Perry Rhodan - Die Chronik Band 1. Michael NagulaЧитать онлайн книгу.
der Serie fortgesetzt.
Interview: Ganz privat mit Günter M. Schelwokat – Ein Interview von Hans Gamber und Wolfgang J. Fuchs
Wie kamen Sie eigentlich zur Science Fiction?
In frühester Jugend las ich so ziemlich alles, was mir in die Finger kam – von Märchen und Sagen bis Karl May, Schiller und Shakespeare. In den Vierzigerjahren entwickelte ich eine Vorliebe für Zukunftsromane, Werke von Dominik, Daumann, Laßwitz, Jules Verne etc. Als ich dann nach Kriegsende Zugang zu amerikanischen Bibliotheken fand und der SF begegnete – obwohl es schon über dreißig Jahre her ist, weiß ich noch ganz genau, dass »Donovan’s Brain« von Siodmak das erste einschlägige Werk war, das ich im Original las –, war es um mich geschehen: Ich wurde unheilbarer SF-Fan und leidenschaftlicher SF-Sammler. Keine Frage, dass ein solches Hobby, mit allem Nachdruck betrieben, ins Geld läuft. Um meine Kasse durch eine Nebenbeschäftigung aufzubessern, ging ich eines Tages, es war Anfang 1957, von meiner damaligen Wohnung in der Münchener Türkenstraße ein paar Häuser weiter zum Moewig Verlag und bot ihm meine Mitarbeit als SF-Spezialist an. Was sich aus diesem Schritt im Laufe der Zeit entwickeln würde, habe ich mir damals allerdings nicht träumen lassen.
Was haben Sie vorher gemacht?
Nach dem Abitur studierte ich Neuphilologie, wobei ich mir das Studium mit verschiedenen Jobs verdiente, unter anderem als Dolmetscher und Übersetzer. Das Anwachsen der Verlagsarbeit ließ sich schließlich nicht mehr mit einer Lehrtätigkeit vereinbaren. Ich musste mich für das eine oder das andere entscheiden – und meine Entscheidung zugunsten der SF fiel mir nicht schwer.
Sie gehören bei PERRY RHODAN zu den Männern der ersten Stunde. Wie war der Anfang, und wie sieht heute Ihr Verhältnis zu der Serie aus?
Das Verhältnis – wie sollte es auch anders sein! – sehe ich nach wie vor als eng und ungebrochen an. Wie es mit PERRY RHODAN begann? Nach bescheidenen Anfängen Mitte der Fünfzigerjahre war 1957 und 1958 besonders durch Publikationen wie UTOPIA GROSSBAND, UTOPIA MAGAZIN, GALAXIS, TERRA und TERRA SONDERBAND bei uns im deutschsprachigen Raum bereits eine stabile Plattform für die SF geschaffen worden. Es gab eine interessierte Leserschaft, auf die man bauen konnte. Und es gab 1959 einen Mann mit einem guten Riecher, der da meinte, die Zeit sei reif, es mit einer großangelegten Fortsetzungsserie über die zukünftige Entwicklung der Menschheit zu versuchen. Der Mann, von dem ich spreche, heißt Kurt Bernhardt und ist heute Cheflektor bei Pabel. Er spannte die beiden Autoren K. H. Scheer und Walter Ernsting zusammen, schickte sie in Klausur und gab damit den Startschuss zu etwas, das längst SF-Geschichte gemacht hat.
Wie arbeiten Sie mit den PERRY RHODAN-Autoren zusammen?
Man hat sich im Laufe der Jahre zusammengerauft. Gelegenheit dazu bieten vor allem die regelmäßig stattfindenden Exposékonferenzen, bei denen es mitunter sehr heiß hergeht, wenn die verschiedensten Ideen und Meinungen über die Fortführung der Serie aufeinanderprallen. Dass ein Autor sich bei einer solchen Auseinandersetzung sogar den Finger brach, ist allerdings ins Reich der Fabel zu verweisen. Der betreffende Unfall passierte nach einer solchen Konferenz beim Abendessen. Außerdem gibt es das Telefon – und die Drähte laufen manchmal heiß, wenn der eine oder andere Autor einen Bock geschossen hat, indem er das, was im Exposé festgelegt wurde, im Manuskript abweichend präsentierte. Glücklicherweise passieren solche Dinge, unter denen der innere Zusammenhalt und die Logik der Serie leiden, heute im Gegensatz zu früheren Tagen nur noch relativ selten – da trägt eben der Lernprozess seine Früchte.
Man kann das PERRY RHODAN-Team vielleicht mit einer Fußballmannschaft vergleichen – in der obersten Klasse natürlich! – und die Aufgabe des Lektors mit der eines Trainers. Der Trainer hat darauf zu achten, dass nicht nur ein paar Stars ihre Dribbelkünste zeigen, sondern dass die ganze Mannschaft erfolgversprechend spielt und ihre Punkte macht, um in der Meisterschaft ganz oben mitzumischen.
(aus: S.F.-PERRY RHODAN-Magazin Nr. 2, Februar 1980)
Der Zeichner der Serie
Mit K. H. Scheer, Clark Darlton, Kurt Mahr und W. W. Shols war im Frühjahr 1961 das Autorenteam für PERRY RHODAN komplett. Was noch fehlte, war ein Titelbildkünstler. Hier kam eigentlich nur ein Kandidat in Frage, nämlich Johnny Bruck. Der frühere Tier- und Naturzeichner verfügte über die Mischung aus Phantasie und Realismus, um den vielfältigen Motiven gerecht zu werden, die sich aus der Serie ergeben würden. Und außerdem war Bruck schnell – eine bittere Notwendigkeit in Zeiten, in denen ein Zeichner für fünf Innenillustrationen gerade einmal fünfzehn Mark erhielt …
Kurzbiografie: Johnny Bruck
Johannes Herbert Bruck wurde am 22. März 1921 in Halle/Saale geboren und verstarb am 6. Oktober 1995 an den Folgen eines Unfalls mit seinem Motorroller. Die ersten sechs Lebensjahre hatte er in Großbritannien verbracht, und mit sieben fertigte er bereits erste Tierzeichnungen an. Als Vierzehnjähriger riss er von zu Hause aus, weil er in die Südsee fahren wollte, wurde jedoch nach zwei Tagen entdeckt und wieder zurückgeschickt. Von 1936 bis 1938 machte er eine Lehre als Photolithograph und meldete sich zur Kriegsmarine. Nachdem sein Schiff versenkt worden war, lernte er im Lazarett den österreichischen Maler Hans Liska kennen, der als Werbegraphiker arbeitete und später jahrelang für Daimler-Benz tätig sein sollte. Bruck wurde zu einem Bewährungsbataillon nach Russland geschickt und wegen Überziehens seines Heimaturlaubs um zehn Stunden zum Tode verurteilt. Nur die deutsche Kapitulation bewahrte ihn vor einem Erschießungskommando der Nazis. Der deutsche Seeoffizier und Schriftsteller Felix Graf Luckner erwirkte seine vorzeitige Entlassung aus der britischen Kriegsgefangenschaft. Bruck ging nach Hamburg, wo er seine erste Ehefrau kennen lernte. Im Herbst 1945 zogen sie nach Goslar in den Harz, und die Kinder Gerd und Verena wurden geboren. Bruck arbeitete nun als Journalist und Illustrator unter anderem für DIE WELT und die HANNOVERSCHE PRESSE. Ab 1957 entstanden erste Titelbilder für den Uta Verlag, der Heftserien wie BILLY JENKINS und TOM PROX herausbrachte und 1960 von Erich Pabel übernommen wurde. Im Auftrag von Pabel und Heyne entstanden zahlreiche Titelbilder für Kriminalromane, Abenteuergeschichten und Kriegsbücher, aber auch Illustrationen für Jagdzeitschriften. Ihre Zahl ging bereits 1959, als er von Goslar nach München verzog, dem Sitz des Moewig Verlages, weit in die Hunderte, und allein für die PERRY RHODAN-Heftserie fertigte er bis Band 1799, »Der Kreis schließt sich«, alle Titelbilder an. Hinzu kamen mehr als tausend weitere für ATLAN, die PLANETENROMANE und andere SF-Reihen des Verlages. Seine kollagenartigen Bilder enthalten häufig Zitate, wobei er sich gelegentlich bei Surrealisten bediente. Gelegentlich signierte er mit Willis, J. Plasterer, Jo Shot und Johnny Crash. Als passionierter Jäger malte er am liebsten Tiere, und seine Gemälde aus dem Waidwerk erzielen unter Liebhabern immer noch steigende Preise.
Interview: Ganz privat mit Johnny Bruck – Ein Interview von Hans Gamber und Wolfgang J. Fuchs
Hatten Sie schon immer künstlerische Ambitionen?
Ich bin, abgesehen von einigen Semestern Aktzeichnen, die mir das nötige anatomische Rüstzeug gaben, absoluter Autodidakt. Dass ich ein Künstler sei, behaupten nur die anderen. Erblich belastet, beschmierte ich schon als Baby alles Erreichbare. Ich bin 1921 geboren, wuchs bis zum siebten Jahr in England auf und kam dann nach Hamburg. Hier fing das bewusste Zeichnen an. Gelegentlich schwänzte ich sogar die Schule, um Tiere im Hagenbecker Zoo zu zeichnen. Mit acht Jahren brauchte ich schon nicht mehr darunterzuschreiben, was es darstellen sollte.
Kam Ihnen da schon der Gedanke, einmal in Ihrer jetzigen Richtung tätig zu sein?
Nein, ich las damals zwar schon mit Begeisterung ROLF TORRING, JÖRN FARROW, BILLY JENKINS und andere, hatte aber noch keine Ahnung, dass ich diese Serien später alle selbst mitgestalten würde. Der Grundstein wurde eigentlich erst in meiner recht nassen Marinezeit gelegt, als ich den bekannten Kriegszeichner Hans Liska kennen und bewundern lernte. Neben später hinzukommenden Größen wie Rockwell, Blainsdell, Emsch und anderen wurde er zum Kaffeesatz für mein damals noch aquarellistisches Schaffen. Leider wurden alle meine Frühwerke durch Ausbomben vernichtet.
Wie war Ihr journalistischer Werdegang?
1938 fing ich bei der WELT an, die damals noch als englische Lizenzausgabe unter Pferdmenges lief. Neben dem Schreiben kam es mir sehr gelegen, mit Vergnügen politische Karikaturen zu zeichnen. Meine