Эротические рассказы

Paganini - Der Teufelsgeiger. Christina GeiselhartЧитать онлайн книгу.

Paganini - Der Teufelsgeiger - Christina Geiselhart


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im Saal erlebt, sobald Paganini seine Violine hatte erklingen lassen. Die atemberaubenden Läufe, Triller und Akkordfolgen fegten männliche und weibliche Zuhörer von den Stühlen. Dabei war er so jung, so schmal, wirkte so zerbrechlich, sah aus, als wolle er in der nächsten Minute vor Schwäche umsinken. Signor Baciocchi vermutete ein Geheimnis hinter Paganinis Kunst. Ein Fluch, ein Zauber, eine Krankheit. Irgendetwas Skurriles. Kein normaler Mensch, selbst hochbegabt, kann in jungen Jahren solche Kunststücke vollbringen und Klangwirkungen schaffen, die Frauen jeder Altersgruppe außer Rand und Band bringen, dachte Felice erregt. Elisa fängt schon an zu zittern, sobald der Musiker den Hals der Geige packt und sie unters Kinn schiebt. Bei den ersten Tönen verdreht sie die Augen, nach einigen harmonischen Klängen sinkt sie um. Mit seiner schmächtigen Figur und dem leidenden Gesicht wird er Elisa nicht verführen können, denn darin ist sie wählerisch wie ihr verdammter Bruder. Was aber, wenn er es mit seinen teuflischen Künsten schafft? So grübelte Felice und trachtete danach, selbst ein guter Geiger zu werden.

      „Mache ich Fortschritte?“, fragte er seinen genialen Lehrer Ende Mai des Jahres 1806.

      „Nach sechs Monaten Unterricht lässt sich nicht viel sagen, mon Prince!“ Paganini packte hastig die Geige ein. Er wollte seine kostbare Zeit nicht noch weiter mit dem schwerfälligen, tapsigen Prinzen vergeuden, obwohl er ihn schätzte. Außerdem war es besser, Elisa zu meiden. Nicht ein Bankett, nicht eine Soirée hatte sie verstreichen lassen, ohne um ihn herumzuschwänzeln. Sie war eine Wespe. Sie schwirrte herbei, summte um ihn herum und passte er nicht auf, stach sie ihn an der empfindlichsten Stelle.

      „Seien Sie ehrlich, Maestro! Ein Lehrer weiß schon nach zwei Wochen, ob sein Schüler begabt ist.“

      Santa Maria, dachte Niccolò. Er hat mich doch nicht nach seiner Begabung gefragt, sondern nach seinen Fortschritten. Und mit beiden ist es nicht weit her.

      „Erlauben Euer Gnaden, mit dem Urteil noch ein wenig zu warten.“ Paganinis Wangen röteten sich, was ihm gut stand. Sein Gesicht wurde ernst und in seinen Augen blitzte es. Felice erschrak. Plötzlich zweifelte er nicht mehr daran, dass Paganini ein Geheimnis hatte. Aber welches?

      „Gut, gut, Maestro. Muntern Sie mich dennoch ein wenig auf. Alles, was Sie tun, ist mit dem Kopf nicken oder Hmmm murmeln. Mir ist zu Ohren gekommen, wie eifrig Sie Ihre Schüler vom Orchester anspornen. Bin ich, Ihr Prinz, weniger wert als die kleinen Schüler?“

      Paganini schloss die Augen und stellte sich schnell das Gesicht seines strengen Vaters vor, weil er fürchtete, höhnisch und ungebührlich aufzulachen. War der Prinz dumm oder naiv? Wie konnte er sich mit einem Musiker des Orchesters vergleichen? Paganini ging den Weg des geringsten Widerstandes, um rasch verschwinden zu können.

      „Euer Gnaden sind meiner Verehrung gewiss. Sie haben enorme Fortschritte gemacht! Vertrauen Sie mir: Ich werde Sie zukünftig tüchtig anspornen.“

      Unglücklicherweise tauchte in dem Augenblick Elisa auf. Sie war kugelrund und figurlos, was ihr Kleid noch hervorhob. Der Rockteil war hoch angesetzt und von einem goldenen Band über dem Bauch gehalten. Ihre schmale Nase wirkte durch das hagere Gesicht noch länger und die Augen hingen wie zwei feuchte Trauben unter den Augenbrauen. Paganini verneigte sich und griff nach seinem Geigenkasten.

      „Maestro, s’il vous plaît, ne partez pas si vite!“

      „Madame, mi scusi!“ Er verneigte sich ein drittes Mal. Diesmal lächelten seine Augen. Sein Mund verzog sich charmant, so jedenfalls wirkte es auf Elisa. Paganini bezweckte nicht, charmant zu sein, er suchte das Weite. Und er fand Elisa, bei aller Hochachtung, die er ihr entgegenbrachte, schlicht und einfach albern. Heute oder morgen sollte ihr Kind zu Welt kommen und sie hörte nicht auf, ihren Kammervirtuosen anzuschmachten und an dem Vater des Kindes vorbeizusehen, als wäre er ein Möbelstück. Felice schien davon nichts zu bemerken. Ihm fehlten gewisse Antennen. Das machte sich natürlich auch im Geigenunterricht bemerkbar.

      „Lieber Signor Paganini, wann immer ich Ihnen begegne, sind Sie in Eile. Das gefällt mir durchaus nicht. Bis auf die ungezogenen Gegner meines Bruders sind Sie der Einzige, der nicht jede Sekunde mit mir ausnützen will. Nennen Sie mir bitte den Grund Ihrer permanenten Hast.“

      Paganini verneigte sich ein weiteres Mal. Diesmal, um seine gelangweilte Miene zu verbergen. Als er den Kopf wieder hob, verbarg ein Lächeln seinen Ärger.

      „Madame, ich erlaube mir zu behaupten, dass ich Ihrer kostbaren Zeit nicht würdig bin, solange ich nicht spiele. Meine Bedeutung liegt in meiner Kunst und liegt die brach, will ich Ihrer Herrlichkeit mit meiner Wenigkeit nicht auf die Nerven gehen.“ Paganini versuchte, sich rückwärts davonzumachen, sich dabei stets verneigend, um seine spöttische Miene zu verbergen. Elisa wackelte ihm hinterher. An der Tür verlangte es die Höflichkeit von ihm, nochmals aufzusehen.

      „Madame, au revoir!“

      Elisa blickte ihm geradewegs in die Augen. Mit einer Glut, die ihn entzünden musste, ob er wollte oder nicht.

      „Sie haben schöne Augen, mon Virtuose! Es lodert ein Kaminfeuer darin, an das man sich setzen möchte.“ Ihre Stimme hatte einen samtenen Klang und für wenige Augenblicke spürte er ein sonderbares Verlangen. Ein Ziehen im Magen, ein kurzer Drang, sich im weichen Samt ihres Kleides niederzulassen. Die Idee berührte ihn flüchtig und kaum hatte er das Zimmer verlassen, dachte er nicht mehr daran.

      20

      Elisa will mich um jeden Preis. Es schmeichelt mir, dennoch wehre ich mich energisch. Der Gedanke, dem armen Wicht von Ehemann Hörner aufzusetzen, schmerzt körperlich. Genügt es nicht, dass er auf Wunsch des Kaisers seinen Namen Pasquale in Felice hatte ändern müssen? Er ist ein Einfaltspinsel, aber ein gutmütiger Kerl und verdient mehr Respekt. In der Regel sind mir dumme Menschen eine Qual, bei Felice hingegen urteile ich milder. Er tut mir leid. Seine Frau schert sich nicht um ihn. Er kann sich alle Mühe geben, er bleibt eben nichts weiter als das Anhängsel einer Bonaparte.

      Zwei Wochen vor der Geburt des Kindes taucht die Prinzessin kaum noch auf ihren Empfängen auf und auch ich mache mich rar. Ich betreue, so weit es geht, die Schüler, erfülle meine Pflichten im Hoforchester.

      Unter den Musikern tummelt sich ein gar sonderliches Subjekt. Es frisst alles, was nicht niet- und nagelfest ist. Nein, es frisst auch, was fest ist. Seine Fingernägel, seine Haare, seine Kleider und selbstverständlich seine Partituren. Immer wieder sind wir veranlasst, die Partitur für ihn zu kopieren, bevor er sie auffrisst. Leider ist der Mann Violinist, was mich fürchten lässt, er knabbere eines Tages an seiner Geige oder am Bogen. Flöte und Pauke laufen weniger Gefahr, gefressen zu werden. Der Musiker hört auf den Namen Alessandro und hat ein vorzügliches Ohr. Er spielt auch ganz anständig, überrascht zwar nicht mit seinem Spiel, aber das erwartet ja kein Mensch von einem Orchestermusiker. Wie auch immer. Wäre nicht der absonderliche Mensch, würde ich mich in aller Ruhe auf meine neue Komposition für Orchester und Violine konzentrieren können. Elisa, die Teufelin, wünscht etwas Besonderes zum Geburtstag ihres Bruders im März des kommenden Jahres. Als sie es mir sagt, streift ihr Arm meine Brust und ihr dicker Bauch meine Schenkel. Ich spüre den Strom ihres Verlangens. Er überträgt sich bei jeder Berührung.

      Endlich kommt das Kind zur Welt und Elisa ist abgelenkt. Ich arbeite an der Sonate. Einen Monat lang habe ich Ruhe, in einem freundlichen Zimmer des Hauses Quilici. Mein Fenster zeigt auf den Garten, der im Augenblick in seiner ganzen Farbenpracht erblüht. Eine schmale Allee von roten Rosensträuchern führt zu einer Laube in dunklem Grün. Dahinter blitzt etwas blauer Himmel, in dem weiße Wolken schweben. Sie erinnern tatsächlich an ungeschorene Schafe. Mit Notenblatt, Feder und Tintenfass setze ich mich täglich ans Fenster. Ich schaue hinaus und bald schon sehe ich die Farben vor meinen Augen nicht mehr. Nein, ich höre sie. Ich höre das Thema, ein wenig pastoral, ein wenig poetisch, leicht dahinwiegend, im Sechsachteltakt. Eine fließende Melodie, die ein Frauenherz erweicht. Aber wird es Elisa genügen? Einen Sprung in den Zweivierteltakt mag diese gestrenge Frau sicherlich. Das klingt nach Marsch. Jawohl, Madame, wir Lakaien marschieren vor Ihrer Hoheit in Reih und Glied auf: Eins, zwei, eins, zwei. Nun jucken meine Finger. Drei Variationen werden folgen und dazu tanze ich nicht nach Madames Rhythmus. Raus aus dem Gefängnis der Gewohnheit. In den beiden ersten Variationen springt mein Bogen, dann wechseln sich Flagoletts


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