr Zimmer zurück, während Jakob sich auf den Heimweg machte.

      *

      »Geht es dir auch so, Fritz«, fragte die Baronin zögernd, »dass du manchmal anfängst zu zweifeln?«

      Sie musste ihm nicht näher erklären, was sie meinte, er wusste es sofort, und er wirkte aufrichtig erleichtert, als er zurückfragte: »Du also auch?«

      Die Baronin nickte stumm, und so fuhr er fort: »Ja, mir kommen manchmal Zweifel an Leo, vor allem nachts, wenn ich aufwache und nicht wieder einschlafen kann. Dann frage ich mich, ob Frau Roe­der vielleicht doch die Wahrheit sagt, ob wir uns irren, ob Leo Seiten hatte, die wir nicht kannten und die er sorgfältig vor uns verborgen hat.«

      »Das alles kann sein, Fritz«,


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