Perry Rhodan - Die Chronik Band 1. Michael NagulaЧитать онлайн книгу.
Pseudonym – und Bert Horsley, hinter dem sich Walter Spiegl verbarg, die Serie, konnten ihr aber auch keinen Auftrieb mehr geben.
Kurzbiografie: Kurt Bernhardt
Der 1916 geborene Kurt Bernhardt betreute schon beim Erich Pabel Verlag die erste deutsche SF-Heftproduktion der Nachkriegszeit: JIM PARKERS ABENTEUER IM WELTRAUM und den daraus entstandenen UTOPIA-Zukunftsroman, der 1954 durch den UTOPIA GROSSBAND ergänzt wurde. Fünf Jahre später wechselte er zum Wilhelm Heyne Verlag nach München. Dort wurde er Cheflektor für die Taschenbuchreihen sowie für den Romanheft-Bereich beim angeschlossenen Moewig Verlag. Mit Unterstützung Ernstings startete er als Antwort auf die eigenen früheren Reihen im Frühjahr 1957 die Reihe TERRA, ab Heft 3 betreut von Günter M. Schelwokat, im nächsten Jahr gefolgt vom TERRA SONDERBAND, der mit Band 100 zur Taschenbuchreihe wurde.
Der passionierte Pfeifenraucher gilt heute als Initiator von PERRY RHODAN: Er übertrug den beiden damals erfolgreichsten deutschen SF-Autoren, K. H. Scheer und Clark Darlton, die Entwicklung einer neuen Serie. Außerdem regte er die Mitarbeit von Kurt Mahr und Kurt Brand an. Im Laufe der Jahre betreute er das Perryversum verlagsintern und gab immer wieder entscheidende Impulse, etwa zur Entwicklung einer eigenen Serie für die Hauptperson Atlan und die Entstehung der SILBERBÄNDE, die er sich als Karl-May-Edition von PERRY RHODAN vorstellte, aber auch für zahlreiche andere Serien in Heft und Taschenbuch wie SEEWÖLFE, VAMPIR, DÄMONENKILLER, RONCO, LOBO, DIE KATZE, TERRA FANTASY, UTOPIA CLASSICS und PLUTONIUM POLICE. Der PERRY RHODAN-Serie blieb er bis zu seinem Tod im Jahre 1983 verbunden. Seinem aufbrausenden Temperament hat K. H. Scheer in der Gestalt von Curt Bernard, dem Zahlmeister von Rhodans Flaggschiffen CREST II und III, bereits früh ein Denkmal gesetzt. Der Zeichner H. J. Bruck verewigte ihn auf dem Titelbild von PERRY RHODAN 300 als Sergeanten, der vor Roi Danton salutiert, einer Figur, die Scheer auf seine Anregung hin erschaffen hatte.
Doppelter Erfolg hält besser
Ungeachtet dieses Misserfolgs war Bernhardt aber von dem Konzept einer fortlaufenden Serie überzeugt. Man musste das Projekt nur richtig anpacken – statt auf einen Autor wie bei JIM PARKER auf ein ganzes Team setzen, auf bessere Qualität und inhaltliche Stringenz achten. Nur, wer konnte diese liefern?
Kurt Bernhardt geriet ins Grübeln: Vor sechs Jahren, 1954, hatte der damalige Spätheimkehrer Walter Ernsting unter seiner Regie die Reihe UTOPIA GROSSBAND etablieren können, die immer noch erschien. Zwar hatte es zwischen Ernsting und ihm immer gewisse Reibereien gegeben, aber dass der Filou ihn mit dem Pseudonym »Clark Darlton« genarrt hatte und ihm eigene Romane als angebliche Übersetzungen aus dem Amerikanischen untergeschoben hatte, war längst vergeben und vergessen.
Walter Ernsting alias Clark Darlton brachte aus der Sicht des Lektors zwei besondere Vorzüge mit. Er war fleißig und seine Romane kamen bei den Lesern gut an. Er vermittelte überzeugend die Atmosphäre des Wunderbaren in Raum und Zeit, das Gefühl erhabenen Staunens angesichts der Unendlichkeit des Alls, den »Sense of Wonder«, wie die Amerikaner es nannten. Außerdem hatte er mit dem Science Fiction Club Deutschland (SFCD) bereits 1955 ein Sammelbecken für begeisterte SF-Leser geschaffen, unter denen sich immer wieder das eine oder andere hoffnungsvolle Jungtalent finden ließ. Neue Autoren waren für jede Chance dankbar und würden den Verlag nicht viel kosten – stets eine wichtige Erwägung.
Auch aus dem schrumpfenden Leihbuchsektor kamen Zulieferer in Frage. Seit Jahren tummelte sich dort der unermüdliche Karl-Herbert Scheer. Mit seiner Serie ZUR BESONDEREN VERWENDUNG um zwei Staragenten der nahen Zukunft hatte er sich an die Spitze der deutschen actionbetonten SF geschrieben. Natürlich waren sechs Romane in einem Jahr, wie Scheer sie 1957 für seine Serie vorgelegt hatte, für eine Heftserie noch viel zu wenig. Selbst monatliches Erscheinen war völlig undenkbar. Das hatte er schon einmal gegenüber Ernsting klargestellt. Jeder wollte doch gleich weiterlesen!
Von JIM PARKER war damals alle zwei Wochen ein Roman erschienen …
Also wenn schon, dann – »jede Woche einen!«
Aber war das zu leisten? Erst vor wenigen Monaten, am 14. August 1959, hatte er mit Scheer einen Vorvertrag über eine Reihe namens TERRA FANTASY unterzeichnet, die ausschließlich deutsche Science Fiction bringen sollte … Und es hatte sich als Problem herausgestellt, dass nicht genug gute Autoren zur Verfügung standen.
Vielleicht sollte es eine Serie werden – keine Reihe? Vielleicht sollte er einfach Ernsting und Scheer in die vorderste Reihe stellen, die beiden beliebtesten deutschen SF-Autoren? Und vielleicht sollte er die beiden knappe Handlungsentwürfe schreiben lassen, die talentierte Kollegen von ihnen dann zu Romanen umsetzten?
Zugegeben, Ernsting und Scheer arbeiteten ihrer persönlichen Lebenseinstellung nach sehr unterschiedlich: Der eine war eher versöhnlich ausgerichtet und fabulierte mit fast schon naiver Begeisterung über die Unendlichkeit von Zeit und Raum, wobei er auch gelegentlich die Naturwissenschaft der zu erzählenden Geschichte opferte, während der andere, wie bereits erwähnt, knallharte Actionromane schrieb, die einigermaßen stimmige physikalische Ansätze aufwiesen und in einem feindseligen Universum spielten, dessen Protagonisten sich ständig der Bedrohung durch Aggressoren menschlicher oder nichtmenschlicher Herkunft ausgesetzt sahen.
Aber wie beliebt konnte eine fortlaufende Serie werden, die von beiden gemeinsam gestaltet wurde? Jeder Roman aus ihrer Feder würde ein Hit sein.
Und doppelter Erfolg hält besser!
Kurzbiografie: Clark Darlton
Der am 13. Juni 1920 in Koblenz geborene Walter Ernsting wuchs – bedingt durch die Scheidungen und Ehen seiner Mutter – in Essen, Lüdenscheid und Bonn auf, besuchte bis zur elften Klasse das Gymnasium und hielt sich als Dackelzüchter über Wasser. Sein Vater war Martin Ernsting, der als technischer Zeichner für Aral arbeitete und sich für Atomphysik und neue Erfindungen interessierte. 1940 wurde Ernsting zwangsweise zur Wehrmacht eingezogen, wo er in einer Nachrichteneinheit diente. Über Polen, Königsberg, Norwegen, Frankreich und Riga kam er 1945 ins Kurland und geriet in Gefangenschaft. Ein Mitgefangener denunzierte ihn bei den Behörden, so dass er 1947 zu fünf Jahren Straflager in Kasachstan verurteilt wurde. 1950 kehrte er schwerkrank nach Deutschland zurück und wurde 1952 als Dolmetscher bei den britischen Besatzungsbehörden tätig.
In seiner Jugend hatte Ernsting die Werke von Hans Dominik, Rudolf Heinrich Daumann und TARZAN-Erfinder Edgar Rice Burroughs verschlungen, ganz zu schweigen von den Heftserien SUN KOH, DER ERBE VON ATLANTIS und JAN MAYEN, DER HERR DER ATOMKRAFT, die zusammen fast dreihundert Ausgaben umfassten. In den Soldatenläden entdeckte er nun die britischen und amerikanischen SF-Magazine, die ihn auf Anhieb begeisterten. Mit einer Flasche Gin bewaffnet sprach er bei Erich Pabel vor, der ihn an Kurt Bernhardt verwies. Dieser betraute ihn mit der Aufgabe, geeignete Materialien auszuwählen, zu übersetzen und für die deutsche Heftveröffentlichung vorzubereiten. So wurde er 1954 Herausgeber, Übersetzer und Redakteur des UTOPIA GROSSBAND. Die Veröffentlichung eines eigenen Romans lehnte Bernhardt – unter dem Eindruck des Misserfolgs von JIM PARKER – jedoch ab: Niemand interessiere sich für SF-Romane deutscher Autoren. Und so schmuggelte Ernsting seinen Erstling »UFO am Nachthimmel« als Übersetzung getarnt und unter Pseudonym in die Reihe ein.
Als Clark Darlton – für zwei Romane auch als Fred McPatterson – wurde Ernsting zu einem der produktivsten und beliebtesten deutschen SF-Autoren der Fünfzigerjahre. Im Frühjahr 1955 begründete er den Science Fiction Club Deutschland (SFCD), den er 1958 in den Science Fiction Club Europa (SFCE) umbenannte. Sein Haus im oberbayrischen Irschenberg war längst zu einer Art Pilgerstätte für die Fans geworden, die ihn fast jedes Wochenende aufsuchten. 1961 entwickelte er mit K. H. Scheer zusammen PERRY RHODAN, für den er 193 Hefte und 24 Taschenbücher verfasste, und wirkte ab 1973 zusätzlich an den Serien ATLAN und DRAGON mit. Unter seinem bürgerlichen Namen entstand etwa ein Dutzend Jugendbücher und 1979 der auf den Theorien seines Freundes Erich von Däniken fußende Roman »Der Tag, an dem die Götter starben«. Hinzu kamen drei Dutzend Kurzgeschichten und rund siebzig Romane, die er als Clark Darlton außerhalb von Serien schrieb, darunter »Die neun Unbekannten« (1983), in dem der unsterbliche Graf Saint Germain sich gegen einen Geheimbund stellt, der die Geschicke der Menschheit lenkt. 1992 beendete er seine Laufbahn als Schriftsteller.
Bereits 1981 war Ernsting, der zuletzt