Perry Rhodan Chronik, Band 2. Michael NagulaЧитать онлайн книгу.
gelegentlich auch einzelne Kapitel beisteuerte. Mit dieser im August 1974 gestarteten Heftserie versuchte Kelter sich an den Erfolg von DÄMONENKILLER anzuhängen, der Horrorserie von Ernst Vlcek und Neal Davenport, die sehr erfolgreich im Erich Pabel Verlag lief.
Kurt Brand blieb bei alledem wieder außen vor. Er verfasste noch vier REN DHARK-Taschenbücher und ein Heftmanuskript für die SF-Reihe GEMINI, das der zuständige Kelter-Redakteur jedoch ablehnte.
Neue Anläufe – und Abgesänge
Schon vor der Einstellung von REN DHARK im Taschenbuch hatten sich die Stimmen gemehrt, die eine Neuauflage und Fortführung der Heftserie wünschten.
Ende 1977 wurde die Romanreihe GEMINI eingestellt; es war nicht gelungen, ein breites Publikum für diese SF-Reihe mit vorwiegend jungen deutschen Autoren zu finden. An ihre Stelle trat jetzt tatsächlich eine von vielen ersehnte zweite Auflage von REN DHARK. Aber die Hefte wurden einfach unbearbeitet noch einmal herausgebracht, zum Teil sogar mit den alten Druckvorlagen – lediglich die Titelbildgestaltung wurde modifiziert …
Zehn Jahre später sollte sogar eine dritte Auflage erscheinen, aber in beiden Fällen wurden die Hoffnungen der Leser auf eine Fortführung enttäuscht. Und das, obwohl während der dritten Laufzeit Heike und Werner Kurt Giesa ein weiterführendes Konzept bis Band 150 vorgelegt hatten. Es war einfach nicht möglich gewesen, beim Verlag ein Engagement für die Serie zu wecken, das ihrem wahren Potenzial gerecht wurde. Science Fiction wurde bei Kelter wie jede beliebige Trivialliteratur behandelt – als verwurstbare Billigware.
Schon Kurt Brand hatte ähnliche Erfahrungen gemacht.
»Er deutete ein- oder zweimal an«, erinnerte sich Werner Kurt Giesa in einem E-Mail-Wechsel mit dem Chronisten, »der alte Otto Melchert, dem die Kelter-Gruppe gehöre, habe sich immer gegen SF gesträubt und der junge – Gerhard – habe ›Ren Dhark‹ damals gegen den Willen seines Vaters durchgezogen. Otto Melchert hatte ja auch später, als er den Verlag längst an den Junior abgegeben hatte, immer noch seinen dicken Daumen drauf. Bis einschließlich der dritten Heftauflage, die Gerhard Melchert glaubhaft und ernsthaft weiterführen wollte und immerhin sogar bereit war, sich mit Kurt und mir in Frankfurt am Main zu treffen – wo gibt’s das sonst schon, dass der Verleger zum Autor kommt, statt den Autor zu sich zu zitieren? Jedenfalls wäre Frankfurt sowohl für Kurt als auch für Melchert junior der jeweils halbe Weg gewesen. Aber ein paar Tage vor Terminabsprache wurde dann doch wieder alles gekippt.«
Statt einer Fortführung wurden die Taschenbücher erneut gestartet. Noch zu Zeiten der dritten Heftauflage druckte der zur Kelter-Gruppe gehörende Deutsche Literatur-Verlag, den Otto Melchert leitete, die ersten drei Ausgaben nach. Es war wieder eine typische Billigproduktion. »Wie bei den Heften wurde der damalige Taschenbuchsatz verwendet und nur Verlagslogo und Impressum ausgetauscht – und natürlich die Titelbilder.«
Ein echtes Interesse an der Serie hatte der Verlag aber nach wie vor nicht. Giesa wusste zu berichten: »In den Kelter-Taschenbüchern war Band 3 verheftet worden, das heißt zwei Druckbögen in ihrer Reihenfolge vertauscht. Und obgleich Kurt den Verlag eigens darauf hinwies und einforderte, es diesmal richtig zu machen, wurde auch der Nachdruck genauso verheftet wie das Original! Da war jemand nicht ganz zu Unrecht ziemlich sauer.«
Aber schließlich sollte Kelter von seinem ungeliebten Kind befreit werden. Anfang der Neunzigerjahre kaufte Kurt Brands »Witwe« die Rechte an der Serie vom Verlag zurück. Maria Steinmetz, geborene Wallau, war zwar nicht mit Brand verheiratet gewesen, sondern »nur« seine Lebensgefährtin, ließ sich aber immer mit »Brand« anreden und meldete sich so auch am Telefon. Und der Rückkauf war eine kluge Entscheidung gewesen …
Es folgte eine Buchausgabe der Heftserie, die 1994 im Hans Joachim Bernt Verlag startete. Der Bearbeiter Manfred Weinland schob zwischen Heft 49 und 50 weitere Romanepisoden ein, den dreibändigen G’Loorn-Zyklus. Während Buch sechs von ihm mit Unterstützung Werner Kurt Giesas geschrieben wurde, zog er für Buch sieben und acht zusätzlich noch Manfred Wegener, Conrad Shepherd und Hubert Haensel hinzu. Bald darauf musste Weinland die Bearbeitung aus Zeitgründen an Gerd Rottenecker und Heinz Mohlberg abgeben. Inzwischen liegt die Buchausgabe der ursprünglich 98 Heftromane geschlossen vor und wurde von einem neuen Autorenteam durch neue Abenteuer ergänzt. So entstanden mehrere Dutzend weitere Bücher – teilweise mit sehr angesehenen und guten Autoren.
Einer der fleißigsten neuen REN DHARK-Mitarbeiter war Werner Kurt Giesa, der von Kurt Brand im Falle einer Fortsetzung als neuer Hauptautor der Serie vorgesehen gewesen war. Einige Zeit vor seinem viel zu frühen Tod am 8. Februar 2008 kam es zu Streitigkeiten mit dem Verlag. Giesa war nicht mehr bereit gewesen, die politische Linie der Macher mitzutragen, und schied aus eigenem Wunsch aus dem Autorenteam aus.
Ein Abstecher zu Bastei
Im Jahre 1977 startete bei Bastei-Lübbe die Taschenbuchreihe MONDSTATION 1999 mit Romanen zu einer Fernsehserie, die damals im ZDF unter dem Titel »Mondbasis Alpha 1« lief. Genau wie bei der Heftserie COMMANDER SCOTT setzte der zuständige Redakteur Michael Kubiak wieder amerikanische und deutsche Autoren gemeinsam ein. Auf die ersten sechs Romane von Michael Butterworth folgten sechs Eigenproduktionen. Dabei machte H. W. Springer alias Hans Wolf Sommer mit vier Bänden den Anfang, ein sehr unterhaltsamer Autor von Krimi, Horror und Science Fiction, der unter diesem Pseudonym auch lange für die SF-Reihe des Zauberkreis Verlags tätig war. Den elften Band von MONDSTATION 1999 verfasste der ehemalige PERRY RHODAN-Autor Kurt Brand, doch zu einer ständigen Mitarbeit kam es nicht mehr. Der folgende Titel von M. S. Thomas schloss die Reihe ab.
Erst vier Jahre später sollte Brand noch einmal eine Taschenbuchveröffentlichung erleben, als der Bastei Lübbe Verlag 1982 begann, in der Reihe SCIENCE FICTION ABENTEUER seinen zehnbändigen Heftromanzyklus über den Weltraumreporter Yal neu herauszubringen, den Brand ab 1963 parallel zu seiner Arbeit an PERRY RHODAN herausgebracht hatte. Allerdings wurden nur die ersten sechs Hefte der Serie nachgedruckt, die in der von Günter M. Schelwokat betreuten TERRA-Reihe erschienen waren.
Brands Taschenbuchprojekte standen nie unter einem guten Stern. Aber inzwischen hat der Autor späte Genugtuung erfahren. Viele seiner serienunabhängigen SF-Einzelromane wurden mittlerweile nachgedruckt, vorwiegend beim Verlag Heinz Mohlberg.
Leben auf dem Mars
»Im Herbst 1975 starteten zwei Planetensonden von Kap Kennedy, die technisch und finanziell das bisher wichtigste und ehrgeizigste Weltraumexperiment darstellen und die Chance bieten, eine der aufregendsten Entdeckungen aller Zeiten zu machen: Leben auf dem Mars.«
So pries ein farbiger Beihefter in PERRY RHODAN 741 und 742 auf vier Seiten ein neues NASA-Projekt an, wobei die Daten der Trägerraketen und der Viking-Lander sowie die genauen Flugdaten ebenso enthalten waren wie Stellungnahmen von Wissenschaftlern und ein Verweis auf ein Hörspiel von Orson Welles, das auf der Grundlage des Romans »Krieg der Welten« von H. G. Wells entstanden war; es hatte 1938 in New York eine Massenhysterie ausgelöst, weil Tausende von Zuhörern an eine echte Invasion vom Roten Planeten glaubten.
Anlass für diese Werbung war ein ungarischer Briefmarkensatz mit Ringbinder gewesen, den man für 29,50 DM erwerben konnte. Gekoppelt mit der Bestellung war ein Abonnement über neue und ältere Marken und Blocks zum Thema »Die Erforschung des Mars im Spiegel der Briefmarke«.
Ein beachtlicher Aufwand für den Kundenfang, den in dieser durchaus lehrreichen Weise bei heutigen Angeboten bestenfalls noch Wissenschaftsmagazine leisten.
Die Peschke-Invasion
Die letzten Neuzugänge bei ATLAN waren noch nicht lange her. Erst im Dezember 1974 war Conrad Shepherd ins Team aufgenommen worden, zwei Monate später gefolgt von Marianne Sydow. Schon eine Woche nach ihr – im April 1975 – erschien der erste ATLAN-Roman von Harvey Patton, einem, wie es schien, völligen Neuling. Er hatte vorher in TERRA ASTRA in größeren Abständen fünf Einzelromane veröffentlicht … aber sonst?
Einen Monat nach seinem ATLAN-Debüt erschien in TERRA ASTRA ein Autorenporträt, das diesen Irrtum aufklärte. Des Rätsels Lösung war, dass der Autor sich eigens für Moewig ein neues Pseudonym zugelegt hatte. Ältere Fans kannten ihn noch als Leihbuchautor W. Brown, ein Name, unter dem auch andere Autoren firmiert